Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donunerstag, STamstag und Sonntag; 2mal woͤchentilich mit Unterhaltungs 
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1.2 GoO Z einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1.24 75 4, einschließlich 
d ZZustellungsgebühhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseralten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solcher 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I3 4, Reclamen 30 Bei 4maliger GSinruckung wird nur dreimalige berechnet. 
M 109. Sonntag. 8. Juni 1884. 
19. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
In Bayern sollen, wie man hört, Verhand⸗ 
ungen darüber stattfinden, ob nicht eine Aufhebung 
xet Steuerprivilegien der Standesherren herbeizu⸗ 
üͤhren ist und zwar auf Grund einer einmaligen 
zntschädigung an dieselben. 
Essen, 5. Juni. Die heutige Generalver— 
ummlung des Westdeutschen Vereins für Koloni— 
nion und Export in Düsseldorf nahm eine Reso—⸗ 
ütion an, worin die Schritte der Reichsregierung 
ur Wahrung jetziger und künftiger Interessen 
keutschlands im Gebiete des Congostromes und der 
nittelafrikanischen Westküste freudig begrüßt werden, 
velche mit noch größerer Befriedigung durch die 
zklärung des Reichskanzlers erfülit ist, daß die 
Augra Pequena-Bai und die Küsterstriche des Na— 
naqualandes unter dem Schutze des deutschen Reiches 
tehen. Die Versammlung hofft zuversichtlich, die 
brotektion Deutschlands werde auch den nördlichen 
Hehieten des Hlererolandes zutheil, sowohl im Hin—⸗ 
blick auf die langjährig dort bestehenden deutschen 
Interessen, wie auch um eine genügende wirthschaft⸗ 
liche Basis für deutsche Unternehmungen an der 
düste Südwestafrikas zu gewinnen. 
Berlin, 5. Juni. Heute wurde hier ein 
jahlteich besuchter Kongreß der Rabbiner Deutsch— 
lands eröffnet, zu welchem die antisemitischen Et— 
ignisse der letzten Jahre Veranlassung gegeben 
saben. Religiöse Streitigkeiten sind von der Be— 
tathung ausgeschlossen. Es soll eine öffentliche Er— 
lärung erlassen werden, wonach das Judenthum 
eine Rächstenliebe auf alle Völker ausdehnt; ferner 
ollen die Mittel zur Hebung des religiöfen Sinnes 
berathen und ein Verband der Rabbiner Deutsch- 
ands gebildet werden. 
Die diesjährige Reise des Großen General⸗ 
tabs unter Führung seines Chefs des General⸗ 
eldmarschalls Grafen Moltke wird Ende August 
beginnen und sich auf einige süddeutsche Staalen, 
vermuthlich Württemberg und Baden, erstrecken. Die 
Theilnehmer werden übrigens doch auch den großen 
daisermanövern des 7. uͤd 8. Armeekorps beiwoh⸗ 
nen tönnen. Der Kaiser wünscht bei den legtern 
tdenfalls die Begleitung Moltkes. 
Ausland. 
Wien. Die blutigen Vorspiele zu den Wahlen 
n Ungarn und Siebenbürgen mehren sich 
m erschreckender Weise. In einer Ortschaft des 
tiüheren Wahlbezirkes Peter Dobrzansky'sdessen 
fare in jüngstet Zeit solch/ außerordentuüches Nuß 
khen machte, in Ghörgho⸗Alfalu in Siebenbürgen, 
—T zu blutigen Zusammenstößen zwischen den 
Nhangern Dobrzansky's und des zweiten Kandi— 
uuten Baron Edmund Splenyi einerseits, und 
wishen den betruntenen Wählern und der Geu 
darmerie andererseits. Als Splenyi seine Pro— 
Lanmtede hielt, wurde seine Parter von den Geg⸗ 
nn mit einem Steinhagel beworfen. Gendarmen 
dritten ein und auch diese wurden so heftig ange⸗ 
—— daß der Postenführer schwer vberwundet 
und sie zur Selbstwehr von ihren Schutz⸗ 
Gebrauch machen mußten. Von den Au— 
gern Dobrzansky's wurden 16, nach einer an⸗ 
Meldung 24 theils lebensgefahrlich, theils 
* verletzt, (4 andere OQuellen sprechen von 8) 
* lodt auf dem Platze. Nach Alfalu sind aus 
—3 200 Mann Militar abgegangen. Aus 
un Orten liegen ebenfalls Mittheilungen von 
ichen Ausschresͤungen vor. Sowtu 38 33 
ehr widersprechenden Berichten bis jetzt eine Beur⸗ 
heilung möglich ist, erscheint es ziemlich sicher, daß 
die meisten Exzesse von den Anhängern der äußer— 
ten Linken ausgegangen sind. Der Terrorismus 
ging so weit, daß der gewesene Abgeordnete der 
iberalen Partei, Paul Andahazy, aus seinem 
Banner Bezirke im buchstäblichen Sinne des Wortes 
lüchten mußte, um das nackte Leben zu retten. 
