Full text: St. Ingberter Anzeiger

Vom Teufel, der einen Todten 
holen wollte, erzählt man sich in dem Grenz⸗ 
städtchen Landsberg in O.«S. eine gar heitere Ge⸗ 
schichie. Dort wurde vor Kurzem ein Maskenfest 
duͤrch Brantweintrinken und Tanzen lustig gefeiert. 
Es hatten zu dem Gelage sich viele Masken, unter 
ihnen auch „Meister Urian,“ eingefunden. Dieser 
Herr der höllischen Teufel hatte sich so wacker an 
das irdische Getränk gehalten, daß er, als die Macht 
des Braniweins ihn zu überwältigen drohte, das 
Bedürfniß fühlte, sich dem larmenden Kreise, wel⸗ 
cher ihn umgab, zu entziehen. Er schlich hinaus, 
hier aber machte die plötzliche Veränderung der VLuft 
ihn so duselig, daß an kein Heimkommen zu denken 
war, obwohl seine Wohnung kaum 300 Schritt 
entfernt und in nächster Nähe des Zollamtes lag. 
Darnach nun strebend, ein Kämmerlein zu finden, 
in welchem er sich sammeln und allenfalls seinen 
Rausch ausschlafen könnte, gelingt es ihm nach 
dieler Mühe, neben der Treppe einen düsteren Raum 
und darin einen Sessel zu finden, in den er sich 
wirft und dann in einen festen Schlummer fällt, 
wo die schönsten Phantasien von dem eben Erlebten 
vor seiner Seele vorüberziehen. In diesem Raume 
war nun aber die Leiche des verstorbenen Sohnes 
einer Familie im Hause aufgestellt, welcher am 
Morgen begraben werden sollte. Der Morgen kam 
—X 
hatte der Erste von ihnen die Thür geöffnet 
und einen Blick in die Stube geworfen, als er 
entsetzt zurückführt, da er neben dem Todten im 
Stuhle sitzend, den leibhaften Teufel mit Pferde— 
fuß, Hörnerschmuck und Furiengesicht sieht, der nach 
seiner Meinung den Berstorbenen in Beschlag nehmen 
will. Die vor der Thür versammelten Leidtragen⸗ 
den erheben nun anstatt des üblichen Gesanges ein 
Geschrei, welches auch die Nachbarschaft und Polizei 
heranzieht. Die Vordersten werden trotz alles 
Sträubens in die Leichenstube gedrängt, der Teufel 
erwacht durch den ungeheueren Lärm und ist nicht 
weniger entsetzt, als die Anderen über die Wahr⸗ 
nehmung, in welcher Gesellschaft er die Nacht zu⸗— 
gebracht hat. Wer bei dem ganzen Auftritt ruhig 
blieb, war der Todte. Die Anderen hatten Mühe 
zu sich zu kommen, nachdem der ganze Hergang 
fich aufgeklärt hatte, worauf man denn die Leiche 
destattete und die Herzugelaufenen erleichterten 
Herzens von dannen gingen. 
F Eine Feuersbrunst brach am 24. Dez. 
in der israelitischen Schule des Stadttheils Galata 
aus, bei welchem eine Anzahl Kinder ums Leben 
lamen. Bis jetzt sind 16 Leichen aufgefunden. 
Das Feuer hatte die Treppe ergriffen. 
London, 26. Dez. Zufolge einem Tele⸗ 
gramm der „Times“ aus Philadelphia ist auf der 
Vdouisville⸗Chicagobahn ein von Chicago kommender 
Personenzug durch eine Brücke über den Bluve River 
in der Rähe von Salem (Indiana) gefallen; 8 
Personen sind todt und 10 verletzt. 
