Full text: St. Ingberter Anzeiger

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664 — — X— 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Jnabert. 
der „St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sountag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
hlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen LM 75 , einschließlich 
¶ Zuftellunasgebuhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I5 , NReclamen 30 A. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 81. 
„Für die Monate Mai und Juni 
nehmen die Postanstalten, die 
lusträger und die Expedition Bestel— 
sungen auf dieses Blatt eutgegen. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 25. April. Seine Majestät 
er König ist heute früh 31 Uhr in der Residenz 
aingetroffen. 
Berlin, 25. April. Der Kronprinz nebst 
Femahlin, sowie Prinz Heinrich, Prinzession Vik⸗ 
horia und Erbprinzessin von Meiningen sind heute 
früh 884 Uhr nach Darmstadt abgereist. Der Kron⸗ 
—XV 
Nachmittags zur Auerhahnbalz zum Großherzog von 
Sachsen nach der Wartburg und treffen von dort 
am 29. April in Darmstadt ein. 
Berlin, 25. April. Der Bundesrath geneh— 
migie in der gestrigen Sitzung die Anträge über 
die Denaturirung des Branntweins zur Fabrikation 
von Anilinfabriken, über die Ausführungsvergütung 
uür Tabak in das Ausland ab 1. Mai und über 
den Anschluß der Insel Reichenau im Bodensee an 
daz deutsche Zollgebiet. 
Ausland. 
Paris, 25. April. Das Gerücht, Frankreich 
zeabsichtige, Canton zu blokiren, wird von der 
Agence Havas dementirt. General Millot halte es 
n ausreichend. Thaingnuyen und Vhilanthuan zu 
vesetßen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 26. April. Wer suchet, der 
indet. Heute Morgen wurde uns von befreundeter 
hand ein Stück Eis von 6 em Dicke, das die 
eßte Nacht fertig gebracht hatte, zugesandt. Wenn 
das so fort geht, dann können unsere Herren 
dierbrauer in diesem Frühjahre noch Eis per 
Wagen einheimsen und damit eine Freude erleben, 
ꝛie ihnen der Winter versagte. 
*St. Ingbert, 26. April. Wie wir hören, 
ollen die Straßen unserer Stadt neue, von den 
hiaherigen Benennungen abweichende Namen erhalten. 
— Landau, 24. April. Nächsten Sonntag 
morgen) ertheilt der Augenarzt Dr. Röder von 
Straßburg, in der Restauration Siener am 
dahnhof wieder unentaeltlich Sprechstunde an arme 
Auodenkranke. 
— Aus Dürkheim, 24. April, schreibt der 
D. Anz.: Leider hat der Frost, besonders in den 
Vingerten Seebacher Gematkung in den Lagen 
des Mundharler Hofes gegen den Ebersberg nicht 
unbedeutenden Schaden angerichtet. Auch aus 
anderen Richtungen lausen besoranißerregende Mel⸗ 
dungen ein. 
— Forst, 23. April. Wenn bei einer Wein⸗ 
pptsteigerung / wie die heutige von Chr. Viebel 
Vintwe und Erben und Inkob Werle der Zuschlag 
etfolgt. ob die Tarxe erreicht wird oder nicht, muß 
Absatz bei starkem Besuche und vorherrschender 
Sauflust ein vollständiger sein. So sind hier 
—0 Nummern abgegangen, obgleich nur 
8 Zer Gewächse zum Ausgebot kamen. Ss kosteten: 
edesheimer 330, 335, 350, 355. 365, 375, 385, 
3 den besseren Lagen 415. 485 und 550 Mt 
dorset 880, 808. 370, 395, 4100, 408, aus den 
»ron M Q. 54⏑ ⏑— 235 572 
Sonntaa, 27. April 188543. 
