Full text: St. Ingberter Anzeiger

nochmal sagst, sauf i die ganze Lach'n aus, nachu 
annst mit Deinem Schlitlen auf'm Sand hamfahren.“ 
4Aus der Eifel, 8. Juli. In Philipps— 
heim wurden zwei Mädchen vom Blitze getroffen. Das 
eine derselben, im Alter von 19 Jahren, blieb so⸗ 
sofort todt, das andere, welches 12 Jahre alt ist, 
iegt zwischen Leben und Sterben darnieder. 
Trarbach, 6. Juli. Das neue Kurhaus 
und der Gasthof des Herrn Friedrich Kää „Zum 
Bade Wildstein“ stehen vollendet da und werden 
don Kurgästen schon bewohnt. Die feierliche Eröff⸗ 
nung des Letzteren durch Concert findet heute statt. 
Monatelanges, emsiges Schaffen hat dem schönen 
Thalkessel ein verändertes Aussehen gegeben. Die 
Frequenz des Bades ist eine verhältnißmäßig starke; 
die Anzaähl der bis heute verkauften Bäder beträgt 
hereits über 2000. Die zwischen Trarbach und 
dem Bade gehenden Wagen mußten vermehrt wer— 
den und dennoch sind sie fast ausnahmslos dicht 
zesetzt. Die fremden Gäste zeigen sich überrascht 
von dem Wasserreichthum der Therme, von ihrer 
Klarheit und ihrer Wärme, nicht weniger aber von 
ihrer Heilkraft. 
Frankfurt. Am Sonntag wurden hiesige 
Velocipedisten, welche einen Ausflug nach 
Fhrenthal im Spessart unternommen hatten, auf 
dem Rückwege in der Nähe der Mainkur von einer 
größeren Anzahl Burschen erst verhöhnt, dann theil⸗ 
veise zu Fall gebracht und schließlich mit Knütteln 
und Messern traktirt. Die Frankfurter setzten sich 
zur Wehre, hatten es aber mit einer großen Ueber—⸗ 
nacht zu thun. Verwundet wurden namentlich der 
Präfident des Bichcle-Klubs, Hr. Schubert, 
und der bekannte Ruderer und Bicyclist Hr. Meix⸗ 
ner. Die Angreifer sollen aus Bischofsheim sein. 
Hoffentlich werden sie ermittelt und für ihre Roh—⸗ 
heit am Ohr genommen. 
Köln, 7. Juli. Am Mittwoch ertrank 
hier ein 5jähriger Knabe im Rheine, der von einem 
aebenjährigen Buben, dem Sohne eines Nacht⸗ 
wächters ins Wasser gestoßen worden war. Als 
das ertrinkende Kind emporkam und sich, laut nach 
Vater und Mutter schreiend, au die Quaimauer 
anklammerte, da wurde es von dem jugendlichen 
Mörder zurück ins Wasser gestoßen. Der Kopf des 
ertrunkenen Kindes zeigt zudem eine schwere 
Wund, die von einem Schlage mit einem Stein 
herzurühren scheint. Was die That noch entsetz⸗ 
sicher erscheinen läßt, ist der Umstand, dak der 
iebenjährige Mörder schon früher zweimal Kinder, 
die aber gerettet werden konnten, in's Wasser stieß, 
und daß heute eine Anklage wegen Diebstahls gegen 
den Jungen noch vorliegt. 
F Elberfeld, 7. Juli. Die Mitglieder des 
UIntersuchungsgerichts sind gestern Abend vom Nie— 
erwald zurückgekehrt. Der geständige Anarchis 
seißt Rupsch; er hat die Minen selbst gelegt. Die 
Irtsaufnahme hatte seine Aussagen vollauf bestätigt. 
F Wien, 9. Juli. In Magyarludas in 
Siebenbürgen sind zwei Fälle Cholera nostras con- 
tatirt, von denen einer tödlich war. 
