Full text: St. Ingberter Anzeiger

Wadgassen, 25. Mai. Hier ist man 
mit Anlage einer neuen Glashütte beschäftigt. Die 
Bausteine dazu werden von Güdingen auf der Saar 
zingebracht. 
Bismarkckund Richter schildert die ent⸗ 
schieden liberale „Berliner Börsenzeitung“ also: 
Fürst Bismarck ist (ganz abgesehen von seiner 
Hröße als Staatsmann) auch als Redner seinem 
Gegner bedeutend überlegen, nicht nur an positiven 
Besichtspunkten, an klarer Einsicht in die Verknüpf⸗ 
ing und Enwickelung sozialer Erscheinungen, an 
treffendem Urtheil über historische und moderne 
Verhälinisse in anderen Staaten, sondern auch in 
der Kunst, interessant, fesselnd, anregend zu sprechen. 
Man mag seine Anschauungen nicht theilen, so wird 
nan sich dem bestrickenden Einflusse seiner Worte 
nicht entziehen koͤnnen, die ödeste, langweiligste 
Debatte gelangt in eine reißende Strömung, sobald 
er in dieselbe eingreift. Er bringt immer neue 
Hesichtspunkte, neues Material und inspirirt seine 
Hegner zu lebhafter Diskussion. Eugen Richters 
Bedeutung liegt in seiner dialektischen Gewandtheit, 
seiner erstaunlichen Schlagfertigkeit, in seiner Be⸗ 
gabung für Satire und Ironie und in seinen aus⸗ 
Jebrejteten Kenntnissen. Er wirkt durch die glän⸗ 
ende Macht seiner Reden und durch den leiden⸗ 
schaftlichen fließenden Vortrag — an positivem 
Gehalt. an staalsmännischen Ideen werden spätere 
Geschlechter aus den gesammelten Werken dieses 
Meisters der Verneinung kaum etwas zu schöpfen 
bermögen. Eine einzige Rede Bismarcks wiegt an 
nnerem Werth ein halbes Dutzend Richter'scher 
Repliken auf, mögen auch die letzteren für den Augen⸗ 
hlikk eine zuͤndendere Wirkung ausüben, da ihr Kern 
us geschicten versönlichen Ängriffen besteht. 
London, 24. Mai. Die französische Brigg 
„Senorine“ hat bei Neufundland Schiffbruch ge⸗ 
itten. 53 Passagiere und 9 von der Schiffsmann 
chaft sind ertrunken. 
In Clonnelin Irland wurden zwei 
xrauenzimmer verhaftet, die ein drei Jahre altes 
Rädchen in scheuaͤlicher Weise mißhandelt haben. 
das Kind war lahm und die abergläubigen Dorf⸗ 
»ewohner glaubten, daß es von den bösen Geistern 
n der Wiege verwechselt worden sei. Als die 
Mutter des Kindes am Freitag das Haus verlussen 
satte, drangen die beiden Frauenzimmer in die 
Bohnstube ein, machten eine Schaufel glühend heiß 
ind setzten das Kind in dem Glaubeu auf dieselbe, 
»aß es von den bösen Geistern weggeholt und 
zurch das richtige Kind ersetzt werden würde. Die 
yösen Geister erschienen in der Gestalt der Polizei, 
ie jedoch erst dann ankam, als das arme Kind 
— 
yongetragen hatte. 
P Die kleinste Lokomotive, welche je⸗ 
nals gebaut worden, hat ein Herr Henry Case in 
dir Eity, Pa., soeben fertiggestellt. Das kleine 
ding, welches acht Zoll lang ist und nur 1 
—XXDD0 
Silber construirt und dauerte die Herstellung des⸗ 
elben drei Jahre, den Tag zu zehn Arbeitsstunden 
erechnet. An der kleinen Lokomotive befinden sich 
85 Schrauben und das Manometer hat nur N 
Zoll Durchmesser. Die Pumpe dieses Miniatur—⸗ 
vunders vrmag mit einem Male nicht mehr als 
inen Tropfen Wasser zu heben. Der erforderliche 
dampf wird durch einen kleinen Spiritusapparat 
rzeugt; die Spurweite der Lokomotive beträgt T 
Zoll und der Schornstein ist 1120 Zoll boch. 
4 (Wie man Wasser — kochen kann. 
Würde man an irgend eine Hausfrau die Frase 
ichten: „Madame, wissen Sie, wie man Wass 
iocht?“, so würde die Madame entweder die Froge 
ür eine Beleidigung oder den Fragesteller für den 
rückt halten. Und doch wagen wir, zu behaupien 
)aß es nur sehr wenige Hausfrauen gibt, die wise 
vie man Wasser kocht. Charles Delmonico, da 
rerühmte Newyorker Restaurateur, erklärt nämlich: 
Das Geheimniß des Wasserkochens besteht dari, 
zaß man frisches Wasser in einen sauberen, gut durg 
värmten Kessel gießt, das Wasser schnell sieden 
äßt und es dann für Thee oder Kaffe benuß 
he es verdorben ist. Läßt man dagegen das Wass 
erdampfen und brodeln, bis alles gute Wasser al 
Dunst durch die Luft fliegt und nur der mit Kalf 
ind Eisen versetzte Niederschlag übrig bleibt, dan 
kann kein gesundes Getränk aus demselben zubereite 
werden. Solches Wasser ist gesundheitsgefährligh 
ind sollte unter keinen Umständen benutzt werden“ 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Landau Philipp Beck, Gutsbe— 
itzer, 80 J. a.; in Kaiserslautern Juliana Guth 
27 J. a.; in Grünstadt Joh. Theobald Setzzerl, 
78 J. a.; in Heimkirchen Karl Ludwig Maué 
36 J. a.; in Neustadt Frau Regina Gumpriq 
Marktbericht. 
