Full text: St. Ingberter Anzeiger

* Schillingsfürst, 28. Febr. Cardinal 
Hohenlohe ist heute hier angekommen. 
7 Paris, 28. Febr. Es scheint wirklich, als 
ob die Scandalgeschichte des Petit-Clubs, in wel⸗ 
hem bekanntlich mit ausgezeichneten Karten gespiel— 
wurde, unterdrückt werden sollte. Der „Intransige— 
ant“ sagt hierüber: „Da man wegen der Ge— 
schichte des Cercle der Rue Rohale sehr in Ver— 
iegenheit ist und um jeden Preis aus derselben her⸗ 
auskommen möchte, so wird jetzt erzählt, daß die 
gerichtliche Untersuchung nichts enthüllt habe und 
—— 
allerdings keineswegs zweifelhaft, daß der Schuldige 
aicht gefunden und var allen Dingen nicht genannt 
werden würde. Allein das Publikum wird sich 
zadurch nicht täuschen lassen. Es wird sich sagen, 
daß, wenn die Untersuchung eingestellt wird, der 
Schuldige eben eine große Persoönlichkeit sein muß. 
Alle Tage unterdrückt man einen Scandal. Man 
wird auch diesen unterdrücken. Das Opfer der 
ganzen Geschichte ist der unglückliche Clubdiener, 
Dahrscheinlich ein Schuldiger, aber den man immer⸗ 
hin unberechtigter Weise im Gefängniß fefthält, da 
man den hauptsächlichsten Schuldigen in Freiheit 
läßt. Die Moral von dem Ganzen ist, daß der 
Cercle der Rue Royhale geschlossen werden müßte. 
Im Mai vorigen Jahres waren verschiedene 
Bauarbeiter beauftragt, Reparaturen im Kellerge— 
wölbe des Schlosses Ju lia in der Gemeinde Creot 
(Frankreich) vorzunehmen. Nach einiger Zeit hörte 
man, daß einer dieser vorher in der Misoͤre lebenden 
Arbeiter sich ein Haus gekauft hatte, welches er 
haar mit 6000 Francs bezahlte. Einige Tage 
päter erwarb er andere Immobilien, richtete sein 
Haus gut ein, kurz — gab in wenigen Wochen 
18,000 Francs aus. Ueber die Herkunft seiner 
auffallenden Mittel befragt, wußte er keine Aus— 
zunft zu geben. Inzwischen hörte man, daß ein 
anderer Arbeiter, welcher ebenfalls gearbeitet, auch 
groͤßere Ausgaben machte und nur mit 40 Frank⸗ 
stücken bezahlte. Mit Fragen von den Gerichten 
bestürmt, gestand dieser Arbeiter schließlich, daß 
man in dem Keller des „Chateau Julia“ eine nicht 
unerhebliche Summe Geldes gefunden hatte, die die 
fünf an den Arbeiten betheiligten Maurer unter 
sich getheilt hatten, Natürlich wurden sämmtliche 
fünf Arbeiter verhaftet und die Untersuchung gab 
folgende Enthüllung: Während des Krieges des 
Jahres 1870 setzte ein reicher Besitzer von Clermont 
Ferrand, unter dem Einfluß der Furcht vor den 
deutschen Truppen seine Papiere und Werthob⸗ 
jekte in Gold um und vergrub einen Theil 
in den Keller seines Schlosses Julia. Einige 
Zeit nach dieser Operation erkrankte der Besitzer 
dieser Schätze plötzlich und hatte nur noch in seiner 
Sterbestunde Zeit, von den 800,000 Franks zu 
sprechen. die in Clermont vergraben lagen. Der 
Tod überraschte ihn, als er den Rest des im Julia⸗ 
thurm vergrabenen Kapitals näher bezeichnen wollte. 
Ddie genannten 8300,000 Franks wurden nach dem 
Tode des ängstlichen Besitzers gefunden, der Resl 
nicht. Die Maurer hatten aber bei ihren Arbeiten 
natürlich sofort im Keller die auffallende Mauerstelle 
bemerkt und waren forschend zu der Entdeckung des 
Schatzes gelangt. Trotzdem alle fünf Arbeiter ge⸗ 
ttändig sind, sich den uaverhofften Schatz angeeignet 
zu haben, hat das Geschworenengericht von Puy de 
Dome sie, von der gegen sie erhobenen Anklage 
wegen des qualifizirten Diebstahls freigesprochen 
und die Interessenten werden die glücklichen Finder 
im Wege des Civilprozesses zu belangen haben. 
f Franzssische Blaätter melden: „Eine 
Reinigung ist am 16. d. M. durch die Gendarmerie 
bon Longvy vorgenommen worden. Man hat vier 
sde Unterthanen ausgewiesen, nämlich Achilles 
bolin, Emil Schlatter, Karl Kellerer, Joseph Feher. 
