Zwei seiner Mitdeserteurs sollen aus einem hiesigen
Nachbarsorte zu Hause sein und werden dieselben
— A nicht mehr unter den
Lebenden betrachtet; letztere sind seinerzeit zu je
20 Jahren Gefängniß verurtheilt worden.
Am Nontag und Dienstag tagte in Mainz
in einer Anzahl von etwa 200 Personen der
weite Verbandstag der gewerbtreibenden Bäcker—⸗
neister des Verbands Kurhessen, Großherzogthum
Hessen, Nassau und Waldeck. Der einzige Beschluß
des Verbandstages betraf die Annahme eines auf
die Ausbreitung des Innungswesens hinzielenden
Statuts der Kasseler Innung. Mehrere Redner
joben hervor, daß das Bestreben leider nur schwer
heiteren Boden finde und besonders wurde betont,
daß sich das Frankfurter Bäckergewerbe dem Ver—
dand gegenüber vollständig ablehnend verhalte.
Frankfurt, 20. Sept. Kaiser Wil⸗
helin wird heute Nachmittag 5 Uhr 50 Min. mit
inem Erxtrazug hier eintreffen und im Main⸗Weser⸗
Bahnhos von dem Könige von Sachsen, dem Groß⸗
herzog und dem Erbprinzen von Sachsen⸗Weimar,
die dereits um 4 Uhr gemeinschaftlich mit der
Bebraer Bahn hier ankommen, erwartet und be⸗
zrüßt werden. Die Abfahrt der hohen Herrschaften
erfolgt um 6 Uhr. Zehn Minuten später werden
der König von Spanien und der König von Ser—
dien, die heute morgen hier eingetroffen sind,
n einem Extrazuge sich gleichfalls nach Hom—
vurg begeben und den Kaiser dort begrüßen. —
Fürst Bismard hathin einem überaus freund⸗
chen Schreiben an den Hecrrn Oberbürgermei⸗
stet Dre. Miquel die Einladung der Stadt
zum Festdiner am 27. d. mit dem lebhaften Be⸗
auern abgelehnt, daß sein eben erst in der Wieder⸗
Jerstellung begriffener Gesundheitszustand und ärzt⸗
liche Verordnung ihm die Theilnahme unbedingt
derbieten. In dem Schreiben soll der Fürst das
lebhafte Bedauern aussprechen, daß er sich die
Freude versagen müsse, die vielen wohlthuenden Er⸗
anerungen, welche ihn an Frankfurt knüpfen, bei
dieser Gelegenheit wieder aufzufrischen.
In rankfurt am Main tagte die 28.
Wanderversammlung deutscher und öͤsterreich· ungar⸗
ischer Bienenwirthe. Die damit verbundene Aus⸗
ieilung bienenwirthschaftlicher Gegenstände war von
170 Äusstellern aus allen Theilen Deutschlands,
Desterreich Ungarns, der Schweiz und dvon Däne⸗
mark beschickt. In dem Verzeichniß finden sich
folgende Pfälzer: H. Brauns aus Erpolzheim,
Jean Melzer aus Kriegsfeld und Ph. Breiten⸗
ZJach aus Pozbach bei Winnweiler. Die Ausstellung
war von Interessenten überaus zahlreich besucht.
An den interessanten Verhandlungen nahmen 280
Imker Theil. Als Preise wurden vertheilt: 3
Ehrengaben, 10 silberne und 10 bronzene Medaillen,
100 Siplome und 1000 Mark in baarem Gelde.
Herr H. Brauns in Erpolzheim erhielt für ousge⸗
dellie Bienenwohnungen ein Diplom, für Honig
einen Geldpreis von 10 Mk. Dzierzon, dem Vater
der deutschen Imkerei, wurde eine silberne Medaille
als höchste Auszeichnung zuerkannt.
