Full text: St. Ingberter Anzeiger

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t. Jugherter Atzeiger 
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St. Ingberter Anzeitzer“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.M 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1. 73 8, einschließlich 
(0 ZZustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 16 , bei Neclamen 830 B. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 187. 
Dienstag, 25. September 1883. 
18. Jahrg. 
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Einladung zum Abonnement. . 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 283. Sept. In hiefigen juxistischen 
Kreisen wird mit Bestimmtheit versichert, daß der 
deutsche Bundesrath sich in seiner nächsten Session 
mit einer Gesetzesvorlage über die Entschädigung 
unschuldig verurtheilter, welche in Folge Wiederouf⸗ 
nahme des Verfahrens freigesprochen werden, be— 
chäftigen werde. 
Wie wir von zuverlässiger, gut unterrichteter 
Seite erfahren, wird der Reichskanzler im Laufe 
dieser Woche in Berlin eintreffen und einigt 
Tage hier verweilen. Es werden schon Vorbereit— 
ungen zu seinem Empfang getroffen. Sein hiesiger 
Aufenthalt wird sechs bis acht Tage dauern; er 
wird daher voraussichtlich an den Berathungen des 
Staatsministeriums nicht nur Theil nehmen, son⸗ 
dern sogar, comme toujours, den Ton in densel—⸗ 
ben angeben. Die schleunige Rückkehr aller Minister 
zdürfte mit der Ankunft des Reichskanzlers in mehr 
als einem losen Zusammenhange stehen. Nach ach 
Tagen soll die Reise nach Varzin fortgesetzt werden. 
Aus einer Quelle, welche mit den diploma⸗ 
tischen Vorgängen, hinter den Coulissen ganz 
ingewöhnlich gut informirt, schöpfen wir Nach— 
tehendes: Den meisten aufmerksamen Beobachtern 
dürften die häufigen „kalten Wasserstrahlen“ der 
Norddeutschen Allgemeinen Zeitung gegen die Times 
unicht entgangen sein. Nun kann ich Ihnen ganz 
„estimmt mittheilen, daß die Times in diesen Pole— 
niken oder richtiger Philippiken mehr als jemals 
„der Esel“ war, auf den das Organ des Reichs⸗ 
anzlers losschlug, während die englische Regierung 
jemeint war. Und der Grund dieser Gereizthei 
zes Fürsten Bismarck gegen das Kabinet Gladstone? 
die chinessischen Dipiomaten können es an Schlau— 
jeit mit den meisten ihrer europäischen Kollegen 
ufnehmen; sie haben sich daher ganz ohne alle 
Ostensation an denjenigen Mann in Europa ge— 
vendet, der am meisten in der Lage ist, das Wetter 
machen zu können; von dieser Seite aus erwarteten 
ie irgend einen Wink, der in Frankreich hingereicht 
jätte, um daselbst ganz andere Saiten den Chinesen 
gegenüber aufzuspannen, als dies jetzt der Fall ist 
Aslein der Donnerer nickie nicht mit dem Haupte; im 
Gegentheil die deutsche Flotte in Ostasien wurde 
verstärtt. Die Engländer dagegen lassen mit Osten⸗ 
tation ihre Flotte Tausende Meilen weit von Can⸗ 
ton kreuzen und bemühten sich ziemlich eifrig um 
die Rolle der Vermittler. Diese Haltung Englands 
scheint dem Großmeister der deutschen Politik nicht 
zu behagen, da sie einen gewissen Antagonismus 
gegen Deutschland in sich zu schließen scheint. Gran— 
ville hätte nicht dort einspringen sollen, wo Fürst 
Bismarck einen Finger zu rühren ablehnte. 
Deutsch. Mont. Bl.) 
Ausland. 
Budapest, 24. Sept. Bei Farcovec in 
Croatien hat wieder um ein Kampf zwischen Mili— 
lär und Bauern stattgefunden, sechs Bauern blieben 
todt, eine groke Zabl wurde verwundet. 
(F. J.) 
Paris, 23. Sept. Die Stellung des Kriegs 
ninisters Thibaudin scheint ernstlich bedroht. 
