Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St. Ingaberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonnutag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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A 135 
— 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Neich. 
München, 12. Juli. Am nächsten Sonn⸗ 
ag trifft Kaiser Wilhhelm dahier ein, um 
eine Reise zur Badekur nach Gastein fortzusetzen. 
zu Rosenheim wird der Kaiser Nachtquartier nehmen. 
Berlin, 12. Juli. Der deutsch⸗spanische 
pandels- und Schifffahrlsvertrag wurde heute hier 
mterzeichnet. 
Berlin, 12. Juli. Der Reichsanzeiger ver⸗ 
ffentlich das Zuckersteuergesetz und die Ver⸗ 
rdnung, betreffend das Verbot der Einfuhr und 
lusfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenstände 
»es Weiubaues und Gartenbaues. 
Berlin, 18. Juli. Bezüglich des deutsch- 
panischen Handelsvertrags, sagt die Nordd. allge. 
ztg., daß durch die Thatsache der Unterzeichnung 
es Vertrags allein in den gegenwärtigen handels⸗ 
olitischen Beziehungen beider Staaten, wonach 
veder Deutschland in Spanien, noch letzieres in 
deuischland zu den meistbegünstigten Nationen 
sehört, eine Aenderung zunächst nicht eintritt. 
Berlin, 13. Juli. Der Reichsanzeiger pub⸗ 
izirt ein Konkurrenz⸗Ausschreiben für den Erweite⸗ 
ungsbau der königlichen Museen in Berlin, wozu 
ille deutschen Architekten eingeladen werden. Fuüͤr 
ie besten Lösungen sind vier Preise von je 5000 
MNark ausgesetzt worden. Der Reichsanz. gibt ferner 
ine Uebersicht über die Arbeiten der Kommission 
ur Ausarbeitung des bürgerlichen Gesetzbuches, 
woraus erhellt, daß die Arbeiten der Kommisfion 
in erfreulichem Fortschritt begriffen sind, so daß auf 
einen Abschluß in nicht zu ferner Zeit gerechnet 
verden darf. 
Fürst Bismarck und die Kolonial⸗ 
rage. Ein Berliner Berichterstatter wußte dieser 
age von einer Konferenz zwischen dem Kronprinzen, 
em Fürsten Bismarck, dem Grafen Molike und 
em Grafen Waldersee über die Frage deutscher 
dolonien zu melden Jene Korrespondenz ging, 
beil sie einige schnoderige Bemerkuͤngen zu Un— 
unsten der deutschen Kolonialbestrebungen enthielt, 
atürlicher Weise in alle diejenigen Blätter über, 
yelche die nationale Bedeutung der hochwichtigen 
rage entweder noch nicht erfassen wollen. 
Riesem Produkt der sauren Gurkenzeit tritt nun 
er offiziöse Korrespondent der Elberfelder Zeitung 
nit Entschiednheit gegenüber. Er schreibt: „Wu 
oͤmen dem gegenüber mit aller Bestimmtheit ver— 
ichern, daß eine solche Konferenz niemals stattge⸗ 
unden hat. Es ist auch gar nicht abzusehen, weß⸗ 
alb zu einer derartigen Konferenz nichi nur der 
hef des Großen Generalstabes, sondern auch sein 
tellvertreter der Generalqtiartiermeister, hätie zu⸗ 
zogen werden sollen. Weit wahrscheinlicher waͤre 
daß in einem solchen Falle neben dem Grafen 
holtke der Chef der deuischen Admiralität um 
inen Rath angegangen worden wäre. Was die 
eimn Fürsten VBismarck in den Mund gelegten 
kußerungen anlangt, er sei zwar im Allgemeinen 
n Kolonisationsbestrebungen günstig gesinnt, werde 
der auf längere Zeit hinaus eher die Hand dazu 
eten, dier Äuswanderung in Deutschland zu be— 
hränken, als fier zu beförderm, so entsprechen sie 
uch nicht den Ansichten des Reichskanzlers über 
ie Kolonialfrage. Es ist vielmehr in unlerrichteten 
asen längst bekannt, daß Fürst Bismard der 
en Ueberzeugung ist, daß der Erwerbpongroßen 
olonien für das deutsche Reich eine Lebensbe— 
naung eist, da ein großet europäischer Staat heuf- 
Sonntag, 15. Juli 1883. 
jutage ohne Kolonialbesitz eine Weltmachtstellung 
zuf die Dauer nicht behaupten könne. Die Er— 
ahrung mit der Samoavorlage im Reichstage hat 
»en Fürsten Bismarck allerdings gelehrt, daß diese 
Erkenntniß in Deutschland noch nicht genügend 
ꝛerbreitet und daß es daher geboten ist, in dieser 
Frage möglichst vorsichtig und langsam vorzugehen. 
