6GA s— —
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Jnabert.
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünufmal:?: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
geiun und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1M 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen LA 75 H, einschließlich
J Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I35 A. Meclamen 30 4. Bei 4maliger Einröckung wird nur dreimalige berechnet.
xX 131.
Heer und Colonien.
In dem allgemeinen Programm des Reichs⸗
imzlers hinsichtlich der Colonialbestrebungen und
aeren Schutz durch das Reich ist ausdrücklich her—
orgehoben, daß die Regierung in keiner Weise be—
oͤschtige, Colonien nach französischem Muster, d. h.
nit bewaffneter Hand zu gründen. Aus dieser Er—
lärung ist von Seiten der Colonialfeinde, die sich
a auch so ziemlich mit den Feinden unseres natio—
nalen Aufschwunges überhqupt decken, vielfach argu—
wentirt worden, daß deutsche Colonien demnach
imter allen Umständen eines wirklichen Schutzes
entbehreu müßten, da militärische Aufwendungen
r sie nicht beabsichtigt seien und sie schon um
deßwillen keinen dauernden Bestand haben könnten.
Es wird hierbei übersehen, daß erstens der
teichskanzler auf das Beispiel der ostindischen Com⸗
nagnie hingewiesen hat, welche anfänglich ihre eigene
nilitäcische Organisation hatte, und zweitens, daß
iner Colonie, welche unter dem Schutze der deutschen
Flagge steht, dieser Schutz gegebenen Falles auch
zraktisch gewährt werden wird. Denn dieser Schutz
dedeutet eben, daß das Deutsche Reich genau ebenso
vecyflichtet und gewillt ist, eine deutsche Niederlas⸗
ung gegen Gewaltthaten zu schützen, voie es bisher
ceien Augenblick gezögert hat, in China, in Afrika
ind in der Südsee durch seine Kriegsschiffe zu Gun⸗
ien von Leben und Eigenthum deutscher Reichs—
innee u interbveniren, wenn Gewaltmaßregeln
en.
Also des Schutzes unserer Marine werden die
bolonien jedenfalls sicher sein können, denn mit
fücsicht auf solche Aufgaben der Zukunft hat in
den leßten Jahren eine erhebliche Vermehrung der
ppeziell für weite Reisen bestimmten Kriegsschiffe,
der sogen. Kreuzer, stattgefunden. Eine Verwend⸗
ung de⸗ Landheeres zum Colonialschutz ist allerdings
eeen nicht beabsichtigt, und das ist nicht
lein klug, sondern auch patriotisch gedacht, da eine
Fersplitterung des Landheeres bei der politischen
Weltlage, wie sie noch Jahrzehnte lang sich erhallen
— dem nationalen Interesse und der nationalen
e nur schädlich sein würre. Aber das
hließt nicht aus, daß eine deutsche Colonie sich
ie eigenen militärischen Einrichtungen, unabhängig
un dem Wehrfshstem des Munlerlaudes schafft
nan, wie dies seiner Zeit die oftindische Com
e gethan hat. Es ist hierzu keine andert
so gut vorbereitet, wie gerade das deutsche
al durch die allgemeine Wehrpflicht, und wir sind
Hlheneuat. daß in jeder deutschen Colonie sich
w eine Schaar waffengeübter Männer zusammen⸗
en würde, die unter Führung ehemaliger Land⸗
r de Reserveoffiziere volllommmen im Stande
9— en Schutz der Colonie auch zu Lande zu
en Ob von Reichswegen die Beschaffung
igen Waffen und sonstiger Kriegsmittel ger-
b& müßte, kann bis zu concreten Fällen als
sene Frage gelten jedenfalls würden derglei
bdürfmisse aus d 2 ut en erg eichen
unn us den reichen militärischen Friedens⸗
un es Mutterlandes ohne besondere Auf—⸗
ungen leicht zu decken sein. Ebenso braucht
3 Hand nicht unsere Sorge zu sein, in⸗
—9 — freiwillige militärische Organisationen
dr de Zeit auswachsen konnen und müssen,
in ich wird deutsche Thattraft und Mann⸗
un dnu hierbei das Richtige finden, um
F ad allgemeinen mächtigen politischen Schutze
—* es us eigener Kraft heraus die spezielle
—* Din aenen gegen feindliche Angriffe
ühren zu können! (Fr. Journ.)
