Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Jnabert. 
** St. Ingberter Anzeitzer“ erscheim woͤchentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstaäg, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 14 60 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1A 75 4, einschließlich 
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auf welche die Erxpedition Auskunft ertheis 8 , Reclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimaliage berechnet. 
M 120. Mountag, 23. Juni 1884. 
10. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Ueber die Postdampfervorlage bringt 
die ,Provinzialkorrespondenz“ einen Artikel, in wel⸗ 
hem sie u. a. sagt: „Mögen die Zahlen der 
Zerren Richter und Bamberger beschaffen sein, wie 
wollen, widerlegt wird damit nicht, um was es 
ich handelt, nämlich, ob Deutschland Verständniß 
hu für die ihm durch seine politische Einheit jetzt 
cuf wirthschaftlichem Gebiete erwachsenen Aufgaben, 
und ob es sich dabei derselben Viittel bedienen will, 
dutch welche andere schon seit langem geeinte Na— 
tiionen wirthschaftlich groß und stark geworden sind.“ 
Der „Düsseldorfer Anzeiger“ zieht aus Anlaß 
eer Verhandlungen über die Postdampfer-Vor⸗ 
lage einen Vergleich zwischen der älteren deutschen 
demokratie und der neueren Fortschritts⸗Demokratie, 
zer nicht zu gunsten der letzteren ausfällt. „Die 
ute Demokratie zog ihre Popularität daraus, daf 
ie den nationalen Gedanken leuchten ließ. Sie 
ief fortwährend nach einer deutschen Floite, als 
rine da war. Die alte Demokratie hatte nicht nur 
in Gefühl für deutsche Schmach, sondern auch für 
die rechten Mittel und Wege, um aus der natio⸗ 
wlen Verarmung herauszukommen. Die heutige 
duch Richter und Bamberger angeführte) Fori— 
qrittsDemokratie aber will uns in das alte na⸗ 
imale Elend zurückstoßen und jeden neuen Auf- 
wung aus „Sparsamkeitsrücksichten“ verhindern. 
jo ist das die Sparsamkeit des Landwirths, der 
das Saatkorn aufspart, um es später aufzuzehren, 
mftatt durch eine vernünftige Aussaat hundert- und 
ausendfache Früchte zu erzielen. 
In der Canalfrage verlautet jetzt daß im 
hordergrunde nach wie vor der Nordostsee⸗Canal 
sehe, daß aber die Verbindung der rheinisch⸗wesi. 
iischen Bezirke mit der Elbe auf dem Wasserwege 
ugleich mit der Verbindung Oberschlesiens mit dem 
NRen und speziell Berlin durch Regulirung der 
espree und Erweilerung des Friedrich Wilbelm 
Janals geplant werde. 
tützung von in der Diaspora lebenden Glaubens⸗ 
jenossen, zur Erbauung von Kirchen, Schul⸗ und 
Pfarrhäusen. Im Jahre 1883 wurden nicht 
veniger als 1219 Gemeinden mit etwa 700,000 M. 
unterstützt, 23 Kirchen- und 13 Schulhausbauten 
wvurden vollendet, 15 Kirchen- und 8 Schulhaus—⸗ 
bauten wurden begonnen. Der pfälzische Haupt⸗ 
herein vereinahmte im abgelaufenen Jahre 18,900 
Mark. Unter den Zweigvereinen der Pfalz steht, 
owohl in Bezug auf die Zahl der Miitglieder wie 
auf die Höhe der Beiträge, der Zweigverein Hom— 
zurg oben an, und in diesem nimmt wieder St. 
Ingbert die erste Stelle ein. Der genannte Zweig⸗ 
»erein hatte pro 1883 bei 5141 Mitgliedern eine 
Finnahme von 2059 M., wovon auf St. Ingbert 
249 M. kommen. — Die gottesdienstliche Feier 
wurde durch zwei von dem Kirchenchore recht wir⸗ 
eungsvoll vorgetragene Chöre sehr gehoben. 
