Amtliches des königl. Amtsgerichts St. Ingber
s St. Ingbert
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
her St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 M 6O — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen A T7TV , einschließlich
d A Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 15 , bei Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
M 197. Dienstag, 9. Oktober 1883. —18. Jahrg.
x Dentschland, Spanien und Fraukreich. Ein gegen Frankreich gerichteter Bund Spaniens
Die Anwesenheit des Königs von Spanien in mit Deutschland würde in Spanien gar nicht ver⸗
gzegleitung seinez Ministers des Auswärtigen sftanden werden, da Spanien von Frankreich nicht
petquis Armijo de Vega am deutschen Kaiserhofe, bedroht wird, aber auch von dem durch die Pyri—
je dort dem spanischen Monarchen gewordene näenkette getrennten Franzosenlande nichts ge—
juszeichnung durch Verleihung des Schleswig- winnen will.
solsteinischen Ulanen⸗Regiments, der Wuthausbruch
her Franzosen über diese Auszeichnung, die darauf⸗
polgende Beleidigung des Königs von Spanien
zurch den Pariser Pöbel haben in Verbindung mit
den politischen Nachwirkungen dieser Vorgänge
ffenbar die Beziehungen der drei Staaten, Deutsch
and, Spanien und Frankreich theils alterirt
heils gefestigt.
Der berühmte Nationalstolz der Spanier ist
uurch die ihrem Könige in Paris angethane Be—
reidigung stark verletzt worden und wird dieserhalb
nohl längere Zeit ein Schatten über den französisch—
panischen Beziehungen lagern, wenn man sich in
Madrid auch von den offiziell gewährten Genug—
huungen Frankreichs bereits befriedigt zu sein er⸗
tlärt. Deutschland hat aber Spanien gegenüber
durch den Pariser Skandal gewonnen, denn der
eutsche Mann hat im Lande der Kastanien durch
diese gesammten Vorgänge eine gewisse Popularität
und Beliebtheit erlangt, die ihm ehedem fehlte.
Freilich hat der Pariser Skandal den Deutschen
much die bittere Wahrheit gezeigt, daß die Franzosen
noch immer das leicht reizbare und in nationaler
Leidenschast blind wüthende Volk wie in den Zeiten
jon 1870 sind und daß es seitdem leider noch
ieine französischen Staatsmänner und Schriftsteller
jegeben hat, die ihrem Volke eine ruhigere und ge—
echtere Beurtheilung der Dinge angewöhnt haben.
Fast die gesammte Pariser Presse hatte sich sogar
u der unsinnigen Behauptung verstiegen, der
ꝛeutsche Kaiser hätte durch die Verleihung eines
Uanen⸗Regiments und der König von Spanien
vurch die Annahme desselben die französische Nation
xleidigt. Das Wort „Ulan“ wirkt allerdings von
dem Kriege her auf die Franzosen wie ein rothes
Tuch auf einen wüthenden Stier oder kollernden
Truthahn, aber auf solche unberechtigten Empfind⸗
iichleiten hat der deuische Kaiser bei den von ihm
zJewährten Auszeichnungen keine Rücksicht zu nehmen
denn sonst käme Deutschlands oberster Kriegsherr
gielleicht gar noch in die Lage, den Franzofen zu
Liebe die Ulanen-Regimenter ahzuschaffen Wenn
die Franzosen dem deutschen Reiche nur nicht fort⸗
vaͤhrend alles Böse andichten wollten und in der
Anwesenheit des spanischen Königs in Deutschland
ücht ganz ungerechtet Weise ein Ränkespiel der
eutschen Regierung gewittert hätten, dann wäre
ꝛie Verleihung des deutschen Ulanen⸗Regiments
in den König von Spanien auch kein Wuth
tetz für sie gewesen. Mit Haänden ist es zu
eifen, sdaß“ Deutschland und Spanien kein
vündniß, am allerwenigsten gegen Frankreich
ngeschlossen haben, denn es fehlen' zu einem solchen
Lündnisse die geweinsamen Interessen und Gefahren
Deutschland und Spanien. Der Zweck der
de des Königs Alfonso nach Deutschland und
— bestand lediglich darin, mit den alten
onarchien in ein freundschaftlicheres Verhältniß
— treten und sich dort Wohlwollen und Unterstütz⸗
. für den neuaufgerichteten spanischen Thron zu
Derben. Dann hat die Anwesenheit des Königs
onso in Deutschland auch noch dazu gedient,
a mancherlei Bedenken über die deutsch⸗spanischen
ndelsbeziehungen zu zerstreuen und in dieser
tziehung die gemeinsamen Interessen klar zu legen
die Nothwendigkeit ein, langsamer vorzugehen. In
der nächsten Session hofft sie das Unfallversicher⸗
ungsgesetz unter Dach und Fach zu bringen.
