Full text: St. Ingberter Anzeiger

seinem Schmerzenslager st nicht bewegen. Dazu 
jam vollstandige Appetitlosigkeit und alle Symptome 
nes aluten Gichtanfalles traten auf. 
wn Acht Tage lang lag bereits der Aermste, als 
in Freund des „Neuen Blattes der Kenntniß 
von der Heilkraft der Citronensäure gegen Gicht 
ind Rheumatismus und das Mittel bereits mehrfach 
probi hatte, davon erfuhr und sofort heilend eingriff. 
Am ersten Tage nahm der Kranke den Saft 
hon 6 Citronen*), was in der folgenden Nacht zwar 
nwas bessern Schlaf, doch keine wesentliche Linderuug 
der Schmerzen brachte. 
Am zweiten Tage wurde, nachdem der Kranke 
oersicherte, den Citronensaft bequem trinken und 
veriragen zu können, die Menge der Citronen auf 
3 Suͤck gesteigert, am dritten Tage auf 25. Die— 
jelben gaben zwei große Wassergläser voll Saft, 
welche der Kranke im Laufe des Tages leerte. 
Wunderbar war die Wirkung! Der Kranke 
chlief gut in der Nacht, die Fiebererscheinungen 
zörten auf, die Schmerzen waren erträglich und am 
udern Morgen stellte sich der Appetit ein. Täglich 
wurde wieder der Saft von 25 Citronen genommen 
nd am fünften Tage nach Beginn der Kur verließ 
eer Patient sein Beit, die Schmerzen waren fort, 
Ttonnte die kranken Glieder bewegen, die vorher 
roth entzündete straffe Haut bekam Runzeln, schälte 
ich, der Appetit wurde sehr stark und das Allge⸗ 
hanbefinden gab dem Manne das Gefühl der 
Hesundheit. Am sechsten Tage ging er aus. Er 
jatte den Anfall in ebensoviel Tagen 
sberwunden, wie sonst in Wochen. 
In der zweiten Woche wurden die Citronen auf 
4. 10 Stüd pro Tag eingeschränkt — etwa 100 
n der Woche. 
Nach einem kleinen Rückfall in der vierten 
Woche, welchen der Mann infolge einer Erkältung 
nach dem Baden sich zugezogen, war er in der 
ünften Woche so weit, daß er daran denken konnte, 
jeine gewöhnliche Arbeit wieder aufzunehmen. 
E war also fünf Wochen nach Beginn der Kur 
wieder hergestellt, während sonst die Anfälle ihn 
jber ein Vierteljahr arbeitsgunfähig gemacht hatten. 
Und diese Wirkung der Citronensäure ist um so 
xemetkenswerther, als der Patient sich nahe den 
Siebzig befindet und seit zwanzig Jahren das Uebel 
ei ihm eingenistet ist. Bei jüngeren Leuten und 
dhleunigem Dazuthun muß die Wirkung unseres 
dausmiltels demnach eine überraschend günstige sein. 
Wir werden von Zeit zu Zeit unseren Lesern 
Rachricht über diese jedenfalls merkwürdige Heilung 
geben, weil wir damit ein gutes Werk der WMen⸗ 
henliebe zu thun glauben. 
Hunderte von Leuten, die auf ihrer Hände 
Arbeit angewiesen sind, werden in der entsetzlichsten 
Weise von der Gicht geplagt. Theure Krankenlager, 
lange Arbeitsunfätigkeit, Verdienstlosigkeit, infolge 
dessen Einschränkungen, Entbehrungen, wohl auch 
Noth sind der Nachtrab jener grausamen Einquar⸗ 
tierung, gegen welche die Medicin bisher genan so 
im Dunkeln tappt wie bei der Cholera, der Diph⸗ 
hheritis und unzähligen anderen mörderischen Feinden 
es Menschen. 
Unser Hausmittel ist sowohl gegen die Gicht wie 
heumatische Krankheitserscheinungen anwendbar. Es 
f ein Hausmittel im wahren Sinne des Wortes: 
für jeden erreichbar, einfach, billig und ohne jede 
Beheimnißkrämerei. 
