des provisorischen Komitéss über seine bisherige
Thätigkeit; Wahl des Vorstandes; Wünsche und
Anträge; Vortrag über das Verfahren beim Korn⸗
brennen. Nach 8 2 seiner Statuten hat der Verein
sich die Aufgabe gestellt: Das Branntwein⸗Bren⸗
nereigewerbe zu heben: a) durch Wahrung der be⸗
rechtigten Interessen seiner Mitglieder nach allen
Sciten, b) Belehrung, Bekanntgabe von neueren
praktischen Geräthen und Maschinen und Anwendung
vervollkommnender Verfahren, Versuche, Vorträge u.
sJ. w., c) direkte Verbindung mit der Oberzoll⸗ und
Aufschlagsbehörde zur Eclangung der größtmöglichen
Erleichterung im Betriebe des Gewerbes und Ver—⸗
werthung des Fabrikates.
— In der Gemeinde Kleinottweiler sind
der „Zw. Ztg.“ zufolge ebenfalls die Biattern
(Pocken) ausgebrochen und zwar sehr wahrscheinlich
durch Verschleppung aus Neunkirchen (Preußen),
woselbst diese Krankheit in ziemlichem Umfange
aufgetreten ist.
— Pirmasens, 23. Jan. Gestern Abend
besuchte ein hiesiger Hausknecht mit einem auswär—
ligen Bekannten die Roß'sche Wirthschaft, wobei
dem letzteren beim Eintritt der Mantel vom Arme
glitt. Sein Begleiter fing denselben auf, doch so,
daß ein in der Tasche desselben befindliches mit
Schrot grladenes Terzerol zu Boden fiel und sich
entlud. Der Schuß drang einem anwesenden Gaste,
dem Schuster Bopp von hier, ins Bein, doch soll
die Verwundung nicht schlimm sein. (P. A.)
— Vergangenen Samstag Abend sind die
Oekonomiegebäude des Landwirths Groß in Zesel—
berg ein Raub der Flammen geworden, wobei
leider auch 5 Stück Vieh zu Grunde gingen. Wie
die „Zw. Ztg.“ schreibt, ist die Entstehunqgsursache
nicht zu enträthseln.
— GBerein Creditreform in Kaisers—
lautern.) Dem Verein sind bis jetzt nach der
Kais. Ztg.“ 86 Mitglieder beigetreten. Die ein⸗
gereichten Rechnungen betragen 2288 M. 74 Pf.,
von denen bereits 417 M. 23 Pf. bezahlt worden
sind. — Das mit dem Verein verbundene Aus—⸗
kunftsbureau ist bis jetzt von 14 Mitgliedern zur
Einholung von 62 Auskunften benutzt worden. —
Der gleiche Verein in Neustadt wird voraussichtlich
in den nächsten Tagen seine Thätigkeit beginnen.
— Was vor 100 Jahren die Lebensmittel in
Speyer kosteten, davon gibt eine Nummer der
Stadt Speyerischen Wochenschrift (Beilage zur
Speyerer Zeitung) vom 9. September 1788 durch
folgende Frucht⸗ Brod⸗ und Fleischtare pro Sep⸗
sember 1783 Auskunft: Korn das Malter 3 fl.
30. kr. Alte Spelz 2 fl. 40 bis 45 kr., neue 2
fl. 24 kr. Alte und neue Gersten 2 fl. 24 kr.
Alter Haber 2 fl. 45 kr., neuer 2 fl. Welschkorn
4rfl. Ein Kreuzerzweck 10 Loth. Ein Kreuzer⸗
Schrözel 9 Loth. Kundenbr. für 10 kr. 6 Pfd.
Zwei Kr. gemischt Brod 30 Loth. Vier Kr. Brod
Tpfd. 28 Loth. Ochsenfleisch das Pfd. 7 kr.
Rindfleisch 8 kr., Kalbfleisch 7 kr., Schweinefleisch
/, ir. Ein gebrühter Ochsenfuß 6 kr. Ein gebrüh⸗
—
samt Zugehör das Pfd. 4 kr. Ein Ochsenhirn 4
ir. Ein gebrüht Ochsenmaul 6 kr. Sülzen das Pfd.
