Full text: St. Ingberter Anzeiger

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St. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingsbert. 
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der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich funfmalz Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
ziatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 60 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 4, einschließlich 
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Ae 66. 
Donnerstag, 3. April 1884. 19. Jahrg. 
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Politische Uebersicht. 
De utsches Reich. 
Müuünchen, 1. April. Die Reichsrathskammer 
rledigte mehrere kleinere Etats. bewilligte ein Nach⸗ 
ragspostulat von 40,000 Mk. für die Hagelver⸗ 
icherung, genehmigte 200,000 Mt. für Errichtung 
iner elektro⸗technischen Versuchsstation und nahm 
instimmig den Antrag Groß betr. Abänderung des 
teichspensionsgesetzes an, wonach auch nach Frist⸗ 
ablauf erwerbsunfähig gewordene Indaliden aus 
den Jahren 1870,71 pensionsberechtigt sind. 
Berlin, 1. April. Nach einem Telegramm 
ver „N. Bad. Landes-Ztg.“ wird dem Reichstage 
nächstens eine wichtige Vorlage zugehen und zwar 
zetreffend Abänderung der Reichsverfassuüng. 
Fürst Bismarck soll beabsichtigen, den Bundes 
rat h dermaßen zu rekonstruiren, daß derselbe fortan 
die Stelle eines Oberhauses (Senats) im Reiche 
einnehmen würde. Dem Bundesrathe würde ais 
„Staatenhaus“ oder „Staatenrath“ die Geschäfte 
obzuliegen haben, wie früher dem preußischen Staats⸗ 
rath, welchen der Reichskanzler nun mehr gänzlich 
dergessen zu haben scheint. 
Berlin, 1. April. Die Unfallversicherungs⸗ 
wommission des Reichstags wb die fakultative 
Zzulassung der landw. Arbeiter mit Stimmengleich 
Jeit ab. 
Zum heutigen Gebburtstage d s Fürsten Bis⸗ 
marck trafen aus allen Gegen n Deutschlands, 
)es Auslandes und aus überseeischsn Ländern von 
Bereinen, Korporationen und Privatpersonen sehr 
zahlreiche Glückwunschtelegramme, sowie Adressen 
und Geschenke ein. Die Bundesfürsten, und allen 
voran der König von Bayern gratulirten 
ielegraphisch oder durch ihre Vertreter. 
Berlin, 1. April. Der Karfer ließ dem 
Fürsten Bismarck durch einen Flügeladjutanten 
jeine Glückwünsche abstatten, der Kr nprinz, 
Prinz Heinrich und Prinz Aberander 
gratulirten persönlich. Die Minister, vier Generäle 
und höhere Militärs, viele Herren und Damen der 
Hofgesellschaft und Natabiltälen aus allen Kreisen 
drachten ihre Glückwünsche persönlich dar. Die 
Bratulationstelegramme zühlten Mittaas bereits nach 
ielen Hunderten. 
Berlin, 2. April. Die Wiener Zeitung 
neidet: Fürst Nikolaus Wrede ist zum Gesandten 
n Stuttgart ernannt worden. 
Ddie Novelle zum Hilfskassengesetz 
dereits in der zweiten Sißuͤng der Rei satags⸗ 
————— schfrei⸗ 
innigen und nationalliberalen Mitglieder nebst dem 
Lentrum brachten den bedenklichsten Paragkaphen 
ves Regierungsentwurfs zu Fall. Bekanntlich soilte 
mne Strafe bis zu 300 Mk. daraufgesetzt worden, 
venn der Kassenvorstand in einer Generalversamm⸗ 
ung öffentliche Fragen besprechen ließe, le Er 
Atterung unter die Landesgesetze oder die Vereins⸗ 
zesetzgedung fallt. Dieser Vorschlag mußte in dieser 
dehndaren Allgemeinheit jedenfalls —— 
Wscheinen. Eine Nothwendigkeit, den freien Hil 
assen eine Art von Ausnahmemaßregel zu diktiere⸗ 
var aber auch überhaupt nicht zu erkennen. 
