Full text: St. Ingberter Anzeiger

zonsschraubenschiffemaschine von 2000 indi⸗ 
—— mit Oberflächenkondensation 
ierten etb isselau ur in Kessa 
ebst zugehöriger Kesselanlage für eine Kesseldampf⸗ 
haunung von 10 K pro qem Ueberdruck. b. Kon⸗ 
sruktion eines schwimmenden Dampfkrahnes von 
Fod k Tragkraft. — Die näheren Angaben und 
Fedingungen, unter denen die Konkurrenz stattfindet. 
Id ia der ausführlichen Bekanntmachung des Ver— 
ins in den „Annalen für Gewerbe und Bauwesen“, 
hand XIV. Nr. 160, Heft 4 vom 15. Febt. 1884 
nthalten, von denen hier nur angeführt werden 
nag, daß die Betheiligung auch deutschen Fachge⸗ 
wossen, welche nicht Vereinsmitglieder sind, frei steht, 
wie, daß die Arbeiten bis zum 31. Dezember 
384 an den Verein deutscher Maschineningenieure 
u Handen des Herrn Kommissionsrat Glaser, 
Herlin 8W., Lindenstraße 80, eingesandt werden 
nüssen, und daß die eingegangenen Arbeiten dem⸗ 
zächst im Vereinslokal in Berlin ausgestellt werden 
en. 
ol pWien, 29. März. Der neben Dürschner 
ind Ponkratz als dritter der Theilnahme am Raub⸗ 
norde in der Eisert'schen Wechselstube Verdächtige, 
velcher sich fälschlich als Metzger Johann Seiter 
us München ausgab, ist nunmehr als der höchst 
zefährliche Verbrecher Mathias Brunninger erkannt 
horden. Brunninger ist zu Untermagerbein, Bezirk 
dördlingen in Bayern gebürtig. Während der 
herbüßung einer zweieinhalbjährigen, wegen Dieb— 
jahls über ihn verhängten Zuchthausstrafe sollte 
rim Juli vorigen Jahres von Lichtenau dem 
vürllembergischen Landgerichte Ravensburg einge— 
jefert werden, um dort wegen eines versuchten 
Todtschlags gerichtet zu werden. Während des 
rransporles gelang es ihm am 18. Juli vorigen 
zahres aus dem Gefängnisse in Crailsheim, wo er 
aternirt worden war, zu entspringen. Brunninger 
ind dessen Complice Wilhelm Höß, Schuhmacher 
ind Kaminfeger aus Mindelheim, haben im Jahre 
1882 die Gegend um Mainburg unsicher gemacht; 
ie gehörten beide der Bande Gänswürger und 
genossen an. Im August desselben Jahres war es 
Zrunninger gelungen, auf dem Bahnhofe Röthenbach 
ei Lindau in Bayern auf dem Trans⸗porte nach 
dempten, wo er abgeurtheilt werden sollte, zu ent⸗ 
pringen. Brunninger wird von der k. württem⸗ 
ergischen Staatsanwaltschaft und vom k. bayer. 
andgerichte Landshut wegen dreiundzwanzig Ver⸗ 
rechen, wegen Verbrechens des Mordes, des Mord⸗ 
hersuches, der räuberischen Erpressung und wegen 
zahlreicher Einbruchsdiebsiähle, steckbriflich verfolgt. 
— Nach der polizeilich-offiziösen „Corresp. Wilhelm“ 
prechen gravirende Momente dafür, daß die ver⸗— 
jafteten Anarchisten Kammerer und Stellmacher 
ruch die Mörder des in Straßburg gemordeten 
pothekers Lienhard und des Soldaten Adel, sowie 
ves Bankiers Heilbronner in Stuttgart sind. 
fParis, 30. März. Anläßlich der Auf—⸗ 
sebung der Sklaverei in einer Provinz Brasiliens, 
velche hier in den letzten Tagen durch ein von 
bictor Schoelcher geleitetes Bankett gefeiert wurde, 
jat Victor Hugo folgenden Brief geschrieben: „Eine 
ßrovinz Brasiliens hat die Sklaverei für aufgehoben 
rtlärt. Das ist eine bedeutende Nachricht. Die 
7klaverei ist die Ersetzung des Menschen im Menschen 
—XD 
nenschlichen Intelligenz in dem thierischen Leben 
»ines Menschen übrig bleiben, welcher seinem Herrn 
nach bessen Wunsch und Laune anghört. Daher 
ARese schrecklichen Zustände. Brasilien hat der 
Stklaverei einen eatscheidenden Hieb versetzt. Bra⸗ 
ilien hat einen Kaiser, dieser Kaiser ist ein Mensch. 
