Johannes Faul von hier 135 M., welche derselbe
sn einem Schrank in seiner Wohnung aufbewaährt
hatte, entwendet. Derselbe hatte dieses Geld für
Soose der Oirnbacher Lotterie vereinnahmt und hat
jetzt sammt seiner Muhe diesen großen Verlust,
welchen derselbe nicht leicht ersetzen kann. (Kais. 3.)
— Kaiserslkautern. Die Lieferung eines
neuen Parquetbodens für den zu renovirenden Frucht⸗
hallsaal wurde einer Mainzer Firma übertragen.
Die Möbelfabrikanten Eckel. Hönig und Kuntz haben
hiegegen auf dem Bürgermeisteramt persönlich Ein⸗
—
außerordentlich leistungsfähig.
— In Moorbach, Amtsg. Oiterberg, fiel
am 20. d. das 4jährige Bübchen des Maurers
Heinrich Ullin ger in ein Pfuhlloch und ertrank
— Dieser Tage wurde zu Winnweiler
ein Nagelschmiedgeselle verhaftet, ein sogenannter
„Hosennarr.“ Derselbe stahl nämlich in einer Nacht
auf 3 verschiedenen Plaͤtzen nicht weniger als 5
Paar Hosen.
— 'In einem Hotel zu Neustadt a. H.
wurde am Montag ein junger zugereister Mann
polizeilich festgenommen. Derselbe hatte, wie die
Neuftädterin schreibt, von seinem Vater Reisegeld
erhalten, um nach Amerika auszuwandern. Nich
zufrieden mit dem bewilligten Reisemittel, stahl das
hoffnungsreiche Früchtchen noch die väterliche Kasse
— und brannte durch. Die dem jungen Europa—
müden nachgereiste Schwester veranlaßte dessen Ver⸗
haftung. Nachdem dic väterlichen Gelder demselben
abgenommen und der Schwester eingehändigt waren,
ließ man auf besonderen Wunsch des Vaters den
Taugenichts mit dem nothwendigen Reisegeld ver⸗
sehen — laufen.
— Landau, 21. Nov. Die Rachricht, daß
die psälzischen Regimenter aus Mez in die Pfalz
verlegt werden sollen, taucht wieder auf. Dem
„Germersheimer W.“ wird von gut unterrichteter
Seite mitgetheilt, daß eine Versetzung des 17. mit
dem 8 Jnf.⸗Kgt. vor sich gehen soll. —
— Am Dienstag gegen Abend brach in Kirr—
weiler bei Bäcker Joseph Heintz Feuer aus
welches durch den heftigen Sturm alsbald solche Aus-
dehnung erhielt, daß das Wohnhaus des Heintz wie
auch das angebaute Backhaus, der Stall, die Scheuer,
ein an die Scheuer des Heintz angebauter Nachbar⸗
stall gegen Westen und ein solcher gegen Süden,
nebst einer weiteren Scheuer mit Balkenkeller ein
Raub der Flammen wurden.
.Auf dem bei Falkenstein gelegenen Fuchs⸗
hofe ereignete sich ein sehr bedauernswerther Unn⸗
fkall. Eine junge Witiwe mit fünf unversorgten
Kindern, deren Gatte erst vor zwei Jahren in einem
Steinbruche um's Leben kam, verlor bei'm Arbeiten
an der Dreschmaschine den rechten Arm.
