Full text: St. Ingberter Anzeiger

der nationalliberalen Partei anerkennend erwähnte, 
joll nach Minheilung pfälzischer Parteifreunde Ben⸗ 
nigsen nicht abgeneigt sein, wieder ein Mandat an⸗ 
zunehmen. Der Wahltreis Kaiserslautern⸗Kirch⸗ 
Jeimbolanden wird nach der „Pf. Pr.“ für den⸗ 
selben in Erwägung gezogen. 
— Neustadt, 19. März. Bei der heute 
im Saaldau abgehaltenen Weinversteigerung von 
Th. Schaaf, Gutsbesitzer in Winzingen, wurden 
vei ziemlich gutem Besuche hübsche Preise erzielt; 
die Taxe wurde meist überschritten. Fünf Nummern 
wurden jedoch wegen ungenügenden Gebots zurück⸗ 
gezogen. Es kamen nur 188ler zur Versteigerung 
und wurden erlöst: für Bobenheimer 315, Assel⸗ 
heimer 360, Ellerstadter 505 - 525 Herxheimer 
la. B.) 530, Ellerstadter 560, Friedelsheimer 565 
Winzinger 625 und 615, Gimmeldinger 665— 
590. Haardter 710 -740, Ruppertsberger 710, 
390, 670, 825, 860, 1200, Wachenheimer 690 - 
375 Mk. per 1000 Liter ohne Faß. 
Durkheim, 17. März. Der tragische 
Fall einer Dopelleichenfeier kam gestern hier vor. 
Die Eheleute Rothgeb wurden zu Grabe getragen, 
Fetrauert von ihren 9 aus 24jähriger Ehe ent⸗ 
sprossenen Kindern. In einem Alter von 50 
Jahren erlag der Gatte letzten Freitag den monate⸗ 
angen Qualen eines Herzeleidens und tags darauf 
folgte die auch schon seit längerer Zeit krank dar⸗ 
— X— nach. Es war tief ergreifend, 
diesen Trauerzug zu sehen: Zwei Särge, außen 
mit Blumen geschmückt, innen die Gatten, dahinter 
die thränenschwere Schaar der Waisenkinder! Ein 
großes Gefolge von Männern und Frauen aus 
allen Ständen ehrte die Toten. Die Bevölkerung 
nimmt an dem Trauerfall und an dem Schicksals⸗ 
schlage welcher die zurückgebliebenen, noch unversorgten 
Zinder so hart betroffen hat, vollen Anteil. 
(N. Bgztg.) 
Landau, 18. März. Etrafkammer.) 
Marg.. genannt Wilhelmine Schnebele, 17 
Jahre alt, Dienstmagd von Thaleischweiler, entwen⸗ 
dete ihrem Dienstherrn Metzger Weißbrod hier 11 
Mk. und Kleidungsstücke im Werthe von 27 Mit. 
50 Pfg; ferner ihrem Dienstherrn Joh. Jakob 
Maher in Klingen 3 Mk. 20 Pfg. und Kleidungs⸗ 
stücke im Werthe von 19 Mk. 10 Pfg.; sie erhielt 
wegen der Diebstähle eine Gesammtgefängnißstrafe 
hon einem Jahre und wegen Dienstentlaufens eine 
daftstrafe von 8 Tagen. (L. A.) 
— Herrheim, 19. März. In den nächsten 
Tagen wird dahier eine Volksmission durch bayer. 
Franziskaner⸗ Patres abgehalten. Zum Schlusse 
verselben am 80. ds. Mts. findet feierliche Prozes⸗ 
sion statt. 
Dem Beispiele von Worms folgend, sollen 
nun auch in den Rheingemeinden des Bezirks 
Bermersheim Wasserwehren, ähnlich den 
Feuerwehren, gebildet werden. Das kgl. Bezirksamt 
ermersheim hat ein diesbezügliches Rundschreiben 
erlassen, in welchem auch festgesetzt ist, welche und 
wie viele Materialien und Geräthe die Rheinge— 
meinden stets vorräthig zu halten haben. 