2 kr. Ein großer Kalbskopf 14 kr. ein kleiner 10
kr. Ein großes Kalbsgelüng 14 kr. ein kleines
10 kr. Ein Kalbskrös 7 ir. Zwei Kalbsfüß 8
kr. Ein Pfd. Wurst von Schweineblut wohl fett
6ukr. Eine Bratwurst 12 Loth am Gewicht 4 kr.
Ein Pfd. Leberwurst wohl fett 6 kr.
— Die Leitung der auf rasche Entwässer—
ung der vom Rheine überflutheten Niederungen
in den Amtsbezirken Speher und Franken—
thal gerichteten Arbeiten ist dem kgl. Kreisbau—
assesssr Reverdy übertragen.
— Großniedesheim. 24. Jan. Heute
Morgen fand man vor der Thüre seiner Behausung
den Ajährigen Tagner Georg Fuchs von hier
erfroren auf.
— Aus der Rheinpfalz wird dem „Frkf.
J.“ geschrieben: Der Antrag des psälzischen Land⸗
raths an die Staatsregierung, für die pfälzischen
Wasserbeschädigten behufs Wiederherstellung ihres
Haus- und Nahrungsstandes die Unterstützung aus
Staatsfonds in ausgiebiger Weise und mit mög—
lichster Beschleunigung zu erreichen, ist in nach—
stehender Weise motivirt: „Nach den bestehenden
Gesetzen hat der Kreis allerdings die Verpflichtung,
den mit Armen überbürdeten Districten helfend und
unterstützend zur Seite zu treten, ganz so wie die
Districte ihrerseits den überbürdeten Gemeinden
Hülfe zu leisten haben. Bei dem vorliegenden
zroßen Unglücke steht nun aber der Kreis selbst als
bereits überbürdet da, weil die Kreisgemeinde die
von den Dämmen entstandenen Schäden zu re—
pariren und die sehr beträchtlichen Kosten hierfür
aufzubringen hat, wozu kommt, daß die Kreisan⸗
zehörigen sowohl für die erste Hülfeleistung an die
Wasserbeschädigten die für ihre Retablirung sehr
bedeutenden Leistungen an Geld un Naturalien auf—
bringen mußten und noch fortwährend darreichen,
während andrerseits die Pfalz im Jahre 1882 nur
eine durchweg ungünstige Ernte, namentlich eine
zänzlich mißrathene Weinernte heimbrachte und
nicht allein während des Sommers in Strichen,
welche ganze Kantonen umfassen, von furchtbaren
Wetterschäden heimgesucht wurde, sondern auch
wenige Wochen vor dem Eintritte des Unglücks in
den Rheinniederungen durch schwere Ueberschwem⸗
mungen in allen Theilen des Kreises geschädigt
vorden war. Die Kreisangehörigen sind so theils
an sich weniger leistungsfähig, theils schon fort⸗
während in erhöhtem Maße mit Opfern zur Unter⸗
tützung in Anspruch genommen, weßhalb bei der
ieuen Kalamität anderweitige Hilie durchaus noth⸗
vendig erscheint. Und zwar ist es die Hilfe des
—X0
im welche sie bitten muß. Die Privatwohlthätigkeit
hat aus der Nähe und Ferne schon bedeutende Hilfe
ind sehr nennenswerthe Beträge dargeboten. Sie
vird und kann jedoch nicht ausreichen, um den Haus—
ind Nahrungsstand so vieler in ihrer Existenz be—
»rohten Familien wieder einigermaßen herzustellen.
die Nothwendigkeit der Staatshilfe wird allseitig
rkannt. Es haben die Regierungen und Kammern
»erjenigen Staaten, deren Rheinuferbewohner in
ihnlicher, wenn auch vielleicht nicht in gleich schwerer
Weise wie die baherische Pfalz von der letzten Hoch—
luth betroffen wurden, theils shon Unterstützungen
jus Staatsmitteln bewilligt, theils sind die vorbe—
eitenden Schritte im Gange. Darum hofft der
randrath, daß auch für die Pfalz ausreichende
Staatshilfe geschaffen wird und diese Hoffnung wird
jenährt durch die eingehende Aufmerksamkeit, welche
die Staatsregierung dem vorhandenen Schaden
vidmet, sowie durch die bereits erfolgte Anweisung
iner vorläufigen Unterstützungssumme aus der Re—
erve des Staates.“ Die Berechtigung dieser Motive
dürfte wohl allgemein anerkannt werden, nament⸗
ich aber wäre zu wünschen, daß der Hinweis auf
yvaz möglichst beschleunigste Verfahren an der ge⸗
eigneten Stelle seine Beachtung fände.