Eine junge Dame aus Altona, so berichtet
man von dottkam im vorigen Jahre als Reise—
begleiterin einer älteren Dame unter Anderem auch
nach Ostende. Bei einer Bootfahrt der fürstlich
T.'jchen Familie ereignete es sich damals, daß der
leine Sohn des Fürsten über Bord fiel. Die er—⸗
wähnte, junge Dame, die zufällig Augenzeugin
dieses Unfalls war, sprang als tüchtige Schwimmerin
schuell entschlossen über Vord und entriß das Kind
den Wellen, die es zu verschlingen gedroht. Die
ůberglücklichen Eltern gaben ihrer Dankbarkeit so⸗
fort in jeder Weise, unter Anderem auch durch ein
schönes Geschenk, lebhaften Ausdrud. Jetzt nach
Jahresfrist, wo die junge Dame kaum jenes Falles
nehr gedachte, wurde sie mit der Mittheilung über—⸗
rascht, daß der Fürst T. ihr als der Retterin seines Kin⸗
des einen Jahresgehalt von 1200 M. ausgesetzt hat.
Gampfals Löschmittel.) Die Ein—
führung von Dampf in geschlossene Räume zur
Löschung eines daselbst entstandenen Brandes hat
sich kürzlich in Berlin bewährt. Der Besitzer einer
dortigen Stahlfedern⸗Fabrik hatte, durch mehrfach
vorgekommene Entzündungen des Inhalts der Trocken⸗
kammern für Federhalterstiele veranlaßt, in 83 solche
Räume Dampfrohre gelegt und diese Löschvorrichtung
durch kurze angelötete Rohrstücke aus einer leicht—
tüssigen Legierung von Blei und Zinn abgeschlossen,
welche, um das eine etwaige Schmelzung erschwerende
ondensationswasser zu verdrängen, zum Theile
nit Harz ausgefülll waren: die Vorrichtung
var auf diese Weise selbstthätig gemacht. Eines
Tages wurde nun der Heizer durch ein zischendes
Beräusch aufmerksam gemacht, daß eine dieser Vor—
ehrungen in Wirksamteit getreten war. Es zeigte
ich in der That, daß der Inhalt einer Trocken⸗
ammer entzündet worden, der dann ausgetretene
Ddampf aber die Löschung alsbald bewirkt hatte,
ioch ehe eine größere Verbreitung des Feuers statt⸗
inden konnte.
F (Schrecklicher Tod.) Einem Soldaten
»es Elisabeths Regiments passierte in der vorigen
Woche das Unglück, daß beim Zahnausziehen durch
inen Militärarzt im Garnison-Lazarett zu Spandau
er ausgezogene Zahn in die Luftröhre hineinrutschte.
da der Zahn schließlich dort sitzen blieb, mußte der
inglückliche Soldat rettungslos ersticken.
Fw Ueber die Cir kuspanik wird aus Kaschau
elegraphisch berichtet: Am Sonntag entstand im
Firkus Suhr in Folge blinden Feuerlärms ein großes
Bedränge, in welchem viele Personen, darunter meh—⸗
ere lebensgefährlich, verletzt worden sind.
F Pest, 16. Sept. Der „Komitatszeuge“ im
ẽszlarer Prozesse Moriz Scharf, der bisher im
siesigen israelitischen Taubstummen-Institut ver⸗
»orgen gehalten wurde, hat in Begleitung seiner
kltern Pest verlassen und reist heute Abend mit
enselben nach Amsterdam, wo der Knabe in einem
Industrie-Etablissement eine passende Unterkunft
ind Beschäftigung gefunden. Auch seine Eltern
werden sich daselbst niederlassen. — Der Termin
für die Schlußverhandlung in dem Prozesse gegen
die Mörder des ungarischen Judex Curiae v. Mai⸗
ath ist auf Montag den 1. Oktober festgesetzt.
F (Wenn man berühmt ist.) Wiener
Biätter erzählen: Eine Korrespondenztarte, die in
Tegernsee aufgegeben worden war, machte dieser
Tage die Runde im Theater an der Wien. Ihre
Adresse lautete einfach „An den Kompositeur des
o populären Liedes: „Ach, ich hab' fie ja nur auf
die Schulter geküßt“', ohne daß irgend ein Ort
ingegeben gewesen wäre. Auf der Ruckseite standen
die Worte: „Ich will doch sehen, od die Post so
indig ist, die Karte an ihren Bestimmungsort ge⸗
angen zu lassen.“ Als Unterschrift befand sich in
Baßnoten ein „ß“ und ein „E“ darunter. Die
darte wurde von Tegernsee nach München gesandt
ind dort mit einer Schrift, aus der ein Schriften-
neurtheiler den gauzen Zorn über die der Post zu—
jemuthete Unerfahrenheit in Operettendingen deduzirt
sätte mit den Worten: „Millöcker, Wien“, versehen.