purde der Vorschlag mit allen gegen die conserdva 
8 Stimmen abgelehnt. Ein Vorschlag aus denh 
itte der Kommission wollie zweierlei Aufsichts- 
Wan schaffen. In Gemeinden von mehr als 
,— Einwohnern sollte —XVV 
uaniß aus den Händen der Staatsbehörde über— 
dehen an die Gemeindebehörde. Diefem Antrag, 
der in der That Fzur Einfachheit des Verfahrens 
ebensowenig beiträgt, wie er irgend ein sächlichen 
Zweck haben kann, — trat der Abg. Dr. Buhl 
entgegen. Der Antrag fiel mit 8 gegen 14 Stimmen 
durch. Bei der Schlußabstimmung stand der be⸗ 
tannte Vorstand der Gewerksvereinskassen, Dr. Max 
Hirsch, als einziger in der Kommission gegen die 
Vorlage auf. (Pf. L. C.) 
diese Feier, welche sich auf die Tage des 10., 11. 
und 12. Maisc. erstreckt, eine sehr großartige zu 
werden, undb ist für billige Einzein- und Massen⸗ 
quartiere für die theilnehmenden Bundeskameraden 
gesorgt. 
Die Saarbr. Zig. schreibt unterm 2. April: 
„Am gestrigen Gebursstag des Fürsten Reichs— 
kanzlhers bringt die ustramontane „Saarzeit— 
ung“ einen Leitartikell „Zum 1. April“, in wel⸗ 
chem sie unter andern Gemeinheiten auch folgende 
leistet: „Vor 70 Jahren wurde Fürst Bismarck 
als ganz kleiner Otto in den April geschickt; da 
er aber weder verkrüppelt ist, noch gehenkt wurde, 
noch sonst verelendet ist, sondern ein großer und 
berühmter Mann und sogar deutscher Reichskanzler 
wurde, so hat er den verrufenen 1. April einiger⸗ 
maßen zu Ehren gebracht, und seine „Getreuen in 
Jever“ lassen sich durch das ominöse Datum nicht 
abhalten, die üblichen 101 Kibitzeier nach Berlin 
ju senden; früher, als Dortmund noch nicht so 
ortschrittlich und der Kanzler noch nicht so schuß⸗ 
zöllnerisch angehaucht waren, erhielt das Geburts⸗ 
ragskind aus der Löwenbrauerei in Dortmund auch 
ein Fäßchen Bier, — aber das hat längst aufge- 
hört. Der Kanzler hat sich dafür, daß er am 1. 
April das Licht der Welt erblickte, an der Well 
gjerächt und manchen in den April geschickt. Na⸗ 
doleon III., den Grafen Arnim, den Suppenspucker 
Lasker, und wenn der Reichstag jetzt nicht die Ordre 
zariert mit dem Sozialistengesetze, dann wird auch 
der in den April, d. h. nach Hause geschickt.“ 
F Urbeis (Elsaß). Am vergangenen Montag 
gebar die Frau eines Fabrikarbeiters hier Zwillinge, 
welche an Merkwürdigkeit den siamesischen Zwil⸗ 
liingen gleichkommen. Beide Koͤrper waren vom 
Hals bis zu den Schenkeln gänzlich verwachsen. 
Die Köpfe und Glieder sind wohlgeformt, blos die 
Beine des einen sind ebenfalls in einander ver⸗ 
wachsen, während der andere regelrechte Beine hat. 
Der Unterschied zwischen den siamesischen Zwillingen 
und diesen besteht darin, daß jene blos je einen 
Arm hatten, während bei diesen jeder Körper zwei 
Arme hat. Die Kinder sind nach ihrer Geburt 
gestorben und deren Leichen nach Straßburg ge⸗ 
sendet worden, woselbst dieselben dem anatomischen 
Museum einverleibt werden sollen. 
Mainz, 1. April. Beim Abtragen von 
Erdwerken hinter dem Holzhof wurden durch Nach⸗ 
jtürzen von Erdmassen mehrere Arbeiter verschüttei. 
Drei derselben sind todt geblieben. 