19. Jahrg. 
— 
785, 840, 935, der beste aus der Gewanne 'letzte Hexenurtheil gesprochen und vollzogen 
Fleckinger 1150 Mtk. per 1000 Liter. wurde. Dieses Urtheil, dessen Abschrift man neuer— 
— — — dings in Freiwaldau aufgefunden hat, lautet wie 
'olgt: „Ich, Ludwig Maximilian Graf von Hoditz 
1. s. w. u. s. w. erkenne und spreche vom Recht: 
Demnach Rosina Stenzlin von Thomasdorf, frei— 
waldischen Amtes, gebürtig, in ihrem dreifachen 
Examine williglich ausgesaget und darauf beständig 
beharret, daß sie sich verführter von ihrer Mutter 
dem abscheulichen und grausamsten Laster der Hexerei 
ergeben und auf den Plan zu der teufellischen Zu— 
'ammenkunft auf der Ofengabel durch die Feuer— 
mauer aus, auf die Viehweide gefahren, daselbst 
der hexerischen Gewohnheit nach getanzet, gefrefsen 
und gesoffen, daß obbemeldte Rosina Stenzlin andere 
zu einem abschevlichen Beispiel und Exempel, wägen 
solchen begangenen und zugestandenen abschevlichen 
Zasters, vor Angesicht der Mutter gleichfalls zu dieser 
Straftondemnierten Mutter förderrst durch das 
Schwert vom Leben zum Tode gerichtet, nachmalen 
iber ihr entseelter Körper ins Feuer geworfen und 
zu Aschen verbrennt werden solle. V. Rts. Decretum 
Schloß Freiwaldau.“ 
F (Meuterei im Gefängniß) Die 
dinzer „Tagespost“ berichtet aus Steyr: Die Sträf⸗ 
linge in Garsten waren mit der Kost und Behand⸗ 
lung unzufrieden, weßhalb sie demonstrieren wollten. 
Schon Samstag hatte die Direttion davon Kenntniß 
erlangt, und weil man wußte, daß die Revolte in 
der Strafhauskirche zum Ausbruche kommen sollte, 
war am Sonntag das Militär im ersten Stockwerke 
neben der Hauskapelle konsigniert. Die Straflinge 
derblieben, da sie diese Vorbereitungen sahen, 
während des Hauptgottesdienstes ruhig; sie wollten 
ihren Plan während des Nachmittags-Gottesdienstes 
ausführen, da sie wissen, daß um diese Stunde 
„Befehl“ ist. Doch dies Mal irrten sie sich. Es 
war nicht „Befehl“, sondern ein großer Theil des 
Wachdetachements hatte sich in aller Stille in den 
ersten Stock begeben, um die Dinge abzuwarten. 
Auch waren einige Rädelsführer bereits Vormittags 
in die Korrektion abgeführt worden. Bei dem 
weiten Segen erhob sich plötzlich einer der Sträf⸗ 
linge, ein als bösartig bekannter Tyroler, schwang 
seine Mütze und rief? „Gleichheit und Freit! Jetzt 
lann's losgehen!“ Darauf stürmte alles gegen den 
Altar, so daß der Pfarrer gezwungen war, sich mit 
der Monstranze in die Sakristei zu flüchten. Nun 
begann zuerst eine Balgerei zwischen den Sträflingen 
und der Hauswache. Da erzwang sich der dienst— 
habende Offizier mit gezücktem Säbel den Eingang 
in die Kirche, hieb mit demselben um sich, und 
auf sein Kommando: „Mit den Waffen angreifen!“ 
rückte das Militär mit gefälltem Bajonett in die 
Kirche ein. Zahlreiche Verwundungen waren die 
Folgen des Angriffes. Mehr als 20 Sträflinge 
vurden verwundet, sieben bis acht sehr schwer; 
letztere wurden ins Spital übertragen. Die Straf— 
hauskirche war mit Blut überströmt. Nachmittags 
var die Ordnung wieder hergestellt. 
F London, 23. April. Heute Morgen 2.20 
Uhr brach in Old Bailey, Stadt London, gegenüber 
»em Newgate-Gefängiß, in dem BVell-Hotel und 
Wirthschaft Feuer ans, wodurch mehrere Gebäude 
in Asche gelegt wurden und wobei ein Noch, sowie 
2 Kellnerinnen ihr Leben verloren. 
F Port-Said, 24. April. Das hiesige 
Araberviertel ist durch eine Feuersbrunst zur Häifte 
zerstört worden. 4000 Araber sind obdachlos. Das 
Feuer brach heute Nachmittag im Kohlendepot aus 
de liinen n 44 G 
Vermischtes. 
