Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Jugherter Amzriger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er. Ingberter Anzeiger? erscheint wochentlich füunfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
glatt und Sonntags mit Sseititger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 60 — einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 14 95 4, einschließlich 
( A Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 ß, bei Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnei. 
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VPolitische Uebersicht. 4 
Deutsches Reich. 
München, 29. Sept. Candtag.) Die 
eugewählten Abgeordneten werden vereidigt. Der 
ßräsident widmet dem verlebten Abgeordneten Schlör 
inen warmen Nachruf. Schauß und Hafenbrädel 
ind beurlaubt. Finanzminister Riedel legt das 
budget pro 1884/85 vor, welches Einnahmen und 
lusgaben mit 234,143,613 M. balancirt. Unter 
den Mehrausgaben befinden sich 234,965 M. für 
herzinsung und Tilgung der Staatsschuld, 968,000 
ür Heimzahlung des seinerzeitigen Reichszuschusses 
ur Einlösung des bayerischen Staatsgeldes, 140,000 
ür Neubau eines Landtagsgebäudes, 277,000 für 
seubauten von Strafanstalten, 1,360,000 für Auf⸗ 
besserung pragmatischer Beamtengehalte. Der Fi⸗ 
zanzminister legt dar, daß keine Erhöhung der di⸗ 
relten Steuern erforderlich, die Beibehaltung des 
Malzaufschlags unumgänglich sei. Die General⸗ 
inanzrechnung pro 1882 schließt mit 6 Mill. Ak- 
ibresft, wovon 2 Mill. Ersparungen, immerhin mit 
413 Mill. Mehreinnahmen. 
* Eine Fülle glänzender Bilder hat mit der 
erhebenden Nationalfeier auf dem Nieder⸗ 
walde ihren gelungenen Abschluß erhalten, Bilder, 
xeren eigentlichen Mittelpunkt immer wieder die 
hrwürdige Gestalt unseres greisen Kaisers bildete. 
hon den Manövern und Festtagen am Strande der 
Saale an bis zu jenem feierlichen Moment, in 
welchem unter Gegenwart des Kaisers und seiner 
ürstlichen Gäste am Freitag die Hülle von der 
jehren Gestalt der Germania“ fiel, des gewaltigen 
Ronumentes deutscher Kraft und deutscher Einig⸗ 
eit, welches nunmehr von der Höhe des Nieder⸗ 
valdes auf den gesegnetsten deutschen Gau hernieder⸗ 
chaut, drängt sich eine Reihe festlicher Ereignisse 
usammen, von denen immer eines das andere an 
hlanz und Bedeutung übertrifft. Auf die Kaiser— 
age von Merseburg folgten die Manöver und die 
amit verknüpften Festlichkeiien von Homburg. 
velche durch den großen Kreis deutscher und außer⸗ 
eutscher gefürsteten Gaste eine ganz besondere Be⸗ 
xutung gewannen. Den Tagen von Homburq 
hloß sich der außerordentlich festliche Empfang, 
velcher dem Kaiser in der alten Reichsstadt Franf 
urt bereitet wurde, und die nicht minder herzliche 
lufnahme, welche der greise Monarch und die ihn 
egleitenden Fürstlichteiien noch am spaten Abend 
esselben Tages (27. September) in Wiesbaden 
anden, an. Das letzte, aber bedeutungsbvollste 
dlied in dieser Ketten festlicher Tage bildele die 
liederwaldfeier; indessen auch diese Feier setzte sich 
uus einer solchen Reihe strahlender Momente zu⸗ 
mmen, daß es uns an dieser Stelle unmöglich 
i, dieselben alle zusammenfassen und so heben 
ait denn als den eigentlichen Mittelpunkt der Feier 
e Rede des Kaisers hervor, welche derselbe 
uf die Ansprache des stellvertretenden Vorsitzenden 
d Geschäftsführers des Denkmals-Ausschusses, 
Ander direktors Sartorius hielt und welche ihrem 
vllen Inhalt nach lantele: 
Wenn die Vorsehung ihren Willen zu mächtigen 
creignissen auf Erden kundgeben will, jo wählt sie 
Au die Zeit, die Länder und die Werkzeuge, um 
uesen Widen zu volibringen. Die Jahre 137071 
taren eine Zeit, in welcher ein solcher Wille ge⸗ 
nt wurde.“ Das bedrohte Deutschland erhob sich 
n Vaterlandsliebe wie ein Mann und das Werk⸗ 
aig war das deutsche Volk in Waffen, seine Fursten 
der Spitze. Der Almächtige führte diese Waffen 
Montag, 1. Oktober 1883. 18. Jahrg. 
nach blutigen Kämpfen von Sieg zu Sieg und 
Deutschland steht in Einheit in der Weltgeschichte 
da. Millionen Herzen haben ihre Gebete zu Gott 
exrhoben und ihm für diese Gnade ihren demüthigen 
Dank dargebracht und ihn gepriesen, daß er uns 
für würdig befand, seinen Willen zu vollziehen. 