Unmittelbar an den Gottesdienst schloß sich 
unter Vorsitz des Herrn Dekan Henn von 
Homburg die Berathung der Abgeordneten. Bei 
der Vertheilung des der Versammlung zu Verfüg—⸗ 
ung stehenden Drittels der Gesammteinnahme mit 
b82 M. wurden u. A. Mittelberbach mit 
150 M., Ensheim mit 100 M., Blieskastel 
mit 100 M. und Elversberg mit 30 M. be⸗ 
dacht. Die beim Ausgange aus der Kirche erhobene 
dollekte mit 80 M. 12 pf. erhielt Mittelberbach 
zugewiesen. Für das in Kirchheimbolanden statt⸗ 
indende Hauptfest wurden gewählt: a. als Abge⸗ 
rdnete: die Herren Dekan Henn-Homburg, 
Pf. Jung⸗ Waldmohr, Pf. Ferckel⸗St.Ingbert, 
Thierarzt Weigande⸗St. Ingbert, Frhr. von 
dofenfels-Homburg, Oekonom Schleppy⸗ 
kschweilerhof; b. als Ersatzleute: die Herren: 
Ifarrer Leonhard⸗-Steinwenden, Vikar Wey⸗ 
and⸗Mittelberbach, Steiger Scheimeister⸗ 
5t. Ingbert, Lehrer Dick-Homburg und Rentner 
ussong⸗Neuhäusel. Der Ausschuß wurde ver⸗ 
hollständigt durch die Herren Lehrer Hofmann— 
)omburg und Kaufmann Lellbach⸗Landstuhl. — 
Die später im großen Saale des Café Oberhauser 
tattgehabte Nachversammlung war sehr jahlreich 
»esucht. Dieselbe wurde von Herrn Pf. Ferckel 
nit einer herzlichen Ansprache eröffnet. Als Redner 
raten ferner noch auf die Herren Dekan Henn, 
Pfarrer Lichnock⸗Dudweiler und Pfarrer Blaul⸗ 
Neuhäusel. Nach einigen Stunden angenehmen, 
zeselligen Beisammenseins trennte sich mit dem 
ereinbrechenden Abend die Versammlung. Ein 
schönes und erhebendes Fest war damit zu Ende. 
Moͤge dasselbe allen Theilnehmern noch recht ianqe 
in gesegneter Erinnerung bleiben! 
* St. Ingbert, 23. Juni. Die Fahnen⸗ 
veihe des Vereins Geduldig' verlief gestern 
Nachmittag bei heiterer Witterung in angenehmer 
Weise. Auf dem Festplatze im Mühlenthal herrschte 
ein bewegtes Treiben, und bei Musik und gutem 
„Stoff“ verliefen nur zu rasch die Stunden. Am 
Abend fand im Café Oberhauser ein qut besuchter 
Ball statt. 
*— Gestern wurde in der benachbarten Ge⸗ 
neinde Rohrbach in der üblichen Weise das 
Johannisfest gefeiert. Am Vormittag wohnte 
der Knappenverein von dort mit Musik und Fahne 
dem Gottesdienste in der katholischen Kirche hier 
an. Rohrbach selbst prangte im Festgewande. 
Am Nachmittag entwickelte sich in demselben ein 
'örmliches Volksfest; die benachbarten Orte, insbe⸗ 
ondere unsere Stadt waren sehr stark vertreten 
ind gqar manch⸗e Ryhanniene en vomn EGbefen, 
safte so wacker zu, daß er den Heimweg in Zick⸗ 
zuckbahnen zurücklegen mußte. 
8. Schnappbach, 22. Juni. Am gestrigen 
Abende wurde zu Ehren des von Grube Sulz⸗ 
»ach⸗Altenwald nach Magdeburg scheiden⸗ 
den Herrn Berginspektors Bauer in der festlich 
geschmückten Halle des Herrn Eisel ein Abschieds- 
Diner, resp. gesellschaftliche Unterhaltung veranstaltet. 
Daran betheiligten sich sämmtliche Herren Beamten 
der genannten Grube und noch einige Herren von 
SZulzbach, Altenwald und Schnappbach. 
derr Bürgermeister Woytt von Sulzbach, als 
erster Redner, pries in einer Ansprache an den 
Scheidenden, dessen Güte und Menschenfreundlichkeit 
und betonte, wie es ihm hiedurch und ganz beson⸗ 
ders aber durch seine unpartheiische Gerechtigkeit 
zelungen wäre, sich die Liebe und Achtung nicht 
allein der Herren Beamten, sondern auch der Gru⸗ 
benarbeiter zu erwerben. Zum Schluß brachte er 
ein dreifaches Hoch auf den Scheidenden aus, in 
das alle Anwesenden begeistert mit einstimmten. 