— Edenkoben, 18. März. Bei der gest⸗ 
rigen 1. Weinversteigerung von vier in dieser Woche, 
jeñer der Wittwe und Erben des verlebten Karl 
Antz dahier, war der Besuch zwar sehr zu loben, 
aber der Verlauf ein sehr flauer. Die 1875er, 
76er, 8Oer, und 82er, wurden zurückgezogen, die 
aübrigen beiden des letzteren Jahrganges, gemischte 
Gewaͤchse, kosteten nur 132 Mk., 1883er gemischter 
230 und 240, Tokayer und Traminer 386 und 
395, Rothwein 350 Mk. per 1000 Liter. 
— Aus Weisenheim a. S. schreibt man 
der „Frktihl. Ztg.“. In Folge des äußerst milden 
Winiers haben sich die Winterfrüchte über Erwarten 
zut entwickelt. Die Aprikosen und Pfirsiche blühen 
chon in wundervoller Pracht, und noch einige Tage 
ich' ausgezeichnetes Wetter, dann schwimmt die 
hiesige Gemarkung in einem Meer von Kirschen⸗ 
blüthen, was für Auswärtige bei einem allenfalsigen 
Besuch immer einen Hochgenuß gewährt. — Mit 
dem Weinverkauf geht es immer noch flau; trotzdem 
vurde diesen Winter mehr denn je gerodet. Allem 
Anscheine () nach bringt das 84er Jahr einen 
Stichwein, alsdann wuͤrden die vorhergehenden 
Jahrgänge gesuchter. 
die Erhöhung der Präsenzstärke des 
4.und 8. Infanterie-Regiments tritt 
hom kommenden 1. April in Kraft und werden 
‚on den Infanterie ⸗-Regimentern Nr. 3, 5, 6, 9, 
II. 12, 16. 17, und 18 je 66 und den 4 Jäger⸗ 
hataillonen je 23 Gefreite und Gemeine nach Metz 
yersetzt; eine Versetzung von Pfälzern nach Metz 
indet nicht statt. 
Vermischtes. 
f München, 18. März. Bei der diesjährigen 
Iffiziersprüfung an der Kriegsschule haben sämmt⸗ 
iche Portepeefahnriche bestanden. Die Absolventen 
jaben sofort zu ihren respektiven Abtheilungen ein— 
urücken. Am 1. April deginnt ein neues Studien 
ahr an der Kriegsschule; für dasselbe sind 110 
Portepeefähnriche angemeldet. 
Der bayer. Frauen verein unter dem 
rothen Kreuze wird seine Generalversammlung, die 
alle drei Jahre für ganz Bayern Statt findet, vom 
26. - 28. Marz unster dem Vorsitze Ihrer Majestät 
der Königin-⸗Mutter in München adhalten. 
Bayreuth, 17. Maͤrz. Der noch nie 
estrafte Wirthssohn Johann Flügel von Haag, 
er beschuldigt war, seine Geliebte, die Dienstmagd 
eines Vaters, erwürgt und dann aufgehängt zu 
jaben, um eine reiche Heirath machen zu können 
vurde von den Geschworenen freigesprochen. 
F Vor einigen Tagen hat der Fischmeister und 
Wasserbau⸗Aufseher v. Winterstein zu Saarburg 
in der Nähe des Klosters Karthaus etwa 20,000 
unge Lachje und fast ebensoviel Forellen in die 
Mosel gesetzt. Es war ein interessantes Schauspiel, 
zu sehen,wie die winzigen Thierchen in ihrem 
Jeimischen Element sich dehaglich fühlten, nachdem 
je aus ihrem heimischen Element befreit worden 
varen. 
pMülhausen (Etsaß), 18. März. Der 
siesige Ecste Staatsanwalt labet 283 junge Leute 
um 24. k. M. vor die Strafkammer des hiesigen 
aiserlichen Lundgerichts unter der Beschuldigung, 
ils Wehrpflichtige in der Ahsficht, sich dem Eintritte 
in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte 
u entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet 
erlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter 
ich außerhalb des Bundesgebiets aufgehalten zu 
jaben. 
