Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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der ‚St. Jugberter Anzeiger erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koltet vierteljährlich JI A ð0 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 M 75 H, einschließlich
A Zustellungsgebuhr. Die Eiurückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfalzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 —. bei Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
—59* 31. Donnerstag, 14. Februar 1884.
19. Jahrg.
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34 dem Herzog von Edinbourgh habe Befehl erhalten,
Politische Uebersicht. 3 n de en ee
Deutsches Reich. New⸗Yortk, 11. Febr. In einer Versamm—
Pf. L. C. Munchen, 11. Febr. Vor zahl⸗ ung von 500 deutsch⸗ bohmischen Sozialisten, wo⸗
reicher Juhörerschaft und unter lebhaftem Beifall rin auch der bekaunte Johann Mo st sprach, wurden
hat in der vorigen Woche der Herr Abg. Dr. v. mehrere Vorschläge angenommen, worin den oͤster⸗
Schauß hierselbst die Eindrücke seiner amerika⸗ceichischen Sozialisten empfohlen wird, sich noch ge⸗
mschen Reise geschildert. Für die Pfalz wird von Urchteter zu machen, als bisher. Keine Aristo⸗
besonderem Interesse sein, was der Redner über kraten und Fürsten solle man verschonen.
isren Landemann Hilgard äußerte. Nach en Der Christenmord in Hinterindien.
neuesten Nachrichten seien sogar die von seinen die von dem Bischof Puginier von Tongking ge⸗
finanziellen Gegnern, den Leilern der Konkurrenz⸗ neldete Ermordung einiger hundert annamitischer
hahnen, ausgegangenen Angriffe vollständig ver⸗ Thristen dürften nach der Angabe der Pariser offi⸗
frummt. Von allen Seiten wurde zugegeben, daß iosen Blätter in den Provmzen Phanhoa und
heinrich Hilgard der populärste Namen Amerikas sei. Eghe⸗Han stattgefunden haben und bereits vor einigen
Seinem in dewundernswerthem Maße uneigennütz⸗ Monaten, nämlich als die Colonnen des Admirals
igen Verhalten müsse geradezu einftimmige Aner- Tourbet die Provinz Nam-Dinh von den Rebellen⸗
unnung gezollt werden. Es zeige sich Dies auch danden jäuberten. Diese Letzteren flüchteten in die
in Manisestationen aller Art, sogar im Angebot genannten Provinzen und rächten sich hier an den
bon Kapitalien seitens solcher Manner, mit denen kingeborenen, die als getaufte Katholilen der Sym—
hdilgard bisher kaum in Fühlung war. Vorerst pathien für Frankreich verdachtig waren. Die Re⸗
jedoch wolle er sich seiner Gesundheit wegen zurück- zierung und die Mandarinen von Hüe werden für
ziehen und fich mit dem unverwelklichen Ruhm dieses Blutbad verantwortlich zu machen sein, wenn
degnügen, in vollendeter Weise jseinem jinngen fie nicht das Ihrige thun, um die Mörder der ge⸗
Vaͤterlande Bahnen von größtem Umfange geschafsen rechten Strafe zu überliefern.
und dadurch die Voraussetzungen zu einer Entwick⸗
lung verliehen zu haben, für welche Amerika ihm
deis dankbar bleiben wird. ——
Munchen, 12. Febr. Die Abgeordneten⸗
jammer genehmigte ohne Debatte mit 132 gegen
5 Stimmen das Gesetz betr. Vervollständigung der
Staatsbahneinrichtungen. Es folgte sodann die
Berathung der Anträge Keßler, die Revision der
Gesetze vom 16. April 1868 über Heimath, Ver⸗
rhelichung und Aufenthalt und vom 29. April
1869 über die öffentliche Armen⸗ und Kranken⸗
pflege. Der Minister des Inneren, Frhr. v. Fei⸗
iitzsch, erklärt die Ziffer J für annehmbar, des⸗
zleichen von Ziffer 11 die Punkte 127, die Punkte
Z und 9 möchte er dagegen als unannehmbar be⸗
zeichnen, da durch sie das frühere Veto der Ge⸗
meinden bei der Verehelichung nahezu wieder her⸗
zestellt werde. Der Minister warnte davor, allzu
weit zu gehen, da Bayern sich ohnedies schon be⸗
züglich dee Verehelichungsfreiheit den übrigen deut⸗
schen Staaten gegenüber in einer Ausnahmestellung
vefinde. Nach langer Debatte wird die Diskussion
muf morgen veriaggt.
Muͤnchen, 18. Febr. Der Landtag beendete
die Generaldebatte über die Anträge Keßler's. Bei
der Spezialdebatte, Ziffer 1, ferner Ziffer 2, wur⸗
den die Punktte 127 angenommen, sodann wurde
die wreitere Beratbung auf morgen vertagt.
Ausland.
