ʒSt. Jugbherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
Tet. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs-
zlatt und Sonntags mit S8seitiger illustrirter Beilage, Das Blatt kostet vierteljährlich 14 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 H, einschließlich
d A Zustellungsgebüuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beirägt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 80 3. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
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M 160. I
Sountag, 19. August 1883.
18. Jahrg.
n
itische . „O welche Tiefe des Reichthums“ ꝛc. vorgetragen
Politisc Achersicht — jatte, schloß Herr Pfarrer Künkele mit einer
eutsche ei 4 varmen Ansprache die erhebende Feier. Die Stadt
Berlin, 17. August. Die „Nordd. Allg. st in allen Theilen hübsch geschmückt. Der Ver—
itg.“ erklärt, die Zeitungsmeldung, Cardinal Howard ertiger des Denkmals, Herr Bildhauer Knoll,
am Tage nach seiner Ankunft in Kisingen vom vurde von Allen Seiten herzlich beglückwünscht.
deichslanzlet empfangen worden und habe bei dem⸗ das Denkmal isft eine prächtige Leistung der Bild⸗
ben gespeist, für vollig aus der Luft gegriffen. jauerkunst. Die Figuren Luthers und Calvins sind
der Keichskauzler sei gesundheitlich nicht einmal in ußerordentlich charakteristifch, die Figur des „Reli⸗
eer Lage, Besuche ihm nahestehender Personen zu ionsfriedens“ überaus hoheitsvoll und anmuthig.
mpfangen, geschweige denn könne er politische Ge- — Das Festmahl in der Fruchthalle nahm den
chafte machen oder Unterhandlungen pflegen. chönsten Verlauf. Küche und Keller des Herrn
Berlin, 17. August. Der Kafser bewilligte khomas (Karlsberg) befriedigten allgemein.
ur Sammlungefür Ischia 50,000 Mark. — Der Stadirath Kaiserslautern hat
eine Zustimmung zur Errichtung einer dritten
höheren Töchterschule“ gegeben. Gründerin und
zuhaberin des Instituts ist Fräulein Lina Jacob
aselbst.
Ausland.
Der Aufruhr in Spanien ist noch nicht
nterdrückt. Depeschen von der Grenze stellen die
age als sehr ernst dar. Viele Banden durchziehen
ie Nord- wie die Südprobinzen. In Barcelona
ind die Unruhen gestern wieder ausgebrochen.
sorwährend' finden zahlreiche Verhaftüngen in
darcelona, Sevilla und anderen Provinzhauptstädten
ziatt. Das Gerücht von der Abdankung
Nartinez Campos' tritt lebhafter auf. Of⸗
izielle Rachrichten melden das Auftreten von
zanden in Catalonien.‘ Eine Bande' hielt' bei
granollers einen Bahnzug an und nahm 100,000
grancs weg. Die Reise des Königs nach
en Garnisonen im Norden fängt Freitag an. Der
doͤnig reist nach Lagranja, Sagasta bleibt in
stadrid. Der Minister des Innern, der Deutsch-
and sehr freundlich gesinnt ist, besteht darauf, daß
er König die Reise nach Deutschland an—⸗
rete, weil er dem Kaiser Wilhelm gegenüber
erpflichtet und alle ausländischen Staatsoberhäupter
on der Reise hereits benachrichtiat seien
F Vermischtes.
F(Wüthendes Pferd.) Auf der Station
Walhallastraße bei Regensburg wucde am Dienstag
Morgen ein junger Fuhrknecht, der mit 2 Pferden
Büter spedierte, von einem der Thiere plößlich mit
den Zähnen vorn am Leibe gepackt und so gräß-⸗
ich zugerichtet, daß Lunge und Leber heraushingen.
das Pferd schlug und biß wüthend um sich, so
»aß man ihm nur mit größter Mühe sein Opfer
ntreißen konnte. Der Aermste erlag in kurzem
einer schrecklichen Verwundung.
— GMeuer Industriezweig) In der
Steinlach (Würtemberg) hat sich in der letzten Zeit
zie liebe Jugend auf einen ganz eigenthümlichen
Industriezweig geworfen: das Schneckensuchen.
hanze Wagenladungen mit 50 — 70,000 häuschen⸗
ragender Schnecken gehen in's Oberland, theilweise
im nach Wien, Pest und der unteren Donau ver⸗
rachtet zu werden. Für das Hundert werden von
den Händlern 10 Pf. bezahlt.