fLauterbach, 24. April. EEin Kind er— 
schossen. In Udenhausen, Kreis Alsfeld, spielten 
oerflossene Woche Kinder in Abwesenheit der Eltern 
niteinander. Nach einiger Zeit gewahren sie ein 
in der Ecke stehendes Gewehr, spielen mit demselben, 
ein sechsjühriger Junge hält es dem Anderen ent— 
zegen — plötzlich ein Knall — und getroffen stürtzt 
das achtjährige Kind der Nachbarsleute zusammen, 
um in wenigen Minuten sein ijiunges Leben aus— 
uhauchen. 
Der 22jähr. Sohn des Hutmachers E. Kramer 
in Mannheim der voriges Jahr auf der Aus— 
tellung zu Amsterdam als Koch angestellt war, 
ehlte seit Schluß dieser Ausstellung und waren 
ille Nachforschungen der tiefbetrübten Eltern er— 
'olglos. Nach den Berichten des zur Nachforschung 
zeauftragten Agenten mußte man denselben für 
sodt halten und wurde er dementsprechend von 
einen Eltern betrauert. Freudig überrascht wurden 
nun die Eltern, als ihnen nun letzten Mittwoch 
»on dem Todtgeglaubten ein Brief aus Buenos— 
Ayres zuging, worin der Sohn sein Wohlbefinden 
neldet und seine Verwunderung ausspricht, daß 
hmauf verschiedene Schreiben keine Antwort wurden. 
Das Weltkind nahm auf einem Dampfer Dienste 
als Schiffskoch, hatte aber vor der Einschiffung 
eine Gelegenheit mehr seine Eltern zu benachrichtigen 
ind hat, wie er schreibt, von verschiedenen Häfen 
einen Eltern Nachricht gegeben, von denen jedoch 
eine dahier eintraf. (Pf. J.) 
F Ein eigenthümlicher Strike ist in dem Dorfe 
Biesenkirchen bei Rheidt ausgebrochen. Die 
dortigen Wirthe hatten nämlich beschlossen, den alten 
Brauch abzuschaffen, ihren Gästen zu Ostern Eier 
zratis vorzusetzen. Jeder, der diesem Beschluß ent— 
jegenhandeln würde, sollte 150 Mark an die Armen 
zahlen. Darob entstand unter den bierkonsumieren⸗ 
den Einwohnern eine große Erregung; man beschloß, 
hei keinem Wirthe mehr Bier zu trinken. Schon 
eit dem vorigen Sonntage stehen infolge dessen die 
Wirthshäuser gänzlich leer, während die Bier trinkende 
Bevölkerung sich auf die umliegenden Ortschaften 
hegibt, um dort bei den Wirten, welche dem alten 
Brauch treu blieben, ihren Durst zu löschen. 
Die deutschen Eisenbahnen haben eine Er— 
näßigung der Fracht für Eisen- und Metallwaaren 
bis zur Landesgrenze, wie der Fr. Z. aus Dort⸗ 
mund geschrieben wird, beschlossen und sind mit 
den schweizerischen Bahnen wegen einer Reduktion 
der Frachtsätze auf der Gottharobahn in Verhand— 
ungen getreten, die ebenfalls zu einem günstigen 
Ergebnisse führen dürften, wie solches bei den Ta— 
cifen führ Kohleusendungen über die nämliche Route 
inlängst geschehen ist. 
4 Wien, 23. April. Heute Mittag übergab 
ein Lohndiener im Präsidialbureau des Gem inde— 
alhes ein Packet mit der Ueberschrift „Goldrente 
»er 100,000 fl.“ an Bürgermeister Uhl; in dem 
Packet befanden sich 100,000 fl. Goldrente und 
ine anonyme Zufchrift, daß die Goldrente zu einer 
Stiftung für Wien bestimmt sei, welche dem Er— 
messen der Bürgermeister überlassen bleibt; ein noch 
zeiliegender versiegelter Brief dürfe erst im Jahre 
1890 eröffnet werden, außer der Einsender würde 
nittlerweile andere Verfügung treffen. 
F Im Februar sind es 200 Jahre gewesen 
— 4 E