Lokale und pfälzische Nachrichten.
D St. Ingbert, 12. April. Herr Lehrer
Bustav Peill dahier wurde von der Orisschul⸗
ommision und dem Stadtrathe in Ludwigshafen
inter 28 Bewerbern als Lehrer an eine der dort⸗
selbst neuerrichteten 5 Schulen gewählt. Mit
hm verliert unsere Siadt eine tuͤchtige und streb⸗
same Lehrkraft. — Auch der seit Herbsi hier ange⸗
stellie interimistische Verweser Herr Heinrich Qui—
rin verläßt nach Ostern seine hiesige Stelle, um
eine besser dotirte Stelle in der benachbarten preuß⸗
ischen Gemeinde Neuweiler anzutreten.
* St. Ingbert, 12. April. Wie wir hören,
ist bei der zuständigen Behörde die Verstärkung der
hiesigen Gendarmerie um j Mann beantragt.
2Sl. Ingbert, 12. April. In Nr. 50
des „Anzeigers“ hrachten wir einen Corr.⸗Art. aus
Blieskastel über eine interessante Wette zwischen den
Herren L.. i und L. . n evi und Lion) wornach
letzterer an ersteren 2000 Mt. zahlt, wenn er nach
New⸗Pork reist, einem durchgebrannten Schuldner
nach, im Falle der Nichtabreise muß Levi an Lion
10,000 Mark Reugeld zahlen. Diese Wette kommt
nun zur Ausführung, indem am Mittwoch, den
d. djs. Herr Levi nach Amerika abgereist ist.
SIngbert, 12. April. Der gestrige
(Charfreitag⸗) Morgen brachte uns eine ganz be⸗
sondere Ueberraschung: Die grane Flur in weißer
Schneedecke. Einen eigenthümlichen und seltenen
Kontrast bildete die Winterlandschaft zu den blühen⸗
den Obstbäumen. Freilich hieli der Schnee vor der
Aprilsonne nicht lange stand; aber wir fürchten
doch, daß die niedere Temperatur der letzten Nächte
er Vegetation, besonders der Obstbaumblüthe, ge⸗
chadet hat.
— Vor einigen Tagen war im Forstreviere
Neuhäusel ein Waldbrand entstanden, der durch
einige Knaden veranlaßt worden war, dieselben
hatten sich ein „lustiges Feuerchen“ angezündet und
daren dann forigelaufen. Durch ihr eigenes Plau—
hein wurde die Sache verrathen und, eine tüchtige
Tracht Prügel war die erste Abschlagszahlung,
wvelche ihnen das Feueranzünden für die Zukunft
wohl verleidet haben dürfte.
— Wie sicher verlautet, wird vom 1. Juni ab
im Bliesgau zu Witte rsheim eine eigene Post⸗
expedition errichtet.
4Bei Contwig fand ein Ackerer beim
Pflügen einen Topf mit alten Goldmünzen, im
Werihe von etwa 400 Mark.
DvVon der Ebene. „Fern im Süd das
scchöne Spanien“ scheint seinen bestrickenden Reiz
auch auf pfälzer Gemüther ausgeübt zu haben,
denn nach einer in der Gegend umlaufenden Ver⸗
sion soll sich das in Klingenmünster entführte, aus
Rheiuzabern gebürtige Fräulein Weigel auf dem
Wege nach dem sonnigen Süden befinden. Ob
man es hier mit mitleidsvosler Antheilnahme an
dem Schicksale einer alleinstehenden Dame oder mit
gewöhnlicher Erbschleicherei zu thun hat, mag vor⸗
erst unerörtert bleiben. Den eifrigen Nachforsch⸗
ingen der Verwandten wird es hoffentlich bald ge—
ingen, Licht in die dunkle Entführungsgeschichte zu
bringen. (L. T.)