Glück auf die Reise! Diese Reimgung, die uns don 
Deutschen befreit, müßte alle Tage stattfinden bis 
zur völligen Ausmerzung dieser Race, die uns be—⸗ 
stiehlt und uns ausspionirt immer und überall, 
wann und wo ihr dies nur möglich ist.“ 
FLondon, 25. Febr. Jů Olham schwebten 
am Sonnabend etwa 300 Kinder in Gefahr, die 
den der Theaterkatastrophen um eine neue zu 
e Während einer Vorstellung mit Nebel⸗ 
rn in der dortigen Stadthalle explodirte das 
—9 Sween des Apparats dienende Gasreservoir 
— eine grenzenlose Panik. Die Kinder 
een dem plötzlich in die tiefste Finsterniß 
in nen Hause den Ausgang zu gewinnen. 
siherwei wurde das Gas rasch wieder ange⸗ 
zundet, die Polizei war auch bei der Hand, und 
o gelang es, der Verwirrung eiwas Einhalt zu 
bun und die Kleinen in Sicherheit zu bringen. 
Ein Knabe blieb jedoch todt auf dem Platze und 
neun Kinder wurden in bewußtlosem Zustande ins 
Hospital gebracht. Sehr viele Kinder irirgen Queisch⸗ 
ungen und kleinere Verletzungen davon. 
fLondon, 26. Febr. Noch steht es nicht 
fest, was die Ursache der furchtbaren Explosion in 
dem Victoria⸗Stationsgebäude war, ob Dynamit, 
GBas oder Pulver. Die angerichteten Zerstörungen 
find enorm und wurden alle Fensterscheiben in der 
unfern vom Stationsgebäude gelegenen Wilton-Road 
und ebenso in dem Gasthofe „Windsor-Castle“ zer⸗ 
chmettert. Eine große in einer Höhe von 8 Fuß 
jängende Uhr wurde 6 Meter weit fortgeschleudert 
und das Glasdach über der Einsteigehalle total zer⸗ 
rümmert. Ein Glück, das zur Zeit der Explosion 
der Bahnhaf geschlossen und nur von den 2 ver—⸗ 
etzten Wächtern bewacht war, andernfalls wäre der 
Verlust an Menschenleben ein großer gewesen. 
F (Schachwettkampf) Der berühmte 
Schachspieler Steiniz, hat Zuckertort zu einem 
Match um 1000 Svollars herausgefordert, welcher 
in diesem Frühjahre in London zum Austrag kom 
nen wird. Beide Schachspieler befinden sich augen— 
zlicklich in Amerika. 
F GOel auf See.) Vor dem Seeamte in 
diverpool wurde am Donnerstag über den Verlust 
des Schiffes „Lauderdale“, aus Liverpool, verhan⸗ 
delt, welches auf der Reise von Junin nich Ham— 
burg auf See von der Mannschaft verlassen wurde. 
Das Schiff segelte am 10. Oktober mit 20 Mann 
Besatzung von Junin ab und Alles ging gut bis 
uum 26. Januar, als das Schiff von einer schweren 
Sturzsee getroffen und im Decdk beschädigt wurde. 
Das Schiff arbeitete schwer und begann Wasser zu 
machen, so daß die Pumpen trotz aller Anstreng⸗ 
ungen nicht lenz gehalten werden konnten. Am 
aächsten Morgen kam die „Medea“, aus Greenock 
in Sicht, holte die Besatzung ab und landete sie 
wei Tage später in Queenstown. Kapitän Jona⸗ 
han Frith, Führer der „Medea“, wurde als Zeuge 
nufgerufen und sagte folgendes aus: „Wir schick- 
en ein mit 5 Personen bemanntes Boot nach der 
Lauderdale“ ab. Als dasselbe die Hälfte des 
Weges bis zur „Lauderdale“ zurückgelegt hatte. 
