gt. Ingherter Amziger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der „St. Ingberter Anzeiger erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Tamstag und Tonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
Alait und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blat kostet vierteljahrlich 1 AM 60 A⸗ einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen MA 75 4, einschließic
Zuftellurasacbübr. Tie Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum betragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfalzischen und iolchen
anf welche die Ervedition Auskunft ertheilt, 15 . bei Neclamen 30 A. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet.
——
Donnerstag, 17. Januar 1884.
19. Jahrg.
—
VPolitische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Muünchen, 15. Januar. In der gestrigen
zinanz- Ausschuß-Sitzung über den Cultus-Etat
zurde der Antrag des Referenten auf möglichste
xrtheilung konfessionellen Geschichtsunterrichts an den
gymnasien von Ruppert und Luthardt unterstützt,
surch Stichentscheid des Vorsißenden angenommen.
guhls Anregung betreffs der Landauer
5chulzeugniß Affaire beantwortet der Mi⸗
uaister, daß Scholl bereits den zweiten discipfinären
Herweis erhalten habe, Bolza hiemit nicht zufrieden,
die Versetzung verlange, wozu Recht und Anlaß
ehle. Ferner bedauert Buhl die Aufhebung des
dealgnymrasiums in Speyer.
Ptünchen, 15. Januar. In den Berichten
den Rechnungsnachweisen über den Zinszuschuß
ur die Pfälzischen Eisenbahnen pro 1881 und
882 beantragt Abgeord. Dr. d. Schauß die An⸗
rkennung zu ertheilen. Was die ersteren betrifft,
dwar für 1880 und 1881 je der Betrag von
3700.000 Mt. budgetirt; es beziffert sich jedoch
nach der Rechnung pro 1880 nur ein Passivrest
en 1,747,051 Mk. 99 Pf., also um 952,048
Rark O1 Pf. weniger. Für 1882 und 1883 war
der Bettag von 1,800, 000 Mt. budgetirt; nach
zer Rechnung pro 1881 entziffert sich ein Passiv·
est von 2,1851,040 Mk. 78 Pf., also ein Mehr
son 331.040 Mt. 78 Pf. als Staatszuschuß. Eine
krinnerung hiergegen kann nicht erhoben werden.
—Bezüglich der Stempelsteuerpflichtigkeit der Spiel⸗
usweise bei Ausspieluugen von geringwerthigen
gegenstaͤnden wurde folgende neue Norm eingeführt:
Der Reichsstempelabgabe unterliegen auch diejenigen
Spielausweise, welche bei den auf Jahrmärkten
ind bei Gelegenheit von Volksbelustigungen üblichen
jffentlichen Ausspielungen geringwerthiger Gegen⸗
fände ausgegeben werden.“
Muͤnchen, 16. Januar. Die Kammer nahm
den Antrag Gabler an, den Postschalterdienst an
Sonn⸗ und Fehsttagen von acht auf vier Stunden
m heschränken.
— Dem Vernehmen nach wurde Herr Imge⸗
aieur Martin von Kaiserslautern nach Kirch—
deimbolanden versetzt.
— Wachenheim, 13. Jan. Die „Bgztg.“
chreibt: Es dürfte wohl auch weitere Kreise die
dachricht interessiren, daß die Wittwe des verlebten
zutsbesitzers Hrn. Joh. Lud. Wolf sich unterm 10.
Hels in Munchen mit dem Beheizungstechniker
)rn. L. H. Hauber von Jeitenbach (Pfalz) wieder
Herchelicht hat. Hoffentlich wird die großherzige
Ddame neben ihrer neuen Heimath ihrem alten
Vachenheim in gleich edelmüthiger Weise wie seit⸗
jer ein freundliches Andenken bewahren.
— Gaidhauser Lotterie.) Die Klagen
iber Versehen bei der Haidhauser Loosziehung sind
ehr zahlreich. Wir machen auf diese Thatsache,
zaß solche Klagen bestehen, aufmerksam, damit die
roosbesißer ihre Loose aufbewahren, im Falle von
zetheiligler Seite auf dem Rechtswege eine Sistir⸗
ing der Gewinnauszahlung und eine Umstoßung
der Ziehung angestrebt werden sollte.