— Aus der Pfalz, im Nov. Zu Röders⸗
heim, 5 Kilometer östlich von Deidesheim, deckte
man in den letzten Wochen mehrere Plattengräber
auf. Dieselben sind aus 8 bis 9 Sandsteinplatten
gebildet und enthalten Skelette mit Beigaben aus
der fränkischen Zeit (7,bis 10. Jahrhundert nach
Christus). In einem dieser Rödersheimer Gräber
lag neben der Leiche ein eisernes Messer und ein
Gurtelhaken auf der Brust mehrere Thonperlen und
eine goidene Zierplatte. Dieselbe besteht aus dünnem
Goldblech, hat 8 Centimeter im Durchmesser und
in der Mitie von Reichverzierungen ist auf ihr eine
achteckige sternartige Figur eingeschlagen, welche von
Rauten gekreuzt wird. Im vorigen Jahre entdectte
man 3 Kilometer westlich von Niederkirchen in einem
solchen Plattengrabe ein ähnliches Medaillon von
3,5 Centimeter Durchmesser. In der Mitte dieses
Zierstückes war eine Drachengestalt eingepragt. Zwei
aͤhnliche Goldbracteaten entstammen fränkischen Grab—
feldern von Wiesoppenheim in Rheinhessen und
Kirchheim in Württemberg. Ein zweites Grab von
Rödersheim enthält zwei Leichen, die eine lag regel—
maͤßig von Ost nach West; die andere fand sich
an ihrem Fuße auf 2 Meter Quadratfläche in
zusammengekauerter Stellung. Entweder hat man
hier in dieser entbehrenden Stellung einen Verbrecher
beerdigi, oder man hat es mit dem Drama des
Scheintodes zu thun. Die Gräber gehören wohl
dem 8. Jahrhundert an. Rödersheim erscheint ur⸗
kundlich Ende des neunten Jahrhundert als Rathe-
risheim. d. h. Heim des Rather ERadheri).
— Nach dem Entwurf der neuen Forstorganisation
sollen di Kommunalreviere der Pfalz,
deren Kosten nicht aus Staatismitteln bestritten wer⸗
den, da sie im engsten Zusammenhange mit dem
Organismus der Staatsforstverwaltung stehen, ohne
Mehrbelastung der Gemeinden in dieselbe Versassung
gebracht werden, wie sie für die Staatsforstreviere
in Aussicht genommen ist.
Vermischtes.
FAus dem bayerischen Walde, 16.
Nov., schreibt man der, Donauztg.“: Gestern Nacht
vurde der Grenzaufseher und Stationsführer Hr.
däffner von Klafferstraß, erst jüngst von Klein—
philippsreut dahin versetzt, im Kampfe mit Wil—⸗
derern erschossen.
F Metz, 20. Norb. Aus Anlaß des Ueber—
falles des Wachtpostens auf dem Pionier⸗
lebungsplatz (der Posten hatte Weidendiebe in ihrem
dandwerk gestört, worauf dieselben ihn überfielen
und in einen Wassergraben warfen) wurde von
Bouvernement Bestimmung dahin getroffen, daß alle
außerhalb der Stadt und Festung stehenden Schild—
wachen fortan mit geladenem Gewebr auf
Posten zu ziehen haben. Auch sollen die bisherigen
EFinzelnposten, besonders aber vom Dunkelwerden an,
als Doppelposten eingerichtet werden. Durch
diese Maßregeln wird man wohl für die Schildwachen
bei einer gewissen Sorte von Menschen den gehörigen
Respekt zu verschaffen wissen, der in einer Grenzfest⸗
ung doppelt gefordert werden muß.
F (Was eine Hinrichtungkostet) An—
iäßlich der Hinrichtung des Mörders Kurowski in
Metz wurde von Seiten des Scharfrichters Schwarz
aus Oehringen folgende Rechnung in runden Zahlen
liquidirt: Gebühr für den Meister 100 Mk., 4
Tage, Reisediäten à 15 M. 60 Mt., Reisegeld 103 M.
5 Tage entgangener Verdienst als Lohnkutscher à 8
Mk. 15 M. J. Gehilfen-Gebühr 35 Mk, 4 Tagt
Diäten à 12 Mk. 48 Mk., Reisegeld 38 Mk. U.
Behilfen-Gebühr 30 Mk., 4 Tage Diäten a 12 M.
18 Mk., Reisegeld 38 Mk., in Summa 515 Mt.
In Mülhausen (Elsaß) ist am Sonntag
inem Metzger und Wirth, als er im Laden ein
Stück Fleisch von einem Schwein schneiden wollte,
zas spitze und scharfe Messer ausgeglitten und seiner
Frau, welche eben im Begriffe war, ein hinter dem
Manne an der Wand hängendes Stück Felisch her⸗
ibzulangen, ins eine Auge gedrungen; dasselbe ist
jerloren. Die Frau wurde sofort in eine Augen⸗
linik verbracht.
