Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
Der St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich funfmal: Am Moutag, Dienstag, Doncerstag, SCamstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
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A9—
Montag, 14. Januar 1884.
19. Jahrg.
Politische Ueberficht. —— Rachrichlen
Deutiches Reich. — Kaiserslautern. Am 6. ds. Mits
* agte dahier der Vewaltungsrath des pfälz. Lehrer⸗
Müͤnchen, 11. Jannar. Belanntlich wurde vaisenstiftes, um die Vertheilung der jährlichen
not zwei Jahrenu im Plenum der Kammer der Ab⸗ Anterstüßungen an arme Lehrerwaisen vorzunehmen.
zeordneten über die aus verschiedenen Theilen des 75 wurden an 8000 Mt. unter 148 Waisen ver—
—— heilt. Die hochste Gabe beirug 888 Mari. Ge⸗
Behaudlung der Schulversaumnisse eingehend ver- gIiß eine dankenswerthe Unterstüzung! Mehrere Fa⸗
handent und don Seite der kgl. Staatsregierung iten erhielten je 278 Nit ahndere 220 Ni,
Abbthitse zugesagt hne daß bis jett etwas Positives Hieder anbere 185, 176, 182, 110 Mi u. sw.
geschehen ist. Bei der gestrigen Generaldiskussion die geringsie Gabe beirug 44 Mark.
im Finanzausschusse über den Kultusetat wurde Am 0. Marz d J. lassen die Erben L.
deshalb diese Frage berührt. und erklärte det kan . Jor dau in Deldes heimeeiwa11d Stua
Staatsminister Freiherr v. Lutz, es seien im Laufe 87Jer, 758er, 78er, SOer, 8SIer und 82er Weine
des Jahres von den äußern Behörden des Landes ue Forster, Deidesheimer, und Rupperlsberger
Butachten über die Sache einverlangt worden. In dagen versteigern. Daß es fich dabei uüͤberhaupt um
Folge dessen sei ein umfafsendes Material vore idere, ja um feinste Sache handelt, ist bei dem
janden; leider sei es der durch den gegenwärtig iltbewährten fesibegründeten Renomme dieser Firma
tagenden Landtag verursachten vielen Arbeiten wegen en vornherein ols festslehend anzunehmen.
bis jetzt nicht möglich gewesen, eine die Sache re⸗· — In Weisenheim a. S. wurde bereits
gelnde Berordnumg zu erlassen, was aber im Laufe hor einigen Tagen auf dem Falbe Erdbeerbluihe
des Jahres 1884 geschehen werde. — Hoffentlich defunden
werden die vielfach bestehenden Klagen verstummen, — Auf Grund des Art. 68 Abs. 4 des Ein⸗
und es wird Jamentlich die Stellung und Thätig · kommensieuergesehes dom I9. Mai s81 haben au⸗
leit der Ortsschulkommissionen eine segensreichere diejenigen Personen, welche im Jahre 1883 eine
und weniger unangenehme. . Mehrung ihres jährliche Einkommens dvon
Munchen, I. Januat. Gammer.) Bei sber 200 Vi er atren haben, die eingetretene Ein⸗
Zerattung des Antrags Soden auß Vorlegung eines ühnimens Wiehrung in der deit dom id bis vu.
Lesezentwurfs betreffs einer staatlichen Mibitiar- dh Mi, ber den lönigl. Rentamte oder bei der
brandverficherung hob Abg. v. Soden die billigere Femndehekörde anzumelden.
Verwaltung und das gerechtere Verfahren hervr
und wies auf die Wahrscheinlichkeit des Reichsber⸗
icherungszwanges bei dem Nichtvorgehen der Eiuzel⸗
taaten hin. Marquardsen und v. Stauffenberg
prachen dagegen. Der Minister des Innern, v.
Feilitzsch, erklärte, während die Immobiliar⸗Brand⸗
dersicherung ein Reservatrecht sei, unterliege die
Mobiliar-Brandversicherung der Reichscompetenz.
Das Reichsamt sei gegenwärtig mit Regelung der
Frage beschäftigt; es wäre daher underantwortlich
scchon heute eine definitide Stellung zu nehmen.