4 In Marseil.le ist ein Kassenbote ermordet 
und beraubt worden. Das von den Verbrechern 
angewendete Verfahren, war dasselbe, welches be⸗ 
reils bei den Briefträgermorden in Wien und Ber— 
lin beobachtet wurde. Die Mörder verschwanden 
mit etwa 60,000 Franks, die ihr Opfer vorher 
einkassiert hatte. Auf dem Schauplatze des Ver— 
brechens wurde nur eine zerrissene Visitenkarle ge⸗ 
funden, welche die Adresse eines Parfümeriegeschäftes 
in Nizza enthielt. Mit dieser Visitenkarte gelang 
es dem Civil⸗Kommissär, den Verbrechern auf die 
Spur zu kommen. Das betreffende Parfümeriege⸗ 
schäft wurde von einer leichtfertigen Frauensperson 
betrieben, welche, wie man feststellte, vor Jahren 
einmal das Haus, in welchem die Mordthat be— 
zangen wurde, mit einem Zuhälter bewohnt hatte 
detzierer, ein wiederholt bestraftes Individuum, 
namens d'Esblanc, verkehrte mit einem italienischen 
Auswanderungs⸗Agenten, namens Papilliano. Diese 
beiden waren seit dem Tage des Verbrechens aus 
Marseille verschwunden, ein Umstand, der den Ver⸗ 
dacht gegen sie verstärkte. Die Marseiller Polizei 
selegraphirte nach Paris, und dort wurden die bei⸗ 
den Verbrecher festgenommen. Obwohl sie bis jetzt 
noch nichts gestanden, so glaubt man doch in ihnen 
die Urheber des Raubmordes entdeckt zu haben. 
fKonstantinopel, 23. Dez. Ueber den 
Brand der Kinderschule der deuischsprechenden 
Israeliten-Gemeinde im Stadttheile Galata werden 
dem „Berl. T.“ noch folgende Einzelheiten mitge⸗ 
theilt: Es befanden sich zur Zeit des Brandes in 
den Räumlichkeiten fünfundvierzig Kinder, von denen 
ungesähr die Hälfte gerettet wurde. Schnell herbei⸗ 
ilende Nachbarn breiteten Teppiche und Decken als 
mprovisirte Sprungtücher aus. Wer von den 
Zleinen noch nicht durch den Rauch erstickt, die 
Fenster gewann und muthig herabsprang, wurde 
Jereitet. Die Szene war furchtbar. Ich befand 
mich am Schauplatz der Katastrophe und zählte 
nit eigenen Augen achtzehn gräßlich verkohlte Kinder⸗ 
eichen. (Im Ganzen sind 19 Kinder und eine 
Jehrerin verbrannt.) Außer mir befanden sich in 
dem Raum, wo die kleinen Leichen aufgeschichtet 
varen, nur noch die unglücklichen Eltern, welche 
man zur Rekognoszirung ihrer vermißten Lieblinge 
zugelassen hatte. Zu erkennen war in diesem 
Zaufen verbrannter und verkohlter Gebeine nichts 
nehr. Vergeblich stierten die händeringenden Mütter, 
ie Bart und Haar sich raufenden Väter auf die 
Jalbverbrannten Fetzen, die vor ihnen lagen. Rings 
um mich her ertönte das Jammergeheul und das 
vilde Schiuchzen der armen Eltern. Ein Mann, 
dem vor Grausen und Schmerz die Augen weit 
servorquollen, geht suchend von Gruppe zu Gruppe. 
ßlötzlich reißt er ein Häuflein schwarzer Fetzen, die 
nit geronnenem Blute bedeckt sind, empor. „Mein 
dind! Mein süßes Kind!“ heult und wimmert 
er dabei, während er das schaurige Bündel zärtlich 
m Arme wiegt. Der Synagogensarg ist als blut— 
hefleckte Tragbahre unaufhörlich nach der Brand⸗ 
tätte unterwegs. Jede neue Ladung ruft einen 
neuen JammerAusbruch hervor, denn diese Kinder 
waren der einzige Besiß ihrer bitterarmen Eltern. 
(Geirathsgesuche unterm Hutfut— 
er.) Aus New-Nork wird folgende amüsante 
Beschichte berichtet: „Vor einiger Zeit kam ein 
Fräulein Beach in Bethel in Connecticut auf eigen⸗ 
hümliche Weise zu einem ordentlichen Manne. 
Has Mädchen, das in einer Fabrik beschäftigt war, 
n der Herren⸗Kopfbedeckungen angefertigt werden, 
chrieb, vielleicht ohne fich etwas dabei zu denken, 
einen werthen Namen auf die Rückseite eines Hut⸗ 
»andes. Der betreffende Hut wurde schließlich in 
New⸗Orleans von einem jungen Manne käuflich 
erworben. Dieser wendete das Band eines schönen 
Tages um und erblickte den weiblichen Namenszug. 
