Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des könial. Amtsgerichts St. Znabert. 
der ‚St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich T A GO einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 H, einschließlich 
d A Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I8 4. Neclamen 80 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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Volitische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München. Das Gesetzes- und Verordnungs⸗ 
Jatt Nr. 85 publizirt eine kgl. Allerhöchste Ver⸗ 
xdnung, betreffend den Vollzug des Gesetzes über 
ie Landescultur-Rentenanstali. Die 
dammer der Reichsräthe hat eines ihrer älteren 
Mitglieder durch den Tod verloren. Graf Franz 
Eberhard zu Erbach-Erbach und von War— 
zenberg Roth ist im Schlosse zu Erbach im 66. 
debensjahre gestorben. Der Verstorbene, welcher 
der Kammer der Reichsräthe seit 1846 angehörte, 
war Senior des gräfl. Erbach'schen Gesammthauses; 
die Reichsrathswürde geht auf den Erbgrafen Georg 
Albrecht, geboren 22. August 1844, über. 
pf. L. C. Kein Land, keine Provinz unserer 
zeutschen Heimath will länger zurückbleiben hinter 
Denen, die sich um die Beschlüsse der Heidelberger 
dersammlung vom 23. März zusammengeschaart, 
und den „erlösenden Frühlingshauch“ neu erwachten 
politischen Lebens auch in die fernsten Gauen trugen. 
In Sachsen, in Hannover, in Würtemberg, am 
lezibergangen Sonntag erst zu Karlsruhe — überall 
xerrscht eine Rührigkeit der nationalliberalen Ge— 
innungsgenossen, die, von den edelsten Motiven 
getragen, in der That Alles mit sich fortreisen 
moͤchte. für das rechtsrheinische Bayern wird ein 
nat.elib. Parteitag am 15. Juni in Nrnberg 
besonders zur Klärung der Verhältnisse beitragen 
und erkennen lassen, inwieweit die unter einem 
inderen Rufnahmen erschienenen Gesinnungsver⸗ 
vandten — die bayer. Reichspartei und die ge⸗ 
emäßigte Partei — als Zugehörige zu den Nanño— 
aalliberalen zu betrachten sind. Daß die letztge⸗ 
zannten Gruppen überhaupt nach Nurnberg kommen 
wetden, — und es heißt sogar mit aller Bestimmt⸗ 
heit — ist jedenfalls ein schlagender Beleg für die 
ehobene Stimmung, welche allenthalben in Bayern 
uch den Tagen von Heidelberg, Neustadt und 
berlin herrschi, für die Freude, welche die Wieder⸗ 
ehurt des Rationalliberalismus im Volke wedte. 
der Rürnberger Parteitag gibt sogar gegründett 
uzsicht, daß sich ein dut Theil der“ ůüberalen 
einungsverschiedenheiten wird ausgleichen lassen. 
Dir glauben wenigstens nicht, daß die nächste Auf⸗ 
Ahe der deutschen Reichsgefetzgebung, die Vefruch- 
ung der wirthschaftlichen Thaͤigteit“ und die Be— 
tiedigung der Arbeiterklassen, ausgesprochenermaßen 
zu angethan sei, die Wege der Liberalen fur alle 
deiten auseinander zu halien. Eins einigt uns 
inmer wieder. Das ist die Begeisterung für Kaiser 
— Reich, die Einsicht, daß die Slartung deutscher 
aht unser Haupiziel sein müsse und'der vant 
pen den Reichskanzler für das Große, was er 
m Dienste der Nation schon vollbracht 
derlin .11. Juni. Der Reichstag hat 
nrag Windthorst betr. Aufhebung des sog. 
Iatrirun gsaesebes, und zwar den 81 
17 gegen 420 Stimmen, die v6 2 umnd's 
saen mit graßer Mehrheit angenommen; dagegen 
en nur die Nationalliberaien, ausgenommen 
9*— Pfatzer) mehrere Freikonservative und die 
* —8 Goßler und v. Puttkamer. Der An⸗ 
uuß Das Gesetz die Verhinderung der unbe⸗ 
un utuns von Kirchenämtern vom 4. Ma' 
vhn eichsgesetßblatt Seiten 43, 44) wird auf⸗ 
* Z2. vie auf Grund dieses Gesetes er. 
annn, Verfügungen von Landespolizeibehörden 
ibre Guͤtigteif 83 Das gedgenwärftige 
Samstag. 14. Juni 1884. 