purde es von einer schweren Schneebö überrascht 
ind kenterte, wodurch die Booismannschaft leider 
hr Leben einbüßte. Eine kurze Strecke weiter, und 
das Boot wäre in ruhiges Wasser gekommen, da 
nan von Bord der „Lauderdale“ Oel ins Wasser 
joß, was in der Nähe des Schiffes eine großartige 
Birkung auf die See ausübte. Nach dem Verlust 
»es Bootes ging die „Medea“ dicht an das in 
Noth befindliche Schiff heran und blieb während 
der ganzen Nacht in der Nähe desselben. Am 
aächsten Morgen ging die Besatzung der „Lauder⸗ 
zale“ mit ihrem eigenen Boote an Bord der „Me— 
dea“. Das Boot mußte dreimal zwischen den bei⸗ 
den Schiffen hin- und herfahren und war mit ei— 
ner ca. 5 Gallonen Oel haltenden Kanne ausge— 
rüstet, aus welcher man einen Strahl von der 
Dicke einer Bleifeder in die See strömen ließ. Dies 
hatte zur Folge, daß die See ruhig blieb und das 
Boot kein Wasser übernahm, ausgenommen bei 
der letzten Fahrt, als der Oelvorrath zu Ende 
zing und die Seen sofort über das Boot zu brechen 
begannen, so daß letzteres nur mit Mühe und 
Noth die „Medea“ erreichte. 
FAus Rußland. Ein entsetzliches Drama 
pielte sich in Nischnij- Nowgorod ab. Ein junger 
Mann, Namens Korolinskij, ein wegen Betruges 
entlassener Eisenbahnbeamter, der seit einiger Zei⸗ 
als Tanzlehrer in der Stadt sein Fortkommen fand 
vußte das besondere Vertrauen des Handelsmannes 
drutow zu gewinnen, in dessen Familie er als 
Hausfreund behandelt wurde. Reulich besuchte 
dorolinstij Abends seinen Freund Krutow und tra 
»enselben gerade, als er im Komptoir mit der Ab⸗ 
ählung einer bedeutenden Geldsumme, die er eben 
empfangen hatte, beschäftigt war. Krutow schloß 
das Geld in seinen Schreibtisch ein und begab sich 
nit Korolinskij in den Klub, wo er sich einige Zeit 
nit seinem Begleiter unterhielt. Doch bald ent⸗ 
sernte sich Korolinskij, indem er vorgab, nach Hause 
zu gehen. Er eilte aber zurüt in die Wohnung 
rutow's und sagte der Frau des Letzteren, er 
'omme im Auftrage Krutow's, um einen wichtigen 
Brief zu schreiben, zu welchem Zwecke er im 
Komptoir Krutow's etwas nachsehen müsse. Die 
dausfrau war hiermit einverstanden und schickte 
inen Knaben, der von Krutow an Kindesstait an— 
genommen worden, mit Korolinskij, damit er diesem 
nach dem im Parterre befindlichen Komptoir leuchte. 
Sobald nun die Beiden in die Schreibstube einge⸗ 
treten waren, zog Korolinskij ein großes Mesfer 
hervor und durchschnitt dem Knaben den Hals, so 
daß er sogleich todt niederstürzte. Nun machte er 
sich über die Schublade, in welcher kurz vorher 
Krutow das Geld aufbewahrt hatte, erbrach dieselbe, 
nahm das Geld zu sich und wollte fliehen. Auf 
dem Gange kam ihm aber schon die Frau Krutow 
entgegen, die durch den letzten Aufschrei des Knaben 
geäugstigt, nach der Schreibstube eilte. Der Mörder 
stürzte sich nun mit dem Messer in der Hand auf 
die Frau und hieb sie mit zwei Streichen nieder, 
wobei er auch das Kind, welches sie auf dem Arme 
hielt, schwer verwundete. Die Frau blieb anschei— 
nend todt am Platze liegen. Nun rannte das 
Scheusal weiter und nach einigen Schritten stieß er 
auf die Köchin, die ihn barsch fragte, was es mit 
der Frau gebe, sie habe dieselbe aufschreien gehört. 
Statt jeder Antwort erhob der Moͤrder das Messer, 
uim auch der Köchin den Todesstreich zu versetzen, 
doch diese war stark und behend; sie ergriff ein in 
der Nähe befindliches Bettkissen und schuͤtzte sich 
damit gegen den Angreifer. Es entspann sich ein 
berzweifelter Kampf; nach furchtbarem Ringen sank 
auch das Mädchen, von sechszehn Schnitiwunden 
bedeckt, todt nieder. Dies war aber noch nicht das 
etzte Opfer des verruchten Mörders. Durch den 
rärm aufmerksam gemacht, kam nun eine Nichte 
drutow's aus einem Zimmer herbeigeeilt. Koro— 
inskij stürzte ihr entgegen, und als sie erschreckt 
davonlief, jagte er ihr durch mehrere Zimmer nach, 
'olgte ihr hinaus in den Hof, wo er sfie einholie 
und mit dem Messer niedermachte. Er gelangte 
nun auf die Gasse und rief einen Droschkenkutscher 
an, um fortzufahren. Dies gelang ihm aber nicht, 
denn bald sah er sich von einem Mensche ihaufen 
umgeben; er wurde von den Leuten gefesselt und 
nach der nächsten Polizeistation gebracht. Während 
der Zeit nämlich, als der Mörder mit der Köchin 
rang und die Nichte verfolgte, war Frau Krutow 
zu sich gekommen; sie schleppte sich mit großer Mühe 
aus dem im Parterre befindlichen Gange auf die 
Straße und allarmirte die Vorübergehenden, sowie 
die nächsten Nachbarn, die sodann den Mörder 
zleich bei seinem Erscheinen ergreifen konnten. Die 
Frau Krutow schwebt in Lebensgefahr; die drei 
anderen Opfer wurden gleichzeitig an demselben 
Tage beerdigt. 
