Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert.
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich funfmal: Am Montag, Dieustag, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöͤchentlich mit Unterhaltungs
zlatt und Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1M GO 0 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 H, einschließlich
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 , bei Meclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
AM5.
Dienstag, 8. Januar 1884
19. Jahrg.
fisch London, 7. Januar. Daily News melden,
Politische Ueberficht. ! aus Kairo, —* Khedive und die Minisfter seien nicht
Deutsches Reich. ewillt, die Forderungen der britischen Note, daß
Munchen, 5. Januar. Bon der Wilitar. bie türkische Expeditien zur Wiedereroberung des
erwaltung wird der Etat für 1884/85 nächster Sudans von Suakim ausgehe, die Türken alle
Tage dem Landtage zugeben; zu gleicher Zeit wird Zosten der Expedition trage und Egypten sofort
jer Kriegsminister zwei Gesetzentwürfe, Nachtrags - eine Truppen bis zum zweiten Vil Katarakt zurüd.·
redite betreffend, in Vorlage bringen, von welchen ziehe, zuzustimmen. Die Demission des Kabinets
zer eine sich auf die Abrechnung bezw. Verwendung ind die Ernennung Eyubs zum Nachfolger Scherifs
von Kriegskosten-Entschädigungsgeldern dezieht, der sei bevorstehend. Der Khedive soll erkhärt
indere einen Kredit für Erbauung einer neuen aben, er werde nur bei Anwendung
daserne in Munchen wegen Entferrung der Salz: »on Gewalt abdanken. J
tadel betrifft. Wie wir von best' terrichteter Seite Krairo, 7. Januar. Die britische Note an
erfahren, werden hiebei neue Geldforderungen nicht das egyptische Kabinet konftatirt, daß die Konigin
vorkommen. zegen die Abtretung des östlichen Sudans an die
München, 6. Januar. Se, Mi. der Türkei sowie gegen die Absendung einer türkischen
König haben inhaltlich Allerhöchster Entschueßung Expedition zur Wiedereroberung der Sudan · Provinzen
die Einführung eines neuen Exerzier-⸗Reglements nichts einzuwenden, vorausgesetzt, daß die Türkei
ür die Fußartillerie Allergnädigst zu genehmigen ulle Kosten trage und die Expedition von Suaum
jeruht. zusgehe. Das britische Kabinet hält es für un ⸗
München, 7. Januar. Die Abgeordnetene nögiich, daß Egypten mit eigenen Hilfsmitteln die
ammer fiellte bei Berathung des Hagelversicherungs · Sudan Provinzen wieder erodere, uͤnd befürwortet
jesetzes den Artikel 2 der Regierungsvorlage (Frei- zen sofortigen Rückzug aller Truppen bis Wadyhalfa
villigkeit des Beitritts) wieder her und nahm die »der bis zum zweiten Nilkatarakt. Generalkonsul
Artilel 3, 4 und 5 nach den Ausschußanträgen an. Haring wird angewiesen, auf diesem Puntte zu be⸗
Ausland. tehen. Das egyptische Kabinet traf noch keine
Paris, 6. Januar. Dem Figaro zufolge, katscheidung und hat dem Khedive von jedem über⸗
oird fich der Graf von Paris am 10. Januar ilten Entschluß abgerathen Do
ach Spanien begeben. Neues von der Sudanarmee. *
(Ein stolzer Tagesbefehl.) Der Oberst deutsche Konsul in Kairo hat am 2. d. ein Tele—
es 23. Linien⸗Infanterie Regimenis, R. d. Tissa- zramm aus Khartum erhalten, worin die frühere
niere, hat an das zweite Baiaillon desselben, wele Meldung bestätigt wird, daß vor drei Tagen ein
des nach Tongitng abging, folgenden Tagesbefehl Konne nach einundzwanzigtägiger Reise von vq
rlassen; „Soldaten dom 2. Bataillon des 28. Obeid in Khartum angekommen sei. Sie verließ
rinien-Regiments! Ihr werdet Euch von uns trennen, ẽl Obeid am 6. Dezember un schloß * tiner
