Full text: St. Ingberter Anzeiger

rathe zugegangenen Nachweisung über die den ein⸗ 
zelnen Bundesstaaten bis Ende Dezember 1883 
überwiesenen Beträge an Reichs⸗, Gold⸗, Silber⸗, 
Nickel- und Kupfermünzen sind im ganzen bis zu 
dem bezeichneten Zeitpunkte die nachstehenden Be— 
fräge zur Vertheilung gelangt: 71,653,098 M. 
Fünf⸗Markstücke, 101, 695,922 M. Zwei⸗-Markstücke, 
I68.334, 474 M. Ein-Markstücke, 71, 486,582 M. 
Fünfzig-Pfennigstücke, 26,025,922. 80 M. Zwanzig⸗ 
pfennigstücke, 19, 291,100.70 M. Zehn⸗Pfennig⸗ 
suce10,0608 838.76 M. Fünf -Pfennigstücke, 
Iiq, oss7αM. Zwei-⸗Pfennigftücke, 2, 85, 182, 88 
M. Ein⸗Pfennigstücke, zusammen 475,807, 580,52 
M.; 455,319, 960 M. Goldkronen, 1,880, 086,7 80 
M. Doppelkronen, 27,963,040 M. halbe Kronen, 
zus. 1,863,369,780 M., Summe 2,3339,177,860 
M. 52 Pfennige. 
f Florenz. In einem hiesigen Blatte erschien 
kürzlich ein Artikel, der einige seltsame Auslassungen 
über Nord⸗- und Süddeutschland enthält; 
wir führen einige Stellen daraus an: „Der Un— 
terschieß zwischen Norde und Süddeutschland ist 
groß, sowohl in Beziehung auf Charakter, Gewohn⸗ 
heiten und Sitten, Ideen und Religion der Bewohner. 
als auch auf die Beschaffenheit des Bodens. Nord⸗ 
deutschland ist, wie England, ein Küstenland und 
die Sandebenen von Brandenburg sind nur eine 
Fortsetzung der Seeküste; das Land ist arm und 
die Eingeborenen müssen nothgedrungen auswandern. 
In Süddeutschland ist der Boden fruchtbar, Wein 
und alle Naturproducte im Ueberfluß vorhanden, 
das Volk trinkt, raucht und pflegt sich unverdrossen. 
Ist der Norden der Kopf, so ist der Süden der 
Bauch. In Norddeutschland sind Casernen und 
Zeughäuser, in Süddeutschland dagegen Kirchen; 
um erstgenannten ist das schönste Haus eines Städt⸗ 
chens oder Dorfes die Schule, in letzterem das 
Wirthshaus! Der Protestant des Nordens ist Sek⸗ 
tirer oder Rationalisi: er betrachtet das Leben als 
ein Unglück, der Tod ist für ihn vielmehr eine Um— 
wandelung als ein Uebergang. Auf dem Schlacht⸗ 
feld zeigt'er keinen Heroismus, er bleibt immer in 
Reih und Glied, als sei der Krieg eine Parade 
und fällt er, so hat er einfach seine Pflicht gethan. 
Die zukünftige Welt nimmt er ganz philosophisch, 
sie ist das Ende der Freuden und Leiden. Die 
Süddeutschen schreien und wüthen auf dem Schlacht⸗ 
zelde, als hätten sie den Teufel im Leibe. Bei 
ihnen ist das Paradies der Ort aller Freuden, wo 
man Tag für Tag in Jubel und Freuden schwelgt, 
der Ort, wo man, nach Heine, ißt und trinkt vom 
frühen Morgen bis zum späten Abend, wo die ge— 
hratenen Hühner mit Sauceschüsseln in den Schnä— 
veln herbeifliegen ꝛc, vor Allem aber Bäche voll 
Wein; man ißt, trinkt, wischt sich den Mund ab ... 
uind so geht es fort, ohne sich je den Magen zu 
verderben. Ist es möglich, daß sich bei dieser Ver⸗ 
chiedenheit der Anlagen, des Denkens und der ge— 
chichtlichen Vergangenheit die beiden Stämme des 
sordens und des Südens je vertragen werden?“ 
Im Verlaufe wird Sachsen als antipreußisch, wie 
Württemberg und Bayern, bezeichnet und argeführt, 
daß nur das Heer und die eiserne Manneszucht 
desselben uns zusammenhalte. „Die Wissenschaft 
eine Waffe, die Waffe eine Wissenschaft“, sei der 
Wahlspruch Bismarck's. Zum Schluß erhalten wir 
noch die ergötzliche Mittheilung, daß, wenn ein 
Breuße nach dem Süden reist, er in alle Fremden— 
bücher sich als Norddeutscher einschreibe, weil er sich 
besser dünke, als der Süddeutsche, dieser dagegen 
dem Preußen, wenn er einen Danziger Kümmel 
herlange, antworte: wir halten keine ausländischen 
Erzeugnisse! 