fDie nachstehende nationale Schön— 
heits-Rangliste der weiblichen Hand 
rührt von Campencon, dem berühmten franzoösischen 
Physiologen her. Die schönsten Hände findet man 
hei den Irrländerinnen; diesen zunächst verdienen 
die Polinnen den Preis. Die Engländerinnen haben 
zu fleischige und volle Hände; die Amerikanerinnen 
zu schmale und lange; die Deutschen zu kurze und 
zu breite. Was endlich die romanischen Völker 
anbelangt, so findet man bei den Französinnen 
mehr schöne Hände, als bei den Töchtern Jialiens 
oder Spaniens. 
Marktberichte. 
e Ensheim, 28. Februar. (Viktualienmarkt.) Butter 
1,10 — 0,00 M. per 7/ Kilo, Eier 78 Pf. per Dutzend, 
Zartoffeln 2,10 Mk. per 50 Kilo. 
Zweibrücken, 28. Februar. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualienmarti.) Weizen O M. 35 Pf. Korn7 M. 34 Pf., 
Spelz O M. — pf., Spelzkern — M. — Pf., Dinkel 
M. —, Pf., Mijschfrucht8 M. 42 pf., Hafer 6 M. 
78 Pf., Erbsen O M. — Pf., Widen'b M. — Pf. 
BZerste zweireihige 6 M. 95 Pf. vierreihige ··M. — pj. 
artoffeln 1 M. 80 Pf. Heu s M. 80 Pf., Stroh 3 M 
10 Pf., Weißbrod 13/5 Kilogr. 52 Pf., Kornbrod 3 Kilo 
61 Pf. Gemischtbrod 8 Kilogr. 76 Pf., paar Weck 90 Gr. 
6 Pf. Rindfleisch J. Qual. 60 Pf., II. Qual. 56 Pf., Kalb⸗ 
Jeisch 5) Pf., Hammelfleisch 60 ggf. Schweinefleisch 56 Pf., 
Butter /2 Kilogr. 1M. 60 Pf., Wein 1 Liler'80 Pf. 
Bier 1 Liter 24 Pf. 
Homburg, 27. Februar. (Fruchtmittelpreis und Viktu⸗ 
alienmarkt, Weizen 9 M. 47 Pf.. Korn O m. Pf., 
Spelzkern — M. — Pf. Spelz d M. — Pf., Gerste 
Zreihige O M, J. Vf.KGerste üreihige — Mu pft 
Hafer 7 M. 10 Pf. Mischfrucht 0 M. — Pf., Erbsen 
— W. —, Pf., Wicken & M. — pf., Bohnen 0 M. 
7 BPf., Kleesamen — M. — Pf. Korndroße6 Pfund, 
60 Pf. Gemischtbrod 6 Pfund 72 Pf Ochsenfleisch — Pf.. 
Rindfleisch 690 Pf., Kalbfleisch 50 Pf., Hammelsleisch — Pf. 
Schweinefleisch 50 Pf., Butter 1 Pfund 1M. — pjf., 
startoffeln per Zentner 1 M. 60 Pf. 
Landstuhl, 25. Februar. (Fruchtmittelpreis und Rik. 
ualienmarkt.) Weizen O M. — Pf. Korn7 Me0 Pf., 
Spelz O M. — pf, Hafer 6 Mt 78 Pf., Gerste 6 M. 
ö0 Pf., Wicken — M. — pf., Erbsen 0 M. — Pf., 
Linsen — M. — Pf., Kleesamen M. Pf., Kartoffeln 
per gZtr M. — Pf., Kornbrod 6 Pfd. 68 Pf., Weis⸗ 
brod 2 Pfd. 45 Pf., Gem. Brod 2 pid. — Pf., Butter 
ver Pfd. O M. 85 Pf., Eier per Dutzend 60 pf. 
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