In Schweisweiler kam vergangene
Woche in einer Familie das 13. Kind zur Welt;
in Hochstein steht in einer andern Familie das
14. Kind in Aussicht.
Speyer, 9. April. Der Küfer und
Wirth Johann Koch glitt heim Umrühren eines
Hefensudes so unglücklich aus, daß er mit dem
Oberkörper in die kochende Brühe fiel. Das Fleisch
hing in Fetzen von den verbrannten Stellen. Der
Unglückliche hat die Nacht unter unsäglichen Schmer⸗
en verlebt, von denen er heute früh durch den
Tod erlöst wurde.
— — —
Vermischtes.
4 Die zwölf alten Männer, an welchen am
Gründonnerstag der Erzbischof von München
Ramens des Königs die Fuͤßwaschung vornahm,
sind zusammen 929 Jahre alt. Der älteste Joseph
A der jüngste 69 Jahre alt.
Schaller ist Veteran aus den Freiheitskriegen und
hat schon viermal an der Fußwaschung theil⸗
genommen.
Würzburg, 6. April. Der Herr Bischof
Or. v. Stein hat das ihm von einer hiesigen
Bürgerstochter testamentarisch vermachte Vermögen
zicht angenommen, weil er in Erfahrung gebracht,
daß ein armer, wenn auch entfernter Verwandter
Erblaͤsterin vorbanden ist. Bravo!
Würzburg, 8. April. Im benachbarten
Orte Dürrbach macht ein Raubaitentat großes Auf⸗
ehen. Die Kellnerin im „Schwanen“ wurde nach
iner Meldung der „Bavaria“ gestern Morgen von
inem unbekannten Manne angepackt, gedrosselt und
hr ein Stich in den Hals versetzt. Der Thäter
utfloh, nachdem er die Baarschaft der Kellnerin
ibgenommen. Sie soll gestern Abends, ohne nähere
Auskunft geben zu können, ihren Verletzungen er—
egen sein.
Die Umgegend von Tölz wurde Montag
dachmittag durch ein schweres Gewitter heimgesucht.
luf dem Wege nach Lenggries wurde ein dem
Delonomen Hillebrand gehöriges Pferd vom Blitze
jetroffen und war auf der Stelle todt. Dem Eigen⸗
hüuter war noch vor wenigen Tagen auf dem
Nünchener Pferdemarkt für das sehr schöne Thier
300 Mark geboten worden.
4 In der am 7. ds. Mtis. zu Stuttgart
Z„tatt gehabten Sitzung des Aufsichtsrathes der
zadisschen Anilin- und Sodafabrik
Ludwigshafen) wurde die Bilanz von 1888 vor—
elegt, welche ein Reinerträgniß von 5. 137,819 M.
31 Pf. aufweist, nachdem schon ein wesentlicher
zetrag für Abschreibungen auf Inventar-⸗Konto ver⸗
vpendei wurde. Von dem Reingewinn sollen nach
Antrag des Aufsichtsraths 18 pct. — 108 Mark
xxo Altie zur Vertheilung kommen, für statuten—
näßige Abschreibung 1,217,002 Mt. 31 Ppf. für
Ddotirung der ordentlichen Reserve 309,581 Mark
37 pf. derwendet und etwa 600,000 Mark auf
ieue Rechnung übertragen werden.
Mainz, 10. April. Der Mainzer Carne⸗
alverein hat bekanntlich der Bürgermeisterei einen
zetrag von 2000 Mt. aus dem diesjährigen Ueber—
huß zur Vertheilung an hilfsbedürftige Familien
bermuͤtelt. Die Bürgermeisterei hat nun diese
Zumme in kleinen Beträgen von 20 —30 Mark
m circa 60 Familien zur Vertheilung gebracht.
rin schönes Ostergeschenk für unsere Armen, das
er Carnevalverein hier gestiftet hat.
— Vorige Woche fand in der Umgebung Frank⸗
urts eine Jagd auf Raben statt, wobei gegen 200
ieser Thiere getödtet wurden. Mehrere Jäger
ießen sich einige dieser Thiere zubereiten und er—
lärten den Braten als höchst — schmackhaft.
