Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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F „St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: im Sontag, Dienstag, Donunuerstag, Samstag und Sonntag; mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
Aatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 16 75 H, einschließlich 
d ¶Zustellungsgebüuhr. Die Einrückungsgebühr für die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 , bei Reclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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Donnerstag, 13. September 1888. 183. Jahrg. 
Politische Uebersicht. ! 
Deutsches Reich. 
Die neuen Bestimmungen über das 
lvancement der Offiziere in der bayeri⸗ 
chen Armee sind nunmehr erlassen worden. Der 
zönig hat beschlossen, für das Avancement in der 
ayerischen Armee den bis zum Jahre 1873 in 
kraft gestandenen Modus im wesentlichen wieder 
mzuführen, und zwar in Anlehnung an die für 
zeleihung mit Offiziersstellen im mobilen Verhält⸗ 
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eslien Grundsätzen. Diese werden denn nun auch 
ir die Beförderungvorschläge, welche der König zur 
iescheidung entgegen nimmt, maßgebend sein. Die 
ichtigste neue Bestimmung ist die, daß — wie im 
reußischen Heere — jedes Regiment, Jäger-Ba⸗ 
uillon, der Generalstab des Ingeniuer-Corps, der 
zrain, die des Zeugdienst- und des Feuerwerks— 
zersonals einen in sich geschlossenen Avancementskörper 
ilden, für welchen die Vorrückung innerhalb desselben 
u Porteepeefähnrich und zu den Offizierschargen bis 
Stabsoffizieren einschließlich, die Regel sein soll. 
Berlin, 11. Sept. Der preußische Gesaudte 
eim Vafikan, v. Schlözer, ist heute vom Für⸗ 
en Bismarck in Gasteinzempfangen 
vorden. Derselbe begibt sich auf seinen Posten 
ach Rom zurück. 
Fürst Bismarck wird nach Beendigung 
»mer Kur in Gastein einen kurzen Aufenthalt in 
erlin nehmen und dann nach Friedrichsruhe gehen. 
aselbst wird er nur kurze Zeit verbleiben, um 
dann unter seiner Leitung die für die Winter—⸗ 
ssion des Reichsstages zur Berathung bestimmten 
nialpolitischen Gesetzentwürfe ausarbeiten zu lassen. 
sgie das Frankf. Journ. erfährt, werden folgende 
rurstlichkeiten den Herbstübungen des 11. 
rmeekorps beiwohnen: der Kaiser, der Kronprinz 
z deutschen Reiches und von Preußen, die Prinzen 
dilhelm, Friedrich Karl und Albrecht, ferner der 
onig von Sachsen, der König von Spanien, der 
onig von Serbien, der Prinz von Wales, der 
kronprinz von Portugal, der Herzog von Edinburgh, 
er Herzog von Connaught, der Herzog von Cam⸗ 
ridge, der Großherzog von Sachsen, der Großher— 
g von Hessen, der Landgraf von Hessen, der Erb⸗ 
erzog von Sachsen, Prinz Alexander von Hessen, 
tinz Heinrich von Hessen, Prinz Wilhelm von 
essen, der Fürst, zu Waldeck und Pirmont. 
Ausland. 
Ein „patriotisches“ Wertk. Unter dieser 
'pitzmarke bringen französische Blättor die Nachricht, 
ußafich in Paris eine Gefellschaft bildet, welche 
»fich zur Aufgabe macht, ausschiießlich französische 
hrodukte in's Ausland umd in die Colonien zu 
hortiren 
London, 11. Sept. Die Trauung der 
amzessin Viktoria von Hessen mit dem Prinzen 
udwig von Battenberg wird im Laufe des 
vrbstes im königlichen Schlosse in Windsor statt⸗ 
iden. Die Königin wird wahrscheinlich etwas 
rer von Schottiond zurückkehren, um der Hochzeit 
wohnen. 
London, 11. Sept. Eine Depesche des Reu⸗ 
Fehen Burraus aus Hongkong besagt: Bei 
n Ruhestörungen in Canton habe das Eigenthum 
Europäer zwar Schaden gelitten, nach bisherigen 
ichten sei aber kein Europäer getödiet worden. 
r anderweitige Depesche aus Hongkong gibt als 
eche der Ruhestörungen die Tödtung eines Chi⸗— 
en durch mehrere Portugiesen an. Die erbitterte 
Volksmenge steckte darauf einige Häuser der Aus⸗ 
länder in Brand, es wurde jedoch kein Europäer 
zetödtet. Eine größere Anzahl von Europäern he— 
jab sich an Bord der vor Anker liegenden Schiffe. 