FDie größte Orgel der Welt wurde
ieser Tage von den Fabrikanten Walcker u. Komp.
n Ludwigsburg fertiggestellt. Dieselbe ist für den
dom in Riga bestimmt und hat bei einer Breite
»on 10 Meter 20 Meter Höhe. Sie hat ein
Pedal, 4 Manuale mit 124 klingenden Registern
und ca. 7000 Pfeifen, deren größte 10 Meter lang
sst und einen Kubikinhalt von 2000 Liter hat.
die Blasebälge des Riesenwerks werden durch
Ddampfkraft getrieben. W
(Ddefraudation im Hause Roth—
ichild.) In dem Bankhause M. A. v. Rothschild
n Frankfurt a. M. wurde eine großartige Defrau—⸗
ation entdeckt. Die Ziffern schwanken zwischen 50
ind 150,000 Mk. Dieselbe hat sich ein Beamter
des Hauses zu Schulden kommen lassen der vor
änger als zwanzig Jahren in dasselbe eintrat.
Man glaubte immer, der Mann müsse ein sehr
sohes Gehalt haben, denn er hatte seine Haushal⸗
ung auf großen Fuß eingerichtet. Auch war er
n den Kreisen der Jäger als Besitzer einer eigenen
Jagd hoch angesehen. Wie wir hören, wird das
»aus, ähnlich wie in früheren Fällen, keinen
5trafantrag stellen und sich mit der Entfernung
des ungetreuen Beamten, von dem keinen Pfennig
urückzuerhalten ist, begnügen.
Hübsche Namen erdenken unsere Herren
Fhemiker. In der neuesten Patentliste des deutschen
Reiches befindet sich ein Patent verzeichnet, welches
sen Farbwerken von Meister, Lucius und Brüning
u Höchst bei Frankfurt a. M. verliehen ist. Das—
elbe bezieht sich auf ein Verfahren zur Darstellung
Lokale und pfälzische Nachrichten.
— Bei Gelegenheit der diesjährigen Kreisver⸗
mmlung · des landwirthschaftlichen Vereins zu
jomburg soll auch eine Versammlung der Vor—
ände der pfälzischen Obstbauvereine Statt finden
ur Besprechung über die Gründung eines Kreis⸗
erbandes pfälz. Obstbauvereine.
— In Waldfischbach ereignete sich vor
inigen Tagen ein Unglücksfall eigenthümlicher Art.
der dortige Oberförster Merk, ein sehr beliebter
Xxrr, schoß auf dem Anstand einen Rehbock; die
dugel drang durch den Körper des Thieres, schlug
ann auf einen harten Gegenstand und fuhr, zurück⸗
tallend, dem unglücklichen Schützen in das rechte
zein. Die Kugel sitzt im Knie und konnte bis
etzt nicht entfernt werden. Wenn deren Entfernung
uch gelingt, so wird doch wahrscheinlich nicht der⸗
indert werden können, daß das Bein lahm wird.
(Gwi.)
— Kaisersblantern, 16. August. (Feier
er Enthüllung des Unionsdenkmals.) Der Festzug
ellte sich heule Morgen programmgemäß auf dem
Narplaßz auf und bewegte sich unter großer Be—
reiligung nach der Stiftslirche. Das Denkmal
nie der Thor waren bei Ankunft in der Kirche ver⸗
ullt. Nach Begrüßung der Festgäste durch Herrn
elan Müüler hielt Herr Konsistorialrath Hofer
ne Festpredigt über Eph. 4, 3. Herr Konsistorial-
uh Risch sprach in kurzer, schwungvoller Weise
ie Weiherede. Herr Konsistorialrath v Glaser
uwickelie eingehend die Geschichte des Denkmals,
nd übergab dasselbe, nunmehr enthüllt, an die
rotestantische Gemeinde Kaiserslautern. Nachdem
et Kirchenchor aus „Paulus“ den prächtigen Chor
hon Paranitrobenzylidenchlorid ....