Bonn, 7. April. Die vor Kurzem ge⸗
zrachte Nachricht von einem großen Münzen⸗—
und auf dem Wichelshofe hat sich als ein
indlicher Aprilscherz der „Bonner Zeitung“ her—
uusgestellt.
(Und die Treue, sie ist kein leerer
Wahn!“) Von Erfurt sind vor einigen Tagen
die „Sechsunddreißiger“ nach Halle a. d. S. verlegt
vorden. Infolge dieses Garnisonswechsels haben
ich, wie aus Halle als Kuriosum, aber thatsächlich
vegründetes, gemeldet wird, an ein dortiges Ver⸗
niethungsbureau nicht weniger als vierzig jetzt in
erfurt in Diensten stehende Mädchen um Dienste
n Halle gewendet.
Die drei exotischen Häuptlinge,
velche von der Corveite „Sophie“ bei der Expe—
zition an der Westküste von Afrika als Geiseln
jefangen genommen wurden, sind in Berlin einge—
roffen. Die Schwarzen haben die Fahrt unter
zscorte eines Matrosenpiquets von der „Sophie“
neinem Wagen 3. Klasse zurückgelegt und wurden
eim Aussteigen gleich von einer Menge Neugieriger
mringt. Zwei von ihnen scheinen aber nur wirk⸗
iche Häuptlinge zu sein, da der dritte kaum den
dnabenjahren entwachsen ist. Sämmtlich trugen
ie europäische Kleidung, die sie sich in Wilhelms—
javen selbst beschafft haben, wogegen sie während
zer Seefahrt mit Kleidungsstücken unserer Matrosen
ersehen worden waren. Willig folgten sie dem
Wink zum Einsteigen in die bereit stehenden Drosch⸗
en, welche sie nach der Kaserne des 2. Garderegi⸗
nents brachten, wo sie für die Daner ihres Auf⸗
xthaltes einquartiert sind. Ihrer Hautfarbe nach
n urtheilen, gehören sie verschiedenen Stämmen
in. Während der eine der beiden älteren und der
üngere tiefschwarz sind und gekräuseltes Haar haben,
st die Farbe des dritten, wie bei den Mulatten,
iellbraun, auch sein Haar nicht kraus, sondern
nehr glatt. Man hat diese Schwarzen von Wil—
elmshafen nach Berlin gesandt, damit sie sich die
teichshauptstadt ansehen sollen, um sich dadurch am
esten von der Macht und Größe des Deutschen
steiches überzeugen zu können. Wie es heißt, wird
die „Sophie“ oder ein anderes unserer Kriegsschiffe
ie Häuptlinge wieder in ihre Heimath zurückbringen.
FGutreffende Bibelstelle) In de
-Zchule zu Unter ... heim repetirte der Lehrer einj
tTage vor der jährlichen Prüfung die biblische z
chichte von der Verzweiflung des Judas, der *
30 Silberlinge den Hohenpriestern wieder kinge.
ragen und dabei rief: „Ich habe gesündigt; ich hat,
anschuldiges Blut verrathen,“ worauf die Hohen
zriester kaltblütig antworteten: „Was geht das unß
in? Da sie Du zu!“ — Vor diesem Satz verliß
eine Schülerin, die eben aufgerufen war, mehrmaß—
as Gedächtniß, so daß sie nicht fortfahren lonn
— Der Lehrer schlug die Hände über dem Kop
usammen und rief den Schülern zu: „Was wild
zas für eine Prüfung werden? Der Herr Inspektot
vird meinen, es sei während des ganzen Jahre
nichts gethan; schämt Ihr Euch nicht?“ Die Schülern
Jjatte indessen Zeit gefunden, ins Buch zu schauep
ind fuhr fort: „Was geht das uns an? Da i
Du zu!“
F Die Besorgung Südwestdeutschlands mjt
Zeefischen wird von der Gotthardbahnin
zroßem Umfange angestrebt. Es sind Vorkehrungen
jetroffen, um durch rationelle Einrichtungen, bilig—
ind rasche Beförderung die Einfuhr von Seefischer
ius dem Mittelländischen Meere nach Deutschlan
u möglichster Ausdehnung zu bringen.
