Krankenlager sinken sah. Vier der Kinder, die
beiden jüugsten und die beiden ältesten, raffte der
Mnerbittliche Tod hinweg, zwei davon in derselben
Stunde an demselben Tage. Jetzt steht der ver⸗
zweifelte Vater, der „Saarl. Ztg.“ zufolge, am
dager seiner schwerkranken, fiebernden Tochter, hof⸗
fend, daß die einzige ihm gebliebene Stütze wieder
genesen werde.
FParis, 13. Febr. In Marseille entstand
heute früh 5 Uhr eine heftige Feuersbrunst; vier
Frauen sind verbrannt, zwei schwer verletzt. —
Der Chef des Bankhauses John Arthur, Rue Ca⸗
stiglione, hat mit Hinterlassung eines Defizits von
ungefähr 4 Millionen, wovon er den größten Theil
miinahin, die Flucht ergriffen.
Geiraths-Inserat, im alten Stil.)
„In Erniangelung von Damenbekanntschaft ... auf
diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege ... Ver⸗
mögen erwünscht ꝛc.“, die bekannten Inserate in
denen diese Formeln vorzukommen pflegen, sind
seider nicht eine Erfindung der vielverschrieenen
Neuzeit — schon unsere Urgroßväter kannten die⸗
selben. Ein sehr ausgedehntes und umständliches
Heiraths⸗Inserat. das zufällig in einer Nummer
der „Intelligenz⸗ Nachrichten des k. k. priv. Zeitungs-
amtes in Prag“ vom 8. März 1794 sich vorfindet,
beweist solches. Dort bietet ein Wittwer“ bei
vierzig Jahre alt, mittlerer, gut proportionirter
Statur, ohne mindesten Defekt, mit zwei gut ge⸗—
bildeten und erzogenen Kindern (Mädchen) von 10
und 12 Jahren, mit 500 Gulden sixirtem Gehalt,
in einem der besten Städtchen Galiziens nach
Lemberg lebend“, seine Hand einer „Jungfer an,
welche christlicher Religion, von guter Bürgerer⸗
ziehung, aus Böhmen gebürtig, über —A
Jahre alt ist, ein getreues Herz besitzt, von mit
lerem gut proportionirtem Wachsthum, schön, ge⸗
hildet, weiß am Körper, mit keinem Defect behaftet
ist, schon geblattert, aber keine sichtbaren Kennzeichen
davon hat, in häuslicher Arbeit kundig und Hand
anzulegen gewohnt ist, sich mit einer Dienstmagd
begnügt, einer guten Wirthin und biederen Mutter
gleicht, einer zwar ihrem Stande angemessenen, aber
nicht übertriebenen Mode oder auch Gesellschaften
geneigte Frau vorstellen will.“ „Vom Reichthum“,
heißt es in der Annonce weiter, „will der Werber
keine Erwähnurg machen, weil er glaubt, daß ein
Mädchen, welches alle derlei Eigenschaften besitzt,
hinlänglich vermögend ist, sich selbst, Mann und
Kinder zufrieden zu machen; hat selbe allenfalls
noch ein Vermögen, so kann es mehr zu ihrem
Nutzen dienen.“ An Betheuerungen des Ernstes
und der Ehrlichkeit fehlt es nicht. Jenes Mädchen,
da⸗ seinen Antrag „fabelhaft“ finden könnte, ver—
weist der Werber an die Zeitungsexpedition, wo es
genaue Auskunft erhalten würde; überdies gelobt
er „heilige Verschwiegenheit auf Ehrenwort“ und
schließt mit einer nochmaligen „feierlichen Betheue⸗
rung“, daß der Antrag ernst gemeint sei.
