Full text: St. Ingberter Anzeiger

senschaftstag zu Blieskastel wurde s. F. im Anzeiger 
verichtet. 
* St. Ingbert, 28. Sept. Ein hoff⸗ 
nungsvolles Früchtchen scheint das 9 Jahre alte 
Söhnchen der Witw. Ad. H. werdenzu wollen. 
Dasselbe entwende gestern aus einem Schranke 
des Christ. Frisch (beide Familien bewohnen 
ein Haus) 10 Mark in Markstücken, die 
es zum Ankauf von 8 Würsichen, einer Mundhar⸗ 
monita, Cigarren und Cigarrenspitze ꝛc. verwandte 
Fine Mark und einiges Kleingeld wurde verschenkt, 
so daß man noch 2,25 Mk. bei ihm fand, die es 
als geschenkt bekommen haben wollte. — Dieses 
Knäbchen soll noch andere schon ganz entwickelte 
Passionen haben, welche ihm jedoch in einer Besser⸗ 
ungsanstalt benommen werden dürften, wohin es zu 
bringen in der Absicht unserer Stadtbehörde liegt. 
— Zweibrüchen, den 22. Sept. (Pfäl— 
zisches Schwurgericht.) Vormittags 8 Uhr 
Verhandlung gegen Jakob Gehrum, 85 J. a. 
Holzschuhmacher von Speyerdorf wegen Nothzuchts⸗ 
versuch. Vertreter der k. Staatsbehöͤrde Herr Staats 
anwalt Wagner, Vertheidiger Herr Rechtsanwali 
Schuler. 
Dem Augeklagten wird zur Last gelegt am 22 
Juli abhin zu Speyerdorf ein Verbrechen der Noth— 
zucht gemäß 8 177 des R.⸗St.G.⸗ B. an der 26 
J. alien Ehefrau des Hufschmiedes Peter Hoos in 
dessen Wohnung während seiner Abwesenheit ver⸗ 
sucht zu haben. Die Verhandlung selbst erfolg 
uner AÄusschluß der Oeffentlichkeit. Die Geschworenen 
bejahten die Schuldfrage und ebenso die Frage nach 
den mildernden Umständen, worauf der Angeklagte 
zu einer Gefängnißstrafe von einem Jahre verur⸗ 
theilt wurde. 
— Vom Höcherberg, 21. Sept. Von den 
fünf Bergleuten, welche am 26. v. M. auf Grube 
Frankenholz verunglückten, konnten, wie wir seiner⸗ 
seit mitgetheilt haben, nur drei Leiche sogleich an 
Tag befordert werden. Nachdem bis gestern der 
Schacht verdect geblieben war, um die Wasser von 
unten aufsteigen zu lassen, welche die explosiven 
Stoffen ertödten sollten, ließ man gestern zunächst 
die leere Schale eine Strecke weit in das Wasser 
hinab. Als dieselbe herausgezwungen wurde, befand 
fich auf derselben der wohlerhaltene Leichnam des 
Bergmannes Corbe. Letzterer war vermuthlich bei 
der Explosion ganz in die Tiefe geschleudert worden 
und t dem steigenden Wasser war seine Leiche 
allmählich emporgekommen. Von der Leiche des 
mitverunglückten Steigers hat man bis jetzt noch 
keine Spur. 
— Kusel, 21. Sept. In Rehweiler ist ge⸗ 
richtliche Untersuchung eingeleitet worden in Folge 
Ablebens eines 83jaͤhrigen Greises, Namens F, 
da derselbe keines natürlichen Todes gestorben sein 
soll. Vor ca. 14 Tagen war nämlich dessen ver⸗ 
heirathete Tochter mit einer Nachbarin wegen deren 
Hühner in Zank gerathen, in welchen sich F., ein 
gebtechlicher Mann, einmischte. Nun soll ihm die 
Rachbarin, eine wohlhabende Bauersfrau, im Zorne 
einen blechetnen Wassereimer auf den Kopf ge⸗ 
schlagen haben, so daß er umfiel und sich inner⸗ 
siche Verletzungen zuzog, in Folge deren er sofort 
beitlägerig wurde, bis er vorgestern Abend starb 
Ob nun der Schlag mit dem Eimer oder Alters⸗ 
schwäche die Todesursache ist, wird die heutige Ob⸗ 
duknon der Leiche ergeben. Alles Dies geschah um 
etlicher Hühner willen. die über den Gartenzaun 
flogen. 