Wenn der Gesammibeschluß vorliege, werde die Re⸗
zierung die Frage genau obhjektiv prüfen. — Der
Antrag wird bei namentlicher Abstimmung mit 115
gegen 41 Stimmen angenommen.
Berlin, 11. Januar. Prival⸗Nachrichten aus
Moslkau besagen, daß 37 Studenten der dortigen
Universität verhaftet wurden unter dem Verdachte,
mit der Ermordung des Obersten Sudeikin in Ver—
dindung gestanden zu haben.
Berlin, 13. Januar. Die Post schreibt:
die Verfetzung des Grafen Herbert Bismarck nach
Hetersburg werde übereinstimmend und aus sehr
uten Gründen als Ausdruck der guten zwischen
Deutschland und Rußland bestehenden Beziehungen
aufgefaßt. Man erblicke in diesem Schritte wie
seiner Zeit auch in dem Besuche des Herrn v. Gierß
in Friedrichsruhe ein erfreuliches Anzeichen dafür,
daß diese freundschaftlichen Beziehungen beider Län—
der auch in Zukunft sich ungetrübt erhalten werden.
weinen Theil seines Vermögens gerichtlich überweisen
lassen und erklärt, er werde nach der Straferstehung
die unglückliche Familie nach Kräften unterstützen.
Mainz. Wie ergiebig die Einnahmen der
verschiedenen Carneval-Vereine sein müssen, geht
daraus hervor, daß der Mainzer Carneval⸗-Verein
illein für Benutzung des Saales der neuerbauten
Stadthalle zur Abhaltung der diesjährigen Carne—
zalsitzungen 7000 Mark bezahlt und einen großen
daden als Bureau für Anmeldungen ꝛc. gemiethet
zat. Die Carneval-Gesellschaft „Elfer“ in Wies—
zaden läßt ihr Lokal sogar elektrisch beleuchten, und
rotzdem sind die genannten Vereine in der glücklichen
dage, nach Schluß der Narren⸗Saison einen mehr
oder minder großen Ueberschuß den Armen zu spenden.
fBochum, 9. Januar. Die „Westf. Zig.“
chreibt: „Schwere Gewissensbisse über einen Mord
ollen einen Deserteur, Sappelt aus Schlesien
früher in Wattenscheid), zur Rückkehr nach Wesel
und freiwilligen Gestellung gedrängt haben. Nach⸗
dem Sappelt am 2. Dezember nach mehrjährigen
instäten Fahrten aufgegriffen und in Wesel beim
56. Infanterie⸗Regiment eingestellt war, desertirte
er bereits am 15. wieder, meldete fich aber am
18. Dezbr. freiwillig beim Regimenis-Kommando
nit der Anzeige, daß er im April oder Mai 1881
in einer Feiertagsnacht) in einer Wiese nahe bei
der „Engelsburg“ bei Bochum einen Mensthen er⸗
mordet und vor Gewissensbissen keine Ruhe habe.
In der That ist am Ostermontag (18. April 1881)
bei der „Engelsburg“ der Maurer Karoß aus
Tütgendortmund ermordet aufgefunden worden.
WBegen dieser That ist der 21jährige Bergmann
Bünther von Ehrenfeld bei Bochum wegen „Todt⸗
schlag“ zu 10 Jahren JZuchthaus verurtheilt. Ob
dieser, welcher die That stets geleugnet hat, un⸗
chuldig verurtheilt ist, oder ob Sappelt mitbeiheiligt
var, wird die weitere Untersuchung ergeben.“ Diefe
—A
Bolksztg.“, bestatigen, und ist heute der Selbstan⸗
läger, begleitet von zwei Soldaten mit geladenem
Bewehr und dem Auditeur, hier eingetrofsen, um
in Gegenwart hiesiger Gerichtspersonen zum Thatort
zebracht zu werden. Man darf auf die weitere
Entwickelung der Angelegenheit gespannt sein.