kr fahre nur fort. Wir beglückwünschen und ehren 
hn Vor dem Ende dieses Jahrhunderts wird die 
Stlaberei von der Erde verschwuͤnden sein. Die 
jreiheit ist das menschliche Gesetz. Wir kenn⸗ 
eichnen mit einem Worie den Stand des Fort⸗ 
hrints. Die Barbarei weicht zurück, die Civilisation 
ückt vor. Victor Hugo.“ Der offiziöse „Paris“ 
»exmerkt hierzu: „Den Herren Enaländern zur Kennt⸗ 
nißnahme.“ 
* Paris, 1. April. Nach dem gestern Morgen 
Arbeiter in die Grube von Anzin gefahren, 
ersammelten sich Abends zahlreiche Grnppen von 
kreilenden Arbeitern an den Grubeneingängen, doch 
amen keine Gewalithaten vor. Zu Escaudin ver— 
ne ene Pulvererplosion im Hause eines nicht 
—* ergmannes unerhebliche Beschädigungen. 
— end ist sehr groß; Frauen und Kinder 
iehen Wen umher. 
T. Eine prähistorische Stadt) Aus 
Namangan im e geht dem * 
hurger „Herold“, ein Privattelegramm vom 8. März 
zu, wonach der Kreischef des Tschuktschen⸗Kreises 
en eingebornen Sarten Nachgrabungen bei dem 
Ddorfe Achsi, am Syr⸗Darja, 30 Werst von Naman⸗ 
jan gestattete. Dort befinden sich die Ruinen einer 
vor 2000 Jahren untergegangenen Stadt. Die 
Sarten fanden eine Menge Münzen und Gold— 
achen. Voller Unkenntniß über den archäologischen 
WVerth, schmolz man Alles ein. Außerdem wurden 
wei Menschenleichen gefunden; die eines jungen 
Nädchens, in einem irdenen Gefäße eingesargt, 
var so wohl erhalten, als ob sie, wie Augenzeugen 
uussagen, erst wenige Tage todt sei. Die fana— 
ischen Sarten versteckten die Leichen und verheim— 
ichten die Funde nach Möglichkeit. Der „Herold“ 
laubt, in jenen Gegenden, dem einstigen Cyropolis, 
önne die von Alexander dem Großen gegründete 
Ztadt Alexandriaeschate gelegen haben. 
FGutzbarmachung von Rauch.) Eine 
Hesellschaft in Elk Rapids, Michigan, welche täglich 
30 Tonnen Holzkohlen⸗Eisen fabriziert und dazu 
000 Klafter Holz täglich in Holzkohle verwandelt, 
vobei sie 2,800, 000 Kubikfuß Rauch erhält, macht den 
etzteren nutzbar, indem sie ihn durch mit Kalk ge⸗ 
ullte Destillierblasen leitet, welche mit kaltem Wasser 
imgeben sind. Es bilden sich aus der angegebenen 
Menge Rauch durch Kondensation 12,000 Pfund 
1Pfd. englisch — 0,453 K) essigsaurer Kalk, 200 
Hallons (l Gallon — 4,54 1) Alkohol und 25 
Bfd. Teer; die sich nicht kondensierenden Gast 
verden unter den Kesseln verbrannt. 
FNew⸗Yort, 3. April. Die Truppen ver⸗ 
assen jetzt Cincinnati, einige werden bis jetzt noch 
ort verbleiben. — Das Dorf Oatville im Staate 
Indiang wurde durch einen Orkan zerstört. Fünf 
dersonen wurden getödtet und fünfzig verwundet. 
Der Straßenkampf in Cineinnati. 