ür eine Zeit, die, wie ich hoffe, nicht lang sein tarawone an. Bei ihrer Ankunft in F um
vird. Die Republik sendei Euch nach Tongking, vurde sie verhaftet „da man fürchtete, fie könne
um dort für immer die Fahne Frankreichs aufzu. laarmirende Nachrichten verbreiten. Nach rn
flanzen und in seinem Namen in jene fernen Ge- dagen erwirkte jedoch der —J onhe
zenden die Freiheit, die Sicherheit, den Fortschritt, HAerr Henschel, ihre Freilafsung. Die Nonne 5
en Respekt vor unseren Waffen zu tragen. Das uuts, daß kein einziger egyptischer Soldat dem Tode
Baterland wird Euch mit feinen Bliden folgen utgangen sei, und der einzige Europäer, der nach
md? Euch seine Fürsorge und seine Unterstuͤzung E Obeid eingebracht wurde, war der Diener des
nicht mangeln lassen. Wir, Eure in Beury zurück- Najors von Secdbeendorff. Er ist ein pomerischer
leibenden Waffengefährten, werden die Eiappen Ulan und wird don dem Mahdi gut prre wie
ahlen, die Ihr zurücklegt, Eure Erfolge wie Eure ich die in El Obeid in Haft befindlichen Missio⸗
Schmerzen werden die unseren sein. Ihr habt zahl- idre; allein trotz des Wohlwollens des Mahdi sind
eiche und gut bewaffneie Feinde zu bekämpfen, die Europäer in beständiger Gefahr, von seinen
aber sie werden nicht Stand halten können vor der Anhängern ermordet zu werdea. Die Ronne glaudt
französischen Disciplin und Tüchtigkeit. Iht werdet icht, daß ein anderer Europaer der Armee Hids
eicht mit ihnen fertig werden. Viel gefährlicher baschas am Leben geblieben und in einer der
vpürden in jenen Landen für Euch Ausschreilungen Dorfschaften verborgen sei. Der Mahdi bringt seine
uind Unmäßigkeiten werden. Enthaltet Euch dersel- janze Zeit mit der Inspizirung der Truppen
den, wenn Ihr Eure Heimath wiedersehen wollt. ind der Organisirung des Trains zu, um auf
Tragt in der Tiefe Eures Herzens das Bild unserer dhartum marschiren zu können.
Fahne, die heute weht, um diejenigen zu begrüßen,
zie in der Ferne eine neue und giorreiche Inschrift
ür dieselbe vorbereiten werden. Wenn Ihr in
chwierigen Augenblicken hieran denken werdet, so
verdet Ihr Euch stark von Disciplin, hingebend
uand würdig Eurer Aelteren von Zürich, Wagram,
Lützen und Magenta wiederfinden und, wenn wie⸗
er zurückgekehrt, Ihr des Abends in den Wacht⸗
tuben Eure Kameraden sehen werdet, wie sie mit
wespektvollem Neid den Erzählungen Eurer Reisen,
curer Abenteuer und Kämpfe lauschen, dann wird
iin Gefühl des Stolzes Eure Brust erfüllen, daß
Ihr darum gebeten habt, nach Tongkling gehen zu
zInnen. Geht, tapfere Kinder, marschirt entschlossen!
*s ist für das 23. Regiment! Es ist für Frank
zim: Es lebe die Republik!“
Schwerverletzten in großer Gefahr schwebt. Dit
drei Genannten waren vorher in der Wirthschaft
von Breuer gewesen, wo aber keine Veranlassung
zu einem Sireite vorkam. Foit hatte die Wirth⸗
schaft verlassen, wurde aber von den Thätern ver⸗
olgt und ohne Weiteres mit dem Messer und dem
Zäbel bearbeitet. Der betr. Lazarethgehilfe soll
chon früher gedroht haben, von den beiden Brüdern
Foit müßfe noch einer sterben, ehe er von Landau
ortgehe. (CLand. Tgbl.)
— Speyer, 4. Januar. Wir machen wieder⸗
holt darauf aufmerksam, daß Schiefertafeln und
Hefte, welche mit quadrirtem Liniennetz versehen
ind, im Schulunterricht nicht mehr gebraucht wer⸗
den dürfen. Gegenwärtig ist deren Benützung aus⸗
nahmsweise noch gestattet, dagegen soll das Verbot
vom nächsten Schuljahre (Ostern) an strenge beachtet
perden. Es wollen sich also die Eltern, deren
Zinder die Schulen besuchen, und auch die Schreib⸗
materialienhandlungen darnach richten!
