Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des könial. Amtsgerichts St. Inabert. 
ver St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donunerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
zlalt und Sonntags mit S8seitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliahrlich 1A 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen LA 75 , einschließlich 
q A Rustellunasgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 B, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 ⸗9, Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
“V 116. 
Dienstag 17. Juni 1884. 
19. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Deutjches Reich. 
München, 14. Juni. Die Prüfung für den 
heren Finanzdienst wird am Dienstag den 
J. Juli bei der Regierungs-Finanz-Kammer der 
Oberpfalz in Regensburg abgehalten. — Nach 
eiroffener Anordnung haben die Kassen und Aemter 
zie bei ihnen eingehenden mit dem Datum 11. Juli 
1874 ausgefertigten Reichskassenscheine zu 
20 und 50 Mk. nicht mehr auszugeben, sondern 
ntweder an dier Kassen abzuliefern, mit welchen sie 
in Abrechnung stehen, oder gegebenen Falles an die 
vorgesetzte Kasse zum Umtausch einzusenden. Dieser 
Auftrag wurde vom Finanzministerium mit dem 
Anfügen wiederholt, daß sich derselbe auf die mit 
dem Datum 10. Januar 1882 ausgefertigten 
—DD 
Nürnberg, 15. Juni. Mationalliberaler 
zarteitag.) Die angenommenen Resolutionen lauten: 
Die heute zu Nürnberg versammelten Vertrauens— 
manner nationalliberaler Richtung im rechtsrhein— 
schen Bayern bekennen sich voll und ganz zu den 
hrundsätzen der Heidelberger Erklärung vom 283. 
März. Sie erblicken in dieser an das Programm 
ꝛer nationalliberalen Partei vom 29. Mai 1881 
ich anschließende Kundgebung süddeutscher Partei— 
genossen den richtigen Ausdruck der Gesinnung 
sroßer Wählerkreese im rechtsrheinischen Bayern 
und die geeignete Grundlage für eine ersprießliche, 
dem Reiche zum Heil und Segen gereichende poli— 
üische Parteithätigkeit. Sie freuen sich der Wäͤrme 
und Einmüthigkeit, mit welcher der aus allen 
Theilen des Reiches beschickte Berliner Parteitag 
dom 18. Mai die Heidelberger Erklärung begrüßt 
zal und erkennen darin die sicherste Bürgschaft für 
hre energische Durchführung. Entschlossen, auch 
ihrerseitz mit aller Kraft für die Selbstständigkeit 
und Unabhängigkeit der nationalliberalen Partei 
unzutreten und, eingedenk des Rufes, welchen der 
erliner Parteitag an die Parteigenossen aller 
Orien gerichtet hab, sich zu sammeln und bei den 
ierorstehen den Wahlen mit vollster Hingebung ihre 
politishe Pflicht zu erfüllen, haben si sich heute 
ju dauernder Verbindung als notionalüberale 
landespartei fur das rechtsrheinische Bayern ge⸗ 
guint. Sie richten an alle Gesinnungsgenossen im 
ande die dringende Aufforderung, sich dieser Or⸗ 
sanisanon anzuschließen und alsdald ihre Zustim⸗ 
ung zu erklären.“ — „Die auf dem Partetage 
hersammelten sprechen ihre freudige Uebereinstim⸗ 
nung damit aus, daß die nationalliberale Partei 
eschlossen hat, dem Entwurf, betreffend die Post⸗ 
dampfer·Subbention zuzustimmen, und hegt die 
zudersict, daß die deutschen kolonialen Bestrebungen 
lurtd die nationalen Voltsvertreter in jeder wirk⸗ 
amen Weise gefördert werden. 
Ems, 18. Juni. Zum Diner bei dem Kaiser 
n gestern Prinz Nicolaus von Nassau, General- 
an v. Boyen, der commandirende General des 
— Armeekorps v. Dannenberg und der Gou— 
* von Straßburg, v. Massow, geladen. Abends 
*4 der Kaiser der Theatervorstellung bei. Heute 
nahm der Kaiser die Trinkkur, promenirte und 
in hierauf den Vortraa des Civilcabinets entgegen. 