Aber für die spätesten Zeiten will Deutschland die—⸗ 
sem Dank einen bleibenden Ausdruck geben. In 
diesem Sinn ist das vor uns stehende Denkmal ge⸗ 
chaffen, das nun enthüllt werden soll. Und mit 
den Worten, die ich hier bei der Grundsteinlegung 
prach, welche nach den Befreiungskriegen 1813/15 
in eiserner Schrift der Nachwelt mein Vater, 
weiland König Friedrich Wilhelm der Dritte, hinter⸗ 
ließ, weihe ich dieses Denkmal: Den Gefalle—⸗ 
nen zum Gedächtniß, den Lebenden 
zur Anerkennung, den kommenden Ge— 
dzotern zur Nacheiferung. Das walte 
ott!“ 
Der Kaiser hatte diese Worte mit entblößtem 
Haupte gesprochen und reichte hierauf den Fürsten 
einzeln die Hand. Unter dem Tusch sämmilicher 
Musikkorps, dem Donner der Geschütze, den brau⸗ 
jenden Hurrahrufen der unzähligen Menge und dem 
Salutiren der 30 Paradedampfer auf dem Rhein 
iel die Hülle des Denkmals, worauf die Festver⸗ 
ammlung entblößten Hauptes die Wacht am Rhein 
instimmte. Nach einem Rundgange um das Denk⸗ 
nal kehrten der Kaiser und die übrigen Fürstlich⸗ 
eiten über Rüdesheim, wo der Kaiser den ihm 
redenzten Ruüdesheimer Wein trank und die Corso⸗ 
ahrt der dreißig Rheindampfer an sich vorüber— 
zassiren ließ, nach Wiesbaden zurück. Hier fand 
stuchmittags 5 Uhr im königlichen Schlosse ein 
großes Festdiner statt, bei welchem der König von 
Sachsen den Toast auf den Kaiser ausbrachte, 
velchen der Kaiser mit einem Trinkspruch auf die 
erbündeten Fürsten erwiederte. An dem Diner 
rahmen u. A. der Präsident des Denkmals— 
komité's, Graf Eulenburg, Generalfeldmarschall 
Hraf Moltke, die Ritter des Schwarzen Adlerordens, 
die kommandirenden Generale, die preußischen, 
zayerischen und württembergischen Minister, der 
Besammtvorstand des Reichstages u. s. w. theil. 
— Am folgenden Tag, Sonnabend, den 29. Sep⸗ 
iember ist sodann der Kaiser nach Baden⸗Baden 
abgereist, wo er an der Seite seiner erlauchten Ge⸗ 
mahlin bis in die zweite Hälfte des Oktober zu 
veilen gedenkt. 
Ausland. 
Paris, 30. Sept. Die meisten Blätter geben 
hr Bedauern über die Kundgebungen beim 
Eintreffen des Königs von Spanien Aus— 
zruck. (Als der König Alfons aus dem Bahnhofe 
getreten war und sich nach der Straße Denain 
hewegte, erfolgte ein fürchterliches Gepfeife, wildes Ge⸗ 
heul und Rufe: „VNie der mit dem Ulanen!“ 
Dieselben Rufe wurden wiederholt, als der König 
päter über die Brücke der Invaliden fuhr.) 
Bereinsmitglieder beisammen. Unter den Vorträgen 
war der des Herrn Pfarrer Graf (Bann) wohl 
der intetessanteste Theil des Tages. Herr Graf 
sprach über die Verwendbarkeit des Honigs in er— 
schöpfender Weise. U. A. betonte Redner auch die 
Verwendbarkeit des Honigs zu einem äußerst ge⸗ 
sunden Honigwein, welcher sehr zuträglich und wohl— 
schmeckend sei. Es folgte darauf eine allgemeine 
Diskussion, welche von dielen Bienenzüchtern benützt 
wurde. Bezüglich besserer Absatzwege, der Heilkraft 
des Honigs namentlich bei Kinderkrankheiten, wie 
Husten, Diphtheritis ꝛc., wurden sehr schätzenswerthe 
Winke gegeben. Herr Scherer aus Haßloch er⸗ 
zählte, wie ein einjähriges Kind, welches pon Aerz⸗ 
en aufgegeben war, weil es von der Mutter 
Schwindsucht eingesaugt hatte, durch Dosen mit 
Milch versetzten Honigs vollkommen geheilt worden 
ei. Andere Redner bestätigten die Heilkraft des 
donigs durch praktische Beispiele. — Der Verkauf 
zeht flott. 