FMannheim, 189. Nov. Heute Wiorgen
iberfuhr der erste Zug von hier nach Frankfurt
enseits der Neckareisenbahnbrücke ein junges Mädchen
von ca. 18 Jahren, das sich in selbstmörderischer
Absicht auf die Schienen gelegt hatte. Der Kopf
war vollständig vom Rumpfe getrenat. Das Per—
sonal des Zugs hat von dem Vorfalle Nichts bemerkt.
fcGEinschweres Unglüch ereignete sich
aim Montag Vormittag in der Zuckerfabrik Wag⸗
Jausel. Ein junger Mann von 24 Jahren, Karl
Znebel von Wiesenthal, der einen Kessel mit dem
ersten Rübensud bediente, stürzte kopfüber in die
iedende Brühe und kam wohl wieder hervor, klam—
merte sich rasch an den heißen Rand des Kessels
un und wurde von den Umsiehenden herausgezogen
ist aber in einem so jämmerlich verbrühten Zustand
das sein blutender Leib wie geschunden ist; Nägel
der Fußzehen liegen losgelösst neben ihm auf dem
Schmerzenslager und sein Kopf bis in den Rachen
ginein ist furchtbar entstellt aufgedunsen. Die blu⸗
ende geschwollene Zunge kann nur mühsam lallen.
Da der Unglückliche von der fiedenden Brühe ge—
schluckt, war keine Hoffnung auf Rettung und der
innerlichen Anschwellung wegen der Erstickungstod
unausbleiblich, der den Verunglückten auch noch am
Montag von seinen furchtbaren Leiden erlöste.
F Stuttgart, 21. Novbr. Heute Abend
513 Uhr drangen mehrere, man sagt vier Strolche
in das Bankgeschäft von Heilbronner in der Kron⸗
prinzenstraße ein und schlugen den Bankier Heil⸗
zronner und dessen Buchhalter mit Hämmern nieder.
Letzterrer ist schwer verwundet. Die Raubmörder
mikamen nach Entwendung von Geld und Werth⸗
napieren. Bis Abends 8 hatte man noch keine
Spur von den Raubmördern. (Nach weiteren Be—
richten wurde einer der Attentäter zu Pfortzheim
m Nachtschnellzuge verhaftet. Bei seiner Verhaftung
nachte derselbe einen Selbstmordversuch.)
F Ueber den frechen Raub, welcher gestern
Abend in Stuttgart verübt wurde, erhalten wir
folgenden ausführlichen Bericht: Heute Abend wurde
hier ein räuberischer Ueberfall in dem in einer der
requentesten Straßen der Stadt gelegenen Geschäfts⸗
okal eines Bankiers verübt, das an Frechheit in
der Ausführung den bekannten Straßburger Fall
noch übertrifft. In das partere gelegene Bankge—
schaft von J. O. Heibronner in der Kronprinzstraße
ktaten heute Abend gegen 6 Uhr vier anständig ge.
kleidete Männer. Nachdem der zuletzt Eingetretene
die dirett auf das Trottoir führende Glasthür
hinter fich zugezagen, drangen die Anderen, mit
Todtschlägern bewaffnet, auf Heilbronner, der mit
einem Bekannten Namens Oetinger allein im Ge—
schäft anwesend war, ein und versetzten Beiden
wuchtige S.hläge auf den Kopf. Oetinger stürzte,
schwer verletzt, zu Boden, während Heilbronner, der
die Besinnung nicht verloren, blutüberströmt in eine
Ecke retirirte, verfolgt von einem der Angreifer.
Die drei Anderen eilten an den offenen Geldschraut
und rafften Alles zusammen, dessen sie habhaft werden
konnten, wie es heißt, etwa 10,000 Mt. in Papieren
und die gleiche Summe in Cassenscheinen. Der
Verfoiger Heilbronner's wollte gerade gegen diesen
zu einem toödtlichen Streiche ausholen, um sich den
unbequemen Zeugen der That vom Halse zu schaffen.
als von seiner Waffe der Bleiknopf sich ablöste und
durch das Schaufenster flog, das klirrend in Stücke
ging. Nur diesem Umstande verdankte Heilbronner
sein Leben, denn die vier Spizzbuben eilten jetzt
durch die Hinterthür des Ladens in den Hof und
es gelang ihnen, durch das Hausthor, das gleich
neben der Thür des Heilbronner'schen Geschäfts auf
die Straße mündet, das Weite zu gewinnen, ehe
sie noch durch diejenigen gefaßt werden konnten,
welche auf die von Heilbronner jetzt ausgestoßenen
Dilferufe und das Klirren der Scheibe herbeieilten.