Vermischtes.
Der soeben bekannt gewordene Abschluß der
Einnahmen der kgl. bayerischen Staats—
eisenbahnen weist eine solche von 79,671,884
Mark für das Jahr 1882 auf. Das wäre gegen
»as Vorjahr ein Mehr von 4,512,778 Mk.
F Gayer. Schulstatistik.) Bayern hat
57 Kreisscholarchen, darunter 15 (weltliche) Kreis⸗
chulinspektoren. 176 Bezirkshauptlehrer leiten die
donferenzen. In den Präparandenschulen sind
2464 Schüler, im Seminar 1329. In den 1088
andwirthschaftlichen Fortbildungsschulen wird von
412 Lehrkräften unterrichtet; die Schülerzahl be—
trägt 14,633. 22,269 Schüler erhielten in 296
Jewerblichen Fortbildungsschulen von 1160 Lehrern
Unterricht. 46 Realschulen hatten 7065 Schüler,
die vier Industrieschulen 309, die 5 Realgymnasien
180. An der technischen Hochschule waren 741
Studirende. Die Frequenz der drei Landesuniber⸗
itäten betrug 3664. 63 Lehrer unterrichteten 578
Zöglinge in 14 Taubftummenanstalten. — Der
bayer. Lehrerverein zählt 10,084 Mitglieder.
Gas Endeeines Romar 870) In einem
üddeutschen Blatt finden wir folgendes merkwürdige
Inserat:
Bei meiner Abreise aus Würzburg meiner
iebenswürdigen Gattin, der Frau Ma—
hilde Frank, geborenen Siebenlist, königliches Ju⸗
iusspital, Oberfoͤrsterstochter, ein Lebewohl.
Würzburg, 29. Dezember 1882.
Frank, Rentamisschreiber.
fGoheisen-Produktion der südwest—⸗
ichen Gruppe des Vereins deutscher
Fisen- und Stahlindustrieller.) Seit
hrer Konstituirung im Juni vergangenen Jahres
nimmt die südwestliche Gruppe des Vereins deut⸗
cher Eisen⸗ und Stahlindustrieller für die ihr zu⸗
zehörigen Werke eine selbständige Statistik der
Produktion von Roheisen auf. Es liegen nunmehr
die Resultate des letzten Halbjahrs vor; dieselben
ergeben folgendes Bild; es wurden produzirt:
882 im 1. Puddel⸗ 2. Spie⸗ 3. Bessemer⸗ 4. Gieße⸗ Zu⸗
Monat roheisen. geleisen. roheisen. reirokeisen. samme
zuli 32t 440t 310 7711t 41800
Lugust 311, — 3748, 3207, 43761,
Seplbr. 3327 2422, 3880 42606
Dttober 58051, 3700, 3616, 458367
novbr. 876403 — 2000 33802 42942
Dezbr. 39302, 100, 3000, 2013, 45315
Gesamts —4 1707t 20629t 261818
Die Produktion war somit eine ziemlich gleich
näßige, indem das Maximum (Monat Dezember
15,315 t) gegen das Minimum (Monat Juli—
11,804 t) nur um 3511 6 oder noch nicht ganj
3,3 pCt. differirte. Durchschnittlich entfiel pro
Monat eine Produktion von 48,636 6. Im all
jemeinen hieit die Produktion der Gruppe in be
nerkenswerther Weise Schritt mit der Gesammt—
»roduktion Deutschlands an Roheisen in derselben
Periode, indem sie genau mit letzterer stieg und
iel, so daß man wohl kaum fehl geht, wenn man
Jjieraus auf durchaus gesunde und normale Pro
zuktionsberhältnisse der Gruppe schließt. Der Lager
estand der Werke war in ähnlicher Weise für die
elbe Periode ein gleichmäßiger; er betrug im Jul
882: 12,934 t; August: 11,3834 8; September
0O,8310 t; Oktober: 10,939 6; November: 12,974
Dezember: 14,433 t; also in maximo 14,43836
n minimo 10,8310 13, durchschnittlich 12,184*
Der durchschnittliche Absatz betrug somit 31,482
velche einen Werih von nahezu 2 Millionen Mi
tepraäsentiren. — Zu den Roheisen produzirenden
Werken der Gruppe gehören zur Zeit: ) Rud
Böcking u. Comp. in Brebach (produzirt aut
chliezlich Gießereiroheisen); 2) die Dillinge
düttenwerke (seit dem 1. September 1882
)) Gebr. Stumm in Neunkirchen; 4) Gewerh—
chaft Quint; 5) Gebr. Kraͤmer in St. Ing
»ert; 6) Lothringer Eisenwerke in Au
1. d. R.; 7)) Burbacher Hütte; 8) Hüt
engesellschaft Novpéant Cothr.); Eisen—
zütte Audun-le⸗Tiche; 9) De Wendel i
Hayingen; 10) Karcher u. Westermanni
Ars a. d. M. (Saar⸗ u. Bl.Ztg.)
