Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.M 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen LA 75 H, einschließlich 
d Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I5z 4. Meclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
130. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Aus Baden, 4. Juli. Man hat so viel über 
Zchülerüberbürdung und über die erfolgte Entlast⸗ 
ung geschrieben und verhandelt, daß der Fernerstehende 
wohl der Ansicht sein kann, es sei wirkliche Abhilfe 
erfolgt und die Schüler unserer hoöheren Schulen 
genössen wenigstens jetzt einigermaßen ein menschen⸗ 
pürdiges Dasein. Ich will nun das Leben eines 
hymnasiasten, wie es sich tagtäglich abwickelt, be— 
chteiben. Mein Sohn, der eine Stunde von der 
don ihm besuchten Anstalt entfernt wohnt, kommt 
Abends zwischen 5 und 6 Uhr, ja nachdem auch 
m 6 und halb 7 Uhr aus der Schule nach Hause. 
daum hat er gegessen, setzt er sich hin und lernt 
seine Aufgaben, was ihn mindestens bis 9 Uhr, 
meistens aber bis 10 und oft auch bis 11 Uhr in 
Anspruch nimmt, insbesondere wenn ich nicht selbst 
in der Lage bin, ihn zu unterstützen. Morgens 
cschlag 4 Uhr muß er geweckt werden, worauf das 
Studium der Hausaufgaben von neuem beginnt, 
von den ihn um 6 Uhr der einstündige Marsch nach 
der Schule erlöst. Dort erhalten ihn während 5 
oder 6 Stunden die verhängnißvollen Striche in 
Ungst und Sorgen. So gehts einen Tag nach 
dem andern, nicht einmal der Sonntag gewährt 
eine wirkliche Abwechslung oder Erholung, denn 
die jungen Leute sollen den Gottesdienst besuchen, 
da wir so halb und halb in die fromme Mode ge— 
tommen sind. — Herr Oberschulrath Wendt hat 
ein bestimmtes Pensum festgesetzt, das muß gleich—⸗ 
diel welches Material vorhanden ist, erreicht werden, 
und demgemäß arbeiten die Professoren, denn sonst 
allen sie bei den Alterszulagen und bei den Be— 
pͤrderungen durch. Ich bemerke, daß mein Sohn, 
Senn er auch nicht der allererste in der Klasse ist, 
o doch zu den allerersten derselben gehört und ver⸗ 
aͤlmißmäßig so weit dies bei dem oft vorliegenden 
Stoff möglich, leicht capirt. Es wird besonders 
egenwärtig, wo es dem Schluß des Schuljahres 
zugeht, darauf losgearbeitet, daß man meinen sollte, 
der Ruf Deuischlands als Gelehrtenstaat stehe au 
dem Spiele. Der armen Geplagten wartet dann, 
venn sie glücklich ausstudirt und die Klippe des 
Staatseramens übersprungen haben, als Juristen, 
behrer u. s. w. ungefähr das Fleiche mühselige und 
beladene Leben, bis sie die ewige Ruhe finden. — 
heradezu läͤcherlich ist es, daß man dem durch das 
lebermaß von gelehrtem Krimskrams verdorbenen 
ürperlichen und geistigen Organismus durch das 
Aurnen aufhelfen zu können glaubt. Es ist kein 
Wunder, wenn man oft noch ganz junge Angestellte 
erumlaufen sieht, die entweder den Eindruck der 
Mastrtheit oder der Greisenhaftigkeit machen. 
Das Reichsgesetzblatt enthalt den Vertrag zwischen 
—A Lurxemburg, betr. die 
suuig einer Eisenbahn von St. Vith nach 
Ausland. 
„Die Spanier sind nicht wenig entrüstet über 
J Imputirung der Amerikaner, sie wollten KCuba 
uthaufen. Dahin gehende geharnischte Resolutionen 
ind in den Kortes“ ahaehonne 6 
Lokale und pfaͤlzische Nachrichten. 
J2 Ingbert, 7. Juli. Heute Morgen 
nurde der kgl. Oberförster Herr Graf im Wald 
lahe der Ensheimertanet Zert anie B 
Montag, 7. Juli 1884. 