Dienstag, 8. Juli 1884.
Io. Jahrg
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Berlin, 6. Juli. Gegenüber einem Artikel
des „Moniteur de Rome“, welcher die Aufmerk—⸗
amkeit der Mächte, namentlich Rußlands, auf die
deutschen Colonisations-Pläne und besonders auf
zie Gründung einer Kolonie in Syrien lenkt.
chreibt die Nordd. Allg. Ztig.“ offiziös: Der un—
innige Inhalt des Artikels bedarf nicht einer ernst⸗
saften Widerlegung. Er beweist nur, daß der
„Moniteur“ für die polnische Propaganda arbeitet,
ndem er Mißtrauen zwischen Deutschland und
Rußland wachruft. Die polnischen Blätter haben
von der Fruchtlosigkeit dieser Versuche überzeugt
hereits längere Zeit ihre Taktik geändert und be—
mühen sich jetzt eine feindselige Stimmung zwischen
Rußland und Oesterreich wachzurufen.
— Kaiserslautern, 5. Juli. Das Pro—
zramm zum Kreisrealschuljubiläum wurde wie folgt
kestgestellt: Samstag den 2. August: Abends 8
Uhr: Begrüßungs-Reunion im Schuck'schen Garten.
Sonntag den 3.: Morgens 8 Uhr: Besichtigung
der ausgestellten Schülerarbeiten, des naturhistorischen
Museums, der sonstigen Sammlungen, der Stadt
ec. ꝛxc. Präzis 11 Uhr: Festakt im Fruchthallsaale
unter Betheiligung der Festgäste und Eltern der
Schüler. Nachm. 3 Uhr: Schauturnen der Schüler.
127 Uhr: Concert im Gelberi'schen Felsenkeller.
3 Uhr: Bankett. Montag den 8.: 13211 Uhr
Vorm.: musikalischer Frühschoppen bei Wächter und
Ort. 23 Uhr Nachm.: Ausflug ins Dunkelthälchen.
— Germersheim, 4. Juli. Das Gasthaus
„um Salmen“ ging heute um den Preis von
28,000 Mk. in das Eigenthum des Herrn Josef
Schreiner in Spehyer über.
— Weingarten. In unserer Gegend haben
vir eben eine eigenthümliche Ernte. Das erste
Blatt der Pfeffermünzpflanze, die bei uns verhält—
aißmäßig stark angepflanzt wird, ist so weit ent—
vickelt, daß es abgezupft und eingeheimst werden
ann. Das gedörrte Blatt wird zentnerweise ver—
auft und werden heuer äußerst hohe Preise bezahlt.
Der Ertrag war sehr lohnend und ist der Anbau,
vorausgesetzt, daß die zweite und namentlich die
dritte Ernte entsprechend ausfallen, sehr rentabel.
Dabei haben unsere hiesigen Produzenten den Vor⸗
heil. daß sie bezüglich des Absatzes durchaus nicht
in Verlegenheit kommen, da eine Engroßhandlung
die Produkte von hier und Umgegend zu sehr ent—
sprechenden Preisen aufkauft.
— Speyer, 3. Juli. Das Auftreten der
Cholera im südlichen Frankreich läßt es geboten
erscheinen, schon jetzt das Entsprechende vorzukehren,
um einer Einschleppung der Seuche möglichst vor—
zubeugen. Die k. Kreisregierung hat die k. Bezirks—
imter daher zunächst angewiesen, dem Fremden⸗
verkehre besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden; es
ist auch dafür Sorge zu tragen, daß in allen
Logirhäusern, Gasthöfen, Herbergen und sonstigen
Wirthschaften die Aborte und Pissoirs fortwährend
zehörig desinfizirt, die Schlafstätten ent—
prechend rein gehalten und etwa vorkommende Er—
krankungen sofort zur Anzeige gebracht werden.
Den Vollzug der desfallsigen Anordnungen haben
die kgl. Bezirksämter entsprechend kontrolliren zu
assen; etwaige Mißstände sind sofort abzustellen.
