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ʒ»1 Ingbherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich füufmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
zlau und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliährlich 1.4 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.A 75 , einschließlich
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 A4. bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
—8 220. Sonntag, 11. November 1883.
18. Jahrg.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Berlin, 8. Nov. Die Reise des Kron⸗
»rinzen nach Madrid erregt natürlich in allen
kreisen großes und freudiges Aufsehen und ist aber⸗
nals als ein Erfolg jener Politik Deutschlands an⸗
usehen, welche im festen Aneinanderschluß der Für⸗
sen und Völker Europas den Frieden zu wahren
emüht ist. Die Reise des Kronprinzen ist übrigens
‚on langer Hand vorbereitet und höre ich, daß die
rste Anregung dazu vom Reichskanzler ausging,
ls Kaiser Wilhelm sich zuletzt in Baden-Baden
efand. Den Abschluß haben die diesbezüglichen
gerhandlungen in der Audienz erfahren, welche der
Ztaatssekretär des Auswärtigen, Graf Hatzfeldt,
vorgestern beim Kaiser hatte. (Frkf. J.)
Berlin, 9. Nov. Der Krounprinz ist hier ein⸗
etroffen, besuchte Mitiags die Kronprinzessin Ste—
hanie und empfing später den Gesandten in Madrid,
hraf Solms, sowie den Staatssekretär Hatzfeld.
Wie die „Post“ aus gut unterrichteten Kreisen
ort, weiß man von einer Absicht der Vermehrung
er deutschen Artillerie an maßgebender
—AV
auf hingewiesen wird, daß Frankreich Deutschland
m Artillerie bedeutend, d. h. mit gegen 600 Ge—
chützen, überlegen ist, so ließe sich zunächst
arauf erwidern, daß Frankreich ebenfalls um circa
200,000 Mann an Infanterie stärker ist als Deutsch⸗
and. Daraus irgend welche Folgerungen ziehen zu
oollen, wäre ganz müßig.
Ausland.
Aus Serbien wird gemeldet, daß die Re—
gerungstruppen sämmtliche Haupipositionen der Auf⸗
ändigen eingenommen und die Revoltanten zerstreut
aben. Die vollständige Herstellung der Ruhe und
Irdnung ist in kürzester Zeit zu erwarten.
* In einem Theile de nordamerikanischen
Inion haben am Dienstag die politischen Wahlen
attgefunden. Die Republikaner siegten in Massa⸗
zusetts, Pennsylvannien, Minnesota und Nebraska,
ie Demokraten in New-York, Virginien, New⸗—
gersey und Maryland. Nach dem Ausfall der
iesmaligen Staatswahlen beurtheilen die beiden
roßen politischen Parteien ihre Aussichten für die
m nächsten Jahre siattfindenden Präsidentenwahlen.
zinstweilen scheinen die Chancen für beide Varteien
ijemlich aleich zu stehen.
— Speyer, 8. Nov. In heutiger Sitzung
des Schöffengerichts hatten ungefähr 30 hiesige Ein⸗
vohner sich wegen Hinterziehung der Miethssteuer
u verantworten. Bei der November v. Is. vor⸗
zsenommenen Revision der Häusersteuer stellte sich
)eraus, daß verschiedene Hausbesitzer unrichtige An—
jaben bei der im September desselben Jahres er—
lgten Fassion gemacht hatten. Die betreffenden
xigenthümer sowohl als deren Miether, welche die
inrichtigen Angaben mit ihrer Unterschrift bestätigt
satten, wurden je mit dem dreifachen Betrag der
differenz (gegenüber dem wahren Miethertrag), so⸗
vie ia die Kosten verfällt (nach 8 15 des Haus—
teuergesetzes vom Jahr 1828). Die Strafe betrug
n einem Fall 248 Mt., ferner 171 und 54 Mk
ür die Eigenthümer; für die Miether 48, 46, 24,
24, 18, 15, 6 Mk. und so fort, je das Dreifache
»er für ihre Wohnungen zu wenig eingestellten
Mietherträge; die Miether, welche theils aus Un—
vissenheit, theils aus Gefälligkeit gegen die Ver—
niether gehandelt hatten, sind gewiß zu bedauern;
illein das Gesetz verlangt ausdrücklich die Bestraf—
ing sowohl der Miether, als der Vermiether. Einen
omischen Eindruck mußte die Vertheidigung eines
dausbesitzers machen, der für sieben von ihm ver—
niethete Wohnungen unrichtige Fassionsangaben ein⸗
Jesetzt hatte, es sei ihm ein Vogis leer gestanden
ind da habe er die übrigen je um einen Theil des
hm entstandenen Verlustes gekürzt! Zu erwähnen
sst ferner, daß das Gesetz ausdrücklich bestimmt,
zaß auch für leerstehende Wohnungen der Mieth—
verth einzustellen, daß ferner eine Verschweigung
des wirklichen Miethertrages, ob dolos oder irrthüm—
ich ist gleichgiltig, wie bemerkt, zu bestrafen ist.
