Full text: St. Ingberter Anzeiger

vestens empfehle. Hörde, den 28. August 1883 
Lina Klein, Meyer Seldis, Sohn des berühmten 
sammerjägers Seldis aus Xanten.“ 
F (EEin weißer Rabe.) Von Schwiebus 
wird eine Thatsache berichtet, die nicht alle Tage 
passiert. Ein Tichlermeister hat den Wunsch nach 
höherer Besteuerung laut werden lassen, da die Ein— 
schätzungs- Kommission ihn seinen Vermögens-Ver⸗ 
zältnissen nach zu niedrig eingeschätzt hat. 
FGampfmiteiner Ratte.) Ein junges, 
den gebildeten Ständen Grans (Ungarn) angehöriges 
Mädchen hatte dieser Tage einen Kampf mit einer 
Ratte zu bestehen, worüber dem Egyetértés Folgen⸗ 
des berichtet wird: Das Mädchen bemerkte während 
einer Promenade im Hofe eine große Ratte, es 
hlieb ·stehen unb wartete ab, wohin sich daß häßliche 
Thier begeben werde. Im nächsten Augenblicke 
sprang die Ratte der Ahnungslosen auf die Brusti 
und klammerte sich an die Kleider. Das erschrockene 
Mädchen wagte das Thier nicht anzufassen und be— 
gann den Oberkörper zu schütteln, um die ekelhafte 
Last auf diese Weise los zu bekommen; das Be— 
mühen war vergeblich. Mittlerweile haiten sich die 
Mägde im Hofe angesammelt und wollten das 
Thier mit Stöcken entfernen, wodurch sie dasselbe 
nur noch wüthender machten. Da kein Mann im 
Hause war, eilte schließlich eine Magd, den Nach— 
bar herbeizuholen, der denn auch rasch kam, die 
Ratte erfaßte und erwürgte. Selbst jetzt war es 
schwer, die Krallen des Thieres vom Busen des 
inzwischen in Ohnmacht gesunkenen Mädchens los⸗ 
zumachen. 
— Eine Illustration zu den abnormen Verhält— 
aissen, die gegenwärtig in Bul garien herrschen. 
bildet der Ueberfall der zweiten Eisenbahnstation 
von Rustschuk in der Richtung gegen Varna, Vetova, 
vo sich vor einigen Tagen gegen 7 Uhr abends un⸗ 
zefahr 30 bulgarische Räuber einstellten, die zwar 
mit dem Stationschef Palm, einem ehemaligen 
bayerischen Kaballerieoffizier und zweien seiner Be— 
diensteten ein förmliches Gefecht zu bestehen hatten 
iber schließlich Herren des Platzes blieben, die 
Stationskasse mitnahmen, das ganze Waarenmaga— 
zin plünderten und dann unbehelligt abzogen. 
Palm, welcher schwer verwundet wurde, telegraphirte 
war sofort nach Rustschuk an den Präfekten um 
dilfe, aber dem schien die Sache nicht in den Kram 
zu passen, denn die erbetene Unterstützung kam erst 
am folgenden Mittag, daher zwecklos, denn von 
den Räubern war natürlich längst keine Spur mehr. 
— Recht schlimm erging es auch in Widdin2 
talienischen Unternehmern, die, nach dem Stein⸗ 
bruch Florentin unterwegs in einem Dorfe von 
Bauern überfallen, fürchterlich zugerichtet und einer 
Baarschaft von über 6000 fl. beraubt wurden. Die 
Folge ihrer Reklamation war, daß man sie zunächsi 
8 Tage einsperrte. Als fie ihr Geld verlangten, 
jagte man sie einfach weg; wahrscheinlich hatten sich 
die Polizeiorgane Widdins diesbezüglich mit den 
friedlichen“ Bauern, denn professionelle Räuber 
waren es ja nicht, in entsprechender Weise „ver⸗ 
tändigt“. 
fDaskolossale Standbild der Frei— 
seit, welches zur Erinnerung an die zwischen 
Frankreich und den Vereinigten Staaten bestehende 
Freundschaft auf einer der kleinen Inseln im New— 
Horler Hafen errichtet werden soll, ist nahezu vol⸗ 
lendet und im Winter wird das riesige Monument 
zeitweise in Paris aufgestellt werden. Die Figur 
jat eine Höhe von 151 Fuß. Der Nagel des 
Zeigefingers ist nahezu eine halbe Elle lang und 
nerhalb des rechten Fußes ist Sitzraum für ein 
Dutzend Menschen vorhanden. Das Standbild 
wird nach seiner Vollendung ein Gewicht von ca. 