Der Kompositeur hat sich die Karte unter Glas
und Rahmen gesteckt.
F Reims, 18. Sept. Gestern Morgen wurde
um ersten Male unter Grevy's Aegide, hier ein
Mörder Namens Hotz hingerichtet. Hotz hatte im
Einverständniß mit einem Bediensteten des Land—
virthes Marlot über 14 Tage im Marlot'schen
dause auf den günstigen Augenblick gewartet, um
inen Diebstahl in großem Stile ausführen zu
önnen. Sein Complice wurde aber plößzlich von
einer Herrschaft entlassen und Hotz blieb in einer
—cheuer versteckt allein zurück. In Abwesenheit des
gesindes und der Familie des Hausbejsitzers Marlot
auerte er dem Letzteren auf, schlich dem Nichts—
ihnenden in den Keller nach und erschlug ihn aus
em Hinterhalt mit einer schweren eisernen Hacke.
Darauf erbrach der Mörder Kisten und Kasten
ind machte sich mit einem Raube von 2000 Fres
us dem Staubhe.
Grellerei.) Da es gegen Prellereien
ind Unverschämtheiten kein besseres Mittel gibt als
—V
Bund“ folgende Thatsache an den Pranger: Gegen
5nde August logirte ein hoher Beamter der fran⸗
oͤsischen Republik mit Familie sich in einem kleinen
dotes am Vierwaldstättersee ein, da er in einem
jer größeren Hotels keinen Platz fand. Die Ein⸗
richtung des Hauses war jedoch so mangelhaft, daß
r sich auderen Tages entschloß, ahzureisen, und
im die Rechnung bat. Die Frau wollte sie aus—
tellen, als der Wirth tobend dazwischentrat und
rklärte, es müsse für acht Tage bezahlt werden.
Ibwohl der Franzose höflich darauf aufmerksam
nachte, er sei gern bereit, Passantenpreise zu be—⸗
jahlen und daß er für einen Tag keineswegs Pen—
ionspreise beanspruche, beharrte der Wirth unter
zröblichen Auslassungen darauf, daß 8300 Fr. hin⸗
erlegt werden müßten, oder er lasse kein Gepäck
ius dem Hause. Der Franzose meldete sich beim
Vorstand des Ortes, hinterlegte, alle Rechte vorbe—
raltend, 300 Fr. für den Wirth, von dem er ver—
ehlich eine Rechnung verlangte, war nicht wenig
erstaunt, außerdem noch 100 Fr. für etwaige Pro⸗
zeßkosten hinterlegen zu müssen.
F (Ein begehrter Posten.) Um den durch
den Tod Marwoods erledigten Henkerposte
haben sich bei den Sheriffs von London und vg
eses nicht weiger als 1200 Personen beworben
F 20,000 falsche Souvereigns sind den neuesten
Polizeinachrichten zufolge in England im Um.
saufe. Die von einer allem Anscheine noch weil.
verzweigten und mit großem „Gefchäftskapilal
arbeitenden Falschinünzerbande in Umlauf gesetzlen
Geldstücke sind von den echten Sovereigns nur durch
die Waage zu erkennen. Die Prägumg ist genau
dieselbe, das Aussehen und der Klang auch und die
Anwendung des Scheidewassers läßt die Fälschung
nicht erkennen, da die unechten Sovbereigns sehr
tark vergoldet sind und Gold im Werthe von 719
Mark enthalten. Das Wunderbare bei der Sach⸗
st nur genaue Kenntniß über die Zahl der n
Umlauf befindlichen falschen Münzen. Die Polizei
vill ihre Information von den Bankkassierern a—
jalten haben; woher wissen aber diese, daß 20,000
alsche Sodereigns im Umlauf sind?
F Unheimliche Symptome machen sich auf der
Insel Jsch i a wieder bemerkbar, eine neue Kata.—
trophe scheint daselbst bevorzustehen. In Forio
»'Ischia existirt ein antiker Brunnen, der den be
jeichnenden Namen „Spia del terremoto“: (Erdbe—
zenspion) führt, weil er bis jetzt stets die bevor⸗
tehenden tellurischen Revolutionen angezeigt hat.