Ausland.
Mailand, 8. Oktober. Das deutsche Kron—
prinzenpaar ist hier eingetroffen und hat sich heute
zum Besuche des italienischen Königspaares nach
Monza begeben, woselbst sie auch diniren werden.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 9. Oktober. Heute Mittag
ereignete sich in der hiesigen Grube ein sehr be—
dauerliche Unglücksfall. Der Bergmann Niko—
saus Deffland von hier wurde während der Ar—⸗
»eit von einem herabstürzenden Felsen so schwer
getroffen, daß er augenblicklich eine Leiche war.
Der Verunglückte ist 80 Jahre alt und hinterläß!
eine Witiwe mit 3 kleinen Kindern.
*St. Ingbert, 9. Oktober. Mit Beginn
des Winterse esters kommen, um der Ueberfüllung
einzelner Schulklassen abzuhelfen, zu den bisherigen
Volksschulen dahier noch zwei neuerrichtete
Verweserstellen — 1 katholische und 1 pro⸗
testantische — hiezu. Die neuen Schulen werden
borläufig, bis zur Fertigstellung des im Bau be—
griffenen Schulhauses, im alten Gefängnißgebäude
hinter dem Stadthause untergebracht werden.
— Aus Zweibrücken,, 7. Oktober, wird
dem „Pf. K.“ geschrieben: Während die Frequenz
der kgl. Studienanstalt gegen das Vorjahr — er—
freulicher Weise — einigen Rückgang zeigt, ist jene
der kgl. Realschule um etwas gestiegen, und
beträgt die Schülerzahl der letzteren jetzt um etwa
30 mehr, als am Schluß des vorigen Schuljahres.
Ich bin nicht in der Lage, beurtheilenzu können, ob diese
Erscheinung etwa auf eine mehr entwickelte Erkennt⸗
niß nach der Richtung, welche Art der Vorbildung
für das sogenannte praktische Leben die empfehlens⸗
werthere, zurückzuführen ist, jedenfalls aber dürfte
man es freudigst begrüßen, wenn dem so wäre.
Wer absolut studiren soll, um, was in fast allen
Fällen als Ziel gilt, für irgend einen Zweig des
pragmatischen Staatsdienstes vorbereitet zu werden,
der trete natürlich in eine Studienanstalt; wer aber
seinen Sohn für den Handwerker⸗ oder Kaufmanns⸗
tand zweckentsprechend will vorbilden lassen, der
schicke ihn auf alle Fälle gleich, d. h. aus der Volks—
chule aus, in die Realschule. Im Interesse unserer
gesammten Gesellschaft läge ohne Frage eine stärkere
Inanspruchnahme der Realschulen von Seiten des
sogenannten Bürgerstandes, zumal ja nicht abzusehen
ist, wie und wo die unverhältnißmäßig große Zahl
der „Studirenden“ im sicheren Staatsdienst unter⸗
gebracht werden sollen.
*Kaiserslautern, 8. Oktober. Im Hotel
zum Schwanen hierselbst hielt gestern der Cen—
tral-⸗Ausschuß, welchen die liberale Partei⸗
Conferenz am 29. Juli a. c. behufs Vorbereitung
der Wahlen eingesetzt hat, seine erste ordentliche
Sitzung ab. Erschienen waren die Herren aus
sjämmtlichen Wahlkreisen der Pfalz. Es wurden
zunüchst eine größere Anzahl von Details bezüglich
der nunmehr erscheinenden „Pfälzischen liberalen
Correspondenz“ erörtert. Soweit hierbei politische
Fragen in Betracht kamen, ergab sich eine äußerst
erfreuliche Uebereinstimmung der gesammten An—
wesenden, — eine Uebereinstimmung, welche übri—
gens auch darzuthun vermochte, daß sowohl die
durch das Vertrauen der Wähler im Besitz der
Mandate befindlichen offiziellen Vertreter der Pfalz,