„Was Alles eine Frau kann,“ be—⸗ 
iitelt das „Fr. J.“ folgende amüsant⸗barocke und 
edenfalls ohne Malice verfaßte kleine Epigrammen⸗ 
ammlung: Sie kann die ganze Nacht in einem 
Paar Schuhen tanzen, die ihr zwei Zoll zu kurz 
ind, und sich dabei aufs Höchlichste amüsiren. — 
Sie kann an dem Schaufenster eines Modewaaren⸗ 
magazins ohne Aufenthalt vorübergehen — wenn 
ie sich zum Abgang eines Eisenbahnzuges verspätet 
zat. — Sie kann die halbe Nacht mit einem brül⸗ 
lenden Baby im Arm auf und ab wandeln, ohne 
auch nur den Wunsch zu dußern, den Schreihals 
zu morden. — Sie kann liebend jahrelang Gleich-⸗ 
giltigkeit und Vernachlässigung ertragen, die fie 
nach einem Beweis zarter Ruͤchsicht augenblicklich 
vergißt. — Sie kann in die Kirche gehen und Dir 
nachher die Toilette jedes andächtigen Frauenzimmers 
bis ins Detail beschreiben, in seltenen Ausnahme⸗ 
fällen sogar eine blasse Idee vom Inhalt der Pre⸗ 
digt geben. — Sie kann ihrem Gatten wie eine 
Heilige in die Augen sehen, wenn er ihr irgend 
Ausland. 
Kairo, 2. April. Aus Suakin wird vom 
Heutigen gemeldet: Osman Digma sucht gegen⸗ 
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freundeten Stämmen bei Handub und Tamanieb 
das Wasser abzuschneiden. Mahmoud Ali sammelt 
—AI 
uu können; ein Zusammenstoß wird bald erwartet 
Lokale und vfälzische Nachrichten. 
[*] Schnappbach, 2. April. (Besitzwechsel.) 
Das dem Herrn Stadteinnehmer Alt zu St. Ing⸗ 
bert gehörende, früher Grewenig'sche 
Wohnhaus ist durch Kauf seit dem 1. April in 
den Besitz des Herrn Karl Graffion übergegangen. 
Schnappbach, 2. April. Heute Morgen 
verunglückte in der Grube Altenwald ein Bergmann, 
ind wurde derselbe in das Spital nach Sulzbach 
transportiert. 
— Zweibrücken. Der Stadtrath hat vor 
einigen Wochen eine Beileidsadresse an Heinrich 
hdilgard, den Wohlthäter der Stadt, abgesandt und 
darauf kam dieser Tage eine guten Muth zeigende 
Antwort des Adressaten, in welcher er die Absicht 
ausspricht, in diesem Frühling noch in die Pfalz 
zu kommen. 
— Pirmasens, 31. März. Heute früh 
hbezahlte eine jnnge Frau ihrem Hausherrn, resp. 
'n dessen Abwesenheit der Mutter desselben, den 
Miethzins in einem 100.Markichein. Dieselbe legte 
das Geld zur vorsichtigen Aufbewahrung in einige 
nuf der Kommode liegende Papiere. Als sie später 
hrem Sohne das Geld aushändigen wollte, war 
zasselbe auf bis jetzt unerklärliche Weise verschwun⸗ 
den. Zwei Handwerksburschen, welche man in der 
Rähe des Hauses sah, wurden verhaftet und unter⸗ 
jucht, jedoch resultatlos. 
— Annweiler, 2. April. Als ein Zeichen 
der Zeit, aber kein erfreuliches, verdient die That⸗ 
ache Erwähnung, daß von Seiten des hiesigen 
Rotars an eiuem Tage 32 Versteigerungen von 
Brundstücken wegen Nichtbezahlung des Erwerbs 
preises ausgeschrieben werden. (L. E.) 
— Freinsheim, 29. März. Die Kirschen 
dehen bei uns in voller Blüthe, was einen herr⸗ 
lichen Anblick gewährt. Obschon man wegen der 
ziemlich kalten Nächte Befürchtungen hegte, ist bis 
etzt ein Schaden doch noch nicht bemerkt worden. 
Auch die Weinberge sehen sehr gut aus und find bis 
ekt ohne Nachtheil davongekommen. 
Vermischtes. 
F Se. Maj. der König haben sich allergnä— 
diast bewogen gefuaden, dem bayer. Veteranen⸗, 
Krieger · und Kampfgenossen ⸗Bunde ein Bundes⸗ 
banner zu verleihen, dessen feierliche Weihe am 11. 
Maisc. zu München stattfindet. Seitens des 
Bundes erhült aus diesem Anlasse jede mit Fahne 
an diesem Feste theilnehmende Mitgliedschaft eine 
Erinnerungsmedaille zum steten Andenken an diese 
würdige Feier an ihre Fahne angeheftet. Den bis 
ietzt eingegangenen Anmeldungen nach verspricht