Peter Vischer, Albrecht Dürer und deren Zeitgenossen
dort ihren Stammsiß gehabt haben sollen. Das
bescheidene Häuschen hat im porigen Sommer einen
hohen Besuch gehabt, die Koͤnigin Elisabeth von
Kumänien. Die bekanntlich unter dem Dichter—
mamen Carmen Shlva schreibende Königin hat dort
mterm 9. Juli 1888 folgendes Verschen nieder⸗
geschrieben:
Ich las, was allhier geschrieben stund,
Und weil ich die Herren nicht finden kunnt,
So hab' ich auf ihrem Platz gesessen,
In ihrem Geiste mich sait gegessen,
Fꝛ Reichenau. Bei dem Wirth zur Fichtel⸗
schenke kehrte jüngst Abends ein junger Mann ein
Dieser außerte dann im Laufe des Gesprächs, daß
er sich hangen möchte und zeigte anch einen Strick
Als der Fremde gegangen war, waute der Wirth
doch nicht, daß dieser seinen Vorsatz ausführen
loͤnne. Er ging darum nach und fand den Men⸗
schen wirklich bereits an einem Baum hängen. Er
schnitt ihn los und suchte ihm zuzureden. Was
ihat nun der Lebensmüde? Er ging auf den Tanz
hoden und tanzte flott!
FHeidelberg, 18. Mai. Gestern langten
auf dem hiesigen VBahnhofe 191 Auswanderer
jeden Alters, saäͤmmtlich aus demselben Orte (bei
Stuitgart), an, deren Reiseziel der Staat Kansas
in Nordamerika ist.
FKöln. Das Weib soll Vater und Mutter
verlassen und dem Manne nachfolgen, aber nicht
eher, bis Beide auf dem Standesamte gewesen
sind! Ein hübsches Mädchen lernte vor einigen
Monaten einen jungen Mann kennen. Und wie
es zwischen jungen Herzen so vorkommi, sie fanden
Gefallen aneinander und gaben sich gegenseitig das
Versprechen, ein Paar zu werden. Er war aber
qus Amerika und sie von hier. Nun bietet die
Heirath mit einem Ausländer bekanntlich viele
Schwierigkeiten, die nicht so bald zu überwinden
sind. Am Einfachsten schien es daher, man ließe
fich drüben trauen. Nachdem man Gewißheit
datüber erlangt, welche Papiere eine Europäerin
nöthig hat, um auf amerikanischem Boden einen
Unterihan des Sternenbanners ehelichen zu können,
reiste er als Quartiermacher zur —AXDV
Hausstandes voraus, sie blied zurück, um die —*
teuer nach guter deutscher Sitte fertigzustellen.
Schneider und Schneiderinnen hatten vollauf zu
hun, bis Kisten und Kasten gepackt, das Brauikleid
obenauf und auf diesem der Myrthenkranz lag
Noch ein freudiger Blick wurde auf all' das Schöne
zeworfen, dann schlossen sich die Deckel und Alles
wurde zur Bahn gegeben. Auch die Verlobte trat
die Reife über den Ozean an. Monate vergingen,
da plötzlich kamen die Kisten ungeöffnet zurück und
mit ihnen die so hoffnungsfreudig von hier ge⸗
schiedene Braut — oder vielmehr Nichtbraut, denn
der Amerikaner war, als sie drüben ankam, bereits
beweibt. O, diese Männer!
. Der berühmte Zoologe Dr. Brehm ist
bon seiner Tournée durch die Vereinigten Staaten
wieder nach Berlin zurückgekehrt. Dr. Brehm hat
in den größeren Städten der Union ca. achtzig
Vorlesungen mit dem größeren Erfolge gehalten.
Wien, 16. Mai. Im hiesigen Stadttheater
ist auf dem Schürboden Feuer ausgebrochen. Das
Theater schwebt in großer Gefahr.
