zt. Ingherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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X 185.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
München, 18. Sept. Infolge der Ver—
flichtung Bayerns, sich in der Ausbildung seiner
cmee mit den für das Gesammtheer Deutschlands
estehenden Normen in volle Uebereinstim mung zu
hen, wird mit dem Beginn des neuen Unterrichts-
hͤres an der Kriegsschule am 1. April 1884 die
ußische Kriegsschulinstruktion vom 1. Juli 1882
n Kraft treten.
Berlin, 20. Sept. Der commandirende Ge⸗
zeral des 4. Armeekorps, v. Blumenthal, ist
om Kaiser in den Grafenstand erhoben.
Zur Enthüllung des Niederwald⸗
senkm als werden die Mitglieder des Gessam mit⸗
orstandes des Reichstags am 28. Sept.
sorgens auf dem Bahnhofe zu Rüdesheim zu⸗
ammentreffen.
Ausland.
Agram, 21. Sept. Gestern hat ein Zusammen⸗
oß von Bauern mit Landwehrleuten bei Farca⸗
wacz stattgefunden, wobei zehn Bauern gelddtet
ind zwei Landwehrleute schwer verwundet worden
ind
Der König von Spanien wird am 27.
der 29. September in Paris erwartet; er wird
oraussichtlich hier drei Tage verweilen. Es heißt,
hrevh mit den Ministern empfängt den König am
zahnhofe. Zu Ehren des Konigs sollen mehrere
Festlichkeiten stattfinden.
Petersburg, 21. Sept. Hiesige Blätter
pollen wissen, daß in dem Budgetenwwurfe, welcher
m Kriegsrathe vorgelegt worren ist, für die Haupt-
mendantur pro 1884 zur Unterhaltung des Mili—
aͤrs 151 Millionen (7 Millionen mehr als 1883)
usgeworfen seien.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
In Mecenheim, fiel am Mittwoch der
Nakler Groß von einem Nußbaume herab und trug
erartige Verletzungen davon, daß er schon nach
iner Stunde seinen Leiden erlag.
— Dürkheim, 21. Sept. Zufolge Be—
chlusseß des hiesigen Stadtrathes vom Gestrigen
purde die Lese der schwarzen Trauben auf nächsten
Nontag, den 24., sowie 25., 26. und 27. d. M.
estgeseßt. Herr Weinhändler C. Adolf Bart da⸗
sier keiterte Trauben aus besten Lagen Ungsteins,
velche ein Mostgewicht von 930 nach Oechsle er⸗
saaben. — In üngstein wurde der Herbst der
chwarzen Trauben auf den 24., 25. und 26. d.
N. anberaum⸗·. (D. A.)
Ludwigshafen, 17. Sept. Kaum sind
⸗ einige Wochen her, daß Mundenheimer Männer
ime abscheuliche Skandalszene an Frauenzimmern
erübten; kaum ist auch die in keinem besonders
uten Klang- stehende Vundenheimer Kirchweihe
orliber, welche im Gegensatze zum vorigen Jahre
zenigstens der Presse keinen Anlaß gab, sich über
bsonderliche Ungehoörigkeiten beklagen zu müssen;
a dringt wieder ein Klagelied an unser Ohr, um
ins von einem nichtswürdigen Vorfalle von jungen
euten aus Mundenheim Kunde zu geben. Dieses
Nal sind es aber nicht Frauenzimmer, welche der
doheit zum Opfer fielen, sondern drei kräftige junge
Leute, welche in gestriger Nacht von Rheingönnheim
ber Mundenheim nach Ludwigshafen und Mann ⸗
eim gehen wollten, hierbei von einer rauflustigen
dundenheimer Bande angefallen und theilweise so
chmählich malträtirt wurden, daß der Eine von
Sonntag, 23. September 1883. 18. Jahrg.
hnen, schwer verwundet, im Hospitale von Mann⸗
eim muhsam gepflegt werden muß, die beiden
Inderen aber in Priwvatpflege untergebracht find.
die hiesige Polizei hat bereits Näheres festgestellt
ind für gerichtliche Bestrafung der Thäter Sorge
etragen.