Schlaganfall hatte dem Leben des auf einem 
Dienstgange begriffenen Beamten ein plötzliches Ende 
gebracht, nachdem derselbe kurz vorher in voller 
Rüstigkeit seine nichtsahnende Familie verlassen hatte. 
* St. Ingbert, 7. Juli. Heute Morgen 
kam in der Nähe des Schulhauses im Josephsthal 
ein sechsjahriger Schulknabe unter ein mit zwei Pferden 
bespanntes Fuhrwerk. Durch die Hufe der Pferde 
erlitt derselbe an Kopf, Seite und Hand verschiedene 
Verletzungen. Glücklicherweise brachte Herr Lehrer 
Beill, der Augenzeuge des Unfalles war, durch 
Zuruf das Fuhrwerk zum Stehen, noch ehe die 
käder des schweren Wagens den Knaben trafen. 
* Am nächsten Mittwoch, Nachmittags um 8 
Ahr, hält der Bezurkslehrerverein Blies— 
tastel?St. Ingbert im König'schen Gartensaale 
zu Blieskastel seine Jahres versammlung 
pro 1884 ab. Außer der Erledigung verschiedener 
wichtiger Vereinsangelegenheiten kommen 2 Referate 
um Vortrage: 1.) „Wie läßt sich die Furchtsam— 
reit und Aengstlichkeit der Kinder verhindern und 
zekämpfen?“ (KReferent: Lehrer Wolf-Blies⸗ 
astel); 2.) „Die deutsche Hansa“ (Referent: Lehrer 
Ddussong-Webenheim). Zur Versammlung haben 
auch Nichtmitglieder Zutritt. 
— Ludwigshafen, 2. Juli. Gahn— 
rüfung.) Die Fragen aus der Geschichte 
varen folgende: 1. Die erste Theilung Bayerns. 
2. Die Theilung Bayerns zu Landsberg. 3. Die 
Regierung Ludwigs 1y. von Bayern. 4. Die 
deutschen Befreiungskriege vom Jahre 1810 an, 
und 5. Welche Reiche wurden auf den Trümmern 
des weströmischen Reiches gegründet? In der Geo⸗— 
zraphie ware folgende Fragen gestellt: 1. Die 
Beschreibung der Gebirge Deutschlands mit Angabe 
der höchsten Berge und der darauf entspringenden 
Flüsse. 2. Schilderung des Laufes der Elbe. 3. 
Die Ozean ihr Zusammenhang und ihre Begrenz⸗ 
ung. 4. Beschreibung der Erde und Beweis für 
ihre Kugelgestalt 
Vermischtes. 
F St. Johann, 5. Juli. Ein Knabe, der 
nicht schwimmen konnte, hatte vorgestern Abend 
deim Baden in der Saar zwischen hier und St. 
Arnual das Unglück, in eine tiefe Stelle zu ge— 
rathen und in dieser sofort unterzusinken. Glück— 
icherweise war ein Schifferknecht Zeuge dessen und 
nach mehrfachen Anstrengungen gelang es demselben, 
den schon Bewußtlosen aufzufinden und an das 
Land zu bringen, wo bald nachher der Knabe 
wieder zu sich kam. 
Man schreibt aus Baden⸗Baden: Nach— 
»em die Nachricht über den Tod des Fürsten 
Stourdza aus Paris hier eingetroffen war, 
vurden im Hause des Verstorbenen und in der 
bekannten herrlichen Kapelle alsbald durch den No— 
ar die Siegel angelegt, in der Kapelle aber bald 
vieder entfernt. Wie wir hören, soll dies auf 
PBeranlassung der zwei Söhne des Fürsten aus erster 
Ehe geschehen, welche einen Erbschaftsprozeß führen, 
wobei es sich um eine Summe von zwanzig 
Millionen Franken handeln soll. Das Ge⸗ 
völbe wurde im Jahre 1870 erbaut und soll die 
ungeheueren reichen Schätze der Familie bergen. 
Die Wachen erhalten auf Befehl der in Paris le— 
denden Söhne Jeder für Tag und Nacht 7 Mark. 