Ein Opfer des Deutschenhasses9)
In Paris lebte lange Jahre hindurch ein deutscher
Helehrter, Dr. Bormann, der sich mit Physiologie
und Philologie beschäftigte. Nebenbei hatte er das
Unglück, sein Geld in orientalischen Werthen anzu—
egen und, als dieselben sehr sanken, seine Ent⸗
rüstung darüber in einem an die Oeffentlichkeit
Jelangenden wissenschaftlichen Briefe an einen
Freund an den Tag zu legen. Daraufhin wurde
r unter der Anschuldigung, er habe sich in die
ürkische Botschaft eingeschlichen, um den Chef der⸗
elben zu erschießen, ins Gefängniß geworfen.
diese Anklage ließ sich nicht aufrecht erhalten, da
nan auf der Botschaft nichts davon wußte und
Bormann auch nicht im Besitze von Waffen be—
roffen worden war. Statt zum Verbrecher stempelte
hn nunmehr eine hochweise Pariser Polizei zum
RKarren und ließ ihn in das Tollhaus von Bicktre
einsperren. Dort hielt man ihn 18 Monate trotz
dem Widerspruche des Hauptarztes fest und schnitt
während dieser Zeit vergnügt die Koupons seiner
Werthpapiere ab. Endlich wurde er auf die Vor⸗
stellungen angesehener Freunde, die er sich als
durchaus achtbarer Mann erworben hatte, aus
Bidtre befreit, aber, obwohl er Protestant ist, an
— XEEEEEIEEE—
Ich beehre mich ergebenst anzuzeigen, daß die
7T2äe-AnStalt
das Kloster in Aachen ausgeliefert, wohin ihm nur
ein Theil seines Vermögens, seiner Bibliothek um
seiner wissenschaftlichen Arbeiten folgte. Von don
entsprungen, kehrte er nach 2 Jahren nach Pari—
zurück, um sein Eigenthum zu reklamiren, oudde
aber schon am Bahnhof auf räthselhafte Weise he.—
stohlen und auf seiue Klage abermals eingesperr!
Endlich wieder freigeworden, wandte er sich nag
Berlin, um den Schutz des Reichskanzlers anzu
rufen, da er anuimmt, daß nur seine Eigenschaf
als Deutscher ihm die Verfolgungen eingetragen
habe. Das Reichskanzleramt scheint aber in de
Geschichte ein Haar gefunden zu haben; wenigstens
hieit sich Herr Bormann unlängst in München au
uͤnd zwar in so bedrängten Verhältnissen, daße
genöthigt war, sich bei einem hiesigen Kunstmale
als Modell zu melden. Sein Vermögen ist bei der
Affaire in den französischen Händen geblieben
Glänzende Zeugnisse, selbst von deutschen Uniberfi
täten, sprechen gegen die Annahme geistiger Störung
Charakteristisch für die deutschefeindlich,
Stimmung in Frankreich ist folgender
Vorfall. Ein junger Hamburger, der von ersten
Firmen die besten Empfehlungen besitzt, reist nach
Havre, um dort Anstellung zu sinden. Es geling
hm auch, von der dortigen bekannten Firme
Roubeau fils als Volontär angenommen zu werden.
kaum aber erfährt das Personal, daß es einen
Deutschen als Kollegen begrüßen soll, so läßt e—
dem Prokuristen die bündige Erklärung abgeben
mit keinem Deutschen zusammen arbeiten zu wollen
Diesem Begehren hat der Chef nachgegeben und
den kaum angestellten Volontär wieder entlassen
müssen.
FLuxemburg, 14. Mai. Am Montaq,
dem ersten Tage der Muitergottiesoktave, kamer
44 Prozessionen mit 12,949 Pilgern zur Stadi
Im vorigen Jahre waren am selben Tage 47 Pro—
zessionen mit 12,347 Theilnehmern gekommen.
F Konstantinopel, 14. Mai. Eine stiarkh—
Erderschütterung zerstörte gestern das Dach
der griechischen Kirche in Krevassa sowie einige
Magazine in Randerma und ein Magajzin in
Frdeck. Die Erdstöße wurden auch hier in Kon—
tantinopel wahrgenommen.
—Filr die Redaktion verantworilich: F. X. Demeß.
Bekanntmachung.
Am 24. Mai nächsthin, wird mit
der Untersuchung der Feuer⸗
stellen dahier begonnen werden.