Die Herbergen mit größeren gemeinschaftlichen
Schlaflokalen müssen regelmäßig ärztlich untersucht
uind stets in einem den Anforderungen der Sani—
äts⸗Polizei entsprechenden Zustande erhalten werden.
Die kgl. Bezirksämter sind angewiesen, allen auf
Grund dieser Entschließung erlassenen Anordnungen
einen prompten Vollzug zu sichern und gegen Zu—
widerhandelnde unnachsichtig einzuschreiten.“
— Speyer, 7. Juli, Bei einer am Samstag
Abend in der Hafenstraße stattgehabten Messeraffaire
wurde der verheirathete Schuhmacher Franz Kuby,
Vater von 4 Kindern, von dem Ziegler Georg
Schoner aus Neustadt a. d. Aisch durch 3 Stiche
lebensgefährlich verwundet. Der Fuhrknecht Wilh.
Jäger von hier wurde ebenfalls, jedoch nuͤr leicht,
durch einen Stich verletzt.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
MSchnappbach, 7. Juli. Gestern ent—
tand im Altenwald, nahe an der Grenze,
wischen einigen Arbeitern ein Streit, wobei auch
das Messer wieder florierte und einer der Bethei—
igten gestochen wurde. Die Verwundung soll jedoch
aicht gefährlich sein.
ꝙ0 Wittersheim, 7. Juli. Bei schönster
Witterung fand gestern im Walde zu Erfweiler
durch den dortigen Kampfgenossenverein ein patrio—
isches Fest statt. Zur Erinnerung an das 700—
ährige Jubiläum unseres erhabenen Königshauses
vurde nämlich ein Denkmal fertiggestellt u. feierlich
ingeweiht. Der dortige Lehrer hielt an die zahl—
eiche Menge eine längere patriotische Ansprache und
chloß mit einem Hoch auf unsern edlen König, in
»as begeistert eingestimmt wurde. Der dortige
Besungverein unterhielt die Versammlung mit meh—
reren patriotischen Gesängen. Ein Hoch auf unsern
). Bezirksamtmann schloß den offiziellen Theil der
Feier, dem ein gemüthlicher nachfolgte. Möchte
zurch das Denkmal noch späteren Generationen das
jerrliche Fest von 1884 in freudiger Erinnerung
oleiben.
O Erfweiler, 7. Juli. In der heutigen
Bemeinderathssitzung wurde der hiesige interimistische
Schulverweser, Herr Andreas Stöcklein aus
Oberfranken einstimmig als Schulverweser h. kgl.
Regierung in Vorschlag gebracht.
— In Winzeln bei Pirmasens ist am
Samstag der 21jährige Schuhmacher Amann vom
Blitz erschlagen worden.
F Das landwirthschaftliche Bezirks—
komité Kusel beschloß, in diesem Jahre wieder
4 Preisevertheilungen für das schönste
Rindvieh der Glan-⸗Raçe im Bezirke Kusel abzu—⸗
halten. Auf dem zu Kusel am 19. August Statt
findenden Markte werden 12 Prämien im Betrage
jon 7—30 Mk. für junge Zuchtstiere, welche zum
Sprunge verwenbet werden können, zuerkannt.
Der Preiszuchtviehmarkt zu Quirnbach wird am
26. August, der zu Lauterecken am 8. September
und der zu Kusel am 23. September abgehalten.
Auf jedem dieser Märkte kommen 8 Preise für
Zuchtstiere, 5 für Zuchtkühe, 4 für Zuchtrinder und
20 für Jungvieh zur Vertheilung. Zur weiteren
Zdebung und Veredlung des Glanviehes werden
gJleich den Vorjahren 8— 10 ganz raçereine und
normal gebaute Zuchtstiere angekauft, welche unter
)en bekannten Bedingungen am 2. August, Vormit⸗
ags 8 Uhr, zu Altenglan versteigert werden.
Vermischtes.
FSt. Johann, 7. Juni. Am Samstag
Nachmittag gegen 5 Uhr wurde aus der Saar
oberhalb der hiesigen Badeanstalt die Leiche des