der „Union Republikaine der Seine und Oise“, 
einem deutschfeindlichen französischen Blatte, hätten 
österreichische, französische und russische Sozialisten 
den Führer der deutschen Sozialdemokraten, Lieb⸗ 
tinecht, aufgesucht, und ihn über die Zukunft des 
Sozialismus“ befragt. Liebknecht habe erwiedert: 
„Mein Programm ist folgendes: Die friedliche 
Revolution für Deutschland. In einem Lande wie 
das unsrige, ist die Anwendung von Gewaltmitteln 
ein Fehler. Das ist aber nicht dasselbe hinsichtlich 
der russischen, französischen, österreichischen Sozialisten 
Ich verpflichte sie daher, vor keinem Mittel zurück— 
zuweichen, um die Macht der Bourgeoisie zu ver— 
aichten. Sie werden so an dem Siege der Revo— 
ution mitarbeiten.“ Das gedachte Blatt fugt hinzu, 
daß einer der Delegirtem dem deutschen Zerstörer 
au démolisseur allemand) darauf gesagt habe, er 
cheine sie für Narren (imbécilos) zu halten. Sie 
vürden von seinen Rathschlägen den Gebrauch 
nachen, den sie verdienten. Denselben Abend soll 
diebknecht in einer Gesellschaft ausschließlich aus 
)eutschen Sozialisten der Arbeiter aus Faubourg 
St. Antoine bestehend, gesagt haben: „Ich weif 
wohl, daß die Franzosen unerträglich sind, und daf 
hr lächerlicher Patriotismus uns sehr genirt. Nichts 
desto weniger rathe ich, Euch gut mit ihnen zu 
halten, denn gut geleitet können sie der Sache der 
deutschen Revolution große Dienste erweisen. Ant⸗ 
wortet nicht auf ihre Provokationen und seid gut 
mit ihnen aus Liebe für Deutschland!“ — Das 
französische Blatt ist natürlich entrüstet über die 
Anmaßlichkeit, mit welcher dieser „Prussien“ von 
dem „lächerlichen französischen Patriotismus“ ge— 
sprochen habe. Mit der Bezeichnung „Prussien“ 
zeschieht Herrn Liebknecht allerdings bitteres Unrecht. 
London, 16. Juni. Nach der Daily News 
vären die Hauptpunkte des englisch französischen 
Abkommens in Betreff Egyptens folgende: Die 
nglischen Truppen bleiben bis 1. Januar 1888 
n Egypten, im Falle nicht die britische Regierung 
ine frühere Zurückziehung für zweckmäßig erachtet. 
Die Occupation kann über diesen Termin hinaus 
»erlängert werden, wenn die britische Regierung die 
stäumung für unzweckmäßig erachtet und irgend 
ine Großmacht sich für die Fortdauer der Occu—⸗ 
»ation ausspricht. Der Präsident der egyptischen 
Schuldentilgungskasse soll stets ein Englander mit 
ausschlaggebender Stimme sein. Die projeltirte 
Anleihe von 8 Millionen Pfund und die etwaige 
Reduktion der Zinsen der Prioritäten- und unifi⸗ 
rirten Schuld sind nicht Gegenstand dieses Abkommens 
ind bleiben der Conferenz vorbehalten. Daily 
News fügen hinzu, diese Punkten würden jetz! 
wischen der englischen Regierung und den Groß 
mächten erörtert und den beiden Häusern des Par⸗ 
aments werde von dem Resultat dieses Meinungs- 
austausches demnächst Mittheilung gemacht werden 
Nom, 15. Juni. Der ministerielle „Diritto“ 
erklärt, Italien werde unter keiner Bedingung wegen 
Marrokos mit Frankreich Krieg führen. Frankreich 
gab an England und Spanien ebenfalls bindende 
und beruhigende Erklärungen ab. Das sei hin⸗ 
reichend, jedoch werde Italien eine Besetzung von 
Tripolis als Kriegsfall betrachten. Das „Popolo 
Romano“ bezeichnet die umlaufenden Gerüchte über 
eine bevorstehende Flottenmobilmachung als Partei— 
nannöver und unbegründet. Die Militärzeitung 
„Esercito“ meldet, die halbe Mittelmeerflotte sei zu 
)en gewöhnlichen Uebungen heute unter dem Kom⸗ 
nando des Admirals Akton aus Spezzia nach der 
vnnischen Qüste ausgelanf⸗en 
Eokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 17. Juni. Ueber den 
zestrigen Jahrmartk läßt sich nicht viel sagen. Das 
Marktpublikum bestand hauptsächlich aus jüngeren 
deuten, die die Neugierde herbeigezogen hatte. 