F Eine Orgie am Meeresufer.) Aus
London, 6. Febr., wird geschrieben: Der Schiff⸗
bruch des Dampfers „Simla“, welcher in der
vorigen Woche mit dem Dampfer „Lucknow“ in
Lollision war, hat auf der Küste von Susser, unweit
Brightoon, ein seltsames Nachspiel gehabt. Der
„Simla ging unweit der Insel Wight in Stücke,
und die Fluth trug die Ladung, weiche für Syd—
ney bestimmt gewesen war und aus den mannig—
fachsten Gegenständen bestand, in die Nähe von
Brighton nach Rottindean, und warf sie dort an
das Land. Unter den Waaren befanden sich zwei
Pianinos, die aber nicht unversehrt aus ihrer Zink⸗
verpackung genommen werden konnten, eine Un—
masse Haarbürsten und andere Toilet-Gegenstände
und leider auch viele Spirituosen in Fässern und
Flaschen mit Bier, Whiskey und Brandy, in Stroh
derpackt, so daß sie von der Brandung uͤnbeschädigt
an das Ufer geworfen wurden. Sodald das Ge—
sindel in Brighton von dieser Sendung Wind be—
kam, strmte es in Schaaren der Küste zu und
machte sich über die Beute her. Männer, Frauen
und selbst Knaben und Mädchen soffen *
8 Ausdruck kann man nicht gebrauchen —
sie sich nicht mehr auf den Fußen hallen konnten.
inige stürzten betrunken auf den kiesigen Boden
und blieben blutbedeckt und betäubt liegen. Einen
14 Jahre alten Mann fand man in
einer Höhle am Fuße einer Klippe: er hatte sich
5 den Spirituosen so übernominen, daß er am
d — ohne zur Besinnung zu kommen, starb.
d —— nach Brighton waren rechts
s von total betrunkenen Leuten in allen
Positionen bedeckt; einige erwachten von ihrer Be—
äubung und eilten nach dem Ufer zurück, um die
Itgie von Neuem zu beginnen. Ein greuliches
Schauspiel fand bei Ovingdean Gay staͤtt. Die
Leute hatten dort nicht nur alle Flaschen, deren sie
jadhaft werden tounten, eingesteckt, sondern einige
reißig Gallonen haltende Fässer erbrochen und
ranken aus ihren Hüten, bis sie betüubt im Gras
niedersanken. Wie viele wieder zum Bewußtsein
jekommen sind, wird nicht gemeldet. Die Polizei
var unfähig, dem Unfug zu steuern. Auch die
Dörfler der Nachbarschaft übernahmen sich au den
Spirituosen. Eine betrunkene Frau konnte nur
mit Mühe dem Wellengrab entrissen werden. Da
der Küstenstrich außerhald des Weichdildes von Brigh—
ton liegt und die Küstenwache zu schwach ist, um
einzuschreiten, ist bisher nichts geschehen, dem Plündern
Finhalt zu thun. Den letzten Nachrichten zufolge
ind bei Portobello 300 Fässer Spirituosen an's
Land gekommen. Die Fässer, welche man nicht
austrinten konnte, wurden vom Gesindel weggeschafft
ind die übrigen gefundenen Waaren für ein Spott⸗
geld in den umliegenden Ortschaften feilgeboten.
F Eine Miltlion fur ein Heiraths—
dersprechen.) Man schreibt aus Vondon: Wie
erlautet, ist Miß Finney, besser dekannt als Miß
Fortescue — ihrem Theaternamen — gegen Lord
Barmoyle, den ältesten Sohn Lord Cairus', wegen
Bruches des Eheversprechens klagbar geworden. Der
Blobe will wissen, daß die in ihren Gefuhlen ver—
letzte Schöne vor Kurzem die ihr zur Beilegung
der Suche angebotene große Summe von 10,000
est. (200,000 Mart) zuruckgewiesen hat; sie ver—
angt die Kleinigteit von 50,000 Lst., gleich einer
Miuion Mart.
F Eine eigenthümliche Bestrafung von Schul—
tindern soll in einer Volkeschule zu Lochgoil⸗—
head (England) schon seit geraumer Zeit an der
Tagesordnung sein. Man gießt namlich den
Schuldigen mit Gewalt Ricinusol in den geöffneten
HYtund, wobei es auf die Menge nicht anzukommen
scheint. Die Sache wird im Parlament zur Sprache
tfommen und jedenfalls steht zu hoffen, daß diese
nerkwürdige „Ueberbücdung“ der Schüler — falls
die Nachricht wahr ist — schleunigst abgeschafft wird.