F Paris, 7. Juni. Zwei Engländerinnen 
ind in Boulogne auf einem dreiräderigen Velociped 
mngekommen. Dieselben kommen von Porto-Mau— 
cizio in Italien quer durch Frankreich über Menton 
Nizza, Cannes, Hyeres, Aix, Lyon, Macon, Dijon, 
Troyes, Epernay, Reims, Doullens u. s. w. 
F Marseille, 9. Juli. Seit gestern Abend 
his heute Vormittag 10 Uhr 9 Choleratodte. 
F Toulon, 9. Juli. Seit gestern Abend 
his heute Vormittag 10 Uhr 6 Choleratodtesfälle. 
F Ein höchst trauriges Bild von den Zu— 
tänden in Toulon entwirft die „Times“ in 
ꝛeinem ihr aus dieser schwer heimgesuchten Stadt 
ukommenden Bericht: „In gewöhnlichen Zeiten hat 
koulon eine schwebende Bebölkerung von Matrosen, 
„oldaten, Seetruppen u. s. w., welche alle jetzt 
veggeschickt worden sind. Von den 69,000 steuer— 
ahlenden Einwohnern haben 40,000 die Stadt 
erlassen, zumeist nach den Umgebungen, die sich 
n einem gräßlichen Zustande der Ungesundheit be— 
inden. Die Arbeit stockt jetzt gänzlich, und viele 
räden sind geschlossen. Etwa 3000 Arsenalarbeiter 
saben mit ihren Familien, zusammen etwa 10,000 
Zeelen zählend, der Stadt den Rücken gewendet. 
Das Nahrungsmittel der Zuräckgebliebenen ist Fleisch 
der schlechtesten Qualität, nämlich das alter knoch— 
ger Kühe und schlechtgefütterter Schafe. Thiere 
u gutem Zustande werden nicht länger hierher ge— 
zracht. Der plötzliche Tod eines reichen Metzgers, 
Kamens Lanfle, an der Cholera hat zur Folge ge— 
jabt, daß 6000 Personen Toulon verließen. Der 
Schrecken war so groß, daß die Familie Lanfle's 
lüchtete, ohne dessen sehr beträchtliches Vermögen 
in Geld und Werthpapieren mitzunehmen; aber 
zie Polizei hat Maßnahmen getroffen, um Diebe 
aran zu verhindern, das Haus zu betreten. Der 
ägliche Absatz des „Petit Var“ hat seit dem Aus— 
zruch der Epidemie, trotz des Begehrs nach Nat 
rcichten, um 3000 Nummern abgenommen 
groß ist die Auswanderung aus Toulon gewesen 
FMit einer Riesenkanone wurden 
ürzlich in Havre unter Leitung des Generalz de 
Artillerie Lavokat Schießversuche angestellt. Die 
danone ist die größte, welche seit 1870 construjr 
worden ist, und soll in den Metallthürmen, welch 
man in einigen gepanzerten Seeforts und Stran. 
hatterien aufführen will, angebracht werden. E. 
vurden fünf Schüsse mit dieser Riesenkanone gemoch 
zu denen bei jedem Schuß eine Pulververladung vof 
110 Pfund gebraucht wurde. Beim fünften Schu 
sprengte die Kanone diejenigen Gerüste, mit welchen 
man sie befestigt hatte und sie rollte in einer Hoͤhe 
don 45 Fuß den Abhang hinunter. Zwei Personn 
vurden verletzt. Bei den Schießversuchen waren 
zie Detonationen so stark, daß eine große Anzah 
Fenster in den umliegenden Gebäuden zersprangen 
F(Tod durch eine Viper.) Die Zeitungen 
von Lecce in Süditalien erzählten folgendes enteh. 
iche Ereigniß, daß sich in den letzten Tagen 6. 
eignet hat. Ein Bauer aus Ginosa hatte sich am 
Morgen, wie gewöhnlich, zur Feldarbeit begeben. 