Fr interessirte sich für die Karte und das Ende 
hom Liede war, daß die Hutbandannäherin und 
der junge Mann ein Paar wurden. Diese roman⸗ 
tische Geschichte verfehlte nicht, auf die in Hut⸗ 
rabriken beschäftigten Mädchen einen gewaltigen 
Sinfluß auszuuben. Hutbänder und Futler be⸗ 
deckten sich mit zierlichen, lieblichen Namenszügen 
Nichts Böses ahnende Ehemänner in einer westlichen 
Stadt kauften sich nun neue Hüte und waren nicht 
wenig überrascht, als ihre Frauen Photographien 
unger Damen, Liebesbriefe und dergleichen ver— 
—F—— 
die armen Männer, welche ihre Gattinnen ver— 
geblich darauf aufmerksam machten, daß sie keine 
Ahnung von der Beschaffenheit des Hutfutters ge⸗- 
Jabt hätten, drohten dem Huthändler schließlich mit 
Schadenersatzkllagen, und als dieser in New-NYork 
„on Bethel eine neue Sendung von Hüten bekam, 
eren Bänder bei der von dem vorsichtig geworde⸗ 
zen Huthändler vorgenommenen Untersuchung sich 
wieder mit weiblichen Namenzügen bedeckt zeigten, 
vurde die Annahme der Kopfbedeckungen verweigert 
ind der betreffende Fabrikant in Bethel hiervon 
verständigt. Beseelt von dem Wunsche auf ähn⸗ 
iche Weise wie Fräulein Beach zu einem Manne 
zu kommen, waren die dortigen Fabriksmädchen so 
veit gegangen, auf Hutbander und Futter ihre 
Ramen, Adressen c. zu schreiben und häufig auch 
ioch ihre Photographie, eine Locke ihres Haares 
und die schriftliche Erklärung, daß sie den künftigen 
Träger des Hutes gern heirathen möchten, unter 
das Futter zu stecken. Jetzt hat die Anbringung 
hon Heirathsgesuchen unterm Hutfutter ein Ende.“ 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Zweibrücken Frau Caroline Till- 
nann, geb. Löw, k. Lndrichterswittwe; in Mittel⸗ 
zrunn Ernst Utzinger, 28 J. a.; in Vinningen 
Franz Karl Schmuͤlders, pens. Lehrer, 96 J. 
J.; in Lohnsfeld Lazarus Nenberger, 77 J. a.; 
in Frankenthal Frau Sophie Bloch, geb. Raab, 
14 J. a. 
Dienstesnachrichten. 
Die katholische Pfarrei Weitersweiler wurde 
dem Caplan Holländer in Schifferstadt, die kath. 
Pfarrei Wilgartswiesen dem Pfarrer Dahl in Wies⸗ 
ach, die protest. Pfarrstelle Breitenbach dem Can⸗ 
aidaten Schmitt in Sandorf verliehen. Dem Pfarrer 
Reiffel'in Kandel wurde der bisherige Verweser 
der 2. Pfarrstelle daselbst A. Reber als Privatvikar 
eigegeben. 
Marktberichte. 
gweibrücken, 27. Dezbr. (Fruchtniittelpreis und Vik⸗ 
ugüenmartt.) Weizen d M. 31 Pf., Korn 7 M. 483 Pf. 
Spelz d M. — Pf., Spelzklern — M. — 8f, Dinkel 
vn. — Pf., Mischfrucht O M. — Pf, Hafer 6 M. 
11 Pf. Erbsen 9 M. 35 Pf., Wicken 0 M. — Pf.. 
Zerste zweireihiged M. — Pi— vierreihige 0 M. — Pf., 
darioffeln 1 M. 80 Pf., Heu 8 M. 20 Pf. Stroh 3 M. 
10 Pf., Weißbrod 122 Kilogr. 53 Pf., Kornbrod 3 Kilo 
31 Ppf., Gemischtbrod 8 Kilogr. 76 Pf., paar Weck 90 Gr. 
3 Pf, Kindfleisch J. Oual. 66 Pf. II. Qual. 60 pf. Kalb⸗ 
leisch 50 Pf. Hammelfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 55 Pf., 
Hutler ĩ/3 Kilogr. 1M. ös pf., Wein 1 Liter 80 Pf., 
Bier J Liter 24 Pf. 
Kaiserslautern, 24. Dezbr. (Fruchtmittelpreis uns 
HBiktualienmarkt) Weizen 8 Mik. 60 Pf., Korn 7 M. 
59 pf., Spelztern — M. — Pf., Spelz 0 M. — Pf., 
Bersse6 M. 10 pf., Hafer 6 M. 27 Pf. Erbsen 0 M. 