F New-York, 13. Febr. Die Ueberschwem⸗
nungen dauern fort. Der Fluß bei Cincinnati ist
etzt zwei Fuß höher als 18883. Cincinnati kann
den eigenen Nothleidenden helfen, aber an fünfzig
anderen Plätzen am Flusse herrscht fürchterliches
Flend. In Wheeling sind noch 10,000 Personen
»bdachlos. Hagelsturm im Westen hat den telegra—
ohischen Verkehr stark unterbrochen.
Der Luxus unter der Geld⸗Aristokratie
in der Stadt New-York wird mit jedem Jahre
ibertriebener. Die Menutkarten bei einem kürz⸗
ich gegebenen fashionablen Diner in einer Familie
daselbst waren aus Silber und jede derselben kostete
21 Dollars. Die Gäste wurden gebeten, die theuren
tarten als Angedenken mitzunehmen.
fVon der Bierindustrie in der Stadt
St. Louis, sagt die dortige „Tribüne“ leben sechs—
jehn Prozent der dortigen Bevölkerung. In den
22 Brauereien von St. Louis steckt fuͤr Gebäude
Maschinerie ꝛc. ein Kapital von 8,500, 000 Dollars.
Es wurden während des verflossenen Jahres
943,500 Faß Bier gebraut, wozu 2,200,000
Bushels Gerste und 1,800,000 Pfund Hopfen er—
forderlich waren. In den verschiedenen Brauereien
finden 2200 Leute Beschäftigung und außerdem
etwa 5000 bis 6000 in den Flaschendepartements,
tüfereien, Schmieden, Zimmerwerkstätten ec. Rechnet
nan dazu noch die 14,000 bis 15,000 Personen,
die indirekt durch das Biergeschäft ihren Unterhalt
inden, so schwillt die Gesammtzahl beinahe auf
22,000 Personen, oder auf etwa 16 bis 17 Prozent
der dortigen Gesammtbevölkerung an. 1300 Pferde
ressen in den Brauereiställen jährlich für 156,000
Tollars Hafer und Heu, während die verschieden—
artigsten Raschinen etwa 1,225,000 Bushels Kohlen
bderzehren. Bier wird jetzt von St. Louis nach
allen Welttheilen verschickt.
fUeber eine Hinrichtung auf offe—
ner See erzählt die „Gazetta Livornese“ unterm
3. d.: „Wie wir vernehmen, hat gestern, Sonn⸗
ibend, auf dem in Livorno vor Anker liegenden
Kriegsschiffe der Vereinigten Staaten eine Hinrich-
ung stattgefunden. Ein Matrose hatte es nämlich
zewagt, an einen Offizier Hand zu legen. Er
vurde sogleich verhaftet und vor ein ad hoc zu—
ammengetretenes Kriegsgericht gestellt, das ihn zum
Tode durch Pulbver und Blei verurtheilte. Gestern
Morgen verließ das Schiff in aller Stille den Hafen
und fuhr 4 Meilen weit in die See hinaus wo
dann die Hinrichtung stattfand. Die Leiche wurde
hierauf ins Meer gesenkt. Das Schiff kehrte dann
um einen Mann seiner Besatzung ärmer wieder in
den Hafen zurück.“
F, Aus Meriko wird der „Ind. Belge“ ein
Aufsehen erregendes letzthin stattgehabtes Duell mit
ödtlichem Ausgange gemeldet. Die Veranlassung
war folgende: Der diplomatische Vertreter Groß—
hritaniens hatte bei einer Circusvorstellung einen
Platz auf der Tribüne genommen, den er zeitwei—
'ig verließ. Ein französischer Kaufmann, Herr
Emil Ollivier, welcher den Platz leer fand, fetzle
ich auf denselben, da er nicht gemiethet und auch
aicht numerirt war. Als der englische Gesandte
uurückkam, weigerte sich Ollivier, aufzuüstehen, da
Jener in der That keine rechtsgiltige Anwartschaft
»esaß, die ihm gerade den streitigen Platz zuge—
prochen hätte. Vergeblich legte sich auf wieder—⸗
joltes Betreihen des englischen Gesandten der
vouverneur ins Mittel und drohte, Ollivier mit
Bewalt fortzuschaffen. Dieser beschränkte sich da—
'auf, gegen ein solches Vorgehen Einspruch zu er—
jeben und wich nicht. Der Sekretär des eng⸗
ischen Gesandten, Herr de Ghest, begann jetzt im
kinvernehmen mit dem Gesandten selbst Herrn
Ollivier thätlich zu mißhandeln. Dieser forderte
in Folge dessen Herrn de Ghest und man schlug
sich auf Degen. Beim ersten Gang erhielt de
Ghest zwei Wunden in die Schulter, aber die Se—
kundanten thaten dem Kampf keinen Einhalt. Beim
weiten Gang stürzte Ollivier, von einem Degen—
tich durchbohrt, zu Boden und starb auf der
Stelle.
