St. Iugherter Amzeiger.
Der „St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fuufmal: Am Montag, Dieustag, Donnerstag, Cau tag und Sonutag; 2mal wochentlich mit Unterhaltungi
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
W 13.
Sonntag, 20. Jannar 1884. 19. Jahrg.
iti Kaisers und des Thronfolgers entdeckt und durch
Politische Uebersicht. einen Brief der Zusammenhang der russischen Nihi—
Deutsches Reich. listen mit den Anarchisten in England nachgewiesen
München, 17. Januar. Der Finanzaus- seh. Der Unfel den HKaisers sei die Foige eines
uß hat gestern den Antrag Dr. Buhl s, die mißglückten Alentats, bei welchem die Pferde des
Praparandenschule in Kussel aufrecht zu erhalten. Kaifers durchgingen. In diesem Sinn⸗ sei auch
da ihre Frequenz sich gebessert habe, durch Stich · an den demschen“und ösierreichischen Kaiser und an
entscheid angensmmen. die Königin Viktoria berichtet worden.
München, 17. Januar. In der gestrigen
Sitzung des Finanzausschusses empfahl der Kultus⸗
referent die Aufhebung der Präparandenschule in
irchheimbolanden wegen ungenügender Frequenz.
Sltauffenberg und Buhl sprachen dagegen. Der
ultusminister erklärte, ein Gutachten der k. Kreis
regierung spreche sich gegen die Aufhebung aus; er
wolle die Frage erwägen.
München, 18. Januar. Der Landtag
erledigte heute den Postetat, wobei Minister v.
Crailsheim das Postulat von 120,000 Mark für
Erwerbung des Postgebäudes in Ludwigshafen
zurückzog. — Bei Berathung des Justizetats er⸗
klärte Minister v. Fäustle, eine Aenderung der
Gerichtsorganisation sei gegenwärtig absolut unmög⸗
lich. Eine Petition betreffs des Münchener Justiz⸗
pulastes wurde der Regierung zur Würdigung
hinübergegeben. Nächste Sitzung morgen. Tages—
yrdnung: Fortsehung der Berathung des Justizetats.
München, 18. Januar. Der Landtag wurde
zis zum 29. März verlängert.
Berliu, 18. Januar. Die Sekundärbahn⸗
vorlage ist eben eingegangen. Es wird gefordert
ür Labiau⸗Tilsit Mk. 5,286,000, Allenstein⸗Illowo
3,950,000, Simonsdorf⸗Tiegenhof 1,084, 000,
Jablownowo ⸗Solau 6,005,000, Posen⸗Wreschen
3580,000, Lissa-Jarotschin 8,810,000, Lissa⸗
Drowo 4,940, 000, Bentschen⸗Wollstein 1,876,000,
Bitterfeld. Stumsdorf 1,255,000, Cönnern⸗Calbe
in der Saale 1,900,000, Merseburg-Mücheln
1,115,000, Naumburg⸗Ariern 4,628,000, Langen⸗
—IVVV
370,000, St. Vita an die Landesgrenze 2,800.000,
Bretzenflein · Simmern 8,892, 000, Trier⸗Hermesleii
5,645, 000 zur Beschaffung der Betriebsmittel Mk.
11,390, 000, zusammen Mt. 69,557, 000. Zur
Betheiligung am Bau der holsteinischen Bahn
2.999, 700, zur Anlage zweiter Geleise im Ganzen
9660,000, verschiedene Bau⸗- Ausführungen
16,110,000, die Beschaffung von Betriebsmitieln
20,000,000. Dedung der Rehrkosten der Berliner
Stadtbahn 3,700, 000, Deckung anderer Mehrkosten
120,000. Insgesammt werden also gefordert
122, 146,700 Mark. Für die Umgestaltung des
Bahnhofs in Steglitz werden 430. 000 Mark ge—
fordert.
Zum Stand der kirchenpolitischen Frage
schreibt ein „mit dem Vatikan Fühlung habender“
Correspondent der Polit. Nachr.: Die Unterhand⸗
lungen nehmen ihren Fortgang, der Kreis der noch
zu lösenden Fragen verengert sich immer mehr, und
es ist zu hoffen, daß die Bemühungen beider Par⸗
teien von Erfolg gekrönt sein werden.
Ausland.
Madrid, 18. Januar. In Folge der An⸗
nahme des regierungsfeindlichen Adreßentwurfes
durch die Cortes ist eine Ministerkrisis eingetreten.
Der Koönig berief den Kammerpräsidenten und die
Barteichefs behufs einer Berathung.