derr Berginspektor Bauer erwiederte hierauf, daß 
hm das nur durch das vertrauensvolle Entgegen⸗ 
'ommen, das er hier gefunden, habe gelingen können, 
ind drückte den Wunsch aus, daß dies gute Ver— 
zältniß fernerhin auch bei seinem Nachfolger, Herrn 
Logel, der die Gesellschaft ebenfalls durch seine 
Begenwart beehrte, möge obwalten und ließ die 
Zurückbleibenden, bei denen er so manche vergnügte 
Stunde verlebt, hoch leben. Unter abwechselndem 
Spiele der Musik (die Kapelle des Herrn Cindner 
zerkürzte die Zeit durch ihre heiteren Melodien) 
ind noch einige Ansprachen und Toasten verlief die 
zeit allen Anwesenden nur zu schnell. Herr Berg⸗ 
nspektor Bauer wird auch nach seinem Scheiden 
zei Allen, die ihn kannten und mit ihm in nähere 
Berührung kamen, in stetem gutem Andenken blei—⸗ 
zen und wünschen wir, daß es ihm gelingen möge, 
ich in seinem neuen Wirkungskreise die Herzen 
einer Unterstellten zu gewinnen, und daß es seinem 
derrn Nachfolger vergönnt sei, sich hier eben solcher 
Achtung und Liebe zu erfreuen. Dazu wünschen 
wir ein kräftiges „Glück auf!“ 
M Schnappbach, 22. Juni. Am gestrigen 
Samstage feierte der Lehrer Herr Herrchens zu 
Bildstock sein 50jähriges Amtsjubiläum. Der⸗ 
elbe erfreut sich noch einer frischen und vollen Ge⸗ 
sundheit und wünschen wir, daß es ihm vergönnt 
jei, noch viele Jahre recht gesund und munter zu 
berleben. 
*— In Blieskastel versuchte eine Dienst⸗ 
magd ihr neugebornes Kind dadurch zu tödten, 
daß sie es in die Abzugsröhre eines Abortes warf. 
Das Kind schrie jedoch, die Nachbarn wurden da⸗ 
cauf aufmerksam und so kam das Verbrechen an 
den Tag. 
— Bergzabern, 20. Juni. Wie einträg⸗ 
lich die Obstzucht ist, mag auf's Neue dadurch be⸗ 
viesen werden, daß Johann Kney heute den Ertrag 
eines Kirschenbaumes für 95 Mark verkaufte. 
— Die Vertheilung des für 1884 zu Bauten 
ür den katholischen Kultus in mittellosen 
Bemeinden der Pfalz bewilligten Staatsbeitrages 
ad 5400 Mk. geschah in folgender Weise: Groß⸗ 
bockenheim 600 Mk., Karlsberg 200, Neuleuningen 
200, Homburg 200, Breitenbach 100, 
Zirchenarubach 200, Katzweiler 100, Börr⸗ 
dadt 200, Rockenhausen 200, Remigiusberg 
500, Reipoltskirchen 200, Elmstein 100, Leistadi 
200, Horbach 500, Vinningen 300, Schweix 
200 J hen 400 Mönuhafßn 200 Schanora 
kokale und pfaälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 28. Juni. Gestern Nach⸗ 
iitiag hatte zur Abhaltung seines Jahresfestes 
r Zweigverein der Gustav⸗ Adolf⸗Stiftung für das 
dumat Homburg inder protestantischen Kirche 
stn einem Werle des Gustad Aboh· Vereanes, Ein⸗ 
iht gehalten. Von Nah und Fern waren die Mit⸗ 
liedet und Freunde desselben in großer Anzahl 
tiheigelommen und schon lange vor Beginn der 
nfeet war die zut Ehre des Tages mu Kranzen, 
Amen und Fahnen hübsch geschmückte Kirche bis 
uf den lehlen Platz besetzt. Gegen 2 Uhr begaben 
d die Abgeordneten un das Presbyterium von 
im nahe der Kirch gelegenen Schulhause aus nach 
n steren dis wohle di Sen pad 
idete. Die gottesdienstliche Feier eroffnele der 
—T Herr Pfarrer Ferckel, mit Gebei 
id einer warmen Begrüßungsrede. Die Fellpredigt 
nt Hett Pfarrer Jung von Waldmohr. In 
tuunhdoller und markiger Rede erläuterte derselbe 
wnschlusse an Jes. 7, V. 9-183 das Thema: 
Imnamne Gott ist mit uns!“ Den Jahresbe— 
* etstattete Herr Pfarrer Leon hard von Stein⸗ 
n m anziehender und fesselnder Weise. Dem⸗- 
H n entnehmen wir, daß der Hauptverein der 
—W— in den leßten 50 Jahren 
geden 18 Mission⸗n XEE