Seit dem großen Bürgerkriege haben die Ver— 
inigten Staaten keine so schlimmen Unruhen mehr 
esehen, wie der Unwille über eine erbärmliche und 
iufliche Rechtspflege sie während der letzten Tage 
n dem blühenden, auch von vielen Deutschen be— 
vohnten Cincinnati hervorgerufen hat. Den äußeren 
Unlaß zu dieser ganz ungewöhnlichen Erregung des 
golkes und namentlich der Arbeiterklassen gab ein 
m Freitag, den 28. März, gefälltes Urtheil des 
herichtshofes, welches einen jungen Mann, Namens 
zerner, wegen Todtschlags zu 20 Jahren Zuchthaus 
erurtheilte. Berner hatte aber laut eigenen sieben⸗ 
aal wiederholten Geständnisses seinen Brodgeber. 
inen Herrn Kirk, um ihn zu berauben, meuchlings 
rmordet, und unter den niederen Volksklassen war 
nan mit Recht der Ansicht, daß das Urtheil auf 
Mord und nicht auf Todtschlag hätte lauten müssen. 
dieser Berner'sche Fall war nicht der erste dieser 
lrt gewesen. Seit 1866 war, trotzdem viele Morde 
egangen worden; Niemand mehr bingerichtet worden, 
ind die Rädelsführer gaben in Maueranschlägen 
ekannt, daß allein in 42 Mordprozessen eine unhe— 
ründet milde, wahrscheinlich auf Bestechung beruhende 
zehandlung nachgewiesen werden könne. Obwohl 
iele der schlimmsten Mörder bereits entsprungen 
eien, so befänden sich doch im Gefängniß von 
zincinnati noch 20, die alle den Strang verdient 
ätten, sich aber mit Hülfe der feilen Advokaten 
ind Richter einer Bestrafung entzögen. 
Solcher Art war also die Stimmung im Volke, 
Us man nach dem Bekanntwerden des über Berner 
gefällten Urtheils auf Freitag Abend zu einer Volks— 
»ersammlung in der Musikhalle einlud. Bei dieser 
jon einigen tausend Personen, darunter viele An— 
zehörigen der besseren Stände, besuchten Versamm— 
ung führte Capitän Kämper den Vorsitz. Unter 
»en Anwesenden befanden sich u. A. General Hucken⸗ 
ooper und Richter Carter. Die Beschlüsse der 
Versammlung hatten einen sehr persöhnlichen, obwohl 
nergischen Wortlaut und Alles ging in Frieden 
museinander. Wie das aber leicht erklärlich ist, 
ntstand unter den Leuten, als sie auf die Straße 
jinausgetreten waren, der Wunsch, dem erwähnten 
Hefängniß einen Besuch abzustatten. Auf dem Wege 
»orthin wuchs die Menschenmenge allmählich zu etwa 
10,000 Köpfen an, und in dem Grade, wie sie 
wvuchs, erhitzten sich auch die Leidenschaften. Als 
man vor dem Gefängnisse angelangt war, wurden 
‚wei große Balken herbeigebracht, mit denen man 
das Thor und eines der festverschlossenen Fenster 
u sprengen versuchte. Beides gelang und die 
Nenge drang, nachdem sie noch ein eisernes Gitter 
nurchbrochen hatte, in den Hof des Gebäudes. Hier 
her standen vierzehn Gefängnißbeamte mit geladenen 
sevolvern, welche sie auf das Volk richteten. An⸗ 
jangs schreckte dies die Angreifer; ein riesiger Neger 
iber bahnte den Weg, indem er rief, daß die. Be— 
amten Befehl gegeben hätten, nicht zu schießen, 
vie dies denn auch thatsächlich der Fall wat. Man 
drang jetzt ohne Wiederstand bis zur Zelle Berner's, 
die man aber leer fand, weil die Behörden in der 
Voraussicht dessen, was kommen würde, den Ver— 
uch gemacht hatten, Berner mit der Eisenbahn nach 
Folumbus zu schicken. Berners Verschwinden reizte 
»ie Menge zu noch größerer Wuth und man ver—⸗ 
angte jetzt nach jenem Neger, der kurz vorher seine 
Familien⸗Mitglieder, Einen nach dem Anderen ge— 
ödtet hatte, um die Leichen für den Secirtisch einer 
Iniversität zu verkaufen. Als sich auch dieser nicht 
»orfand, begann die Menge ihre Wuth an dem 
Hebäude selbst auszulassen. Man schleppte ein Faß 
Theer herbei, ließ den Inhalt in den Hof fließen 
ind versuchte, denselben anzuzünden. Vielleicht 
vürde dasselbe geglückt sein, wenn nicht gerade in 
iesem Augenblick die Miliz durch einen unterirdischen 
Hang vom Gerichtsgebäude her erschienen wäre. 
Zunächst säuberten die Soldaten den Hof und be— 
jannen dann, als das Volk nun in größeren Massen 
ind noch ungestümer andrang, kaltblütig zu feuern. 