Sein Kabinetschef Oberst Faure⸗-Rignet und Oberst⸗ 
ieutenant Gillet, Souschef, haben ihre Demission 
zegeben, da sie nicht länger die Berantwortung für 
die Einmischung fremder Einflüsse in die militärische 
Administration übernehmen wollten. Bei verschie— 
denen wichtigen Entscheidungen soll der Kriegsmi— 
Der 
5t. Ingberter Anzeiger. 
miliches Organ des kgl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
erscheint auch in dem am 1. des nächsten Mis 
»eginnenden IV. Quartale ds. Is. in der bisheriger 
Weise: wöchenthich 5mal, 2mal mit Un— 
terhaltungsblatt und Sonntags mit 
zseitiger illustrirter Beilage. Doch 
sehen wir uns veranlaßt, im Abonnements— 
preis eine kleine Erhöhung von 20 
Pfennigen pro Quartal eintreten zu 
lassen, so daß sich für unsere geehrten Abonnen⸗ 
sen, die das Blatt durch die Träger erhalten, das 
ierteljährige Abonnement mit Trägerlohn auf 1 
Mark 60 Pfg. berechnet, für die geehrten Post⸗ 
ibonnenten dagegen auf 1 Mark 40 Pfg., wozu 
noch, wie bei allen Blättern, die Postbestellgebühr 
mit 40 Pfg. kommi. In Anbetracht der bedeuten⸗ 
den Opfer, die wir schon seit zwei Jahren durch 
räumliche Erweiterung unseres Blattes, die wöchent⸗ 
ich 5malige Herausgabe desselben (statt 4malige 
vorher), die Beigabe des Sseitigen illustrirten Sonn⸗ 
ragsblattes zu bringen genöthigt sind, finden unsere 
zeehrten Abonnenten die geringe Erhöhuug des 
Abonnementspreises gewiß begründet, umsomehr als 
zieselbe die uns entstandene Mehrausgabe nicht ein⸗ 
nal deckt und der „St. Ingberter Anzeiger“ trotz 
erselben immer noch zu den billigsten Blättern der 
pfalz zählt. Wir werden auch in Zulkunft keine 
Opfer scheuen, um uns in jeder Beziehung die Zu⸗ 
friedenheit unserer Leser zu gewinnen, und hoffen 
wir, im nächsten Quartale außer unseren bisherigen 
Abonnenten auch noch eine merkliche Anzahl neuer 
yerzeichnen zu können. — 
Der „St. Ingberter Anzeiger“ wird in unpa⸗ 
theilicher Fassung die politischen Nachrichten 
noͤglichst rasch und vollständig zur Kenntniß seiner 
deser bringen. Den lokalen und provin— 
ziellen Angelegenheiten wird er ganz be— 
ondere Aufmerksamkeit widmen. In seinem Un ter⸗ 
saltungsblatt wird er spannende und 
tediegene Erzählungen und daneben 
Nannigfaltiges, Räthsel und Gedichte 
zum Abdrucke bringen. Das 8seitige illu— 
trirte Sonntagsblatt enthält eine Fülle 
des besten Lesestoffes; ganz besonders sei auf das 
Preisräthsel', welche in jedem Quartale in 
emselben erscheint, aufmerksam gemacht. 
Die stetig wachsende Verbreitung, 
welcher sich der „ESt. Ingberter Anzeiger“ bisher in 
Stadt und Kanton St. Ingbert wie in den an—⸗ 
jrenzenden Bezirken zu erfreuen hatte, empfiehlt 
enselben auch einem geehrten Publikum als wirk⸗ 
ames Insertions-Organ. 
Neubestellung ein auf den „St. Ingberter 
Inzeiger“ wollen gefälligst bald sowohl bei den kgl. 
Lostanstalten und Postboten, wie auch bei unsern 
krägern oder in der unterfertigten Expedition ge— 
nacht werden. Unseren Abonnenten, die das Blatt 
zurch die Träger erhielten, wird dasselbe auch im 
aeuen Quartale fortgeliefert werden, wenn vor Ab⸗ 
auf des Monats September nicht ausdrücklich ab⸗ 
»estellt wird. 
Hochachtungsvollst! 
