ꝓↄ.. Auslherter Außzeuger.
Aumtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
a St. Ingberter Anzeiger erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöͤchentlich mit Unterhaltungb⸗
zlait und Sonntags mit 8seitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 14 40 — einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 , einschließlich
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auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 18 , bei Neclamen 80 3. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
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W 171.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Dem Vernehmen nach hat der fortschrittliche
lbgeordnete Ro hland einen Protest gegen die Wahl
snationalliberalen Abgeordneten Mahla
n Wahlkreis Neustadt-Landau angemeldet.
München, 2. Sept. Der König hat dem
zeneral der Infanterie und Kommandeur des 1J.
irmeekorps v. Gottberg und dem Gouverneur von
Zraßburg, Generallieulenant v. Massow, das Groß⸗
reuz des Militärverdienstordens verliehen.
Man nimmt nicht an, daß die nächste Reichs⸗
agssessi on vor Februar nächsten Jahres beginnen
verde. Es sind statistische Erhebungen über die
zemeindeabgaben angeordnet worden, welche
hne Zweifel mit dem Communalsteuergesetz, das
Jar d. Puttkamer auszuarbeiten übernommen hat,
asammen hängen.
Das Nahrungsmittelgesetz enthält, wie
4c Pharm. Zeitung bemerkt, Strafbestimmungen
egen den Verkauf verfälschter und verdorbener Nah—
ungs⸗, Genuß· und Gebrauchsmittel, nicht aber
egen den Verkauf verfälschter und verdorbener Arz⸗
eimittel, so daß z. B. der Droguist, wenn er ge⸗
alschtes Macis oder Pfefferpulver verkauft, bestraft,
vegen des Verkaufs gefälschteu Perubalsams oder
erdorbener Kräuter aber nicht bestraft werden kann.
da nun ein Theil des Arzneihandels in Deutsch-
ind freigegeben und in etwa 2000 Verkaufsstätten
ꝛetrieben wird, so hat die Frage, ob jene Lücke
uszufüllen ist oder nicht, ein mehr als theoretisches
Interesse.
Ausland.
Wien, 1. Sept. Die Politische Correspondenz
aeidet aus Madrid: Der König von Spanien
cifft am 9. September hier ein und wohnt wäh—⸗
end seines achttägigen Aufenthaltes in der Hofburg.
Bad Gastein, 1. Sept. Fürst Bismarck
Familie ist heute Nachmittag hier angekommen.
Salzburg, 1. Sept. Fürst Bismarist
eute Vormittag mit dem Personenzuge um 9 Uhr
3 Minuten im eigenen Salonwagen nach Gastein
bergereist. Der Fürst mit seiner Gemahlin und
em Grafen Herbert begab sich in Begleitung des
zrafen Kalnoty und des Statthalters Grafen Thun
om Hotel de l'Europe zu Fuße nach dem Bahn⸗
jof, wo er noch kurze Zeit im Fürstenzimmer ver⸗
veilie, und verabschiedete sich dann beim Besteigen
des Salonwagens auf's Herzlichste von Kalnoky
ind dem Statthalter. Graf Kalnoky kehrte nach
Abfahrt des Zuges zum Hotel zurück und trat
Mittags die Rückreise nach Wien an. Er soll von
jem Ergebniß der Zusammenkunft sehr befriedigt sein.
Paris, 31. August. Das Journal des Debats
emerkt zu dem gestrigen Artikel der Norddeutschen,
erselbe sei eine Abschwächung des ersten Artikels.
die gemachten Beschuldigungen seien ungerechtfertigt,
bensowenig konne man den Versuch, die Verant⸗
bortung fur das Auftreten Antoines auf die fran⸗
ösische Presse zurückffallen lassen, ernst nennen.
die Reise Thibaudins anlangend, sei das geradezu
onderbar, man mache dem Minister einen Vorwurf
varaus, daß er die Festungen an der Grenze be⸗
uche, während Moltke vor Kurzem die französisch-
talienische Grenze besuchte. Die französische Re⸗
lierung dachte niemals daran, einen Credit von
chen Millionen für eine Mobilisirung zu fordern.