Sein junges Weib brachte ihm gegen Mittag sei— 
ẽssen und legte währenddessen ihr einjähriges Kind 
inter einen Baum. Kurz darauf sahen die Eltern 
zaß sich dasselbe convulsivisch bewegte. Sie liefer 
sinzu und sahen mit Entsetzen, daß eine Viper 
»om Milchgeruch angezogen, in den Mund de— 
rindes gekrochen war. Der verzweifelte Vater rif 
»as Thier mit aller Gewalt heraus, aber zugleis 
nit diesem die blutenden Eingeweide seines Töch— 
erchens. Bei diesem Anblick wurde er plötzch 
vahnsinnig, ergriff seine Sichel und hieb seinen 
Weibe den Kopf ab, worauf er lärmend in de 
jeldern herumirrte, bis er mit großer Mühe, 
elbst Gefahr, von einigen Landleuten festgenommen 
vurde. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Speyer die Gattin des k. Ober— 
vostmeisters Josef Hafner, Franziska Elisabetha 
geb. Spaet; ebendaselbst Anna Velten, 231 
alt; ferner Isaak Süssel, 71 J. a.; in Grün— 
tadt Fräulein Magdalena Zimmermann; ir 
zudwigshafen Philipp Burkhart, Privatier, 7 
8. a. 
*ür die Redaktion verantwortlich‘“ F. X.Demeß. 
Vertragsmäßige 
Wiederversteigerung. 
wird durch den unterzeichneten ge— 
eichtlich hiezu committirten kgl. Notar 
zie nachbeschriebene Liegenschaft der 
bsoluten Nothwendigkeit halber öffent— 
ich in Eigenthum versteigert, als: 
Steuergemeinde Sankt-Ingbert: 
Plan Nr. 317 (4 Dezim.) 14 
40 qm Fläche mit Wohnhaus, 
Stall, Hofraum, und Plan Nr. 
318 (6 Dezim.) 2 a Pflanzgarten, 
selegen in der Stadt St. Ingbert 
an der Blieskastelerstraße neben 
deter Georg Wittwe und der 
olgenden Liegenschaft, mit dieser 
in Ganzes bildend, nämlich: 
Plan Nr. 3551 (6?/110 Dezim.) 
2 a 10 qm Wiese unterm 
Forellenweiher, hievon die 
Hälfte. 
Figenthümer sind:. .Peter Schein, 
zergmann in Sankt⸗Ingbert wohnhaft; 
J. dessen Kinder, erzeugt mit seiner 
erlebten Ehefrau Margaretha 
BZöhler, als: 1) Regina; 2) 
Babetta; 3) Joseph; 4) Maria 
ind 5) Margaretha Schein, 
ille ledig, minderjährig und gewerblos, 
velche ihren genannten Vater zum 
»auptvormund und den Johann Joseph 
S„chweitzer, Bergmann in Sankt-Ing⸗ 
hert wohnhaft, zum Nebenvormund 
jaben. 
Sankt⸗Ingbert, den 10. Juli 1884. 
Kemmer, 
Matar 
Danksagung. 
Für die vielen und ehrenden Beweise 
»on Theilnahme, welche uns bei dem 
o unerwartet und urplötzlich erfolgten 
Ubleben unseres theueren und unver— 
jeßlichen, nun in Gott ruhenden Vaters, 
)es weiland königl. Oberförsters Herrn 
br. Graf, zu theil geworden sind, 
agen wir so vielen geehrten Bewohnern 
»er Stadt St. Ingbert, die durch 
Blumenspenden und zahlreiche Betheilig— 
ing bei den Leichenfeierlichkeiten ihr 
Beileid bekundeten, den Herrn Amts— 
zenossen des Verlebten, den früher oder 
päter Untergebenen desselben, sowie 
Freunden und Bekannten, die zum Theil 
jus der Ferne herbeikamen, dem Herrn 
Pfarrer Ferckel, der durch eine er— 
jebende, trostspendende Grabrede das 
Leid milderte, unsern innigsten tiefge— 
ühlten Tank. Wir werden diese 
dankgefühle stets bewahren und ver— 
»inden mit dem Ausdrucke derselben 
zie Bitte zu dem Allmächtigen, er 
nöge sie alle vor ähnlichen schweren 
S—xchicksalsschlägen in Gnade bewahren 
Die tieftrauernde Familie Graf. 