Es kann eine Wohlthat für die leidende Mensch⸗ 
Jseit werden, wenn Versuche damit verallgemeinert 
und die Ergebnisse zusammengetragen und bekannt 
gemacht werden. “ — 
Wir bitten daher unsere geehrten Leser, uns 
fleißig Berichte zugehen zu lassen, wann sie das 
Mittel zur Anwendung gebracht, und uns genau 
ihte Veobachtungen mitzutheilen, die wir daun syste- 
matisch geordnet veröffentlichen werden. 
Natürlich muß jeder, der die Citronensäure 
pegen die Gicht anwendet, seiner Natur die Menge 
des täglich zu genießenden Saftes anpassen; man 
mag zur größeren Vorsicht auch die Kur unter ge⸗ 
nauer Beobachtung eines Arztes vornehmen. 
88 muß jedoch unter allen Umständen beob⸗ 
83 werden: Der Citronensaft wirkt in 
An gegebenen Sinne nur dann, wenn er in 
berer Menge genossen wird.“ — 
— „Correspondenz Hoffmann“ giebt den 
n eines Herrn dan Wedden in Rotter⸗ 
dam als eines raffinierten Waarenschwindlers be— 
¶aum den Saft so vollständig als möglich aus 
n gewinnen, 53 —A8 
n in einer gewöhnlichen Saftpresse gequetschi. 
kannt, vor dessen geschäftlichen Manipulationen 
gewarnt wird. — — 
F Eine Bürgermeisterwahl mit Hindernissen 
wurde soeben in Thornhill (England) vorge— 
nommen. Die kleine Stadt hat natürlich auch 
ihre zwei Parteien, die sich spinnefeind sind und 
don denen jede ihren Candidaten aufstellte. Als 
sich die Stadtverordneten zur Wahl versammelten, 
zeigte es sich, daß beide Parteien gleich stark waren, 
und da Niemand nachgeben wollte, wurde fortge— 
sessen und von Zeit zu Zeit immer wieder frisch 
iber immer wieder mit Stimmengleichheit gewählt. 
Wer länger aushielt, mußte gewinnen. Die Raths⸗ 
stube, aus der sich Niemand hinauswagte glich 
einem Feldlager; es wurde dort auf dem Boden 
gjeschlafen, man kneipte dort, man aß und rauchte 
»olle 30 Stunden lang — aber zur Erwählung 
des Bürgermeisters kam es noch immer nicht; einer 
der Stadtverordneten verließ den Saal für einen 
Augenblick und die Gegenpartei trachtete die Thür 
zu besetzen und ihm die Rückkehr unmöglich zu 
nachen, was zu einem Kampfe führte, der mit der 
Freimachung der Thür und einigen blutenden Nasen 
endete. Endlich machte ein „glücklicher Zufall“ 
nach 36stüundiger Dauer der Sitzung ein Ende und 
»erhalf zugleich Thornhill zu einem Bürgermeister. 
Die Frau eines der Stadtverordneten starb; er 
nußte an das Todtenbett eilen, wenn er schon vom 
strankenlager fern geblieben war, und dies sicherte 
d»er Gegenpartei den Sieg, deren Candidat gleich 
zarauf mit einer Stimme Mehrheit zum Bürger⸗ 
meister erwählt wurde. 
7 Ein Veteran.) Am 10. d. M. ist in 
Wittowo der Oberst v. Malczewski im Alter von 
100 Jahren gestorben. Derselbe wurde in der 
riegsschule zu Berlin erzogen, gerieth als preußischer 
Offizier nach der Schlacht bei Jena im Jahre 1806 
in französische Gefaugenschaft, trat alsdann in's 
tranzösische Heer ein und war mit Napoleon im 
Jahre 1814 auf der Insel Elba. Nach dem pol—⸗ 
aischen Novemberaufstande und dem Insurektions⸗ 
kriege im Jahre 1831 gerieth er in russische Ge— 
fangenschaft und wurde nach Sibirien geschickt, wo 
er 47 Jahre zugebracht hat. Vor zwei 
Jahren kehrte er aus der Verbannung zurück, wohnte 
einige Zeit in der Stadt Posen und verlegte im 
Juli vorigen Jahres seinen Wohnsitz nach Witkowo, 
wo er sein Leben beendet hat. Er ist der letzte 
polnische Veteran gewesen, der noch unter Napoleon 
getampft hat. 