19. Jahrg. 
Gesetz tritt mit dem Tage seiner Verkündigung 
in Kraft. 
Der Antrag Ackermanns auf Errichtung von 
Bewerbekammern wird nach einiger Debatte zurück: 
zezogen, Richter nimmt denselben aber wieder auf. 
Dann vertagt sich das Haus bis Freitag. Tages— 
»rdnung: Berathung des Gesetzentwurfs über die 
Postdampferlinien nach Ostasien und 
Australien. 
Pf. L. O. Mit dem Börsensteuergesetz, 
das in der radikalen Presse mit aller Gewalt zum 
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rotzdem dessen namhafteste Parteiführer nicht einen 
Augenblick gezögert haben, ihre Mißbilligung über 
»ie Vorlage auszusprechen, sucht man jeht unaus— 
zesetzt den Nationalliberalen ein Bein zu stellen. 
Es ist aber sehr wenig Aussicht vorhanden, daf 
dieselben darüber stolpern werden. Wo wir auch 
zinblicken, stehen unsere Freunde der leidigen Sache 
der Börse ziemlich kühl gegenüber und betrachten es 
weniger als ihre Pflicht, à la Richter über das ge⸗ 
etzliche Projekt zu schimpfen, wie vielmehr um an 
den Abänderungsvorschlag des Reichsstempelabgaben⸗ 
Jesetzes den Maßstab einer sachlichen Kritik zu legen. 
Reiches Material liefert in dieser Hinsicht eine Pe— 
tition der Kaufmannschaft von Berlin, Danzig, 
dönigsberg, Magdeburg und Stettin und der Han⸗ 
»elskammern von Bremen, Breslau, Köln, Dres— 
den, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karls⸗ 
cuhe, Leipzig, Mannheim und Stuttgart an den 
Bundesrath. In derselben wird wieder vornehmlich 
aran gemahnt, daß weitaus der größte Theil der 
zeitgeschäfte, die doch in erster Linie getroffen wer⸗ 
»en sollen, von jedem Anklang an den Charakter 
ines Spiels vollständig frei ist, und daß alle Ver⸗ 
uche, eine Abgrenzung zwischen den sogenannten 
einen Zeitgeschäften und sogenannten legitimen 
Spekulationsgeschäften zu finden, stets vergeblich 
»leiben würden. Ganz besonders würde auch die 
Unerträglichkeit einer prozentualen Umsatzsteuer in 
Bezug auf den Verkehr in Wechseln empfunden 
verden. Weiter kommt für die Petenten in Be— 
rracht, daß die Begriffe des gewerbsmäßigen Be⸗ 
kriebes von Geschäften ohnehin nicht näher definirt 
werden können. Je mehr Kontrolmittel gegeben 
würden, sagen die Bittsteller endlich, um so größer 
dürfte die Zahl der Streitigkeiten werden. Der 
Verkehr in Mobilien und Werthen vertrage ja aller 
dings recht wohl eine Versteuerung des Erworbenen 
ungeeignet dagegen sei er zu Abgaben von den 
einzelnen Verkehrsakten, welche nicht nur von dem 
gewinnbringenden, sondern auch von dem verlust⸗ 
tragenden Geschäfte zu tragen sind. Unseren lieben 
Freunden auf der Linken braucht nicht bange zu 
ein, daß derartige Argumente von den National⸗ 
iberalen todtgeschwiegen werden. Wir lieben es 
ndessen auch nicht, leeres Stroh zu dreschen. Einigen 
kinfluß auf die Beurtheilung der Vorlage dürfte 
am Ende die Meldung der Berliner Abendblätier 
haben, daß die Bankinstitute und Bankhäuser von 
der Betheiligung bei der Gründung einer deutschen 
überseeischen Bank zurückgetreten sind, so lange die 
Börsensteuerfrage noch nicht erledigt ist. 
demokratischen Klub in London zusammen. Abge— 
ordnete der revolutionären Gesellschaften des Fest— 
landes nehmen daran Theil. Herr Liebknecht, 
deutscher Abgeordneter, hatte den Vorsitz inne. Er 
erklärte, daß die revolutionäre Bewegung überall 
Fortschritte mache, selbst in England, und beantragte 
einen Beschluß, den Arbeitern zu empfehlen, sich 
zu vereinigen, um die Sache des Proletariates 
Doran zu bringen. Dieser Beschluß wurde ange— 
nommen. Die Berathung ging sodann auf die 
Anordnungen für den großen revolutionären Congreß 
über, der im August ds. Is. in Genf abgehalten 
werden soll.“ 
Brüssel, 12. Juni. Der Moniteur belge 
meldet, daß alle Minister gestern dem Könige ihre 
Entlassungsgesuche überreicht haben. (In Folge an— 
tiliberalem Wahlergebniß). 