Schwindler oder mit einem Geisteskranken zu ihun
zat, wird die Untersuchung zeigen.
7Köln, 15. Jannar. Bei der heutigen
Ziehung der Dombaulotterie fiel der Hauptgewinn
hon 75,000 Mk. auf Nr. 2639, ein Gewinn von
3000 Mk. fiel auf Nr. 324,591 und einer von
1500 Mk. auf Nr. 18,276.
Mainz, 14. Januar. Gestern Abend er⸗
lönte von der Haupwache am Liebfrauenplatz her
iin Knall, wodurch die Nachbarschaft erschreckt wurde
ind sich eine große Anzahl Neugieriger vor der
dauptwache ansammelten. Die Wache trat sofort
ns Gewehr und ergab die angestellte Untersuchung,
daß ein böswilliger, bis jetzt noch unbekannter
Mensch in eine der beiden Kanonen, welche vor
)er Wache aufgepflanzt sind, unbemerkt eine starke
radung Pulver untergebracht hatte, welche mit einem
Zünder zur Explosion gebracht wurde. Die Hülse
)es Pulvers wurde bis in die Mitte des Liebfrauen⸗
latzes geschleudert und hätte für den Vorübergehen⸗
den leicht gefährlich werden können.
F Frankfurt a. M., 15. Januar. Nach
dem „General⸗Anzeiger“ ist ein des Dynnmit⸗
Attentates im Clesernhof Verdächter in Hamburg
derhaftet worden.
FWiesbaden, 14. Januar. Wie das
Wiesb. Tgbl. meldet, soll nach umlaufenden Ge⸗
rüchten die Verlobung der Prinzessin Hilda von
stassau mit dem Erbgroßherzog von Baden nahe
—X
In Schkeuditz wurde vor einigen Tagen
eine Auktion abgehalten, in welcher ein Arbeits⸗
mann ein altes Schreibpult erssand. Als er das⸗
elbe nach Hause geschafft hatte, untersuchte er es
und — fand ein geheimes Schubfach und in diesem
Werthpapiere im Werthe von gegen 45,000 Mk.
Der ehrliche Finder hat dieselben den die Auktion
deranstalteten Erben zurückgegeben und fich mit dem
gesetzlichen Finderlohn begnügt.
F Wien, 14. Januar. Die Beweise und
Anzeigen, welche dafür sprechen, daß die beiden
zerhafteten Personen, Pongraz und sein Genosse
dürschner, den Raubmord in der Eiserr'schen
Wechselstube verübt haben, haben sich derart gehäuft,
daß an der Schuld dieser Männer nicht mehr zu
weifeln ist. Viele Personen, welche die Verbrecher
ur Zeit der Unthat von der Wechselstube wegfliehrn
ahen, erkannten in beiden die Mörder. Verschiedene
Versuche, ihr Alibi nachzuweisen, mißlangen. Von
dem geraubten Gelde wurde Nichts vorgefunden.
Paris, 14. Januar. Gestern hielten die
inbeschäftigten Pariser Arbeiter im Saale
Levis eine Bersammlung, zu der sich an 2000 Ar⸗
zeiter eingestellt hatlen. Die Redner schilderten die
—ED
eien ohne Beschäftigung und die einzige Aushilfe für
die Arbeiter sei die Revolution und die Flinte. Es
zing sehr stürmisch her; doch waren die Reden nicht
chlimmer, als es in Anarchistenversammlungen jetzt
—XX
angenommen, die dahin ging, daß „das letzte Heil
die Revolution in kurzer Frist“ sei. Als die Ver⸗
ammlung geschlossen war, bildeten sich Gruppen,
velche die Carmagnole sangen und riefen: „Nieder
nit der Polizei!“ Jetzt schritt die Polizei ein,
ersprengte die Arbeiterhaufen und nahm sechs Ver⸗
jaftungen, darunter die einer Frau vor. Die Ver⸗
ammlung hatte auch beschlossen, morgen vor das
ẽlysée und die Deputirtenkammer zu ziehen, bis
seute Nachmittag 3 Uhr aber ist keine derartige
kundgebung erfolqt.