F Ein kleiner Börsenkrach ist in Rew⸗York 
ausgebrochen. Nachdem Ende der vorvergangenen 
Woche einige Kornwucherer an Ueberspekulation 
Bankerott gemacht haben, ist das Strafgericht nun 
auch über einige Groß-Banken gekommen. Die 
vielen Konkurreuzbahnen führen ständige Tarifkriege 
nit einander und dem Unterbieten der Frachtsätze 
'olgt naturgemäß die Unrentabilität der schwächeren 
Bahnen. Dieselben sind sämmtlich start mit Hy⸗ 
potheten belastet, und die Aktien mehrerer Bahnen 
hereits werthlos. Die New⸗-Norker Banken haben 
aber die Obligationen der Bahnen beliehen, und 
nachdem neuerdings über einige Bahnen der Con⸗ 
cours verhängt worden ist, sind die Bahnenwerthe 
capid zurückgegangen und theilweise total unverkäuf⸗ 
lich. In Folge dessen und da außerdem auch auf 
anderen Gebieten eine große Ueberspekalation zu Tage 
getreten ist und das Vertrauen zu den Banken sich 
derminderte, haben einige derselben ihre Zahlungen 
eingestellt. Die Mettopolitan Nationalbank und 
drei Maklersirmen Nalson und Co., Goff und Ran⸗ 
dall uad Bongart und Coump. stellten die Zahlungen 
ein. Verfehlte Spekulatiönen des Präsidenten der 
Seconde-Nationalbank haben diese ruinirt. Die 
Atantik State Bank stellte die Zahlungen ein. Die 
Panik beeinflußt lebhaft den Oelmackt. Zahlungs⸗ 
einstellungen haben ferner angemeldet: Die Bauk— 
firmen Donnel, Lawson, Simpson und Häatch und 
Foote. Das Schlimmste scheint durch Zusammenstehen 
der anderen zwar auch bedrohten aber noch hin⸗ 
reichend festen Banken vorüber zu sein. Am 16 Mai 
ind neue Zahlungseinstelluugen erfolgt, so daß die 
risis noch nicht als beendet betrachtet werden kann. 
F* Der ‚„Viehkönig“ von Wyoming 
ind wahrscheinlich vom ganzen Westen der Veren 
nigten Staaten ist A. H. Swan von Chehenne City, 
velcher 200,000 Stück Vieh besitzt. Einer seiner 
Bieh-Ranches ist 100 Meilen lang und 50 bi⸗- 100 
Meilen breit,also größer als das Königreich Sachsen, 
und seine gesammte Weideländereien an den F üjsen 
daramie, Medicine Bow, North Platte ꝛ⁊c. umfassen 
in weit größeres Areal, als das Königreich Wert⸗ 
temberg. Der Mann kann sich also in Wirklichkeit 
einen König nennen. Swan ist 51 Jahre alt und 
tam 1853, mit 1000 Dollars in der Tasche, von 
Pensylvanien nach Jowa, wo er sich mit Viehhandel 
und Viehzucht beschäftigte. Im Jahre 1872 be—⸗ 
jann er mit seinem Bruder Viehzucht in größerem 
Maßstabe in Wyoming und vergrößerte die ursprüng⸗ 
iche Heerde von 3000 Stück auf ihren heutigen 
Umfang. Das Geschäft wuchs so riefig, daß Swan 
ꝛs in fünf große Landkompagnien eintheilte, von 
denen er Präsident ist. Eine der Kompagnien, die 
Ogalalla Land- und Viehkompagnie von Nebraska, 
zesitzt 38, 000 Stück Vieh. Die Black Hill Kom⸗ 
»agnie von Dakota besitzt 85,000 Stück Vieh im 
Werthe von 2,250,000 Dollars und Swan steht 
etzt im Begriffe, seinen Antheil daran für 750,000 
Dollars zu verkaufen. Seine neueste Unternehmung 
ist die Gründung eines Landsyndikats und einer 
„Stockyard Company“ in Omaha. Dort wurden 
2000 Acres Land gekauft, welche theilweise zur 
Anlegung einer Vorstadt, theils zur Anlage von 
Viehhofen und Schlachthäusern bestimmt sind, die 
in Größe den Chicagoern gleichkommen und diesen 
die Zufuhr westlich vom Missourie abschneiden wer⸗ 
den. Von hier aus soll frisches Rindfleisch in 
ünstlich erkälteten Kars direkt nach östlichen Märkten 
vderschifft werden. Außer dem Mitbesitz an diesen 
»erschiedenen Unternehmungen hat Swan individuell 
in Wyoming 150,000 Acres eingezäuntes Land 
nit zehn Farmhäusern, acht Scheunen und 50 
„Corrals“ zum Brennen des Viehes, sowie einen 
zroßen Landkomplex in Jowa, 40 Meilen von Des 
Moines, welcher auf 350,000 Dollars geschätzt ist. 