200 Tonnen haben und auf einen 50 Fuß über 
die Meeresfläche hervorrageuden Sockel gestellt 
werden. In ihrer Hand wird die Figur ein elek 
risches Licht tragen, welches im Stande sein wird 
ꝛeine Wasserfläche von drei oder vier Ouadratmeilen 
aghell zu erleuchten. 
F. Bei Neapel entgleiste am 80. September 
Abends ein Zug, welcher eine Menge Leute von 
inem Volksfeste aus dem nahen Secondiglione nach 
hause führte. Das Unglück ereignete sich bei dem 
Ponte dell' Arenaccio, wo die Bahn ziemlich ab— 
chüssig ist. Es hatte eben angefangen zu regnen, 
o daß, wie die Maschinisten behaupten, die Hemm⸗ 
chuhe nicht packten und der uüberfüllle Zug mit 
chwindelnder Eile den Abhang herniederbrauste und 
nach links kippte. Etwa sechszig Personen wurden 
dabei mehr oder weniger schwer verwundet, 25 mußten 
in das Krankenhaus transportirt warden, wo drei 
sofort ftarben. Im Augenblick der Entgleisung 
blieden drei Personen sofort todt. Die Verwundeten 
zehören fast sämmtlich dem Arbeiterstande an. Der 
Maschinist und der Heizer wurden verhaftet. 
F Aus Philadelphia meldet man der 
„Times“, daß ein Eisendahnzug auf der Reading⸗ 
zahn, welcher in den nordlichen Vorstädten von 
Philadelphia eine Straße kreuzte, mit einem Tram— 
»ahnwagen zusammengestoßen ist. Letzterer mil 
Leuten gefüllt, wurde zerstött und von' 13 Ver— 
letzten sind bereits drei Personen an ihren Verletz⸗ 
ungen gestorben. 
Man meldet aus Kansas City, Missouri. 
30. September: In Coulidge, einer etwa 500 
Meilen von hier in westlicher Richtung gelegenen 
kleinen Station, wurde gestern um Mitlernacht der 
von Denver in Colorado kommende Personenzug 
don einer Räuberbande überfallen. Die Passagiere 
lagen zumeist im Schlaf, als sie durch mehrer⸗ 
rasch nacheinander folgende Schüsse geweckt wurden. 
Mehrere derselben waren bewaffnet und sprangen 
aus den Waggons, sie gewahrten jedoch nur einig⸗ 
Männer, die zur Flucht gewandt davonsprengten. 
Von der Lokomotive her vernahm man schwache 
Hilferufe, und es zeigte sich, daß der Lokomotivb⸗ 
rührer erschossen und der Heizer schwer verwundet 
vorden war. Die Räuber sprangen auf die Loko— 
motive, schossen die beiden Männer nieder und ver— 
juchten dann in den Postwaggon einzudringen. Der 
dondukteur hatte jedoch, durch die abgefeuerten 
Schüsse gewarnt. die Thüre verammelt und unter 
hielt ein lebhaftes Feuer gegen die Augreifer 
welche, als sie mehrere Passagiere aus deu Wagen 
springen sahen, die Flucht ergriffen. 