Reichenbach, 22. Sept. Es gibt nichts 
schöneres als die Jagd, für een uf's Eis zu führe. 
Dieses Sprüchwort sollte sich vor einigen Tagen an 
einem Nimrod aus hiesiger Gegend, welcher sonst 
als guter Schütze bekannt ist, bewähren. Derselbe 
war 'nämlich auf der Hühnerjagd, als plötzlich ein 
Feldhuhn auf- und dem Jäger gegen den Kopf 
flog, so daß demselben der Hut vom Kopfe fiel) 
und der Jäger das Gewehr fallen ließ. K. 3. 
— Neüstadt, 20. Sept. 26. Hauptver' 
sammlung der Pfälzer Bienen züchter. Die— 
selbe wird bekanntlich nächsten Donnerstag den 27. 
Sept. l. J. im Saale des Wirthes Deidesheimer 
(Hotel vier Jahreszeiten) dahier abgehalten mit 
folgendem Programm: Die Vorberathung des Haupt— 
ausschusses und der Zweigbereinsvorstände findel 
am Vorabend gegen 6 Uhr Staat. Am 27. Sept 
gegen 9 Uhr Morgens werden die ankommenden 
Festgenossen am Bahnhofe abgeholt. Die Verhand 
ungen beginnen nach Besichtigung der Ausstellungs— 
gegenstände um 10 Uhr Vormittags in folgender 
qOrdnung: 1) Eröffnung durch den ersten Vorstand; 
2) Ueberblick über die ausgestellien Gegenstände durch 
den Vorstand des Lokalkomites; 3) Etwas aus dem 
Leben der Arbeitsbienen, Referent: Lehrer Sauter 
don Rodenbach; 4) Welchen Vortheil hat der Honig 
und wie läßt er sich verwerthen? Referent: Pfr— 
Graf aus Bann; 5) Nach welchen Grundsätzen sols 
man Bienen züchten? Referent: Lehrer Herrgen aus 
Alsenborn: 6) Haben große Koniginen vor kleinen 
»einen Vorzug 7* Referent: Lehrer Hauch aus Nieder⸗ 
eisenbach. — Nach Schluß der Verhandlungen gegen 
1 Uhr findet Festessen in demselben Lokale Siatt, 
Preis des Couverts M. 2.50 mit Wein; hieraus 
die übliche Verloosung von Geräthen der Bienen⸗ 
zucht. Mit der Hauptwersammlung wird auch eine 
Ausstellung von solchen, sowie von Bienenprodukten 
und ein Honigmarkt verbunden. Die Direktion 
der pfälzischen Bahnen hat den sich legitimirenden 
Mitgliedern des pfälzischen Bienenzüchtervereins eine 
Fahrtaxermäßigung von 50 pCt. in der Weise 
zeroährt, daß die am 26. und 27. September ge⸗ 
dsten einfachen Fahrbillets, bei Vorzeigung der ge⸗ 
druckten Legitimationskarte, auf der Rückseite mit 
dem Stationsstembel versehen werden und dadurch 
in der entsprechenden Zugsgattung und Wagenklasse 
zur freien Rückfahrt bis inkl. 28. Sept. benütz 
werden können. 
— Elmstein, 21. Sept. In dem benach⸗ 
harten Iggelbach sollte dieser Tage durch den Kamin⸗ 
ehrer die Feuerbeschau vorgenommen und dieses den 
kinwohnern durch die Ortsschelle zur Kenntniß ge⸗ 
bracht werden. Der Repräsentant der Ortspolizei 
der auch die Schelle handhabt war nicht zu Hause. 
Unser guter Kaminkehrerer weiß Rath, nimmt die 
Schelle und verkündet in höchsteigener Person den 
ersiaunten Iggelbachern das bevorstehende, welter⸗ 
chütternde Ereigniß. 
— Dürkheim, 22. Sept. Soeben Nach— 
nittags halb 3 Uhr erschoß sich im hiesigen Kur— 
zarten der ledige ca. 30 Jahre alte Anton Weiller 
zon Bobenheim a. B., nachdem er sich noch kurz 
zuvor bei Büchsenmacher Hofmann hier eine Pistol⸗ 
aebst Munition gekauft hatte. 