— Bei der gestrigen (Mittwoch) Versteigerung 
der zur Nachlassenschaft des Baumeisters Joseph 
doffmann Lein Ludwigshafen gehsrigen 
däuser wurde das in der Kassenstraße im 4. Qua⸗ 
drat gelegene zweistöckige Wohnhaus zu 65,000 
Mark und das im 2. Quadrat gelegene dreistoͤcige 
Wohnhaus zu 55,000 Mark von den HH. J. Hoff⸗ 
mann Söhne und das an der Hauptstraße ge— 
legene dreistöckige Eckhaus zu 98,000 Mark von 
Herrn Kaufmann W. Gut erworben. 
— Dem Vernehmen der „Pfälzer Zeitung nach 
haben die Pensionsverhältnisse der pfälzischen 
Lehrer in der letzten Generalversammlung des 
Berwaltungsrathes der Pensionsanstalt folgende Regel- 
ung erhalten: Die bisherige höchste Scala von 940 
Mk. wurde um 100 Mk. erhöht und schließt nun— 
nehr mit 1040 Mk. ab. Vom 1. bis 13. Dienst⸗ 
ahre bleibt die bisherige niedrigste Scala von 740 
Hek. fortbestehen. Vom 15. bis zum erreichten 40. 
Dienstjahre steigt der Pensionsgehalt um 300 Mt. 
nach einer neu aufgestellten Scala, im Durchschnitt 
im 12 M. pro Jahr, während die alte Scala mit 
740 Mtk. begann und in einer jährlichen Zulage 
»on 5 Mk. bis auf 940 Mk. im 40. Dienstjahre 
tieg. Auch soll der Vermögensstand der Pensions- 
instalt ein solcher sein, daß in einigen Jahren eine 
ibermalige Pensionsaufbesserung stattfinden kann. 
Es wird gewiß alle Lehrer mit Freuden erfüllen, 
)aße die Pensionsverhältnisse solche geworden sind 
ind noch werden, daß die Lehrer getrost der Zukunft 
ntgegensehen dürfen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 18. Sept. Die Gesell⸗ 
chaft „Farmonie“ hat auf heute Abend im 
Iberhauser'schen Saale ein Concert veranstaltet, 
velches durch die bekannte gute Wittig'sche Musik⸗ 
dapelle ausgeführt wird. Um den jüngern Theil⸗ 
iehmern noch ein besonderes Vergnügen zu bereiten, 
vird nach dem Concert noch ein Tän zchen ab—⸗ 
ehalten. 
* St. Ingbert, 13. Sept. Zu den am 
Montag, den 17. Sept. in Zweibrücken be— 
jinnenden Schwurgerichtsverhandlungen 
ür das III. Quartal 1883 sind aus dem hiesigen 
dantone Herr Karl Custer, Gerber von hier und 
Zerr Martin Zott, Kaufmann in Schnappbach 
ils Geschworene einberufen. 
— In Zweibrücen wird vom 13. bis 16. 
)d. M. ein Obstmarkt abgehalten, zu welchem einer⸗ 
rits schon bedeutende Anmeldungen, andererseits 
ber auch schon beträchtliche Anfragen nach Obst 
ingelaufen sind. Es erscheint daher für die Obst⸗ 
üchter geboten, mit dem Verkaufe des Obstes noch 
urückzuhalten und den Markt in Zweibrücken ab⸗ 
uwarten, von welchem man sich eine wesentliche 
krhöhung der Preise verspricht. 
— Die in Zweibrücken vorgenommene 
Zammlung für die Unglücklichen auf der Insel 
Ischia hat die ansehnliche Summe von 1084 Mk. 
rgeben. 
- In der „Z. Z.“ wird darauf aufmerksam 
jemacht, daß die Mitgliedskarten des pfälzischen 
Hewerbemuseums in einem Würzburger Geschäft 
ingefertigt worden sind. Und da soll noch Einer 
hehaupten, daß das Gewerbemuseum sein Ziel — 
ie Hebung des pfälzischen Gewerbes — nicht zu 
rreichen sucht! 