Madrid, 5. Juni. Der Konig unterzeich⸗ 
nete heute das Dekret, welches den Ausfuhrzoll auf 
Tubazucker herabsetzt. 
Fin Theil der Schrote war in das Gehirn gedrungen 
ind hatte den sofortigen Tod zur Folge. Ver 
Thäter ergriff die Flucht und ward bis jegt nicht 
vieder gesehen. Der Jammer des anwesenden Vaters 
und Bruders der Verunglücdten war herzerschütternd. 
x. Bei einem Brande in Anzenkirchen ist 
eine Bäuerin, welche ihre zwei Kinder retten wollte, 
als Opfer der Mutterliebe, mit diesen im Feuer 
umgekommen. 
F In einer fraänkischen Stadt kaufte ein 
Bürger von einem Weinhändler einen Kubik⸗ 
meter Wein, nachdem er vorher die Anfrage 
zestellt, wie hoch ein Kubikmeter krinkbarer Wein 
zu stehen komme, worauf er zur Antwort erhielt: 
30 Mt. Er schlug ein, der Kauf war abgeschlossen, 
und mußte jetzt der Verläufer zu seinem größten 
Erstaunen die bittere Erfahrung machen, daß er 
einen Wein pro Liter zu 6 Pf. verkauft hatte, da 
ein Kubikmeter 1000 Liter enthält. 
An dem vom 283. bis 28. d. M. in Berlin 
tattfindenden V. deutschen Brauertage wird 
zuch die bayerische Brauindustrie sich zahlreich be⸗ 
heiligen. 
FNeunkirchen: 6. Juni. Gestern Morgen 
derunglückte in der Kohlwaldgrube der 18jährige 
Bergmann Schweich von hier. Derselbe blieo sofort 
odt. 
Triex, 4. Juni. Der Weinbau der Mosel 
umfaßt) einschließlich der Weinberge im unteren 
Saargebiet, also mit dem Kreise Saarburg): im 
Kegierungsbezirk Trier ca. 36028 Hektar Flaͤche, im 
Regierungsbezirk Coblenz ca. 2373 Hektar Fläche, 
usammen ca. 6000 Hektar Fläche. Der Durch- 
chnitts-Ertrag ist nicht höher als 4 Fuder pro 
Zektar anzunehmen, und würde hiernach der Durch- 
chnitts ·Ertrag ca. 24,000 Fuder beiragen. In 
ehr reichen Jahren dann der Ertrag bis zu 40, 000 
Fuder steigen, aber solche Ertrage kommen nur gar 
elten vor. 
f.Kreuznach, 4. Juni. Die Frau eines 
Schreiners aus Leeheim hat gegen einen Nachbarn 
einen Beleidigungsprozeß am Amtsgericht anhängig 
jemacht, weil derselbe sie überall als Hexe ausge 
schrieen und sie beschuldigt, ihm unier Beihülfe 
ziner schwarzen Katze (die er bereits erschossen) seine 
uh behext zu haben, so daß sie keine Milch mehr gebe. 
Boppard, 4. Juni. Als einen Beweis 
vas die Anlage von Obstbäumen an den Seiten 
der Gemeindewege und Landstraßen für Nutzen ein⸗ 
zringt, führt die „Cobl. Ztg.“ die Versteigerung 
»er städtischen Kirschen auf den Bäumen an der 
Fraubachstraße an. Trotzdem in diesem Jahre 
venig Kirschen vorhanden find, haben dieselben einen 
Besammtbetrag von ungefähr 400 Mark ergeben. 
feHoidelberg. Der dem Heilcharlatanismus 
charf zu Leibe gehende Karlsruher Orksgesundheits 
ath wendet sich neuerdings auch gegen den Dr. 