— Forst. Der Preis des Portugieser— 
Mostes stellte sich dahier bis zu 18,80 M. pro 
10 Liter. — OD. A.) 
— In St. Martin beginnt das Herbsten 
der schwarzen Trauben am 2. und 3. Oktober. Es 
st bereits viel schwarzer Most (Portugieser) ver⸗ 
auft zu 12 M. pro 40 Liter, Burgunder ist ver⸗ 
auft zu 18 M. Der bis jetzt vorgeherbstete weiße 
Hhartenmost wurde durchschnittlich zu 11 M. ver— 
kauft. (L. A.) 
— Speyer, 28. Sept. Wir erfahren, daß 
S. M. der König genehmigt hat, daß innerhalb 
des Consistorialbezirkes Speyer die 400jährige Ge⸗ 
dächtnißfeier der Geburt Dr. Martin Luther's am 
11. Nov. Ifd. Is. kirchlich begangen und in Städ⸗ 
len mit mehreren protestantischen Geistlichen am 10. 
Nov. l. J. von den betreffenden Presbyterien ein 
Abendgottesdienst als kirchliche Vorfeier für den 
Dauptfesttag veranstaltet werden dürfe. Dem wei⸗ 
teren Antrage des prot. Consistoriums Speyer aber, 
daß am 10. Nov. l. J. eine kirchliche Feier für 
die protest. Schuljugend unter Aussetzung des Schul⸗ 
unterrichtes abgehalten werde, ist eine Folge nicht 
Jegeben worden. Dagegen bleibt es dem Consistorium 
Speyer überlassen, soferne auf die Abhaltung einer 
zesonderen kirchlichen Feier für die protestantische 
Schuljugend der Pfalz am 10. November l. Is. 
ein besonderes Gewicht gelegt wird, um die Aller—⸗ 
höchste Genehmigung zur Veranstallung dieser Feier 
in einer schulfreien Stunde des bezeichneten Tages 
nachzusuchen. 
Vermischtes. 
Augsburg, 29. Sept. Das Schwurge⸗ 
richt verurtheilte die Soldnerswittwe Maria Bariel 
don Moos sowie deren Dienstknecht, welche den 
Mann der ersteren ermordeten, zum Tode. 
f Bitsch, 27. Sept. Am Sonntag den 7. 
Oktober, Vormittags 10 Uhr, wird im Rathhause 
dahier eine größere Versammlung von Interessenten 
der zu erbauenden Eisenbahn von Saaralben durch 
das CEnsel⸗ und Moderthal über Ingweiler direkt 
nach Straßburg und deren Abzweigung aus dem 
Moderthale von Ingweiler⸗Wingen über die Glasfab⸗ 
rabriken Meisenthal, St. Louis und Götzenbrück 
nach Zweibrücken statifinden. 
F—Nach der 64. Nachweisung über die an das 
TFentralkomite zur Errichtung eines Landesdenkmals 
zu Wörth⸗-Fröschweiler für die im Jahre 
1870,71 in Frankreich gefallenen Bayern eingelang⸗ 
ien Geldbeträge beläuft sich bis jetzt die Summe 
iuf 35.330 Mk. 91 Pfa. 
ͥ 
Lokale und pfälzische Nichrichten. 
* St. Ingbert, J1. Oktober. Nächsten Sonn⸗ 
sag den 7. Oltober findet in Kaiserslautern eine 
Versammlung der Vertrauensmänner der national⸗ 
iberalen Partei der Pfalz statt, in welcher die 
Parteiorganisation in den Kantonen zur Berath⸗ 
ung gelangt. 
— Neustadt, 27. Sept. Heute wurden im 
Hhotel „Vier Jahreszeiten“ unter ungemein reger 
Betheiligung die Verhandlungen des Imkervereins 
nebst Honigmarkt eröffnet. Es waren beinahe 300