St. Ingbert, den 16. Mai 1884
Das Polizeikommissariat:
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Mettwunrst ,0.75
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Griebenwurst, 09.56
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jeuerwehr!
dAm Montag, den 8
Mis. Abends 6 ud
Uebung.
Aas Coumande
mSenriag, deu 18. Mai
—„JULVILE
Jallxc. Bestu.
von heute an eröffnet ist.
Durch vollstaͤndige Renobirung der Einrichtung und eine aufmerksame
Bedienung glaube allen Auforderungen genügen zu können und sehe einem rech
zahlreichen Besuche gerne entgegen.
Hochachtungsvoll
J. Diehl, Fäaͤrber.
A
20. MAai 1884.
bei
Heute, Sonntag, —X
Morgens F
Frühschoppen,
Nachmittags
Harmonie- &
Tanzmusik
m Tochtermanns Anlage.
Hofl. ladet ein
Geore Klein
St. Ingbert ab 5 50. 7 11, 4 40, 2 00, 458, 7 49, 9 36
hassel „606. 7 20. 1151, 2 20, 5 07, 7 58, 9 52
Vuczbach 617. 7 26. 1158. 2 85. 5 14, 8 05, 10 02
dauhtirchen, 687, 7 34, 12 07,. 2 56, 5 24, 8 15, 10 15
Bierbach an 486 47, 87 80, 12 12. 3 05, 5 29, 820, 10 22
ab 7 03, 7 40, 12 13. 3 15, 5 80, 8 21, 10 28
Tinöd 5 — —“ f712 20.. —¶—8 28 nach
drüchen an 7 23, 7 409, 185 377 3 86, 8 41, 8 380, vonurs
Zweibrücken ab von 8 4*1l, 1138, 10 55, 5 56, 7 40, 10 56
Einod „ Homburg 6 49,. 1 54, 103, — 121
Wierbach Han 07, 6 55. 2 05, 110, 6 07, 8 00, 11 06
Jab 5 08. 6 56. »22 15. 111, 608, 8 058,. 1107
Lautzkirchen 5 16. 7 02, 12 80. 117, 614, 8 18, 1118
Würzbach 530. 7 12. 12 4286. 1cc. 624, 8 86, 11 28
Hassel s 5 39. 720. 12. 134, 6 31. 8 48, 11 30
7 ans 50. 7 28. 115, 1142, 6 390, 9 02, 11 88
St. Ingbert 32. 150. 1116., 612. 8235, 114
Scheidt — 3713 2 04. 151. 6 47, 9 37, .11 40
Bischmishein — 42. 2 106. 1136. 6 511 9 48, —
* an »491 2 22, 12 8, 6 58. 9 55, 11 55
——— —8 zA,. 17, 12 4. 1260. 7 20. 820
Bischmishein , — 652. 1123. 12 57) 487. 7 28. 8 32
-cheidt J — 656. 1127, 105, 441, 7832, 8 40
Zi. Ingbert an — 7 10, 1141. 126., 455, 7 46. 840
* nach Saargemünd umsteigen. fe nach Homburg umsteigen.
—A
HNReezu
—F
Die
Wohnung
bestehend aus drei Zimmern, Kug
zwei Speicherkammern, Speicherraum
Keller und Stallung sowie Garten ꝛ
in meinem der profest. Kirche gegen—
uber gelegenen Hause ist bis 15. Jun
l. J zu vermiethen. Auf Verlanger
kann auch Ladenloial eingerichtet werden
C. Hofmann .
bon
Reinhold Diezmann, Plauen i. V.
Durch dieselhe wird vielen Unan—
nehmlichkeiten vorgebeugt, sie hinter—
säßt beim Gebrauch nicht den geringsten
Staub, erzeugt einen tiefschwarzen,
prachtvollen Glanz und verhinder!
heilweise das Rosten der Oefen, Herd
platten, Ofenrohre ꝛc. Zu haber
für St. Ingbert pr. Packet 15 Pfg
bdei Herrn Jakob Fries.
Unserem heutigen Blatt
negt ein Preis⸗Gou
ent er Schlefiscsen Schut
manufacetur von J. A. —8
München, 9 Rosenthal bei.
„Juustrirtes Sonntaasblatt“ Ar.