— Speyer, 5. Januar. Heute Morgen
Z Uhr starb dahier nach langem schweren Leiden
Domtapitular Johannes Dietrich im Alter von 57
Jahren. Er war geboren zu Westheim am 5. Okt.
1827, Priester seit 20. Aug. 1850, Domkapitular
seit 1. August 1873 und eine allseitig geachtete
und achtenswerthe Persönlichkeit.
— Auf der Post in Ludwigshafen muß
es am Neujahrstage hoch hergegangen sein. Briefe,
die am 31. Dezember aufgeliefert wurden, gingen
zum Theil erst am 4. Januar ab. Daß sich dar⸗
unter auch Einladungen zu einer am 3. Januar
ttattfindenden Jagd befunden haben, wird von den
Tingeladenen übel vermerkt worden sein, dagegen
jollen die von diesem Ereigniß freudig berührten
hasen ꝛc. beabsichtigen, der Ludwigshafener Post
eine Dankadresse zu widmen.
— Mit dem 1. Januar ds. Is. traten auf
Brund der Reichsgewerbeordnung für diejenigen Per⸗
sonen, welche fich mit der gewerbsmäßigen Besorg⸗
ung fremder Rechtsöangelegenheiten und bei Behörden
wahrzunehmender Geschäfte, insbesondere der ge⸗
werbsmäßigen Abfassung der darauf bezüglichen
chriftlichen Aufsätze, mit dem Geschäfte der gewerbs-
mäßigen Vermittlungsagenten für Immobiliarver-
räge, Darlehen und Heirathen, sowie mit dem Ge—
ichaͤfte eines Auktionators befassen, folgende Be—
zimmungen in Kraft: 1) Die bezeichneten Gewer⸗
vhetreibenden sind verpflichtet, ihre sämmtlichen Ge—
schäftsbucher und Alkten in guter Ordnung zu halten.
Die Einträge in den verschiedenen Geschäftsbüchern
und die Alten oder einzelnen Schriftstücke müssen
gegenseitige Verweisungen auf die betreffenden Num⸗
mern oder Folien ⁊c. der sonstigen einschlägigen
Bücher ꝛc. enthalten. — 2) Die einlaufenden Ge⸗
schaftabriefe, desgleichen Quittungen, Postscheine ꝛtc.
sind geordnet mindestens 5 Jahre lang aufzube—⸗
wahren. — 3) Jeder der bezeichneten Gewerbetrei⸗
benden hat ein jährlich abzuschließendes Geschäfts-
register zu fuhren. In dieses Geschäftsregister ist
jeder einzelne Fall, in welchem die Thatigkeit des
Bewerbetreibenden in Auspruch genommen wird,
wahrheitsgeireu einzutragen. Der Eintrag hat in
tabellarischer Form mindestens folgende Rubriken
su enthalten: a. laufende Nummer; b. Datum der
FImpfangnahme des Auftrages; c. Name, Stand
und Wohnort (Wohnung) des Auftraggebers; d.
Bezeichnung der Art des Auftrags; e. Datum der
Frledigung; f. Art der Erledigung; g. gehobene
Hebühren, Kostenvergütungen oder Kostenvorschüsse,
ausgeschieden nach Art und Betrag; b. empfangene
Lokale und pfälzische Nachrichten.
— Gutem Vernehmen nach ist i Pirmasens
im Sonntag früh der die Postsendungen zum ersten
zuge verbringende Postwagen um eine Sendung
yon 3000 Mk. und mehrere Briefbeutel bestohlen
vorden. Wie es heißt, hatte man das Schloß
zicht foͤrmlich verschlossen, sondern nur die Eisen—
tange vorgelegt, deren Entfernung den Diebshanden
jelungen ist.
— Landau, 7. Jan. Gestern Abend gegen
1 Uhr wurde in der Nähe der weißen Kaserne
er Tagner Adotph Foit von dem Dienstknecht
Ztephan Jährling und einem Lazarethgehilfen der—
xt mißhandelt, daß die Aufrahme desselben in das
Spital nothwendig wurde und das Leben des