Lillisch aus Dresden, welcher sich zur Heilung von 
kpilepsie ꝛc. auf brieflichem Wege öffentlich empfiehlt. 
Es wird da mitgetheilt, daß K. nicht in Dresden 
vohnt, sondern mit seiner Familie flott auf Reisen 
ebt und sich in Dresden nur einen Agenten, Gustab 
Schroder, hält, welcher die Bestellungen vermitielt. 
Die Medizin wird von einem Apotheker in Lune- 
dille (Frankreich) zubereitet und von einem Agenten 
in Deutsch⸗Avricourt versandt. Der Medizin liegt 
zine gedruckte Anweisung bei. Auch bei dieser Ge— 
egenheit bezeichnet der Ortsgesundheitsrath die 
Aerzte, welche die Behandlung Kranker auf brief⸗ 
lichem Wege berufsmaßig betreiben, als vertrauenß⸗ 
inwerthe Charlatan⸗ 
Lotkale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 7. Juai. In Abwesenheit 
des Herrn Bürgermeisters Custer, führt gegen— 
värtig, bis zur Rückkehr des Herrn Custer aus dem 
Bade, Herr Adjunkt Graffion die bürgermeister⸗ 
amtlichen Geschäfte. 
*— In der letzten Nummer des Kreisamts⸗ 
»lattes der Pfalz wird die neuepfälzische 
Schul- und Lehrordnung veröffentlicht. Die 
Oauptbestimmungen derselben haben wir s. Z. schon 
nitgetheilt. 
*— Am Donnerstag überfuhr der Münsterer 
Schnellzug Nr. 11 am Retschbach-Tunnel bei Wei⸗ 
denthal das Kind des dortigen Bahnwarts, das 
ofort tot blieb. 
— Die 74jährige Muiter des Ackerers Agne 
n Breitfurt hatte am Dienstag das Ungluͤck, 
»om Wagen zu fallen, wodurch ihr sofortiger Tod 
Jerbeigeführt wurde. Man wollte Klee holen, die 
Pferde scheuten plötzlich, und dadurch wurde der 
jeklagenswerthe Unfall veranlaßt. 
— Kusel, 6. Juni. Ein Mann aus Frutz⸗ 
veiler — so wird uns mitgetheilt — stand in 
Dienst bei einem Bierbrauer zu Ottweiler und 
vurde beim Abbruch eines alien Gebäudes vor 
inigen Tagen von einem der herabgeworfenen Steine 
am Kopfe getroffen, wodurch eine innere Verletzung 
entstand, welche den Tod des nach seiner Heimaͤths 
jemeinde verbrachten Mannes am Sonntag zur 
Folge hatte. Der Verunglückte hinterläßt eine 
Wittwe mit 5 Kindern, von denen das alteste 14 
Jahre zählt. Kus. Ztg.) 
— Kaiserslautern, 5. Juni. Ein junger 
Mann, hiefiger ECinwohner, der eine Frau und zwei 
dinder zu ernähren hatte, ist mit einem jungen 
Madchen von 15 Jahren, welches seiner Frau in 
»er Hausarbeit öͤfter Hulfe geleistet, durchgebrannt. 
Derselbe hatte vorher 900 Mark auf der Stadi— 
asse erhoben, welche sich das Ehepaar erspart hatte. 
— Sicheren Privat-Nachrichten zufolge wird 
herr Henry Villard aus New ⸗ York, den seine 
amilie begleiten wird, nicht vor Ende Septeinber 
d. J. in Europyg eintreffen. 
Bermischtes. 
F Wuürzburg, 1. Juni. Der am Samstag 
versammelte Kösener 8. 0. hat auch über den be— 
tannten Fall Moschel-Lennig verhandelt und mit 
allen Stimmen, ausgenommen die von Wurzburg, 
das s. Z. von dem Würzburger 8.-0. genehmigie 
bistolen-Duell verurtheilt und dem— Würzburger 
3.-0. einen protokoslarischen Verweis zuerkannt. 
F Erding, 4. Juni. Im benachbarten Orte 
Riedersheim, wo gestern ein — Ochsenrennen ab⸗ 
zehalten wurde, nahm ein junger Bursche einen 
alten Zwilling von der Wand und drohte lachend, 
einen der Umstehenden zu erschießen. Ploötzlich ent⸗ 
ud sich das Gewehr uͤnd die eigene Braut des 
eichtsinnigen Burschen sank blutübersirömt zu Voden