Petersburg, 12. Juni. Einer Meldung 
aus Taschkent zufolge sind im Bezirk Samarkand 
5800 Menschen zu Bewaltigung der Heuschrecken⸗ 
chwärme aufgeboten. 
(Eine Korrektur der Geschichte.) 
leber dem Marmorkamin des Schlosses zu Melo— 
)eczna in Rußland, welches dem Fürsten Oginski 
sehörte, besindet sich eine sehr merkwürdige Inschrift. 
dier war es nämlich, wo Napoleon J. während des 
driegszuges nach Rußland am 8. Dezember 1812 
»as berühmte 29. Bulletin diktirte. Er brachte die 
stacht auf einem Sopha zu und schrieb über den 
damin: „Napoleon der Erste.“ Einige Zeit später 
hezog Kutusow das Schloß, man zeigte ihm das 
Zimmer und er sah die Inschrift, „.... und der 
detzte“, fügte er hinzu. Diese Doppelschrift zweier 
erühmter Feldherren ist sorgfältig bewahrt worden, 
aber die Folgezeit hat gelehrt, daß Kutusow nicht 
Recht hatte. 
Gensterläden aus Papier.) Die 
neueste Erfindung sind Fensterläden aus Papier, 
als ein Schutzmittel gegen Feuer. Dieselben können 
wasserdicht, wetterfest und feuersicher gemacht werden, 
und, mit diesen drei wünschenswerthen Eigenschaft, 
ausgestattet, scheint ihrer allgemeinen Anwendu 
nichts im Wege zu stehen, auch würde demn⸗ 
die Verwendung des Papieres zu allerlei Bauma 
rialen keine weiteren Schwierigkeiten bieten. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Zweibrücken Frau Julie Wahr 
hburg; in Kaiserslautern Frau Anna Ost 
nayer, geb. Asel, 80 J. a.; ebendaselbst Ftu 
Zatharina Schork, geb. Eichert, 66 J. a. 
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Demeß 
Jedem Kenner der Heineschen Lyrik ist au 
ene mysteriöse Persönlichkeit bekannt, an welch 
Heine unter dem Namen „Mouche“ einige seinn— 
ergreifendsten Lazarusgedichte, darunter auch duz 
düster⸗ phantastische „Die Passionsblume“ gerichie 
hat. Die Mouche, deren wahrer Name Camill— 
Selden lautet, war damals, als Heine ihr dies 
Lieder widmete, ein junges, reizvolles Mädchen 
welches sich von seiner tiefen Verehrung für du— 
leidenden Dichter dazu hatte bestimmen lassen, ihn 
während des letzten Jahres seines Lebens Freundin 
Besellschafterin, Vorleserin, Krankenpflegerin kutz 
illes das zu sein, was von Rechts wegen Fru 
Mathilde dem Schwerkranken hätte sein sollen. 
Heine hat sie damit belohnt, daß er, der für si 
eine heftige Neigung faßte, sie unsterblich gemaqh 
hat. Aber nicht blos ihr Verhältnis zu Hein 
ondern auch ihre sonstigen Lebensschicksale und ihr 
zeistiger Entwicklungsgang, der Camilla Selden zu 
einer sehr angesehenen litterarischen Stellung in 
xrankreich verholfen hat, trugen dazu bei diese durch 
ine seltene Fülle von Geist und schriftstellerisch⸗ 
Brazie ausgezeichnete Persönlichkeit zu einer unge— 
nein anziehenden zu machen. Es wird den Lesern 
aus diesem Grunde von besonderem Interesse sein, 
zu erfahren, daß Camilla Selden, eine naturalisiert 
Französin, gegenwärtig in „Schorers Familienblatt“ 
hre an Wechseln reiche Lebensgeschichte er 
ählt, die Dr. Eugen Sierke in deutscher Sprach— 
jerausgiebt. 
eu —vSeghe 
Furn⸗ Verein 
St. Inabert. 
es Firmgeschent. 
»c gßiehung unwiderruflich und definitiv 
SSam 3. Juli 1884 dꝛe — 
Burglengenfelder Kirchenbau—⸗ 
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22,500 Geldgewinnste im Gesammtbetrage von 165,000 Mk. 
ohne Abzug. 
Hauvpttreffer: 40,000, 10,000, 3600 Mk. ꝛc. ꝛc. 
— Auf 10 Loose bereits ein Trefftr. — 
Ziehung unwiderrussich zu München 3. Juli 1884. 
Loose 4à 2 Mk. zu beziehen in St. Ingbert bei Joh. Weirich, 
Franz Woll, sowie von allen bekannten Verkaufsstellen und durch 
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