F Lubeln (Elsaß). In unserem Dorfe ging 
as Gerücht, daß der Grabsteinmacher Johann 
Zeter Ney seinen dreiundzwanzigjahrigen schwach 
innigen Sohn Felix schon seit Jahr und Tag 
n einer finsteren Kammer eingesperrt halte. Bei 
inem durch die Gendarmerie der Familie Ney er⸗ 
latteten Besuche wurde die Wahrheit des Gerüchtes 
zur leider noch mehr, als dieses behauptet hatte, 
estgestellt: In einem Raum, der wahrlich nicht 
en Namen Kammer verdient, sondern nur mit 
»em Ausdruck Loch bezeichnet werden muß, wurde 
zer bis zum Stelett abgemagerte unglückliche X 
dey auf einem mit Stroh und Lumpen ausgefüllten 
Bette“ liegend, mit einigen Säcken zugedeckt, vor⸗ 
jefunden. Die Feder sträubt sich, den Zustand 
Fes „Bettes“ und den wahrhaft pestilenzartigen 
geruch zu schildern. Die Kniee Neys sind gegen 
sen Leib heraufgezogen, was die Angehörigen des— 
elden von einer früheren durchgemachten Glieder⸗ 
rankheit herleiten. Rach Angabe von Mutter und 
S„chwester des jungen Mannes hat derselbe fast 12 
Jahr in dem geschilderten Raume zugebracht. 
f Bernkastel. Einem hiesigen Einwohner 
zingen kürzlich 4,50 Mt. in Briefmarken zu, mit 
inem Schreiben, in welchem der sich „Ihr undbe⸗ 
annter Freund“ nennende Anonymus sich als Dieb 
zekennt, gesteht, ihm vor ungefähr 15 Jahren auf 
em Markte in N. ein Paar Stiefel gestohlen und 
zieselben für 4,20. Mt. verkauft zu haben. Er 
zitiet ihn um Verzeihung und bedauert, keine Zinsen 
zeben zu können. 
DdDie Rheinische Hypothekenbank in 
Mannheim gibt für 1883 eine Gesammtdivi⸗ 
dende von 7 pẽt. — Mk. 21 per Aktie (1882 7 
oCt.) Der Gewinn ist Mk. 421,979. 
F (Ein Curiosum.) In einer geachteten 
Familie des Städtchens Biberach (Württemberg) 
sommt, der seltene, in Deutschland gewiß einzig 
astehende Fall vor, daß die Mutter den gleichen 
Beburtstag mit Moltke (26. Oktober) theilt, der 
Zohn mit Papa Wrangel (13. April), eine Tochter 
mit dem Reichskanzler Fürsten Bismarck (J. April), 
und eine andere Tochter sogar mit dem deutschen 
aiser (22. März). 
F In Rheinbrohl ereignete sich vor einigen 
Tagen ein Unglücksfall, dessen Folgen noch nicht 
u übersehen sind. Fünf Knaben fanden in einem 
Steinbruche einen Sack Pulver offen liegen und 
teckten sich von dem Inhalte besselben nicht unbe⸗ 
eutende Mengen in die Hosentaschen. Auf dem 
deimwege machten sie nun ein Feuerwerk; dabe 
gerieth jedoch unglücklicherweise auch das Pui 
in ihren Taschen in Flammen und ergriff im Augen 
blick die Kleider. Die Jungen liefen ins' Don 
vo ihnen sofort ärztliche Hilfe geleistet wurd— 
Einer starb noch in derselben Nacht an den erlit 
senen Brandwunden, während die anderen, meh 
oder minder schwer verletzt, darniederliegen. 
Am I18. März in der Frühe wehte, jedenfals 
zur Erinnerung an den 18. März, auf der Tel— 
phonleitung in Kalk, welche auf einem der höchste 
Gebäude angebracht ist, ein langer ro t he r Wimpe 
mit der Inschrift: Hoch lebe die Sozialdemokraii 
Am Mühlheimer Thor in Deutz war einem dor 
angebrachten Adler durch Uebermalung in olligi 
der Kopf abgeschlagen, die übrigen Theile de 
Vogels waren mit rother Farbe angestrichen. 
Barmen, 18. März. Der in ganz Deutsch 
and bekannte Lehrer Hufschmidt in Unna, ̊ 
Schüler Diesterwegs, ist dort vorgestern Abend in 
Alter von 73 Jahren gestorben. Er war der Be 
zründer des westfälischen Provinzial-Lehrer-Vereins 
des Pestalozzi⸗Vereins ꝛc. und sein ganzes Lehen 
hindurch für die Hebung des Lehrerstandes und de 
Volksschule thätig. 