— oHhf., Wicken O NU. — Pf., Linsen — M. — Pf. elee⸗ 
samen 531 M. — pf., Schwarzbrod 6 Pfund 72 Pf., 
z Pfd. 36 Pf., Gemischtbrod 8 Pfund 41 Ppf. Butter pro 
pfd. 0,90 -0,60 M. Eier per Ded. 90 Pf. Kartoffeln M. 
Zeniner 1M. 80 bis o M. — Pf. Stroh 90 M. — Pf. 
ss d m.O pf. Zeu pro Cte. 2 M. 90 Pf., bis d M. 
— Pf., Kleeheu d M. — Pf., bis 0O M. — pf. 
Landfstuhl, 24. Dezbr. (Fruchtmittelpreis und Vik· 
ualiennartt.) Weizen 0 M. — Pf., Korn 0 M. — Pf., 
Spelz O M. — Pf., Hafer O Mt. — Pf., Gerste 0 M. 
gf., Wicken — M. — Pf., Erbjen 0.M. — Pf., 
dinsen — M. — pf., Kleesamen — M. — Pf. Kartoffeln 
der Zir. d M. — Pf., Kornbrod 6 Pfd 65 Pf., Weis⸗ 
brode Pfd. 45 Pf., Gem. Brod 2 Pfdo. 85 Pf., Butter 
ver Pfd. 1IM. — Pf., Eier per Dutzend — Pf. 
Fur die Redaktion verantworilich: F. X. Dem etz. 
Telegraphischer Schiffs bericht. 
Mitgetheilt von Jean Peters in St. Ingbert. 
Das Postdampfschiff Maasdam Capitän 
Bakker von der Linie der Niederländisch-Amerika- 
aischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft, welches am 
3. Dezember bon Rotterdam direkt abging, ist nach 
iner glücklichen; Reise am 23. Dezember wohl⸗ 
vehalten in New-York angekommen. 
Viele Personen klagen darüber beim Auf⸗ 
stehen von Husten, Rauheit und Druck im Halse 
ind auf der Brust belästigt zu werden. Dies rührt 
daher, daß sich während der Nacht die Schleim- 
drüsen der Luftröhre füllen und die meist zähe 
Masse nur mit großer Anstrengung, welche sich oft 
zis zum Erbrechen steigt, zu entfernen ist. Als 
außerordentlich iösend uünd erleichternd erweist sich 
zier meist schon ein einziger Schluck des ächten 
rheinischen Trauben-Brust Honigs 
ron W. H. Zickenheimer in Mainz. Dieses 
Trauben-Hräparat ist nicht allein als das bequemste 
ind wirksamste anerkannt, sondern zeichnet sich auch 
aus durch köstlichen Geschmack und ist laut ärztlichen 
Butachten dem Koͤrper in jedem Lebensalter gleich 
dienlich. Käuflich ist das ächte Präparat an hie— 
sigem Platze bei Herrn J. Friedrich; in St. 
Johann'bei F. P. Dudenhöffer und N. 
Maginot; in Blieskastel bei Apotheker Die⸗ 
enhofer. 
Nr. 63 des praklischen Wochenblattes für 
alle Hausfrauen „Fürs Haus““ (Preis viertel⸗ 
zährlich 1 Mark) enthält: 
Johannistriebe. — Auf ihre Hand. — 
Vom Trauring. — Jähzorn. — Besuch in 
der Küche. — Sprüchwörter über Frauen. 
— Landschafts⸗-Malerei mit Aquarellfarben. 
— Onka und Hanna. — Hauswirthschaft⸗ 
licher Kalender für Januar. — Christbaum⸗ 
schmuck. — Geschosse. — Für junge Mäd— 
chen. — Für Damen. — Für Bräute. — 
Weihnachtsarbeiten. — Bücher für den Fa—⸗ 
milientisch. — Liqueur⸗Hausfrau. — Kinder⸗ 
bücher. — Glückwünsche. — Tragekissen. — 
Für die Jugend. — Petroleumlampen. — 
Einfache Kleider. — Oberhemden. — Für 
die Küche. — Silbenräthsel. — Fernsprecher. 
— Echo. — Briefkasten der Schriftstelle. — 
Der Markt. — Anzeigen. — Probennmmer 
zratis in allen Buchhandlungen. — Notariell 
deglaubigte Auflage 30,000. - Wochenspruch. 
D Weihnachtszeit, du Wonnezeit, 
du Frühlingstag in Winters Mitten. 
So komm heran, um weit und breit 
Der Freude Füllhorn auszuschüttten.