FWind-Accumulator. Im „Scientific 
American“ wird der Vorschlag gemacht, die enorme 
raft des Windes, die jetzt ungenützt verloren geht 
in Form von komprimierter Luft aufzubewahren 
und so als stete Kraftquelle zu benützen. Es wird 
darauf hingewiesen, daß auf einem Flächenraume 
von 40 zu 150 Fuß es vollkommen möglich ist, 
32 Windräder, jedes von 12 Fuß Höhe und 8 
Fuß Durchmesser derart zu plazieren, daß jedes 
doslen Wind erhalten kann, von welcher Seite er 
auch wehen möge. Die Räder müßten auf verti— 
kalen Axen ruhen oder auch horizontal mit fixiertem 
Schaft. Sie bedürften weder einer Bedienung noch 
ꝛiner Bremse, sie könnten mit der größten Geschwin⸗— 
digkeit sich drehen oder still stehen; die rasche Be— 
wegung könnte keinen Schaden bringen, sondern 
nur die Arbeitsverrichtung vermehren. Jedes Wind⸗ 
cad müßte eine Luftlampe, die seiner Kraft ent⸗ 
ppricht, treiben, und jeder Druck auf den Kolben 
vürde die vorhandene Luftmenge in ein bereit zu 
jaltendes Reservoir befördern. Auf diese Weise 
vürde das Reservoir ein Vorrathsmagazin kompri— 
mierter Luft, das noch Maß seine Energie abgeben 
önnte. 
F Ueber einen entsetzlichen Theater— 
hbrand in Japan wird über Plymouth berichtet 
Der Schauplatz des Unglücks war die Stadt Kala— 
nocomura Kamada Govi Sanuki. Das dortige 
Theater — ein Holzbau — war während der 
Vorstellung von einer großen Zuschauermenge dicht 
besetzt, als plötzlich hinter der Bühne ein Feuer 
ausbrach, das binnen wenigen Minuten das ganze 
Bebäude in Flammen einhüllte. Eine furchtbare 
Verwirrung entstand, alles drängte sich nach den 
Ausgängen zu, die, im nächsten Augenblicke von 
einem Knäuel zu Boden getretener, ringender und 
sterbender Menschen versperrt, den Nachdrängenden 
ein Entrinnen unmöglich machten.Fünfzehn junge 
Männer und 60 Kinder fanden in den Flammen 
hren Tod und über 100 Personen trugen schwere 
Brandwunden und andere Verletzungen davon. 
F (Arabischer Aberglaube.) Folgende 
Frzählung, die in Kairo von Mund zu Mund geht, 
pricht deutlicher als sonst etwas für die traurige 
Thatsache, wie fest der Aberglaube im Volke noch 
ingewurzelt ist. Mehrere Arbeiter erschienen bei 
ihrem Musti mit der Frage, wie es komme, daf 
diel mehr Muselmanen als Christen der Cholerd 
zum Opfer fieler, nachdem doch Gott die Seinigen 
nehr beschützen sollte, als die Ungläubigen. Der 
Musti verlangte einen Tag Bedenkzeit. Als die 
Fragesteller wieder erschienen, erklärte er ihnen, ein 
von Gott gesendeter Erzengel habe ihm die Aus— 
tunft ertheilt, daß eine Mauer im Paradiese ein— 
stürzte, und daß Gott zum Wiederaufbau derselben 
die Getreuesten der Gläubigen berief. Befriedigt 
zogen die meisten von dannen; einzelne waren je— 
doch untröstlich darüber, daß sie nicht auch zu der 
gedachten Arbeit berufen wurden. Es gibt sonst 
ganz gebildete Araber, die von der Wahrhaftigkeit 
der Musti vollständig überzeugt sind. 
F(Wie, was, wo)) Ein Börsenbesucher, 
welcher in seinen Musestunden sich als Heirathsder— 
mittler beschäftigt, brachte über die Chancen der 
rinen Mann begehrenden Dame an die heutige Börse 
folgenden artigen Witz: Junge und schöne Damen, 
denen ein Heirathscandidat präsentirt wird, stellen 
sogleich die Frage: „Wie ist er?“ In den Jahren 
der Ueberlegung fragen sie bereits: „Was ist er?“ 
Reif gewordene Jungfrauen aber sturzen sogleich 
mit der Frage vor: „Wo ist er?“ 
Gemeinnütziges. 
(Flecke von Obst und Wein aus Leinen⸗ 
und Baumwollenzeugen zu vertilgen.) 8 Loth 
möglichst frischen Chlorkalk, 1. Quart Fluß oder 
Regenwasser schüttelt man in einer verschlossenen 
Flasche einige Male um und nachdem die Flüssig— 
deit klar geworden, wird sie abgegossen und zum 
Gebrauch aufbewahrt. 