Feder deutsche Mißerfolg in dieser Hinsicht kommt 
irekt unseren Konkurrenten zu Gute, wie gleichfalls 
die Samoa⸗Affaire gelehrt hat. Nur aus diesem 
Hrunde hat Fürst Bismarck vorläufig die Koloni⸗ 
ationsbestrebungen offiziell ruhen lassen. Seine 
ollen Sympathien gehoͤren aber dem kürzlich in 
rrankfurt a. M. gegründeten Verein zur Erwerbung 
ꝛeutscher Kolonien, und er wird ohne Frage auch 
einerseits die Bestrebungen dieses Vereins in dem— 
elben Augenblicke wieder aufnehmen, in dem er 
zie Ueberzeugstng gewonnen haben wird, daß die 
Mehrheit der deutschen Volksvertretung ihn darin 
nit vollem Verständniß zu unterstützen bereit n 
(F. J. 
— Bergzabern, 12. Juli. Ein hiesiger 
Einwohner, welcher auf einem Stück Land 11 Garben 
rorn erntete und dieselben gestern dreschen ließ, 
erhielt von denselben nicht weniger wie 6 Simmern 
Frucht. Wenn so alle Früchte ausgeben, ist dieses 
Jahr keine Noth. (S. W.) 
— Edenkoben, 12. Juli. Die Brutto— 
innahme beim hiesigen Schützenfeste hat dem Ver— 
iehmen nach die Höhe von beinahe 56,000 M. 
rreicht, so daß nach Abzug der freilich nicht unbe— 
deutenden Kosten dem Schuͤtzenverein doch noch ein 
leberschuß von einigen Tauͤsend Mark verbleiben 
yürfte. 
„X Aus der Pfalz, 13. Juli. Gelegent⸗ 
lich der Austrittsprüfung aus dem Schillehrer⸗ 
seminar Speyer wurden bis jetzt folgende Auf⸗ 
zaben zur schriftlichen Bearbeitung gegeben: 
l. Aufsatz: Das gute Beispiel ist der beste Lehr⸗ 
meister. (4 Stunden Zeit zur Bearbeitung.) 
J. Religon: 1. Was lehrt die katholische 
Zirche von den guten Werken? Das Pontifikat 
Pius VII. ist zu beschreiben! (2 St. 3. 3. B.) 
. Kirchendienst: Was ist in der Sakristei 
ind am Altare zur Feier des hl. Meßopfers herzu⸗ 
ichten? (1 Sid. 3. z. B.) IV. Arithmetik 
und Geometrie: 1. Auf einem kreisrunden 
Hartenrasen befindet sich ein Blumenteppich in der 
Form eines regelmäßigen Dreiecks, dessen Ecken in 
iie Peripherie fallen. Wie viel mißt der Radius 
es Kreises, wie viel die Dreiecksseite und welchen 
Fuhalt hat das Dreieck, wenn das Perpendickel von 
»em Kreisumfang auf die Mitte einer Dreiecksseite 
„96 m beträgt? 2. Ein Gefäß von der Form 
ines Kegelstumpfes ist unten 98 cm, oben 7 cm 
weit, 6,6 em tief und bis zu einer Hoͤhe von 
3,8 em mit Wasser gefüllt. Als man einen Stein 
ineinlegte. wurde das Gefäß gerade voll. 
Hie schwer ist der Stein, wenn sein spezifisches 
vewicht 3,8 beträügt? 3. Ein zu einem gewissen 
Zinsfuße ausgeliehenes Kapital wächst mit den ein. 
'achen Zinsen in 5 Jahren zu 14,3355 M. an. 
Ddasselbe Kapital würde, wenu es 161 0 höher 
ingelegt wäre, nach 8 Jahren mit den Zinsen auf 
16,240 M. anwachsen. Wie groß ist das Kapital 
und zu welchem Zinsfuße ist es ausgestanden? 