F(Auf der Straßeplötzlich erblindet.
Fin äußerst merkwürdiger Fall plötzlicher Erblind
ing ereignete sich in Wien. Ein Fräulein au—
hgukarest, Namens Auna Schidloff, das seit einigen
Tagen bei ihren Verwandten zum Besuche weiln
—V—
jegen 10 Uhr Vormittags auf dem Schillerplahe
als sie plötzlich von einem heftigen Zittern befalle
vurde und den Angstruf ausstieß: „Gott! Ist dem
nuf einmal eine Sonnenfinsterniß!“ Ueber di
Irsache des Schreies befragt, erklärte sie, daß
hr plötzlich ganz schwarz vor den Augen geworden
ei. Erst nach längeren Auseinandersetzungen erhieh
ie Dame die traurige Gewißheit, daß sie von eine
lötzlichen Erblindung befallen worden sei. Di
Ddiagnose lautete, daß bei der Unglücklichen da
iußerst selten vorkommende Fall einer plötzlichen
zähmung der Sehnerven und demzufolge des ganze
Zehvermögens stattgefunden habe, doch sei die Hof
zung keineswegs ausgeschlossen, daß es der Kunf
jelingen dürfte, dieses Leiden wieder zu beheben
F Paris, 9. April. An verschiedenen Punkhen
)»es Kohlenrebviers zu Anzin fanden Dynamit
FEplosionen gegen Nichtstrikende statt; es wurd
edoch keiner verletzt.
—Der erste diesjährige Extrazug nach Parit
)en die Direktion der französischen Ostbahn veran
taltet, verläßt Nancy am Freitag, 18. April, abend
—D
in der zehnten Stunde in Paris ein. Nach fürnp⸗
ägigem Aufenthalt daselbst wird die Rückfahrt an
Abend des 28. April angetreten. Der Preis fi
Hin- und Rückfahrt beträgt in 2. Klasse 20 Fr
n 3. Klasse 15 Frs.
London, 9. April. Heute kollidierte he
glacrock in der Nähe von Dublin eine einzeln
ꝛokomotive mit einem Arbeiterzug. 85 Personen
vurden verletzt, davon mehrere schwer.
New-⸗York, 8. April. Die „Newyhor
Times“ erklärt, daß der Kapitän des gesunkene
dampfers „Daniel Sieinmann“ unzweifelhaft un
ʒem gräßlichen Unglücke die alleinige Schuld trag
ndem er in einem dichten Nebel zwei Tage weite
uhr, ohne auch nur eine Berechnung anzusteller
Sterbefälle.
Gestorben: in Kusel Dr. Aug. Traph,
gezirtsarzt; in Dernbach Konrad Haa
93. 633 in Sarnstall Michael Alt schuh, *
J. ac; in Speyer die Gattin des Feldwebels Loren
Wendel, Magdalena, geb. Korn, 30 J. a.
Frankenthal Maria Simmer, 24 J. a.; ebendi
elbst Frau Elisabetha Jäckel, geb. Weber, un
ßhilipp Bottscheller, Kaufmann, 78 P.
n Lestadt Johann Georg Freiermulh, Küs
8 J. a.; in Zweibrücken Michael Gentes—
J. a.
Marktberichte.“
. Ensheim, id. Apru GVinucenmarkt.), Behr
20Mhe Kiis, Eier 70 Vf. per Duhend, Kartone
2,100 Mk. per 50 Kilo. zu
Zweibrücken, 10. April. (Fruchtmittelpreis und
ualienmarti) Weizen d M. 39 Pf. Korn 73. 804
Spein m. — Pf., Spelziern — M. — vi, da
. — Pf., Mischfruche d M. — pf., Hafer“
13 Pf., Erbsen -M. — Pf., Wicken — M. 7*
herfte zweirehige — Vi. — Pf., vierreihige — M, 5.
Sureh J. Cual. 3 M.id Pf. II.