Auch im Anfange des Juli war sein sonst krystall
lares Wasser plötzlich trübe geworden, und 16 Tag⸗
päter war Forio nur noch ein Trümmerhaufen.
Jetzt hat sich das unheimliche Phänomen wiederholt.
Das Wasser des Brunnens ist seit dem 30. August
pöͤllig ungenießbar. Am Morgen nimmt es regel—
mäßig eine röthliche Farbe an, die gegen Abend
ins Graue übergeht. Dieser Farbenwechsel wieder—⸗
solt sich ganz regelmäßig Tag für Tag. Unter der
Bevölkerung von Forio herrscht in Folge dieser Er⸗
cheinung eine große Bangigkeit. Mehrere Familien
sind bereits nach Neapel gezogen, um dort den Ver
lauf der drohenden Naturereignisse abzuwarten.
TFinige Leute behaupten, daß sich die Katastroph⸗
um die Mitte des Monats wiederholen wird.—
7 GAuch die Eisenbahn hat ihren
Jargon.) Ein rüstiger Fremder, der ohne Billet
zu reisen versuchte, versicherte dem Schaffner, er sei
Stationsbeamter in Dingsda und habe als solchet
treie Fahrt. Der Schaffner machte ihm ein ganz
reundliches Gesicht und ließ ihn vorläusig einsteigen.
Als er kurz vor Abgang des Zuges die Billete
rebidieren kam, fragte er den Pfeudobahnmann nach
)er Zeit. Der zog seine Uhr heraus und sagte:
„5 Minuten nach halb Neun.“ „So,“ erwiderte
der Schaffner, „und Du willst ein Bahnbeamter
ein? Jeder Eisenbähner sagt „8 Uhr 35“. Nahm
hn bhbeim Kragen und setzte ihn hinaus.
Marktberichte.
Landstuhl, 17. Septbr. (Fruchtmittelpreis und Lik—
tualienmarkt.) Weizen 9 M. 50 Pf. Korn 0 M. — Pf.
A—
— pPpff., Wicken — M. — Pf. Erbsen — M. — Pf.
Linsen — M. — Pf., Kleefamen — M. — Pf, Kartoffeln
per Ztr. 1 M. 70 Pf., Kornbrod 6 Pfd. 65 Pf., Weis
brod 2 Pfd. 45 Pf. Gem. Brod 2 Pfd. 85 Pf., Butter
per Pfd. O M. 90 Pf., Eier per Dutzend 66 Pf.
Kaiserslautern, 18. Septbr. (Fruchtmittelpreis und
Viltualienmarkt) Weizen 9 Mk. 71 Pf!, Korn 8 M
30 Pf., Spelzkern — M. — Pf., Spelz 7 M. 81 f.
Gerste 6 M. 94 Pf., Hafer 6 M. 56 Pf., Erbsen d M
— Pi., Wicken O M. — PPpff., Linsen O M. — Pf. ⸗tb
samen O M. — uf., Schwarzbrod 6 Pfund 74 Pi,
3 Pfd. 87 Pf., Gemischtbrod 3 Vfund 42 Pf., Butter prt
Pfd. O,95 -0,00 M. Eier 2 Stück 13 Pf. Kartoffeln pre
Zentner 2 M. 20 bis 0O M. — Pf., Stroh 3M. — Pi,
bis d M. Spf., Heu pro Ctr. s M. 50 Pf. bis 0M
— Pf., Kleeheu d M. — Pi., bis M — pf.
Für die Redaktion verantworflich: * X. Demet—
— — —
Telegraphischer Schiffsbericht.
Mitgetheilt von Jean Peters in St. Ingbert.
Das Postdampfschiff Caland Capitän Deddes
velches am 1. September von Rotterdam abging
st am 15. Septemb. in New-York angekommen.
Das Postdampfschiff Nederland Capitän
leberweg am 1. September von Dpiwagey
ibgegangen, ist am 16. September in New-Nor
ingekommen.
Das Hamburger Postdampfschiff Rhaetie
Cap. Vogelgesang, welches am 2. Septenbet
»on Hamburg via Havre abging, ist am 17 Sept.
New-NYork andgekommen,