Die Strafgelder fließen in den Localarmenfonds.
— Wir wollen zum Schluß noch bemerken, daß die
däusersteuerrevissiin auf Antrag des Stadtrathes
rfolgt ist, welcher in dem Glauben handelte, das
kErgebniß werde zu einer Reduktion derselben führen.
Statt dessen stellt sich im Gegentheil heraus, daß
zie Steuer eine Erhoöͤhung von 30 pCt. erfahren
vird. (Pf. K.)
— Heute und morgen — 10. und 11. Nov. —
wird in allen protestantischen Gemeinden Deutsch⸗
lands und darüber hinaus der 400jährige Geburts⸗
tag Dr. Martin Luthers festlich begangen.
Verm ischtes.
F Nach dem soeben erschienenen 1. Heft der
tatistischen Mittheilungen über Elsaß-⸗Loth—
ingen“ bezifferte sich unsere Gesammtbevölkerung
ẽlsaß⸗Lothringens bei der letzten Volkszählung auf
566,670 Personen, worunter 38,968 Militärs;
sinsichtlich der Staatsangehörigkeit theilt sich diese
Zebölkerung in 1,418,025 Elsaß-VLothringer, in
.14,797 Angehörige der übrigen deutschen Staaten,
n 33,848 Ausländer, unter letzteren 13,906 Fran⸗
osen, bezw. elsaß⸗lothringische Optanten, denen der
Aufenthalt im Lande unter gewissen Bedingungen
zewilligt ist. Was die Confession betrifft, so haben
vir 1,218,468 Katholiken, 305,124 Protestanten
3413 Sectenchristen, 39,278 Israeliten, 1 Muha—
nedaner und 3 Buddhisten (letztere auf der Hoch—
chule). Die katholische Bevölkerung ist von 79,67
»Ct. im Jahr 1871 auf 77,77 pCt. im Jahr 1880
gesunken, die protestantische dagegen von 17,50 pCt.
inf 19,48 pCt. gestiegen. Unter den 268,982
Wohnstätten befindet sich auch eine thatsächlich be—
vohnte Felsenhöhle; von den 1699 Gemeinden des
Landes haben 815 unter 500 Einwohner.
— Der von Dekan Föorderer in Laher (Baden)
edigairte „Anzeiger für Stadt und Land“ öchlägt
wvor, in das neue Braumalzfteuer Gesetz einen Pa⸗
ragraphen aufzunehmen etwa folgenden Inhalts:
„Wer unter das Getränk, so Bier genannt wird,
zesundheitsgeführliche Substanzen mischt, wird auf⸗
gehängt, und zwar an seinem Halse, bis er todt ist.“
FGrävenhausen (Württb.), 8. November.
Gestern Abend halb 7 Uhr ist dahier bei sehr star⸗
lem Winde ein großer Brand ausgebrochen, welcher
36 Wohnhäuser und Scheuern gänzlich in Asche
legte. (Der Brand wäre dem „S. W.“ zufolge
bis nach Bergzabern sichtbar gewesen.)
F New-York, 8. Novb. Ein zerstörender
Tornado hat Springfield im Staate Missouri heim⸗
gesucht, wodurch 16 Personen schwer verletzt wurden.
30 Gebäude wurden total und 200 iheil⸗
weise zerstört. Der Verlust wird auf ein 24 Million
Dollars geschätzt. Aus mehreren anderen Orten
der Grafschaft werden ebenfalls große Verheerungen
gemeldet.
FGapanische Damen.) Einem soeben
erschienenen Werke Mr. Savigne's über Japan ent⸗
nehmen wir folgende Daten: „Die Lieblingsge—
wohnheit der Frauen, ihr Alter zu leugnen, resp.
zeringer anzugeben, ist in Japan ein Verbrechen,
das strenge Strafe nach sich ziehen würde. Im
Gegentheile herrscht hier der Zwang, in der Tracht
genau das Alter errathen zu lassen. Bis zum
aeunten Jahre erhalten die kleinen Mädchen Rosa⸗
Schleier um den Kopf gebunden; sobald sie hei—
rathsfähig geworden, steckt man ihnen Silbernadeln
in die Haare, und die Zahl der letzteren zeigt, wie
diel Jahre über fünfzehn sie bereits erreicht haben.