In Mannheim ist letzten Sonntag einen
bekannten Finanzlöwen von einer kräftigen Schiffs
mannsfaust handgreiflich demonstrirt worden, dei
es nicht recht sei, des Nächsten Frau zu begehren
Dem Rheinschiffs-Kontroleur W. war gesteckt won
den, daß Herr B. des W. häufige Abwesenheit be
nütze, um ein Liebesverhältniß mit Frau W. p
oflegen. Sonntag früh sollte W. wieder ein
Rheinfahrt unternehmen. Er nahm auf 8 Tag
Abschied von seiner Frau, ging aber nicht auf
Schiff — er hatte sich einen Ersatzmann gestellt —
ondern auf die Polizei und fragte dort an, was en
khemann thun dürfe, der einen Liebhaber bei seins
Frau erwische. Ihn gründlich durchprügeln und zun
dause hinauswerfen, wurde ihm zur Antwort. Un
die 10. Morgenstunde erschten W. unverhofft in
dem Zimmer seiner Frau, traf dort Herrn B. und
haute ihn auf polizeiliches Anrathen so gründlid
daß B. in das Spital verbracht werden mußt
W. wurde verhaftet, aber sofort wieder freigelasser
F Wegen Einsturzes der Lörracher Wiesen
zrücke, durch welchen bekanntlich gegen 20 Mensche
hren Tod im Wasser fanden, ist gerichtliche Un
tersuchung eingeleitet worden. Da die Brücke un
der Weg zu derselben Eigenthum der Gemeind
Zörrach sind, richtete sich die durch den Freiburge
Antersuchungsrichter geführte Anklage gegen de
kLürgermeister von Lörrach.
FHamburg, 24. Jan. Das in Havre an
zekommene Dampfschiff „Bavaria“ hat an der Un—
zlücksstelle der ‚ Cimbria“ umhergekreuzt, ohne abe
rgend eine Spur von Ueberlebenden des Schifft
zu finden. Die von Cuxhafen ausgesendeten vit
Bugsirdampfer sind zurückgekehrt und melden eben
falls, nichts von Booten und Wradhstücken geseh
zu haben. — Die Gesammtzahl der dun an
jen ist 434, nur 56 Personen wurden gerett
arunter 85 Passagiere und 21 Mann von?
gesatzung. Unter den Umgekommenen befinden
25 Preußen, 52 Personen aus anderen Theil
Ddeutschlands, 72 Angehörige der österreichisch⸗ut
zarischen Monarchie (2 aus Wien, 12 aus Böl
nen, 44 aus Ungarn und 14 aus anderen Theile
)es Reiches), ferner 16 Russen und 14 Amerikant
daß wenig Aussicht auf Rettung weiterer Mo
chenleben vorhanden sei, sagte man in seemän
schen Kreisen Hamburgs schon am Sonntag voraui
Man. wußte, daß die Äussichten der zur Hilfe au
gJesendeten Dampfer nur sehr gering waren, den
wenn, wie dies ja feststeht, die „Cimbria“ in