Von diesem Wasser, welches alle Pflanzenfar— 
ben zerstört, wird etwas in eine Schale gegossen 
und die Stelle, wo der Fleck ist, hineingehalien, 
der dann augenblicklich verschwindet. Die Stelle 
muß aber sofort mit reinem Wasser ausgewaschen 
werden, weil die Zeuge sonst leiden. 
Um Wäsche, die etwas gelb geworden, schön 
weiß zu erhalten, gießt man etwas von diesem 
Fleckwasser zu dem Wasser, worin die Wäsche ge⸗ 
wöhnlich nach dem Waschen ausgewaschen wird. 
(Eine Eierconservirungs-Methode.) Eine 
ebenso einfache als originelle Eierconservirungsme— 
thode bringt Nr. 18 der Dresdener Blätter für 
Geflügelzucht. Dieselbe stammt aus China und be— 
steht einfach darin, daß man die Eier mit nasser 
Lehmerde überzieht, welche, sich schnell verhärtend, 
die Eier wie mit einer Form umgiebt, die Luft 
voslständig abschließt und dieselben dadurch vor 
Fäulniß bewahrt. Außerdem hat diese Methode noch 
das Gute, daß die Eier, mit einer solchen Hülle 
versehen, sich gegenseitig nicht berühren können und 
daher weniger gebrechlich sind. Auf diese Weise 
werden die Eier in China zu Tausenden für den 
Transport verpackt, was für den Bedarf auf langen 
Seereisen von unberechenbarem Werthe ist. Ein be— 
'annter Weltumsegler versicherte dem Einsender dieser 
Notiz, daß mehrere Monate alte Eier, auf diese 
Art, conservirt, weder durch die tropische Hitze noch 
durch Feuchtigkeit irgendwie gelitten hätten oder ver⸗ 
dorben wären und nach Entfernung der Lehmkruste, 
veich gesotten, wie frisch geleate geschmeckt hätten. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Edenkoben Josephine. 9 J. a., 
T. v. Dr. Franz Jäger, prakt. Arzt und bezirks⸗ 
ärzil. Stellvertreter (das Kind fiel von einem Wagen 
und wurde dann überfahren); in Wollmesheim Frau 
Johanna Knecht, geb. Kendel, 81 J. a.; in 
Annweiler Karl v. Linck, Apotheker, in Zwei— 
brücken Oskar Vayhinger, 28 J. a.; in Lud—⸗ 
wigshafen Michael Schlosser, städtischer Ein— 
nehmer, 56 J. 7 M. a.; in Edesheim Salomon 
Michel, 743J. a, in Kaiserslautern Frau Hannchen 
Sonnentheil, geb. Gebhardt; in Schrollbach 
Frau Elisabetha,Strauß, geb. Bang, 33 J. a. 
Dieustes nachrichten. 
Versetzt wurden vom 1. Oktober ab: die Diätare 
Jakob Bardon von der Kontrole zur Einnehmerei 
Zweibrücken, Christian Römer von der Kontrole zur 
Bahnhofverwaltung Ludwigshafen und Karl Briam 
vom Ingenieur⸗-Bureau Ludwigshafen zur Kontrole; 
der bei der Güterexpedition Zweibrücken verwendete 
Schaffner Wilhelm Fischbach in gleicher Eigenschaft 
zur Güterexpedition Speyer; die Portiers Martin 
Brossart von Göllheim⸗Dreisen nach Morschheim 
ind Georg Roth von Morschheim wach Göllheim— 
Dreisen: Rangir-Obmann Peter Groß von Lud—⸗ 
wigshafen nach Landau; — ferner Bahnmeister 
und Ingenieur-Assistent Rudolph Becker von Lang⸗ 
meil zum Bezirks-Ingenieur-Bureau Kirchheimbo— 
landen, Bahnmeister Karl Joanni von Zeiskam 
nach Ludwigshafen, Bahnmeister Johann Weber von 
Ebernburg in gleicher Eigenschaft nach Kaiserslautern 
für die Lauterthalbahn, Bauaufseher Franz Schuster 
»on Schifferstadt, z. Zt. beim Bau der Lauterthal⸗ 
zahn als funktionirender Bahnmeister nach Zeiskam, 
Bauaufseher in Vadwigshafen Joh. Mader von 
Germersheim als funktion. Bahnmeister nach Lang— 
meil, Steinbruch-Aufseher in Hochstätten K. Burk—