— In Wachenheim sindet die Rothwein 
lese von Dienstag, 25. d. M., bis Freitag, 28 
d. M., statt. 
— In Wachenheim und Kallstadt be— 
ginnt die Lese der Portugieser-Trauben heute den 
25. d. M. 
— Gestern hat die Lese der Portugieser ir 
Königsbach begonnen. 
— Die Pfarrwahl in Kandel veranlaß 
Streit. Gewählt ist Pfarrer Metzler in Obermoschei 
mit 8 von 12 Stimmen. Das Pfarrwahlgesep 
sagt ausdrücklich, daß eine solche Zweidrittelsmajoritär 
genüge, um die Wünsche des Presbyteriums, resp 
der Gemeinde zu berücksichtigen. Nun weisen aber 
die Gegner darauf hin, daß die nächsten Verwandten 
des Kandidaten im Wahlkollegium bei der Zwei⸗ 
drittelsmajorität sich befinden, und verlangen vowm 
Konsistorium die Verwerfung der Wahl. 
Aus der Pfalz. Der Verwaltungsge— 
richtshof hat unterm 21. Sept. folgende Entscheidungen 
rlassen: 1) In Sachen: „Beschwerde des kaiserlichen 
Notars Julius Vogel in Colmar wegen Beiziehung 
zu den Gemeindeumlagen in Neustadt a/H. betr.“ 
gesteht der Verwaltungsgerichtshof weder der Ge— 
meinde Neustadt noch der Gemeinde Winzingen 
das Recht der Beiziehung zu und verurtheilt die 
Beklagten in die Kosten des Verfahrens. — 2) 
In Sachen: „Religiöse Erziehung des Knaben Adam 
Becker von Göllheim, Bezirksamt Kirchheimbolanden 
betr., entscheidet der kgl. Verwaltungsserichtsho 
II. Senat in 3. und letzter Instanz: Die Beschwerd 
sei zu verwerfen, der Knabe in der Religion zu er—⸗ 
ziehen, in welcher er bereits die Kommunion oder 
Konfirmation (hier erstere also kathol.) empfangen 
habe. Die Koslen sind vom Beschwerdeführer zu 
tragen und als Gebühr für gegenwärtiges Verfahren 
10 M. festgesetzt. 
Vermischtes. 
F München, 23. Sept. Der Direktor des k. 
hauptlaboratoriums, Major Dekinder, hat sich aus 
Hypochondrie in seinem Bureau erschossen. 
F München, 23. Sept. Se. Maj. der 
sönig hat die Raubmörder Strohhofer und Faßl 
nicht begnadigt. Das Schaffot in der Frohnfeste 
st bereits aufgeschlagen. Die Raubmörder haiten 
hekanntlich die Wirthseheleute Schmitt mit Beilen 
erschlagen, das Haus geplündert und in Brand 
resteckt. 
FNeunkirchen, 22. Sep. Die Geflügel. 
Ausstellung ist heute eröffnet worden. Auf 
Säle des Schloß⸗Schulhauses vertheilt, gibt s 
den Besuchenden so viel zu bewundern, daß u 
unsere Erwartungen glänzend erfüllt sehen. Auch 
einem kauflustigen Publikum ist hiureichend Gelegen 
heit geboten, sich etwas Schönes für Hof und Kuͤche 
zu acquirieren. Am stärksten ist das Geschlecht da 
Hühmer veitreten: 107 Stämme lafssen sich hören 
und beloben, welch letteres den stattlichen Hähnen 
zanz selbstverständlich zu sein scheint. Als durch 
besondere Schönheit ausgezeichnet, erwähnen wir di 
Cochinchina, die Türken, die La PFlche. Nich 
minder prächtig sind die in mehr als 100 Stämmen 
bertretenen Tauben, worunter wir die Kropfer 
Maltheser, Pfautauben, Mövchen und Brieftauben 
namentlich aufführen möchten. Auch die Enten 
— 13 Stämme — und die Gänsse — 15 Stämm— 
— sind des Ausstellens in hohem Grade werth 
und die niedlichen Vögel, darunter ächte Harge 
Kanarien, haben auch ihr Lob verdient. Ein großes 
stontingent hat unser Ort selbst geliefert, in welchem 
die Geflügelzucht mit einer gewissen Vorliebe ge⸗ 
trieben wird. Aber auch viele andere Orte, sogar 
solche anderer Provinzen, haben die Ausstellung be— 
schickt. Die sehr geeigneten Käfige hat der Geflügel- 
zuchtverein in Frankenthal geliefert. — Auf dem 
in der Mitte durch einen improvisierten Spring 
zrunnen gezierten Schulhofe befindet sich eine Aus 
tellung landwirthschaftlicher Maschinen aller Art, 
velche von Fabrilen in Mannheim, Frankfurt, 
Heilbronn u. s. w. gesendet sind. Zwei von Herrn 
stüfer Schmidt hergestellte und von Herrn Mattes 
ausgestellte Riesenfässer erregen gerechte Bewunde 
rung. Leider hat sich die heutige Ausstellung nicht 
des besten Besuches zu erfreuen gehabt. Der unauf—⸗ 
hörliche Regen hat die Zahl der Besucher nur eine 
geringe bleiben lassen. (S. u. Bl.⸗Ztg. 