Wer die Zungengymnastik liebt, der versuche einmal
ünfundzwanzigmal hintereinander das schöne Wort
Paranitrobenzylidenchlorid“ auszusprechen.
fF Eininteressanter Versuch des Eigen—
hümers von Schloß Thurant bei Alken, Kobk⸗
raben wie Brieftauben zu dressiren und zu
zenutzen, ist recht gut gelungen. Am 7. ds. Mis.,
Morgens 7 Uhr 50 Min., wurden am Moselbahnhof
in Koblenz drei Raben aufgelassen. Um 8 Uhr
3 Minuten waren alle drei wieder in Thurant
ingetrossen.
F GMeues Infanteriegepäck) Auf
Befehl des Kaisers werden bei verschiedenen Truppen⸗
heilen des 4. Armeekorps während der diesjährigen
zroßen Manöver Trageversuche mit einem neuen,
don dem Kasseler Intendantur-Rath Weidemann
erfundenen Gepäck für Infanterie angestellt werden.
Das neue Gepäck vesteht aus zwei halbmondför⸗
migen, fich dem Körper des Soldaten anschmiegenden
Patrontaschen welche je 41 Patronen fassen und
uus einer am Trageriemen im hohlen Kreuz hängenden
Tasche von starkem wasserdichtem Stoff, oberhalb
velcher, in eine Regendecke vou wasserdichtem Leinen
ingeschlagen, der Mantel mit daran angeschnalltem
dochgeschirr getragen wird. Der Brodbeutel, gleich—
'alls aus wasserdichtem Zeug gefertigt, wird anstatt
vie bisher gebräuchlich, am Band über die Brust
ju hängen, mit Hacken und Leibriemen befestigt.
Als zweite Fußbekleidung sind dem Gepäck ein paar
leichte, zum Theil aus Segeltuch hergestellte, sehr
kestsitzendende Schnürstiefel in Form der sogenannten
Bebirgsschuhe beigegeben. Die Regendecke, welche
den Mantel trocken hält, wird im Bivouac als
Anterlage, zum Bau von Schutzdächern, oder bei
jeftigem Regen auf dem Marsch oder auf Posten
ils Regenmantel gebraucht. Das Gesammtgewicht
des Gepäcks des Infanteristen ist um 2 Pfund
ecleichtert.
F Brüssel, 16. August. Der Personenzug
Paris⸗Amsterdam stieß heute früh nahe bei Mecheln
nuf einen Güterzug. Der Lokomotivführer wurde
zetödtet, ein Condukteur und ein Heizer verwundet.
Der Zug wurde durch einen anderen ersetzt.
—f Eine Tenorstimmen-Pommade —
nit dieser interessanten Erfindung ist ein franzö—
ischer Industrieller dieser Tage vor das Publikum
und die Kunstwelt getreten. Das wunderbare Pro⸗
zdukt nennt sich „pommade phonophile“ und hat,
wie der Prospektus besagt, „die Fähigkeit, dem⸗
enigen, der die Pommade sechs Wochen hindurch
ich auf den Hals auflegt, eine prächtige Tenorstimme
zu verleihen. Auch empfiehlt sich dieselbe zum Ge⸗
zrauch für Künstler, welche im Verlaufe der Vor—⸗
tellung von Stimmlosigkeit oder plötzlicher Heiserkeit
defallen werden“. Man glaube nicht, daß man
es8 hier mit einer Blüthe der Saure⸗Gurken⸗Zeit
zu thun hat, die „Erfindung“ wird thatsächlich in
den Anoncenspalten südfranzösischer Blätter ange⸗
yriesen. Das Depot der „tonfreundlichen Pommade“
zefindet sich in Bordeaur. Künstler, die eine prächtige
Tenorstimme zu haben wünschen, wissen also, wohin
sie sich zu wenden haben. Hoffentlich schreitet der
amose Erfinder in Bordeaux auf dem so kühn
ingeschlagenen Wege glücklich fort und beglückt zum
heile der Kunsiwelt die Menschheit bald mit einem
S„opran⸗Haaröl, einer Baßstimmen⸗;Seife und einem
garyton⸗Zahnpulver!
4 (Warnung für Deutsche.) In meh—⸗
reren in England erscheinenden — englischen und
deutschen — Zeitungen wird Deutichland der Rath