Ihre Waffen, auf Holzstielen steckende Bleikugeln,
die sie ohne Zweifel selbst gefertigt hatten, ließen
die Räuber auf dem Platze. An Oetinger's Auf—
tommen wird gezweifelt. Heilbronner erinner sich,
daß der eine der Räuber, die sämmilich gut gekleidet
waren, am Vormittag schon im Geschäfte gewesen,
und sich nach dem Cours eines Staatspapiers er⸗
kundigt hatte. Die Frechheit, mit der die That
ausgeführt, ist um so größer, als im gleichen Haufe
iich ein sehr frequentes Bierlokal befindet. Bis
deute Abend hatte man von den Thätern noch keine
Spur.
F Bei Sobernheim postierte sich ein Jäger
während eines Treibjagens auf Hasen an einer
hohen Weinbergsmauer. Ein Hase, oben am Berge
aufgejagt, nahm die Richtung in vollem Lauf nach
dieser Stelle. Der Jäger, von den Treibern auf
den Hasen aufmerksam gemacht, setzte sich nun in
Positur, um ihm den Garaus zu machen, war aber
durch die Mauer verhindert, den Hasen zu sehen,
als plötzlich der letztere auf dem Mauerrand erschien
und mit einem Satze dem untenstehenden Jäger
auf die Flinte sprang, von dort zur Erde und fort
eilte der schlaue Lampe, dem erschrockenen Jäger
zas Nachsehen lassend.
F Koblenz, 21. Nov. Durch eine Feuers⸗
zrunst sind Vormittags die Jesuitenkirche und das
anstoßende Gymnasium sehr beschädigt worden. Von
»er Kirche ist Thurm und Dachstuhl zerstört; das
Innere hat stark gelittn. Vom Gymnasium ist der
Dachstuhl und das zweite Stockwerk des südöstlichen
Flügels abgebrannt. Nach mehrstündigem Wüthen
des Feuers wurde man desselben Herr.
F(Geinahe 4 Millionen Mark für
Frankfurt!) In den soeben publizirten preußi⸗
schen Etat hat die Regierung ganz bedeutende
Summen eingestellt, die Frankfurt zu Gute kommen
verden. Es sind dies folgende Beträge: 1)
2,000,000 Mti. für die Canalisirung des Mains
als zweite Rate, nachdem bereits 800,000 Mt. als
erste Rate im Etat des Jahres 1880/81 bewilligt
worden sind (die Gesammtkosten der Canalisation
des Mains belaufen sich auf 5,8500,000 Mk.); 2)
750,000 Mk. als zweite Rate für die Erbauung
eines Justizpalastes (die Kosten des Hauptgebäudes
ohne die Nebenanlagen und die Utensilien werden
nuf 1,720,000 Mk. veranschlagt; 3) 750,000 Mti.
ersite Rate für den Bau eines Strafgefängnisses
Gesammtkosien sind veranschlagt zu 1,136,000
Mark;) 4) 200,000 Mark zweite Rate für den
Bau eines Gymnasiums, dessen Vollendung im
Banzen 454, 000 Mark kosten wird; 5) 20,000
Mark zur Unterstützung der Gewerbeschule des
Mitteldeutschen Kunstgewerbevereins; insgesammt
also 3,720,000 Mk. Dabei ist die Rate für den
Centralbahnhof noch gar nicht mitgerechnet. Es ist
das gewiß eine hohe Summe, die da ausgegeben
wird, um dem Interesse einer einzigen Stadt zu
dienen und sie liefert den Beweis, wie sehr es der
Regierung Ernst mit der Hebung und Beguünstig—
ung der Stadt Frankfurt ist.
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