Der Kampf — wenn man dieses zeitweilige An⸗ 
drängen der Menge und das Feuern der Miliz so 
iennen will — dauerte bis gegen Morgen. Wie 
s heißt, wären vom Volke 5 gelödtet und 32 
yerwundet worden. 
Der Mörder Berner hatte inzwischen auch eine 
'ehr unruhige Nacht verlebt. Der Eisenbahnzug. 
der ihn nach Columbus bringen sollte, wurde unter⸗ 
wegs von Leuten, die Berner lynchen wollten, an⸗ 
zehalten. Berner aber lief durch die nach ameri—⸗ 
tanischem System mit einander in Verbindung 
tehenden Waggons und entkam in der Dunkelheit. 
5r wurde erst am Samstag Morgen in einer Vor— 
tadt von Cincinnati wieder aufgegriffen. Beim 
Befängniß zu Cincinnati verlief der Samstag ziem⸗ 
ich ruhig. Seit Tagesanbruch hielt die Voltsmenge 
ich in gebührender Entfernung, während die Miliz, 
unter der sich viele Veteranen aus dem großen 
Bürgerkriege befanden, die nach dem Gefängniß 
ind dem Gerichtsgebäude auslaufenden Straßen 
erbarikadirte und auch einige Gatling-Kanonen 
serbeischaffte. Die Milizen standen mit aufgepflanztem 
Bajonett hinter deu Barrikaden, die Polizisten aber 
m Hofe des Gefängnisses; insgesammt mochte die 
dewaffnete Macht am Samstag Nachmittag gegen 
00 Mann zählen. Am Samstag Abend bei Ein⸗ 
ritt der Dunkelheit wurde es klar, daß das Volk 
zuf einen neuen Angriff sinne; gegen 10 Uhr 
Abends mochten schon wieder weit über 10,000 
Menschen in den dem Gerichtsgebäude und Gefäng— 
niß zunächst liegenden Straßen versammelt sein. 
zunächst plünderte man einen Waffenladen, dessen 
Figenthümer aus Besorgniß für seine Waaren im 
Werth von etwa 20,000 Mk. sich mit dem Revolver 
in der Hand widersetzte und thatsächlich zwei von 
»en Angreifern erschoß. Aus der Musik-⸗Halle wur⸗ 
»en des Weiteren drei alte Kanonen herbeigeschleppt, 
die auch gegen das Gefängniß in Position gebracht 
vurden, aber wegen Mangels an Schießbedarf nicht 
»enutzt werden konnten. Kurz nach Mitternacht 
degann der Angriff, indem die Menge mit den er⸗ 
zeuteten Pistolen und Jagdgewehren das Feuer 
röffnete; auch schleuderte man einige Dynamitbom⸗ 
hden in den Hof des Gefängnisses, wodurch drei 
Soldaten getödtet wurden. Die Miliz bediente sich 
aun auch eines der aufgestellten Gatling-Geschütze, 
vurde aber zu verschiedenen Malen zurückgetrieben 
ind sogar das Gatling⸗Geschütz fiel auf kurze Zeit 
in den Besitz der Volksmenge. Es läßt sich schwer 
agen, wie die Sache ausgelaufen sein würde, wenn 
nicht zwischen 2 und 3 Uhr Morgens drei Regi— 
nenter und drei Batterien, die mit der Eisenbahn 
»on Columbus gekommen waren, insgesammt etwa 
2000 Mann, zu Hülfe gekommen wären. Der 
Bouverneur von Ohio hatte auch noch von Dahton 
rin anderes Regiment herbeibeordert. Als dieses 
iber vom Bahnhofe in Cincinnati aus seinen Weg 
hurch die Volksmenge bahnen sollte, veweigerten die 
Soldaten ihren Offizieren den Gehorsam. Das 
GBefängniß in Cincinnati war jetzt seit Ankunft der 
Berstärkungen außer Gefahr, aber kurz vorher war 
das Gerichtsgebäude der wüthenden Menge zum 
Opfer gefallen. Dieselbe drang in das blos von 
wenigen revolverbewaffneten Leuten vertheidigte Bau⸗ 
verk, häufte Petroleumfässer dort an und legte 
Feuer. Der bald darauf herbeeilenden Feuerwehr 
ersperrte die Menge den Weag, zerschnitt die Schläuch—