— Herr Gersthe, Bahnhofrestaurateur und 
Besitzer des Gasthauses „zur Post“ in Kalten⸗ 
zach, besitzt einen Apfelbaum, welcher bereits zum 
zritten Male in diesem Jahre blüht. 
— Vom Weinbiet, 6. Sept. schreibt man 
»em „Pf. Journ.“: Letztes Frühjahr wurden wieder 
»iele Bewohner, besonders am mittleren Haardtge⸗ 
hirge, von Händlern mit Antheilscheinen von 
adischen 35.Gulden-Loosen beglückt. Verschiedene 
däufer dieser Antheilscheine wurden später mißtrau⸗ 
sch, ließen sich die Nummern im Verloosungs⸗ 
dalender nachschlagen und fanden, daß dieselben 
hon vor Jahren gezogen wurden. Es sind 
neistens kleine Bürgersleute, welche von diesem 
—„chwindler in Beträgen von 6 und 26 Mk. be⸗ 
rogen wurden. Meistens schämen sich diese Leute, 
nit einer Klage an die Oeffentlichkeit zu treten, 
inige wollen jedoch die Angelegenheit verfolgen. 
— In der Gemarkung Meckenheim stehen 
ingefähr 2000 Nußbäume. Man schätzt die dies— 
aährige Ernte auf 4 bis 5000 Ztr. 
— In Maximiliansau soll eine Papierfa⸗— 
zrik errichtet werden. 
— Kirchheimbolanden, 10. Sept. In 
er Redaktion der „Pfälzischen Presse“ steht wieder 
in Wechsel bevor. Herr RedakteurKempgens wird, 
vie der Sp. Z. aus zuverlässiger Quelle mitgetheilt 
vird, infolge von Zerwürfnissen mit seinem Herrn 
Verleger am 1. Oktober d. J. seine Stelle nieder— 
egen. 
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Vermischtes. 
F München. Der Verwaltungsgerichtshof hat 
iolgenden Entscheid publizirt: Bei der Ausfuhr von 
n einer Gemeinde erzeugtem Bier aus dieser Ge— 
meinde ist der hievon erhobene Lokalmalzaufschlag 
iur dann zurückzuvergüten, wenn die Ausfuhr in 
Faßgebinden, nicht auch dann. wenn sie in Flaschen 
tattfindet. 
Vor einigen Tagen wurde in dem Termin 
)es römischen Bäderpalastes zu St. Barbara in 
Trier neuerdings eine Bodenheizung aufgedeckt, 
wobei bemerkenswerth ist, daß die Ziegeln daselbst 
mit großen eisernen Nägeln zusammengeheftet sind. 
Uuch fand man dort eine Vartie römischer Mosaik— 
vürfelchen. 
FRüdesheim, 10. Sept. Der Zugführer 
ines Güterzugs wurde gestern Abend 7 Uht auf 
em hiesigen Bahnhof durch den Schnellzug über⸗ 
ahren. Kurz vor dem Einlaufen desselben wollte 
ich der Lokomotivführer, Mand ist sein Name, mit 
inigen Dienstbüchern über die Schienen weg in das 
Stationsgebäude begeben. Das Licht auf den ver— 
chiedenen Lokomotiven soll den Unglücklichen aber 
erart verblendet haben, daß er dem Schnellzug 
unicht rasch genug ausweichen konnte. Die Lokomo— 
ive des Schnellzuges erfaßte ihn und zermalmte 
hm den linken Fuß. 
F Von der Schädlichkeit des Hühner⸗-Habichts 
yört man wohl oft reden, allein nur selten gelingt 
s, den Beweis dafür auch wirklich zu verbringen. 
Das vermochte unlängst ein Forstrevisor aber in 
vorzüglichster Weise. Derselbe entdeckte, laut dem 
„Westf. Volksbl.“ mitten im Walde auf einer 
ilten Weißtanne den Horst eines Hühner-Habichts, 
velcher, nach dem unter dem Baume liegenden 
Heschmeiß zu urtheilen, mit jungen Thieren besetzt 
ein mußte. Durch einen Jagdöedienten ließ der 
sebisor den Baum ersteigen. Als jener oben un— 
jekommen war, rief err: „Alles voil Vögel. Reb—