London, 12. Febr. Einer Meldung des
Bureau Reuter aus Suakim von heute zufolge,
machte der Gouverneur von Sinkat, Tewfik, welcher
lieber sterben, als sich ergeben wollte, gestern Mor⸗
jen nach Sprengung der Befestigungen und Ver⸗
aagelung der Kanonen mit der ganzen Garnison
oon 600 Mann einen Ausfall. Alle wurden nie⸗
dergemetzelt. Die Aufständigen besetzten Sinkat.
London, 12. Febr. Zahlreiche Offiziere
veabsichtigten heute Abend via Neapel nach Egyp-
ten abzureisen. — Gerüchtweise verlautet, es sollten
Truppenverstärkungen nach Eghpten gesandt werden,
ts ist jedoch hierüber noch nichts definitives bekannt.
In den Arsenalen der Departements des Kriegs
und der Marine herrscht eine lebhafte Thätigkeit.
Man spricht davon. vas Canalgeschwader uͤmter
für das Kreis⸗Realschul⸗Jubiläum“ gefälligst wenden
möchten.
Einzeichnungslisten und seinerzeit Festkarten
werden denselben dann zugestellt.
Als Haupttag des Festes ist vorläufig der 8.
August ins Auge gefaßt.
— Dem Vernehmen nach haben mehrere hervor⸗
ragende Mitglieder des Reichstages, welche der na⸗
nonalliberalen Fraktion und der liberalen Vereinig⸗
ung angehören, ihr Erscheinen auf dem in diesem
Monate, voraussichtlich im Saalbau zu Neustadi
Jattfindenden liberalen Parteitage für die Pfalz
in Aussicht gestellt.
— In Deidesheimer Gemarkung wird schon
Mandelblüthe gefunden. Eine andere Art
Frühlingsboten“ sind die Schnaken, die schon
munter „geigen“; dafür werden sie nach der Bauern⸗
regel „im Märzen schweigen“ müssen.
— Frankenthal, 12. Zebr. Die in der
„Pfälz. Presse“ gebrachte Nachricht, als habe sich
der verlebte Steueraufseher Rudolf v. Reitz den
Adel durch herborragende Verdienste um das Zoll⸗
wesen erworben, beruht auf Unwahrheit. Derselbe
entstammt einer altadeligen Familie aus Oberfranken.
Ebenso sind die von demselben Blatte gebrachten
Versetzungen und Pensionirungen von Bahnverwal⸗
sern aus der Luft gegriffen. (F. T.)
— In Nr. 3 des Amisblattes des Staats⸗
ninisteriums des Innern find einige Aenderungen
an der Uniform der Offizianten der k. Polizei⸗
direktion München, welche Uniform auch die Poli⸗
eikommissüre in der Pfalz tragen, publizirt.
Diese Aenderungen beziehen sich auf Helm, Mantel
und Epauletten.
Verm ischtes.
München, 11. Febr. Der Hauptgewinn
von 30,000 Me. der Eichstätter Lotterie fiel nach
Nürnberg in den Verkauf der Hauptagentur Lud⸗
vig Müller und Cie., der zweite Hanptgewinn in
den Verkauf der Hauptagentur V. A. Fischer in
Würzburg. Ersterer ist bereits durch die General⸗
ageniur A. u. B. Schuler in München aus—
bezahlt.
4 (EEntgleisung) Aus München, 11.
Februar wird berichtet: Gestern Abend fand bei
planegg, einer Station zwischen hier und Starn⸗
zerg, die Entgleisung eines dichtbesetzten Personen⸗
uges stait. Die Maschine bohrte sich eiwa einen
salben Meter tief in das Erdreich ein. Die sechs
olgenden Wagen entgleisten, und da die Bahnstrece
zierdurch völlig demolirt wurde, so konnten die
rachfolgenden Wagen nur durch das prompte Func⸗
zioniren der „Heberlein'schen Bremse“ gerettet
verden. Merkwürdigerweise ist keinerlei Versonen⸗
herletzung vorzekommen.
Ein grausiges Verbrechen, wie es vielleich
inzig in seiner Art dastehen dürfte, ist in dem
Drie Hochstadten (Kreis Meisenheim) verübt
vorden; ein Vater erschoß seinen eigenen 18jährigen
Sohn, weil dieser sich wider Wissen und Willen
des Vaters eine Kleinigkeit gekauft hatte. Nach-
dem der Unmensch seinen Sohn zunächst gescholten
und dieser ihn vielleicht durch einige Widerworte ge⸗
reizt haite, ergriff er ein Gewehr und schoß dem
Knaben eine Kugel durch die Brust, so daß derselbe
rodt zu Boden stürzte. Der Verbrecher suchte den
Blauben zu erwecken, der Knabe habe sich selbst
erschossen; er wurde jedoch bald entlarpt und in
das Gefängniß abgeführt.