FAugsburg, 3. Juli. Am Montag Abends 
7 Uhr ertrank beim Baden im Holzbache der 183- 
ährige Schneidermeisterssohn Anson Mahler Am 
19. Jahrg. 
Dienstag Abends ertranken beim Baden im Lechfluß 
aächst der Flußlände der NRährige Knabe Alphons 
dörmann und der 17jährige Bäckergehilfe Kraus 
Jakob und heute Mittwoch Nachmittags ein Hjäh— 
riges Mädchen bei St. Ursula und der 28jährige 
Bäckergehilfe Georg Spohn beim Baden im Holz— 
»ache. Diese Unglücksfälle sollten eine dringende 
Warnung sein, das Baden an verbotenen Stellen 
zu unterlassen. 
F Aus Würzburg, 30. Juni, wird dem 
„Münchenee Fremdenbl.“ gemeldet: Abermals sind 
zwei Studenten durch Mensuren in Lebensgefahr 
gebracht worden. Der Mediziner Jungengel vom 
Korps „Bavaria“ erhielt einen Hieb in's Hand— 
gelenk, so daß ihm die Hand amputirt werden 
mußte. Ein anderer liegt mit gespaltenem Schädel— 
dach darnieder. 
Aus Bayern, 3. Juli. Ein neuer Beleg 
für die nicht alle werdende Dummheit wird aus 
dem Orte Nunreit gemeldet. Daselbst wußte eine 
Schwindlerin einem biedern bäuerlichen Ehepaar 
500 Mk. zu entlocken unter dem Vorwande, es sei 
in dem Hause der Eheleute ein Schatz verborgen, 
den ein Geistlicher aus Salzburg zu heben im 
Stande sei. Zur Bestreitung der Reise und der 
nöthigen Vorbereitungen brauchte der „Geistliche“ 
die 500 Mk., deren Beförderung an den Adressaten 
die Gaunerin zu übernehmen die Güte hatte. Ja, 
ja, wir leiden an „Ueberbildung“! — In dem 
Orte Kleindambach bei Pößneck hat sich am Freitag 
ein hochbetagtes Ehepaar in, sonderbarer Weise er— 
hängt. Sie warfen über den Dachbalken auf dem 
Boden ihres Hauses einen Strick, befestigten sich 
jedes eiu Ende desselben um den Hals und knieten 
dann, die Gesichter einander zugewandt, eines des 
inderen Hände fassend nieder; in dieser Situation 
wurden sie entseelt aufgefunden. 
4 Elberfeld, 5. Juli. Heute Nachmittag 
explodirte es in der Mischbude der Dynamitfabrik 
bei Schlebusch. Drei Arbeiter sind todt, mehrere 
andere wurden verletzt. 
F Auch in Gießen ist ein junges Menschen⸗ 
leben der unseligen Gewohnheit, das Feuer durch 
Petroleum schneller zum Brennen zu bringen, zum 
Opfer gefallen; es war ein fünfzehnjähriges Mäd— 
hhen, das nach dreitägigen Qualen den Verletzungen 
erlegen ist, die es sich zugezogen hatte. 
F Hamburg, 1. Juli. Ende nächster Woche 
werden hier 540 amerikanische Lehrer eintreffen, 
welche ihre Ferien in Deutschland zubringen wollen. 
F In Zell am See, einem herrlich gelege⸗ 
nen kleinen Curort bei Gastein ist, wie ein von 
dort soeben zurückgekehrter Tourist erzählt, kürzlich 
— die Polizei abgeschafft worden. Da nämlich 
durch ein ganzes Jahr keine einzige Arrestation, 
äberhaupt kein einziges Vergehen vorgekommen, so 
hat der Gemeinderath beschlossen, die einzige Person, 
welche dort die Polizeigewalt und Execution des 
Strafgesetzes repräsentirte, den — Nachtwächter, 
abzuschaffen. Also geschehen im Jahre des Heils 1884. 
F Toulon, 6. Juli. Seit gestern Abend 6 
Uhr bis heute Vormittag 11 Uhr sind hier 15 
Cholera⸗Todesfälle vorgekommen. 
7 Marseille, 6. Juli. In der vergange— 
nen Nacht sind hier 5 Versonen an der Cholera 
gestorben. 
F Ueber den jüngst verstorbenen General 
Schramm erzählt der „Figaro“ folgende Anekdote: 
„Es war bei Bautzen Anno 1813; Napoleon ritt 
in einer Gruppe von Offizieren, die um einen 
Verwundeten standen vorüher Was qgiehf's ?*