Eine Wittwe, die sich wieder zu verehelichen wünscht,
teckt einen verbogenen schwarzen Pfeil in ihr Haupt⸗
jaar. Jene, die dem Verslorbenen die Treue be⸗
vahren wollen, tragen ihr Haar glatt gekämmt
jerabhängend.“ Diesen Aufstellungen fügt Mr.
Savigne folgende Bemerkungen bei: „Ja, die
Silbernadeln zeigen die Jahre an, aber die Japa—⸗
nesinnen wissen sie so geschickt hinter den Haaren
zu verbergen, daß ich nie mehr als drei erblicken
konnte; eine Toilette untröstlicher Wittwen jedoch
kenne ich nur aus der Schilderung, gesehen habe
ich keine einzaige“
Sterbefälle.
Gestorben: in Weingarten Leopold Herzog;
in Grethen Konrad Helbig, 44 J. a.; in Neun⸗
kirchen a. Bl. Philippine Hasmann, geb. Dahn.
60 J. a.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 10. Nov. Die Kirch—
veihe steht vor der Thüre. Insbesondere haben
ich unsere Metzger, Bäcker und Wirthe gerüstet,
im zu bieten, was das Herz erfreut, was der Sinn
»egehrt. Und wie wurde im Laufe der Woche
ilenthalben gescheuert und geputzt! Was wurde
üicht Alles in Küche und Keller zur festlichen Be—
sehung der Kirchweihe hergerichtet! Hoffentlich ist
er Aufwand von Fürsorge und Mühe nicht um—
onst und nimmt es der Wettermacher nicht gar zu
trenge. Allen Kirchweihbesuchern aber wünschen
dir eine wohlgespickte Börse; dann findet sich die
ichtige Kirchweihstimmung von selbst.
— Auf der Lanterthalbahn, die bekannt⸗
ich am 15. ds. Mtis. eröffnet wird, werden täglich
ach beiden Richtungen je drei Züge verkehren und
war ab Kaiserslautern um 8 Uhr 25 Min. 2 Uhr
(0 und 8 Uhr 35; ab Lauteredcen 5 Uhr, 11 Uhr
z35, 5 Uhr 20. Die Fahrzeit zwischen beiden
Stationen beträagt 2 Stunden 15 Minuten
Dienstes nachricmen. 7
Die protest. Pfarrstelle in Oppau wurde dem
Pfarrer Oster in Jettenbach verliehen.
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Marktberichte.
* St. Ingbert, 10. Nobember. (Viktualienmarkt.)
startoffeln 50 Kilo 1,80 —2 M. Butter per/ 2 Kilo 1 M.
bis 1M. 20 Pf., Eier per Dutzend 90 bis 1 M. Kappes
per Kopf 3 bis 20 Pf., Nusse per 100 Stück 18 -
20 Pfg., Stroh per Gebund 70 200 Pfg., Aepfel ver Ztr.
3 bis 6 M. Birnen 4 bis 7M.
Zweibrücken, 8. November. (Fruchtmittelpreis und Vik—
ualienniarkt.) Weizen 9 M. 66 Pf. Korn 7 M. 92 Pf.,
Spelz 6 M. 73 Pf., Spelzkern — M. — Pf., Dinkel
— M. — Pf., Mischfrucht 8 Mu38 Pf., Haser 6 M.
64 Pf. Erbsen O M. — Pf., Wicken 0 M. — Pf.,
Gerste zweireihige 6M. 83Pf., vierreihige — M. — Pf.,
Kartoffeln 1I M. 60 Pf. Heu 8 M. 20 Pf., Strohß3 M.
— Pf., Weißbrod 12/3 Kilogr. 56 Pf., Kornbrod 3 Kilo
63 Pf, Gemischtbrod 3 Kilogr. 78 Pf., paar Weck 90 Gr.
6 Pf. Rindfleisch J. Qual. 66 Pf., II. Qual. 60 Pf. Kalb⸗
leisch 56 Pf. Hammelfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 30 Pf.,
Butier!/ Kilogr. 1I M. O5 Pf. Wein lLiter 80 Pf.
Bier 1 Liter 24 Pf.
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Demeß.