Landstuhl, 26. Mai. (Fruchtmittelpreis und Lil 
ualienmarkt.) Weizen 0 M. —-Pf., Korn 7 M. 50 pj. 
czpelz O M. — Pf. Hafer 0Ml. — Pf., Gerste O M 
— üf., Wicken — M. — Ppf., Erbien — M. — Vs. 
zinsen — M. — Pf., Kleesamen — M. — Pf., Kartoßfen 
er Ztr 0 M. — Pf., Kornbrod 6 Pfd. 65 Pf., Weis 
rod 2 Pfd. 45 Pf., Gem. Brod 3 Pfd. — Pf., Butler 
der Pfd. O M. 90 Pf. Eier per Dutzend 54 Pf. 
Für die Redaktion veraniworilich: F. x Demer 
Bekanntmachung. 
Donnerstag, den 5. Juni 
1884, Morgens 9 Uhr, in der 
Wirthschaft der Wititwe von Peter 
deuffer in St. Ingbert werden 
1 Kleiderschrank, 1 Küchen⸗ 
schrank, Wirthstische, 1 run⸗ 
der Tisch, Stühle, Bänke, 
Bilder, Gläser, sowie sonstige 
Begenstände, 
gegen Baarzahlung versteigert. 
St. Ingbert, 29. Mai 1884. 
PH. Fitæ, 
Geschaͤtsmann. 
Großere 
Kapitalien 
zum Ausleihen gegen hypo⸗ 
Rhetarische Sicherheit bei 
Geschäftsmann Fitz. 
Wüßermeisen 
Zu vermiethen 
iie Wohnung des Herrn Bau⸗ 
chaffners Hausser, im Dercum'schen 
dause, im Josefsthal dahier, bestehend 
ius 8 Zimmern, Küche, 3 Mansarden, 
S„peicher, Keller, Antheil Waschküche 
ind Gärichen, beziehbar bis 1. August 
884. 
Näheres bei Geschäftsmann Fitz 
ahier. 
Dee in der Oberstadt, neben Brauerei 
Becker dahier gelegene, früher 
georg Best'sche, jetzt Seyb'sche Wohn⸗ 
saus, mit Stallung, Scheuer, Keller 
ind allen Zubehörden, ist, sofort be⸗ 
iehbar, im Ganzen oder getheilt, zu 
ermiethen durch Geschäftsmann 
Rit in Si. Inabert. 
Todes-Anzeiqe. 
Freunden und Bekannten die betrübende —XX dass 
uuseor Söbhnchen 
ICA I 
im zarten Alter von 8 Monaten heute Morgen um 4 Ubr 
zanft in ein besseres Jenseits abberufen wurde. 
Die Béerdigung findet Samstag Nachmittag 3 Uhr gtatt 
St. Ingbert, 29. Mai 1884. 
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen 
Christian RKlinge. 
Bekanntmachung. 
Donnerstag, den 5. Juni 
18834, Morgens 10 Uhr in der 
Wirthschaft der Wittwe von Peter 
deusser in St. Ingbert, ver⸗ 
Jeigere ich einige e Farr 
änd 8 d 8 8 
ne dseee — J Am Pfingstsountas den 1. Juni, findet im Oberhauser 
Bechthold, gegen sofortige Baar⸗ Das Logis im eꝑ von Abends 8 Uhr ab 
ahlung. Stock meines Hauses, bisher 2 
nEiIngbert. 20. Mai 1884. von Herrn Oberhauser bewohnt, ist Monatsversammlung 
Bh. Fit, jofort beziehbar, zu vermiethen. jerbunden mit 
Verwalter der Concursmasie Bechthold. Oari Schwara. musikalis ch-the atralis ch er 
—2 ⸗ 
— ——[—[ [ Unterhaltung — 
statt, wozu die Mitglieder mit Familie hiermit eingeladen werden. 
— , Naͤchste Woche — Nur mit Mützen, Vereinszeichen und ieeepen pee Mitgl 
Ziehung der letzten Kirchenbau⸗Lotterie haben Zutritt und ist Einführung von ——————— 3— gee 
— j er gschuß. 
Giesing-München. ussch 
Vl. und setzte Prämien-Lollecte. 
VFVortheilhafteste mit vielen hohen Treffern. AJ 
7 * Gewinne ohne jeden Abzug. 1 
165,200 Gewinne im Betrage von 161,600 Mark 
Hauplttreffer: Mk. 50,000, 10,000, 5000 ett. 
ahnct Ibzug. 
Ziehung: Donnerstag, den 5. Juni 1884. 
Loose aA 2 Mek. sind zu haben bei allen belannten Verkaufs⸗ 
stellen in der Pfalz und bei der 
Haupt⸗· Agentur Jul. Goldschmit, Ludwigshafen. 
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Druck und Verlad don 
* 
F. 
2 
mek in S Jnabert.