F Nordamerika ist vorzugsweise das Land
der „Größen“. Wie die Natur daselbst mit den
riesigen Strömen und Seen, den landausgedehnten,
himmelanstrebenden Felsengebirgen und den endlosen
Prärien in erhabener, überwältigender Größe heran—
ritt, so zeichnen sich auch dort die menschlichen
Bestrebungen und Unternehmungen durch ihre, dem
kuropäer manchmal ganz unsfaßbare Größeund
Ausdehnung in überraschender Weise aus. Der
zroͤßte Landbesitz ist das Privateigenthum des
Obersten Don Murphy und umfaßt, nach den An—
gaben der „Fundgrube“, 4 Millionen Morgen Land
in einem Complexe in Mexiko, 60,000 in Nevada
und 23,000 in Californien. Seinen mexikanischen
Besitz kaufte er vor 15 Jahren für 200,000 Doll.,
also für 5 Cents den Morgen. Derselbe ist 60
englische Meilen lang und umfaßt ein schönes Ge—
»iet von Ebenen, Hügeln, Wald und Wiesen. Auf
einem californischen Lande baut Murphy Weizen,
vährend jenes von Nevada ausschließlich der Vieh—
ucht gewidmet ist. Er hat im verflossenen Jahre
35,000 Säcke Weizen geerntet und verschifft all⸗
ährlich über 6000 Stück Vieh.
F (Die Armee der Union.) Der Gene—⸗
cal⸗Adjutant der Armee hat seinen Jahresbericht
dem Congresse eingereicht, welcher die Berichte der
uit der Inspektion der Milizen der verschiedenen
Staaten beauftragten Offiziere umschließt. Wie
aus dem Dokumente hervorgeht, wurden während
des letzten Fiskaljahres 5850 Soldaten aus der
regulären Armee entlassen, 221 starben und 3378
desertirten, so daß die Stärke der Armee im ganzen
um 9649 Mann vermindert wurde; anderseits
wurden 7931 Rekruten — 4838 Eingeborene und
30983 Ausländer (6461 Weiße und 1470 Neger) —
ungeworven. Als Mittel gegen die vielen Deser⸗
tionen schlägt der Genecal-Adjutant vor, den Dienst⸗
termin von fünf auf drei Jahre zu vermindern.
Am Schlusse des am 30. Juni 1883 verstrichenen
Fiskaljahres bestand die Armee aus 22,851 Sol-
daten. Im Jahresbericht des Kriegsministers wird
empfohlen, allen Seldaten, die 35 Jahre gedient
haben, den vollen Gehalt als Pension zu geben,
und den Sold der Gemeinen auf 16 Dollars per
Monat zu erhöhen. Der Kongreß wird um Ver—
villigungen ersucht, damit die Truppen in größerer
Unzahl auf einzelnen Haupiposten zusammengezogen
verden können. Diese Politik ist durch die Ver—⸗
inderung der Indianer-Verhältnisse, hesonders
durch die permanente Niederlassung der Indianer
auf großen Reservationen geboten.
F(Jagdglück.) Saßen da neulich mehrere
derren an dem Stammtisch und erzählten von den
Jagfahrten der letzten Tage. „Ich habe vorgestern,“
o sprach der dicke Rentier, der früher „das größte
Zrod“ lieferte, „ich habe vorgestern einen kapitalen
S„chuß gethan. den mächt Ihr mir alle nicht nach.“