ẽchließlich spricht das Journal des Debats die
doffnung aus, die Erklarungen der Norddeutschen
Montag, 3. September 1888.
würden der internationalen Polemik ein Ziel setzen,
deren Nutzen sei sehr bestreitbar.
London, 1. Sept. Der Standard bringt
einen Artikel über den Jahrestag der Schlacht
beiSedan, welcher die Friedfertigkeit und Mäßig—
ung der deutschen Politik seit dem Sedantage rühmt
und sagt: Die Erfahrung der letzten 18 Jahre hätte
gelehrt, daß Fürst Bismarck keine Complote gegen
den europäischen Frieden schmiede. Die ver bün—
deten deutschen Reiche seien ein Pfand
für die Sicherheit gegen Störungen
des Friedens, wie solhe durch Racen—
haß oder dynastischen Ehrgeiz hervor—
gerufen werden tönnten. Als die frie—
zenstörenden Elemente in Europabe—
zeichnet das Blatt Frankreich und
sußland, die friedtichen conservati—
den Elemente seien Deutschland und
Dest erreich. Aus diesem Grunde begrüße England
en Namen Sedan mit Befriedigung und setze meher
Bertrauen in Deutschland als in den
sogenannten Bundesgnossen, der
riemals rastete, selbst dann nicht, nach—
dem er die Unabhangigkeitder Nach—
darstaaten zertrümmert hatte.
Rew⸗-NYort, 31. August. Gestern Abend ge⸗
angten die zur Eröffnung der Northern Pacific⸗
hahn geladenen deutschen Festgäste in Chicago au.
Bei der Ankunft wurde ihnen von den Deutschen.
Fhicagos und St. Pauls ein feierlicher Empfang
hereitet. Der heutige Tag wird nach einer Be—
zrüßung seitens der Handelskammer durch eine Be—⸗
ichtigung der Stadt und ihrer dedeutendsten Eta⸗
lissements, namentlich der großartigen Schlacht ⸗
häuser und Viehdepots mit ihren Elevatoren, aus⸗
gefüllt.
Lokale und pfaälzische Nachrichten.
e. Ensheim, 1. Sept. Wittualienmarkt
vom 30. August.) Eier per Dutzend 80 Ppf.,
Butter per e Kilo 1,20 Mt., Kartoffeln per 50
dilo 2,50 Mt., Kraut per Kopf 10-30 Pf. —
Während des Monats August wurden in Ensheim
jeschlachtet: 7 Kühe, 7 Rinder, 15 Kälber und
2Schweine. — Fleischtaxe in Ensheim: Rind⸗
leisch per /3 Kilo 60 Pf., Kalbfleisch per e Kilo
30 Pf., Schweifleisch per x Kilo 70 Ppf.
— Kaiserstautern, 80. August. Die
m Jahre 1859 aus dem protestantischen Schul⸗
ehrerseminar Kaiserslautern entlassenen Zög⸗
inge und nunmehrigen Lehrer feiern, wie man der
„Pf. Ztg.“ von hier schreibt, Mittwoch, den 26.
Zeptbr. nächsthin ihr 25jähriges Dienstjubiläum
ei Wirth Bauer auf der Haardt bei Neustadt. Nach
em Eintreffen der Frühzüge in Neustadt versam⸗
neln sich alle Festtheilnehmer in dex altdeutschen
Weinstube der Geodrüder Hoch, von wo aus gemein
haftlicher Ausflug in's Schonthal stattfinven wird.
lin 12 Uhr soll die Versammlung bei Gastwirth
gauer auf der Haardt mit Ansprache, Personalsta⸗
istit ꝛc. beginnen, woran sich das Festmahl mit
zeselliger Unterhaltung anschließen wird. Auch die
Hitschuler aus dem Ober⸗ und Unterkursus der
zubilare werden zu dieser Festlichkeit eingeladen
werden.
— Kandel, 30. August. Dem „L. Anz.“
wird von hier geschrieben: Ein hiesiger Feuer⸗
vehrmann wurde jüngst hei einer Uebung von
»em Kommandanten gerügt, weil derselbe mit einem
nit Grünspan überzogenen Helm erschienen war
diese Rüge wurde mit den Worten zurückgeschleudert
—18. Jahrg.