Redaktion u. Expedition 
des „SIt. Inaberter Änzrigers.“ 
nister am Abend annulirt haben, was er Vormittags 
mit seinem Kabineischef festgestellt hatte. Drei 
Oberste haben nacheinander sich geweigert, Nach— 
folger der Zurücktreteuden zu werden. Man giebt 
sich Mühe, die Angelegenheit zu vertuschen. Der 
„Voiltaire“ vertheidigte noch heute den Kriegsmini— 
ster, der als Ehrenmann nicht so handeln könne, 
wie die Intransigenten behaupten, doch fügte das 
Blatt hinzu, der General habe Freunde, die ihn 
schwer blosgestellt hätten. 
Paris, 23. Sept. Die radikalen Blätter 
fahren fort, die politische Situation in Europa als 
in hohem Grade beunruhigend darzustellen. Der 
„Intransigeant“ tritt heute ohne Vorbehalt für die 
Allianz mit Rußland ein. Der „Rappel“ meint 
wo ein so dichter Rauch zu sehen wäre, da müsse 
mindestens ein kleines Feuer vorhanden sein. 
Rom, 22. Sept. Alle Mächte haben den 
Vorschlag Italiens, zur Feststellung internationaler 
Sanitätsvorschriften eine Konferenz in Rom abzu— 
zuhalten, angenommen. Die Konferenz tritt im 
Rovember zusammen, der Minister des Auswärtigen, 
Mancini, wird demnächst die bezüglichen Rund— 
ichreiben an die Mächte richten. 
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Lokale und pfälzische Naichrichten. 
*St. Ingbert, 25. Sept. Die gestern 
ftaitgehabte Generalversammlung des Vorschuß— 
Vereins e. G. dahier war wieder sehr schwach 
„esucht; von seinen 565 Mitgliedern waren im 
Hanzen ca. 18 anwesend. Die Versammlung 
wählte Hrn. Lehrer Baron zum Vorsitzenden, der 
den Herrn Stadtschreiber Baher zum Schriftführer 
bestimmte. Nach Eröffnung der Versammlung be⸗ 
gann Kassirer Beer mit der Verlesung und Er— 
klärung des Geschäftsberichts. Mit dem erziellen 
Resultate für's erste Halbjahr hat man alle Ursache 
zufrieden zu sein. Die Zunahme an Mitglieder 
betrug 21; dem entsprechend ist das Stammantheil 
um Mk. 5000 gewachsen. Stammantheil und 
Reservefond, welche zusammen das Betriebskapital 
des Geschäftes ausmachen, betragen Mark ca. 
210,000. Eine ganz bedeutende Zunahme ist bei 
Sparkassen⸗Conto zu verzeichnen, obgleich die Ver⸗— 
valtung des Vereins bereits im Februar ds. Is. 
mit dem Zinsfuß auf diesem Conto für Nichtmit⸗ 
glieder von 4 90 auf 34 heruntergegangen ist. 
Diese Zinsreduktion ist vorläufig nicht ruͤckwirkend, 
sondern bezieht sich nur auf neue Einlagen. Der 
Gesammtumschlag für das J. Semester beträgt Mk. 
3,525, 734. 58 und der erzielte Reingewinn Mk. 
8130.47. — In seinem Berichte machte der Kassirer 
die Generalversammlung darauf aufmerksam, daß 
seit einiger Zeit auswärtige Agenten von Raten⸗ 
— 
ihrer Thätigkeit aufgenommen haben. Was diese 
damit bezwecken, ist ja allbekannt; sie suchen Loose 
zu verkaufen und sich dafür das Doppelte des 
Werthes geben zu lassen. Das wäre jedoch nicht 
einmal das schlimmste. Aber häufig kommis vor, 
daß der Loose-⸗Käufer, wenn er so und so viele 
mal Mk. 6.— pro Monat bezahlt hat, nicht mehr 
in der Lage ist, seine Ziele einhalten zu können; 
selbstwerständlich wird er dadurch seiner eingezahlten 
Gelder verlustig. Wem es darum zu thun ist, sich 
nach und nach durch kleinere Zahlungen in den 
Besitz von Anlehensloosen zu setzen, der wende sich 
an den Vorschuß-Verein, der darüber nöthige Auf- 
klärung und Ankauf zum Werthe mit einer kleinen 
Provisionsberechnung macht. — Ueber den Genos—