Koͤnigshofen, 15. Sept. Die Oekono⸗
mensehefrau Karol ina Reiher von Althausen, welche
ich vor einem Gewitter unter einen Baum flüchtete,
vuͤrde vom Blitze getroffen urd war sofort todt.
In Boppard wird gegenwärtig der Zentner
choͤner Aepfel zu 2 Mk. 20 Pfg. verkauft.
Rüdesheim, 19. Sept. Für die Ent⸗
üllungsfeier des Nationaldenkmals auf dem Nieder⸗
vald sind ca. 1400 Mitglieder von Kriegervereinen
mit 282 Fahnen) angemeldet, darunter befinden
ich im ganzen 100 Deputiete von Verbandsvor⸗
tänden.
4 Fuür das Nationaldenkmal auf dem Nieder⸗
vald ist dieser Tage auch der mittlere größere
Theil des Hauptreliefs mit der prachtvollen Reiter⸗
jatue des Kaisers und gleichzeitig die Rhein⸗ und
Noselgruppe aus der Bierling'schen Gießerei in
Dresden, wo sie ihre Vollendung gefunden haben,
n Rüdesheim angekommen, von wo aus sie sofort
iach dem Niederwald gebracht wurden, um dort
hre endgiltigen Plätze einzunehmen. Je weiter
nittlerwele die Vorbereitungen zu dem Einweih—
ingsfeste des Nationaldenkmals voranschreiten, um
'o mehr gewinnt man eine Uebersicht über die in
Aussicht stehende Großartigkeit derselben. Einen
uicht geringen Antheil an der Schönheit des Ge⸗
ammibildes während des Weiheaktes wird der An⸗
lick der reichgeschmückten Dampferflotte auf dem
Kheine gewähren. Fasi jeder Tag bringt neue
Anmeldungen von Festschiffen, die seitens rheinischer
Staädte nach dem Festort entsandt werden sollen.
Besonders wirkungsvoll wird die allgemeine Be—
euchtung der Niederwaldgegenden am Vorabend
»es Enthüllungsfestes werden. Während auf allen
ichtbaren Berggruppen Freudenfeuer lodern, werden
zaierländische Chöre durch Musikkapellen vorgetragen
ind das Nationallied die Wacht am Rhein, wird
ausendstimmig über die Wogen des Stromes da⸗
hinbrausen. Zu dem am vierten Tage (30. Sept.)
zas Fest schließenden Turner- und Sängerfest haben
iich schon Tausende angemeldet und der Zug nach
‚ein Denkmal wird ein großartiger werden. Um
zasselbe geschart, werden die Theilnehmer patrio⸗
ische Lieder erschallen lassen und nach einer Anrede
ich zum Turn⸗ und Gesangwettstreit nach dem
Festpiatz und der Festhalle begeben. Abends wird
jach dem großen Feuerwerk auf dem Festplatze die
letirische imd bengalische Beleuchlung des Denk—
nals wiederholt werden.
x Die Witterungsbestimmungen des Dr. L.
Doerzier erfahren eine eingehende fachmännische Kritik
‚on Dr. Aßmann in der „Magd. Ztg.“ Eine sorg⸗
altige völlig objektive Beobachtung und Kritik der
Prognosen mit der thatsächlichen Witterung ergab
jas Resultat, daß von 30 Vorhersagungen unge—
ahr 21 falsch und 9 richtig waren.
4 (Giebstahl.) In Krefeld erschien am
dienstag ein Bettler im Alter von ca. 30 Jahren
—DDD
den Knaben, ob jemand zu Hause wäre. Auf die
derneinende Antwort sperrie der Bursche den Knaben
ein, ging darauf in ein nebenanliegendes Zimmer
ind eñtwendete dort einen Fünfzig⸗Markschein. Bis
jetzt hat man noch keine Spur von ihm.
f Feldwebel Lamann der zweitälteste Veteran
im Berliner Invalidenhause, feierte neulich sein
90. Geburtstagsfest. Im Jahre 1793 geboren,
rat er mit 17 Jahren als Freiwilliger in das Col⸗
erger Regiment und machte mit demselben alle
Schlachten und Gefechte des Freiheitskrieges mit.