F Gera, 17. März. Eine Skandal-Affaire 
welche täglich größere Ausdehnung gewinnt um' 
schon den Selbstmord mehrerer Personen sowie di 
im Sonnabend erfolgte Verhaftung von fünf hie 
singen Bürgern zur Folge gehabt hat, versetzt zahl 
reiche Kreise unserer Bevölkerung in eine hochgradiß 
Aufregung. Es handelt sich um ein Schulmädche 
von 13 Jahren, welches mit einer Anzahl Männer— 
seit längerer Zeit die intimsten Beziehungen unter 
halten haben soll. Auch das plötzliche Verschwinde 
eines Lehrers bringt man mit dieser Affaire in 
Zusammenhang. Inwieweit dies Letztere berechtig 
ist, wird die Untersuchung ergeben. Das Mädchen 
scheint nach Allem was man hört, trotz seiner großen 
Jugend ihre Beziehungen zu diesen Männern ge 
werbsmäßig ausgebeutet zu haben und was da' 
Abscheulichste ist, schon seit einigen Jahren, alse 
vielleicht vom zehnten Jahre an, derartigen Umgant 
gepflogen zu haben. Auch soll schon vor einige 
Jahren ein junger Mann wegen dieses Mädchen⸗ 
nuf Grund des 8 176 Absatz 3 des Strafgeseß 
buches bestraft worden sein. 
F Hamburg, 19. März. An Bord de 
gestern Abend von London hier eingetroffenen 
Dampfers „Gemma“ wurde Mittags nach Oeffnun 
des Schiffsraumes Feuer entdeckt. Eine Anzah— 
Juteballen, welche in der Nähe der Dampfmaschin 
gestaut waren, hatte sich entzündet. Das Feue 
war nach vierstündiger Arbeit gelöscht. Ein Thei 
der Ladung ist unversehrt gelandet, ein großer Thei 
durch Feuer oder Wasser stark beschädigt. Da⸗ 
Wasser steht 6 Fuß hoch im Schiffsraum. Das 
Schiff selbst hat wenig Schaden gelitten. 
FBerlin. Einer bodenlos leichtsinnigen Wett 
st vor einigen Tagen der Spediteur Robert Ritte 
um Opfer gefallen. Derselbe, der im Kreise seine 
Zekannten als ungemein starker Esser bekannt war 
vetrat, wie die Gerichtszeitung erzählt, ein Restan 
rationslokal in der Nähe des Oranienplatzes, wo 
hm eine Anzahl seiner anwesenden Freunde den 
Vorschlag machte, von sämmtlichen auf der Speise 
rarte verzeichneten Speisen je eine Portion in den 
Zeitraume von zwei Stunden zu verzehren. Wen— 
diese Leistung von Herrn Ritter erfüllt würde 
vollten die Änreger der Wette die Zeche für de 
Esser bezahlen, im anderen Falle sollte Herr Ritt 
nicht allein das Verzehrte, sondern auch eine Achttn 
Tonne Bier bezahlen. Herr Ritter gewann di 
Wette und verschlang circa fünfzehn Portionen 
Braten mit Kompoit ohne Beschwerden. Zwei Tag 
arauf mußte der vierzigjährige Mann nach de 
Thariié geschafft werden, wo er jetzt —- wenn 
Tage vor seiner in Aussicht genommenen Verhei 
athung mit Tode abging. 
Aus Eckernförde wird eine schredlid 
That gemeldet: Die Schwägerin eines angesehen— 
Fabrikanten hat nämlich in einem Anfall ploͤtlich 
ðeistesumnachtung dem einzigen Kinde ihres Schue 
gers, einem reizenden Knaben von 6 Jahren, * 
Gurgel derartig durchschnitten, daß die Mutter, g 
das Geschrei ihres Lieblings in's Zimmer stürzen 
das Kind nur noch als Leiche in ihren Arne— 
nuffing. Die Mörderin, an der man bisher s 
Spur von Geistesstörung bemerkt hatte, ist alsbal 
nach der Irrenanstalt in Schleswig abgefuͤhrt worden 
p Kastrow. Einen feinen Ortssinn und eun 
treue Anhänglichkeit an seine Krippe bekundete 
Haul, den bin hiesiger Wirth in der verflossenen