1. J. A-b x (4 —) y — 6 
II. x y — 1 
a — b a — a — 5; 
(3 Std. Z. z. B.) V. Geographie: Die 
Bedeutung der Gebirge 
a. im Haushalte der Natur 
b. für das Menschenleben. (1 St. Z. z. B.) 
VI. Geschichte: L. An welchen Kriegen war 
Zayern in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts 
eteiligt, mit wem verbindet und muͤ welchen 
Folgen? 2. Durch welchen König erhielt Schweden 
eine Großmachtsstellung und wie verlor e— dieselbe 
vieder? (1St. 83. z. B.) VIl. Landwiri 
schaft: 1. Welche Winke geben die physikalischen 
Ligenschaften des Ackerbodens dem Landwirte bei 
der Bearbeitung und Düngung? 2. Wichtigkeit 
er Viehzucht. 
Ausland. 
London, 12. Juli. Das brüske Vorgehen 
»er Franzosen in Tamatave (Madagascar) 
Jegen den britischen Vertreter erregt tiese Entruͤstung. 
Die Times nennt das Vorgehen des Admiral 
zierre einen Gewaltact und erhofft dessen Desa— 
»ouirung. Der Standard verlangt schleunigste Ge— 
zugthuung, welche allein einen Bruch vemeiden könne. 
Der Standard hat eine Depesche aus Hong— 
ong erhalten. Darnach herrscht in Tonkin 
lnarchie; Räuberbanden durchziehen das Land und 
euern mit großer Rerwegenheit auf die französischen 
horposten. Das Klima ist derart, daß größere 
Zberationen vor Oktober unmöglich werden. 
Lokale und pfelzische Rachrichten. 
— Aus dem Bliesgau, 12. Juli. Am 
jächsten Sonntag, den 153. d. wird in Ommers—⸗ 
Jeim die diesjährige Bezirks-Versammlung des 
reuerwehr-Bezirksverbandes Zwei— 
Rrücken abgehalten, und verspricht das Fest dieses 
jahr, günstige Witterung vorausgesetzt, sehr schöͤn, 
owie auch stark besucht zu werden, da, Dank der 
knergie unseres Hrn. Bezirksobmannes, in jeder 
Semeinde eine mit den noͤthwendigen Geräthschaften 
nusgestattete Feuerwehr, resp. Loschmannschafi, sich 
hefinden muß, und wird derselbe auch die Versamm— 
ung mit seiner Anwesenheit beehren. Um 2 Uhr 
Nachmittags wird die Ommersheimer Feuerwehr 
die Hauptübung abhalten; nach Beendigung der— 
jelben ist unter Vorantritt der 24 Mann siarken 
beliebten Ensheimer Musik Zug sämmtlicher Feuer—⸗ 
vehren durch die Ortsstraßen nach dem Festplatz, 
einem eingezäunten schattigen Wiesengarten dicht 
»eim Orte, welchen Herr Gutsbesitzer Nichael Wack 
n zuvorkommender Weise' dem Verband unentgelt⸗ 
ich zur Verfügung gestellt hat; dann folgt die pro— 
‚rammmäßige Verhandlung der festgesetzten Tages- 
duung und gesellige Unterhaltung. Den Schluß 
ildet ein um 7 Uhr Abends beginnender Ball, 
pobei Eintritt und Musik für jeden Feuerwehrmann, 
iber nur filr diese, unentgeltlich sind. Da achi 
Bereine zugesagt haben, mit ihrem ganzen Korps 
u erscheinen, und die übrigen durch Deputationen 
ertreten sein werden, so dürfte es namentlich im 
Interesse der erst jüngst errichleten Feuerwehren liegen, 
iiese Gelegenheit zum Meinungsaustausch, sowie 
ur Anhörung der lehrreichen Debatten nicht vor⸗ 
vergehen zu lassen. 3w. 3ta.) 
—24 z)IAu J 
Vermischtes. 
F Seit einiger Zeit ist man in der bayer⸗ 
ischen Armee bestrebt, die Kenntniß des Lesens 
opographischer Karten und den Gebrauch solcher 
zꝛei jeder angängigen Gelegenheit bis in die untersten 
Zphaͤren der Heeresgliederung auszudehnen. Um 
dies in weitester Ausdehuung zu erreichen, wurde 
nurch neueste Verordnung beflimmt, daß von nun