Von bevorzugter Seite erfährt die „National⸗
zeitung“ aus Petersburg, daß zur Zeit des
'äthselhaften Unfalls des Zaren in Gat—
hina ein Komplett gegen das Leben des
Heidelberg, im Januar. In der Nacht
vom Samstag auf Sonntag gegen 3 Uhr Morgens
entstand zwischen Korps⸗und Nicht-Korps—
Studenten ein großer Streit, der in heftige
Thätlichkeiten ausartete und durch einschreitende
Polizei beendet wurde.
F.Köln, 14. Januar. Eine hiesige Firma
erhielt dieser Tage aus Frankfurt a. M. folgenden
Brief: In der Konlurssache von N. N. hier findet
eine nachträgliche Vertheilung statt und gelangen
2.17 pCt. zur Auszahlung. Auf ihre anerkannte
Forderung von 64 Mk. entfallen 10 Pfg., die ich
Ihnen anbei in einer Postmarke übersende. Ich
ersuche Sie jedoch ergebenst, mir per Postkarte den
Empfang der 10 Pfenniae bestätigen zu wollen.
Der Konkursverwalter.“ Die Firma hatie für den
EEmpfang der 10 Pf. den gleichen Betrag von
10 Pf. und 5 Pf. für die Empfangsbestätigung
auszugeben.
xEin Beweis seltener Großmuth mag
der Kobl. Ztg. zufolge folgender Vorfall dienen,
Das einzige neunjährige Soöhnchen eines dortigen
ceichen Privatmannes fiel vor einiger Zeit beim
Spielen in den Rhein und wäre unfehibar ertrunken,
zätte ihn nicht ein 14jähriger Knabe, der dem
Spiele zusah, mit eigener Lebensgefahr aus den
Wellen hervorgezogen. Der Vater, hoch erfreut
über die Rettung seines Sohnes, zeigte sich groß⸗
müthig und schenlie dem jungen muthigen Retter —
drei Maxk, während die königl. Regierung sich
dewogen fühlte, die muthige That mit dreißig Mark
zu belohnen.
Vom Rhein, 16. Jan. Von gut unter⸗
richteter Seite wird mitgetheilt, daß der Haupt ·
treffer der Kölner Dombaulotterie durch Nr. 3639
in den Besitz von 4 bedürftigen Eisenbahnarbeitern
aus Siegen gelangt ist. Die Glückgöttin scheint
hiebei keinen „blunden Wurf“ gethan und die
75,000 Ml. in gute Hände gespielt zu haben.
feLeipzig, 18. Januar. Das Reichsgericht
verwarf die Revision im Prozesse Dichoff.
f. Wien, 16. Januar. Bei Linz nächst Hall-
tadt ist ein Lawinensturz erfolgt. Durch den Wall,
der verheerend über den Körper gestürzi wurde, isi
die Bahnverbindung auf 800 Meier unterbrochen.
Die Lawine lagert 15 Meter hoch.
. Wien, 17. Januar. Drei Theilnehmer an
dem Erzesse in der Favoritenlirche, jugendliche Ar-
heiter, wurden wegen Religionsstörung verurtheilt:
rin czechischer Sozialist zu 42/3 zwel andere zu
Zusn Jahren schweren Kerkers. —
F. Wien, 17. Januar. Aus Pest wird ge⸗
meldet, daß dort vor zwei Jahren die Cäcilie Äb⸗
wechsler ermordet und beraubi wurde. Seit dem
Tage ihrer Ermordung war auch ihr „Bräutigam“
berschwunden. Das Signalement dieses angeblichen
Bräutigams paßt theilweise auf Hugo Schent.
Ger professionsmäßüege Frauen⸗
mörder.) Nunmehr, da das Suündenregister Hugo
Schenl's und seiner Genossen wenigstens zu einem
vorläufigen Abschlusse gediehen und kaum zu er⸗
warten steht, daß die Reihe der Morder ⸗Kompagnie
zur Last gelegten und nachgewiesenen Verbrechen
noch um ein neues bereichert werden wird, dürfte
es an der Zeit sein, an der Hand authentischer
Daten darzustellen, wie, soweit es noch nicht bekannt,
die Opfer Hugo Schenk's aus dem Leben geschafft
wurden. — Josephine Timal fand ihren Tod in
der Nähe des ‚Gevatterloches“ bei Mährisch ⸗Weiß⸗
litchen. Schenk hatte das Mädchen zu bewegen
gewußt, mit ibm eine Reise naoch Krakau anmu—