London, 12. Juni. Daily News erfährt, 
die britischen Truppen bleiben in Eghpten bis 1. 
Jan. 1888, im Falle nicht inzwischen nach dem 
Ermessen der britischen Regierung die Regierung 
des Khedive festen Fuß gefaßzt haben sollte. Rach 
dem erwaͤhnten Datum wird der Abzug der Trup⸗ 
pen nur mit der einstimmigen Genehmigung der 
Mächte erfolgen, indeß am 1. Januar 1888 nicht 
enden, wenn England mit Zustimmung auch nur 
einer europaischen Macht dieselbe fortzusetzen wünschte. 
London, 12. Juni. Eine Sepesche der 
Times aus Wady Halfa von gestern wiederholt, 
Berber habe sich den Aufständischen ergeben und 
fost die aanze Garnison sei niederaemacht worden. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 13. Juni. Das Frohn⸗ 
eichnamsfest wurde gestern dahier in der 
herkömmlichen Weise unter besonders starker Bethei⸗ 
igung, namentlich aus der preußischen Nachbarschaft, 
hegangen. Glockengeläute, Böllerschüsse und ein 
Zapfenstreich der hiesigen Bergkapelle leiteten schon 
am Vorabend die Feiet ein. Äm Festmorgen selbst 
zlies die genannte Kapelle die Tagrebeille Gegen 
10 Uhzr setzte sich die Prozession nach den in 
»er Hauptstraße, dem Josephsthale und der Blies— 
astelerstraße erbauten und auf's Prächtigste deko— 
rierten Altären in Bewegung. Die Straßen, durch 
welche dieselbe ihren Zug nahm, waren ohne Aus 
nahme mit frischem Laubwerk, Kränzen, Bildern 
und Fahnen festlich geschmüctt. Die ganze Feier 
war von der schönsten Witterung begünstigt. 
* St. Ingbert, 13 Juni. Das gestern 
Nachmittag von dem Trompeter Corps des 7. West⸗ 
phäl. Dragoner-Regiments in Beckers Biergarten 
Herrn Joh. Weirich) ausgeführte Conzert war 
sehr gut besucht. Das Programm war ein sehr 
Rwähltes und fanden die trefflichen Leistungen der 
Zapelle allgemeinen Beifall. Nicht mindere Aner- 
ennung verdiente der zum Ausschank gekommene 
Stoff. Daß unter diesen Umständen die Stimmung 
eine recht animirte war. braucht wohl nicht erst er— 
wähnt zu werden. 
— Zweibrücken, 10. Juni. Zu der am 
Montag, den 16. Juni nächsthin beginnenden 2. 
Schwurgerichtzsitzung für das Jatr 1884 
vurden als Geschworen'e ausgeloost: 1 Carl 
Blättner, 88 J. a., Gutsbefitzer, Rohrbach bei Berg⸗ 
abern. 2. Heinrich Pasquay, 57 J. a. Rentner, 
Annweiler. 8. Johann Leonhard Braunsberg, 54 
J. a., Gerbereibesitzer, Frankenthal. 4. Johann 
Valentin Spies, 47 J. a., Ackerer, Schönborn. 
5. Theobald Simbgen, 54 J. a., Oekonom, Kai⸗ 
ertzlautern 8. Jatoh Huher Mißnag g53 
Ausland. 
Paris, 11. Juni. Die von unserm Bericht⸗ 
erstatter neulich angekündigte Zusammenkunft der 
Anarchisten in London hat richtig stattgefunden. 
Ddem Télégraphe wird aus London gemeldet: 
„Der „internationale Convent“ der revolutionär 
ozialistischen Abgeordneften fritt hente im sozial—