In der Schlacht bei Dennewitz am 6. September
Vermischtes.
München, 19. Sept. Auf Mordversuch
autete die Anklage, wegen welcher gestern gegen den
ben erst 16 Jahre alt gewordenen Dienstknecht Jos.
Schmidt aus Biberach am Landgericht München I1
ʒerhandelt wurde. Schmidt hatte mit einer auf
ʒem gleichen Hofe bediensteten Magd troz seiner
6 Jaͤhre bereils ein richtiges Liebesverhältniß, und
ils diesem durch die Intervention des Dienftherrn
in Ende gemacht, Schmidt nämlich entlassen wurde,
chob er die Schuld auf einen Händler Wallner,
m dem er sich zu rächen beschloß. Er kaufte fich
u diesem Behufe ein Doppelterzerol und schoß eine
zadung gehackten Bleies durch das Fenster des
Zimmers, in welchem Wallner mit Frau und Kin⸗
zern schliefen. Die beiden Kinder entgingen nur
zurch einen glücklichen Zufall vielleicht schweren Ver⸗
etzuugen. Der Staatsanwalt ließ im Laufe der
Berhandlung die Anklage auf Mordversuch fallen
und beantragte gegen den „Lausbuben“ wegen Be—
drohung eine Gefängnißstrafe von drei Monaten,
velchem Antrag der Gerichtshof sich anschloß.
F München, 19. Sept. Die Affaire Sigl⸗
Malier wird nicht verglichen werden, sondern die
Zerhandlungen wurde nur wegen Erfüllung einiger
Formalitäten auf den 22. ds. Mis. vertagt. Wie
her „Fr. K.“ aus gauz zuverlässiger Quelle wissen
vill, bestände der „Pfeil“, mit welchem Sigl den
randgerichtsrath Walter bedroht, in der Behauptung,
aß die Gemahlin des Letzteren einigen Gastwirthen
n München Zechen im Betrag von einigen Mark
chuldig sein soile. Nach den Andeutungen, die
Zigl früher mysteriös gab, mußte man mindestens
lauben, daß Landgerichtsrath Walter sich als Rich⸗
er bestechen lassen oder silberne Loffel gestohlen
der sonst ein Verbrechen verübt hätte. Dabei
harakterisirt es die bekannte Tapferleit des An⸗
reifers, daß er nunmehr, wo die Nichtigkeit und
Frivoliiät seiner Angriffe offen zu Tage tritt, dem
lngegriffenen eine Ehrenerklärung anbietet, die
illetrdings kaum angenommen werden dürfte.
Muünchen, 20. Sept. Das hiesige Theater⸗
ublikum hat gestern die Gelegenheit zu einer De⸗
nonstration zu Gunsten des Schauspieldirektors
dossart ergrifsen. Bei der Aufführung des Bene⸗
zixeschen Stuͤckes „Ein Lustspiel“ wurde Possart
urch minutenlangen Beifall ausgezeichnet.
In Würzb urg wurden ein Sergeant und
inige Soldaten wegen sortgesetzter Diebstähle in den
niliärischen Magazinen verhastet. Der Werth der
zestohlenen Gegenstaͤnde, als Stiefel, Leder, Tücher
c. wird auf etwas über 2000 Mk. angegeben.
Kehlheim, 17. Sept. Der 18jährige
Steinmetzgehilfe Johann Lehner tödtete den 19.
aährigen Badergehilfen Johann Widmann durch
einen Stich in die Lunge.
f Aus Bayern, 19. Sept. Prinz Arnulf
yon Bayern wird sich demnächst nach Montenegro
egeben; er folgt einer Einladung des Fürsten zur
Theilnahme an der Bärenjagd. — In Günzburg
nistand in einer Gastwirthschaft eine Schlägerei,
ie in einen Messerkampf ausartete. Sieben Be⸗
heiligle wurden gefährlich verletzt.