— —
Vermischtes.
— Folgende trollige Geschichte passirte kürzlich
n München. Ind einem angesehenen dortigen
dause wurde zur Mittagszeit geklingelt. Die Magd
ffnete und als sie einen Handwerksburschen draußen
ah, schlug sie mit den Worten „Wird nichts ge—
eben“ die Thüre wieder zu. Gleich darauf klingelte
wieder sehr energisch; der Herr der Wohnung
ifffnete nun selbst und als auch er den Handwerks⸗
urschen wiederum außen stehen sah, fuhr er ihn
arsch an und wollte eben wieder die Thüre schlie⸗
zen, als das Bürschlein rief: „Ich will ja nichts,
ch will Ihnen ja nur die Geldbörse geben, die
Zie vorhin vor dem Hause mit dem Schlüssel aus
Rer Tasche fallen ließen.“ Verblüfft nahm der
derr die ziemlich inhaltsreiche Börse in Empfang
ind schenklke dem Finder 1 Mark.
Die „Bahyerische Aktien-Bierbrauerei“, in
Aschaffenburg, welche zu Weihnachten dem
Reichskanzler ein Faß Bier geschickt hatte, erhielt
ürzlich ein vom 8. Januar datirtes Dankschreiben
)»es Grafen Wilhelm Bismarck, in welchem Füuͤrst
zismarck konstatiren ließ, daß das Bier gut ge⸗
chmeckt und daß er das Faß bereits ausgetrunken
abe.
pWeiskirchen, 9. Januar. Eine unheimliche
Heschichte durchläuft seit einigen Tagen unsern
ynst so stillen Ort. Es ist bekannt, daß ein hie⸗
iger Einwohner seit Allerheiligentag vermißt wurde;
nemand wußte uͤber den Verbleib des Verschollenen
Auskunft zu geben. Vor einigen Tagen nun war
in Nachbar auf seinem Speicher damit beschäftigt,
nufgelagerte Ginster zu entnehmen, als er plötzlich
inen Stiefel zu fassen bekam. In seinem Schrecken
og er denselben an sich und so kam die schon
albverweste Leiche des Vermißten zum Vorschein.
Nan machte gleich Anzeige von dieser kriminellen
Heschichte und wird die Untersuchung hossentlich
as Weitere ergeben. (Merz. Ztig.)
In Oberwinden bei Waldkirch erschien
or einigen Tagen ein junger Mann, der sich für
inen Baͤhncontroleur und bald als Sohn eines
ad. Juristen, bald als Verwandten des latholischen
Drisgeistlichen ausgab. Derselbe machte großen
lufwand und bezahlte baar. Am 7. lud er die
hemeindebehörden zu einem Festessen ein, wobei
s hoch herging. Zwei Tage darauf wurde der
reigebige Herr verhaftet. Ob man es mit einem
Ausland.
Wien, 15. Januar. Der Kaiser begibt
ich heute Abend nach München zum Besuche des
hrinzen und der Prinzessin Gisela.
Paris, 16. Januar. Präsident Grevy em⸗
fing gestern den Botschafter Fürsten Hohenlohe,
velcher sich heute nach Berlin begibt und an dem
norgen stattfindenden Diner im Elisée nicht theil⸗
iimmt. — Der bisher in Clairvaux gefangen ge⸗
altene Fürst Krapoktin ist nach hier überführt
vorden.
—
Lokale und pfälzische Nachrichten.
—Kaiserslautern. Am Montag Abend
ourde von einer Versammlung ehemaliger Schüler
er k.Kreisrealschule definitiv beschlossen, das
OGjährige Bestehen der Anstalt Anfangs August
. J. festlich zu begeben. Das Programm lautet:
Samstags Reunion mit Militärmusik, Sonntags
darademusik, Feftzug, Festakt in der Fruchthalle,
Zanket, Montags musikalischer Frühschoppen.
— Einzig in den Annalen der Megelsuppen
nöchte der Fall dastehen, der vorige Woche in
B iunweiler sich ereignete. Es wurden näm—
ich von einem dortigen Bürger zwei einjährige
„chweine geschlachtet, welche zusammen 42 88.
onneny