7 Fürst Bismarck's Popularität geh 
in Amerika so weit, daß ihn die Fabrikanten gern 
als Schutzmarke und Reklamefigur auf ihre Fabrikate 
setzen. Bismarckseifen, Bismarckcravaien u. s. w. 
sind keine Seltenheiten. Namentlich aber arbeiten 
die Interessenten gern mit dem berühmten Namen. 
Welche Aehnlichkeit hat Fürst Bismarck mit Spaul— 
ing's Leim?“ lautet ein Inserat in einem südlichen 
Blatte, und die Antwort, die der Fabrikant gibt. 
st: Beide halten zäh fest und lassen nie wieder 
os, wenn sie einmal eine Sache angefaßt haben!“ 
And ein Anderer inserirt: „Sozodont und Bismarck.“ 
Sieht man den Fürsten, so sieht man ihm gar nicht 
in, welche Allmacht er ausübt (that he sways 
uch almost omnipotence). Er sieht ruhig und 
zelassen aus. Auch dem Sozodont fieht man es 
nicht an, welche Zauberkraft ihm innewohnt. Es 
ieht aus, wie jedes andere Präparat. Aber beide 
zalten, was sie versprechen! Bismarck ist der Tod 
ür die Feinde des Deutschen Kaiserrreichs und So— 
odont der Tod aller Zahnparasiten!“ Es liegt ein 
zut Theil — Ungenirtheit darin, den Namen des 
Fürsten zu diesen Zwecken zu mißbrauchen — allein 
's verräth zugleich so viel uͤberzeugte, naive Aner—⸗ 
ennung, daß man es den spekulativen Yankees 
nicht übel nehmen mag, wenn sie meinen: Es sei 
die beste Empfehlung ihrer Waaren, wenn „Bis— 
marck“ aufder Etiquette steht. 
f Unter der Aufschrift: „Apotheker-Examen in 
»inem westlichen Temperenznest“ bringt ein im 
Westen erscheinendes Blatt folgende gelungeneSchnurre. 
In einer Apotheke zu Stillwater, Minn., wo 
neben andern guten Sachen auch Sodawasser aus- 
zeschenkt wird, kam kürzlich ein junger Mann und 
erkundigte sich, ob nicht eine Sielle für einen 
Apotheter offen sei. „Haben Sie die nöthigen 
Fenntnisse und längere Erfahrung?“ fragte der 
Eigenthümer, indem er den Applikanten bei Seite 
zog. — Ich glaube mit ja antworten zu können, 
zab der Jüngling leise zurück. — Wie lange im 
Geschäfte? — Drei Jahre. — Wo? — In Mil—⸗ 
waukee. — Hm — Was würden Sie thun, wenn 
jemand mit einem einfachen Wink an die Soda⸗ 
fontaine tritt? — Guten alten Korn und Soda. 
— Zwei kurze Winke und Schnalzen mit der Zunge? 
— Wird das Glas halbvoll mit Jamaika-Rum 
gefüllt. — Wenn jemand nach Bananasyrup frägt 
und hat Zeigefinger und Daumen in der linken 
Bestentasche? — Der meint Cognak mit Ingwer. 
— Drei Winke und ein Zeichen mit dem Daumen 
über die linke Schulter? — Alten holländischen 
Wachholder und das nämliche für die nachkommenden 
Freunde. — Wenn jemand Hudson sagt und 
links ausspuckt? — Atten Korn mit Pfeffermünz 
und Wehrmut. — Den Kautabak aus dem Mund 
und in die linke Hand? — Hand made sour 
mash. — Gut, sehr gut, das thuts. Sie können 
ich morgen früh einstellen. Sollte etwas Außer⸗ 
ardentliches verlangt werden — diese Sachen sind