Nachdem bereits am 1. Juli Saarkohlen 
im allgemeinen im Preise gestiegen, erleiden dieselben 
saut Bergamisbericht vom 1. Oktober ab einen 
weiteren Aufschlag von 2 bis 8 Mk. ver Waggon 
je nach Sorte. 
F Mühlhausen i. E., 22. Sept. Eine 
der Chefs des großen Geschäftshauses Dollfuß 
Mieg u. Comp. in Mühlhausen, Friedrich Engel 
Dollfuß, der sich besouders um die humanitären 
Finrichtungen zum Besten der Arbeiter verdient ge⸗ 
macht hat, ist auf einer Reise in Paris gestorben. 
F Zu Lützelstein im Elsaß ereignete sich 
letzten Samstag ein gräßliches Unglück. Der Ackerer 
Bettinger holte Klee auf dem Felde; um nicht zweimal 
uu fahren, lud er auch das auf dem Kleeacker liegende 
Ddolz auf. Im Heruntergehen vom Wagen trat er 
n die auf dem Boden liegende Sense und brachte 
sich am Beine eine große Wunde bei. Da es ihm 
nicht gelang, das Blut, das in Strömen aus der 
Wunde floß, zu hemmen, rief er seine Frau, die 
twa 30 Schritt von ihm das Vieh hütete. Beim 
Erblicken des Blutstromes verlor diese den Kopf. 
Anstatt das Bein oberhalb der Wunde fest zu unter⸗ 
inden, lief sie nach dem 400 Meter entfernten 
Forsthause Sprung, um Hilfe zu holen. Hilfe 
kam zu spät. Als sie mit dem Förster Diller an 
den Ort kam, hauchte Bettinger den letzten Athem 
aus. Er hinterläßt drei erwachsene Kinder. War— 
nung sür Landleute, die Sense nach dem Gebrauch 
eine ziemliche Strecke aus dem Bereich zu legen. 
FGerhaltungsmaßregeln für die 
Riederwaldfeierd Der „Rhein. Kur.“ schreibt: 
1) Wer eine Einladungskarte erhalten hat, dieselbe 
aber nicht benutzen kann, wolle dieselbe sofort an 
den geschäftsführenden Ausschuß zu Wiesbaden zu— 
rücksenden, um den zahlreichen Bewerbern damit eine 
Freude machen zu können und um zu vermeiden, 
daß Plätze leer bleiben. 2) Wer nicht gut weg— 
ertig ist, bleibe am Festtage von Rüdesheim weg 
Im übrigen komme jeder mit dem Vorsatz, daß das 
Froße valerländische Fest auf das würdigste begangen 
derden muß und daß jeder Einzelne dazu beizu— 
ragen hat. 8) Es darf nirgens gedrängt werden. 
damit die Ordnung aufrecht erhalten werde. Wer kein 
darte zum Festplatze hat, wohne der Feier in der 
Stadt Rüdesheim bei und gehe nachher an das Denk⸗ 
mal. H Bewährte Regel' bei großem Menschen— 
—D 
Zachen.“85) Es ist rathsam' sich mit einem Früh— 
tück zu verfehen, weil auf dem Riederwald bis zun 
Schluß der Feier keine Wirthschaft in der Nahe e 
Denkmals geoffnet werden darf. 6) Unbedingt r 
zuhalten ist, daß kein Bouquets und Blumen nag 
den vorüberfahrenden Wagen geworfen werden dürfen