„Ich putze meinen Helm, wenn ich will ꝛc.“ Der
Feuerwehrmann wurde gerichtlich beanzeigt und ihm
uuf Grund des 8 368 Ziff. 10 des R.St.G.B.
und 8 39 Ziff. 5 und 8 4 Abs. 2 der distrikts-
polizeilichen Feuerlöschordnung eine Geldstrafe von
2 M. ev. 2 Tage Haft durch amäsrichterlichen
Ztrafbefehl diktirt.
— Marximiliansau, 31. August. Auf
dem Gebr. Gehrlein'schen Anwesen gerieth ein 155
ähriger Bursche aus Pfortz heute früh so unglück⸗
'ich in die Dreschmaschine, daß ihm ein Bein voll⸗
tändig vom Körper gerissen wurde.
— In der Wirthschaft „Zum weißen Roß“
n Speyer ließ sich der „Sp. Zig.“ zufolge dieser
Tage ein Handwerksbursche in so beleidigender
Weise über den Deutschen Kaiser aus, daß er ver—⸗
haftet wurde und sich nun wegen Majestätsbe—
eidigung zu verantworten haben wird.
— Die Gefangenanstalt in Frankenthal
wurde aufgehoben und der Anstaltsdirekior Alwens,
owie der katholische Hausgeistliche Plaß, vorbehalt⸗
lich der Wiederverwendung, quieszirt.
Vermischtes.
f Würzburg, 31. August. Der gestern
Abend um 8*0 in Nürnberg aagelassene, hier kurz
nach Mitternacht eingetroffene Postzug stieß in Folge
alscher Weichenstellung bei seiner Einfahrt in den
ziesigen Bahnhof auf einen Rangirzug. Zwei
Maschinen und neun Güterwagen wurden erheblich
veschädigt. Der Pferdewärter Fischer von Tirschen⸗
reuth wurde getödtet. Bahnwärter Hofmann, welcher
die falsche Weichenstellung verschuldet zu haben
scheint, hat fich geflüchtet.
FForbach, 27. August. Eine mit einem
zewissen Geheimniß umgebene, nobel auftretende
Pariserin, die sich schon einige Wochen in einem
„iesigen Gasthose aufhält und mit einem Sohne
einer hiesigen sehr achtbaren Familie in einem Ver⸗
jältnisse gelebt hat, das dieser aufzulösen für gut
'and, benutzte dieses Verhältniß, um von den Eltern
hres ehemaligen Liebhabers Geld zu erpressen, was
hr auch schon öfter gelungen sein soll. Mit dem
Borsatze, demnächst abzureisen und damit den Wün⸗
chen der betreffenden Familie entgegenzukommen,
wollte sie derselben den letzten Besuch und den Ver⸗
such machen, abermals von derselben Geld zu be—
kommen. Dort wurde die Dame jedoch nicht nach
Wunsch empfangen, sondern von einem Angehörigen
der Familie vor die Thür gesetzt. Dafür rächte sie
sich ducch Schimpfen und durch Schläge, die sfie
ihrem Gegner versetzte, wodurch eine große Menge
Volkes herbeigelockt wurde, die diesem Schauspiel
mit großem Interesse folgte. Ein Schwager des
Begners der Dame kam ebenfalls herbeigeeilt, um
demselben zu helfen, hatte aber sein Vorhaben mit
einigen kräftigen, weithin klatschenden Ohrfeigen,
welche ihm die Dame mit vielem Geschick applizirte,
zu büßen. Einem Polizeidiener, der sie verhaften
wollte ging es nicht besser; er bekam einige wuchtige
diebe mit dem Sonnenschirm. Einem andern ge⸗
lang es halb durch Zureden, halb durch Zwang, sie
dom Schauplatze zu entfernen und ihr im Gesäng⸗
niß Ruhe zu schaffen, aus dem sie heute wieder
entlassen worden sein soll.
F(Ein Damen⸗Schwimmfest.) Ein
munteres, froͤhliches Leben herrschte vor einigen
Tagen in der Damen⸗Badeanstalt von Carl Alexander
zu Eisenach. Es war ein Schwimmfest veranstaltet
worden, an welchem sich das zarte Geschlecht in
den mannigfachsten Badecostümen betheiligte. Eine