Neben anderen Kleinigkeiten waren Zucker⸗ und 
Schuhwaaren so ziemlich alles, was der Markt bot. 
Der Umschlag hat sich demgemäß auch in sehr be— 
cheidenen Grenzen gehalten. 
G Neuhaäusel, 16. Juni. Gestern Nach— 
nittag beging der hiesige Männergesangverein seine 
10jährige Stiftungsfeier. Nachdem sich 
die sehr zahlreich herbeigekommenen Vereine aus der 
Nachbarschaft in Kirkel gesammelt und zu einem 
Festzuge aufgestellt hatten, begab sich letzterer durch 
»as mit Fahnen, Kränzen und Bögen prächtig ge— 
chmückte Neuhäusel auf den Festplatz, der im Walde 
an der Neunkircher Straße gelegen war. Hier be— 
grüßte Herr Stemmler jun. die Anwesenden 
und sprach sich dann im weiteren Verlaufe seiner 
Rede in warmen Worten über die Erhabenheit der 
Besangskunst und im besonderen über die Entwicke⸗ 
lungsgeschichte des hiesigen Männergesangvereins aus. 
Hierauf entwickelte sich unter den angenehm kühlen 
Hallen des Waldes ein bewegtes, anziehendes Leben 
und Treiben. Die verschiedenen Gesangvpereine 
wetteiferten jetzt im Einzelvortrage ihrer Choͤre um 
den Beifall des Publikumns. Wem die Palme ge— 
bührt, wollen wir nicht entscheiden. Im allgemeinen 
ist zu sagen, daß die Lieder sicher, rein und mit 
vielem Verständniß vorgetragen wurden und gut 
gefielen. In den Pausen ließ eine Blechkapelle 
hre frohen Weisen erschallen. Dafür, daß bei dem 
Ohrenschmause der Magen nicht zu kurz kam, war 
in hinreichendem Maße gesorgt. Am Äbend fand 
zum Adschlusse der Feier ein Ball statt, der sehr 
zut besucht war und recht gemüthlich verlief. Die 
zanze Feier lieferte uns wieder einen Beweis von 
dem wackeren, löblichen Streben unserer ländlichen 
Besangvereine. Mit Begeisterung pflegen sie die 
dunst des Gesanges und sind dadurch für unsere 
Bevolkerung eine Bildungsstätte im edelsten Sinne 
des Wortes. 
— Kirchheimbolanden, 14. Juni. Das 
Denkmal für die 1849 hier Gefallenen war heute 
— am 385. Jahrestage — mit Kränzen geschmückt. 
Morgen treffen, wie fast alljährlich zu dieser Zeit, 
ine Anzahl ehemaliger Mitkämpfer von Mainz zum 
Besuche des Grabes hier ein. 
— Ein pfälzisches Gericht beschäftigen 
gecenwärtig zwei Ehescheidungsklagen, welche um 
hrer Umstände willen merkwürdig sind. Die eine 
st die Folge des Satzes: „Alter schützt vor Thor⸗ 
jeit nicht'; denn eine Ehe, die drei Wochen vor 
Ostern geschlossen worden ist, soll jetzt wieder gelöst 
werden, weil die beiden bejahrten Ehegatten sich 
wegen der Kinder aus erster Ehe nicht vertragen 
können und ein Theil sich bereits in böswilliger 
Absicht vom anderen entfernt hat. Nun ist die 
Hilfe des Gerichtes in Anspruch genommen, um 
zu scheiden, was keinen „guten Klang“ gibt. Im 
andern Falle handelt es sich weniger um eine 
Scheidung, weil eine gesetzliche Ehe nicht vorliegt, 
als vielmebr um eine Entschädigungsklage., Ein 
wohlhabender Landwirth sah sich genofigt, ein acht⸗ 
zehnjähriges Mädchen, das in seinen Diensten stand, 
zu ehelichen, fand aber seitens der Eltern desselben 
Widerstand. Um nun diesem auszuweichen, begab 
sich das ‚Paar“ nach Amerika, ließ sich dort trauen 
und kehrtie nach einiger ZNoöit mieder rü Mern 
Ausland. 
urter den Aufenthalt und das Wirken des 
—I sozial⸗demokratischen Litleralen Lieb— 
htin Fraukreich vi ven Bel ett 
seinem Variser Korr⸗ibondenten berihhet Nach