F Berlhin, 9. Januar. Die hier versammelte
nternationale Fahrplankonferenz beschloß,
Rem ‚„Berliner Aktionär“ zufolge, den diesjährigen
Sommerfahrplan bereits am 26. Mai einzuführen.
F(Reiche Erben.) Die Hinterlassenschaft
des verstorbenen preuß. Oberstkämmerers Grafen
Redern ist jetzt definitiv festgestellt. Sie beläuft
sich auf 75 Mill. Mik. Erbe ist der einzige Neffe
des Verstorbenen, Graf Wilhelm Redern — Der
jüngft verstorbene Lord Overstone hat ein Perso⸗
nalvermögen von 2,118,803 Pfd. St. (40 Mill. M.)
dinterlassen, zu dessen Universalerbin die einzige
Tochter des Dahingeschiedenen, Lady Lindsay, ein⸗
zesetzt ist. Die Dame erbt auch den in Barkshire
und Bucinghamshire gelegenen großen Guterbesitz
hres Vaters, während vier andere große Güter
e entfernten Verwandten des Verblichenen zu⸗
allen.
Gegen das Duell) In Berliner
Bürgerkreisen bereitet sich ein lebhafte Agitation
zegen den Zweikampf vor. An der Spitze der
Bewegung steht ein hervorragender Großindustrieller.
Fine Versammlung von Honoratioren aller Stände
und Berufszweige soll nach Berlin einberufen wer⸗
den. Man beabsichtigt, Zweigvereine im ganzen
dande zu qründen. Die Thäfigkeit diefer neuen
erm ischtes.
F Aus München schreibt die Korr. Hoffm.
Folgendes: Ein früherer Gefängnißwärter, der
ich während einer zehnjährigen Amtsfunktion ein
ehr bedeutendes Bermögen zurücklegte und bis vor
—XXXV
bolle Schloßvilla in det Nähe Münchens bewohnte,
soll um Uebertragung eines subalternen Postens
vieder nachgesucht haben, da mit dem , Falle „Weil“
auch sein ganzes Vermögen incl. Schloß und Equi—
dage verloren ist. Villa, Pferde und Chaise haben
dereits die Gläubiger in Besitz.
F Würzburg, 9. Januar. Bei einer gestern
dahier Statt gehabten Studenten-Paukerei
traf einen der Sekundanten die Spitze des Schlägers
des gegnerischen Paukanten an den Kopf und riß
das linke Augenlid derart weg, daß das Auge selbst
als verloren zu erachten ist.
fWürzburg, 10. Januar. Heute Nacht
erschoß sich in ihrer Wohnung, einem Dachzimmer
in der Kaiserstraße, die ledige 24 Jahre alte Lad⸗
nerin Karolina Lunz aus Herieden in Mittelfranken.
LInglückliche Liebe zu einem Studenten ist das Motiv
der That. — Der Hauptreffer der Haidhauser
rirchenbaulotterie ist nach Heidingsfeld bei Würzburz
gefallen. Glückliche Gewinner sind ein Wirth und
ein Barbier, die das Loos gemeinsam genommen
atten.
F Stuttgart, 11. Januar. Heute Mittag
wurden bei Ankunft des Wiener Schnellzuges zwei
Individuen, als verdächtig, den Raubmord in
Wien begangen zu haben, verhaftet und in Ver—
vahrungshaft genommen. Dieselben fuhren in
erster Klasse.
F Der Bauer aus Legelshurst, welcher im
SZommer 1883 einen Straßburger Mann, der zur
dirchweih in das Dorf gekommen war, tödtete, ist
jegen eine Caution von 10,000 Mtk. vor Antritt
einer dreijährigen Strafe beurlaubt worden. Wäh⸗
»nd dieses Urlaubs hat er der Wittwe des Manne?
Ausland.
Kairo, 12. Januar. Einer Meldung der
Agence Havas zufolge ist der Befehl ertheilt worden,
dhartum von den eghptischen Truppen zu räumen;
die Kanonen sollen vernagelt und die Pulbervor⸗
the ins Wasser geworfen werden. Wie verlautet,
ind alle Anstrengungen auf die Vertheidigung von
Marsowah und Sugktim gerichtet.