St. Inabert, den 9. Juli 1884 
* 
Geschäfts-Empfehlung 
Der Unterzeichnete bringt hierm 
zur allgemeinen Kenntniß, daß er vop 
jetzt an alle Arten von Backöfen 
»aut, für deren Güte garantirt wird 
ebenso werden alle Reparaturen unt⸗ 
Harantie ausgeführt. 
Billige Preise werden zugesichert— 
Um geneigten Zuspruch ersucht 
Joh. Schwender, 
BReramann. 
u gßoborörs Femiliguhlett 
wird im neuen Quartal veröffentlicht 
Der Gnadenlöhner 
von k. VELV. 
Die rühmlichst bekannte Sehriftstellern 
childert in dieser Erzählung ein erschit 
erndes Familienschicksal aus dem büuæ 
ichen Leben der Rauen Alb, welehes zie 
arbenfriseh vor unsern Augen entvicke 
did Phantasie vie Gemut in dleicher Wer 
nregt. 
Fcrner erscheint die Portsetzung 
NMemoiren der Mouche 
dor letaton Lisobo Heines 
ad eine ãusserst spannende Erzahluns 
Der verkaufte Aphetit 
von Besant und Rice, 
zowie nsuo Novellen von J. Nie min 
M. J. Reichenbaeh, IIse Frape 
Jermann Heiberg u. s. — 
* em 
breis viertelj. 2 M. in Wochen JYumm 
ueh in Heften zu 50 Pf. - se 
Naeh 4jahri gem Bestohen hat Sehorers — 
latt boroits dis Hõhe von 75, 000 —B 6 
ca vira Fon dor presas als die pesto il —58 
Zeitsehrift Deutschlandsanorkannt. —B— 
i na nnctier der Xation sind ats I 72* 
zewonnen wordon, und für die Horteliage 
Verden jahriien nicht wenigor als 70 
vᷣt 
se xaun joderz eit in allen ————— zu 
ontamtera aponnioren, bei dor Post jodoe — 
io Wochenensgabe. Beroits orschieneno 
2 να νιαν nachealiofort. — 
— 
Samstag, den 19. Juli 13834, 
Vormittags 9 Uhr zu Heckendal⸗ 
heim in der Wirthschaft von Niko— 
laus Becker, 
wird durch den unterzeichneten kgl. 
Notar 
die nachbeschriebene Liegenschaft in 
der Steuergemeinde Heckendalheim, dem 
Franz Schmitt, ledig, gewerblos, 
n Heckendalheim domicilirt, welcher 
den Wilhelm Deutsch, Ackerer, 
daselbst wohnhaft, zum Hauptvormunde 
hat, — minderjährigem Sohne und 
inzigem Rechtsnachfolger des allda 
wohnhaft gewesenen und verlebten 
Bergmannes und Ackerers Peter Schmitt, 
zehörig, wegen Nichtbezahlung des 
xrwerbspreises öffentlich in Eigenthum 
viederversteigert nämlich: 
Plan Nr. 560 von 20 Dezim. 
— 6 a 80 qm Wiese in den 
Hagedorehöhwiesen neben Andreas 
heresheim und Georg Harz, die 
Haälfte neben Georg Harz. 
St. Ingbert, den 2. Juli 1884. 
Kemmer, 
Notar. 
— —5 Von der 
serloreus Oberstadt 
nach dem 
hnhof wurde am Sonn⸗ 
ein 
Jigarren⸗Etuis 
aus Schildpatt verloren. 
Der ehrliche Wiederbringer erhält in 
der Exped. d. Bl. eine sehr gute Be— 
M. Thiery. ohnung. 
Druck und Verlaga von F. X. Demetz in St. Inabert. 
Freiwillig gerichtliche 
Versteigerung. 
Montag, den 28. Juli nächst⸗ 
hin, Nachmittags 58 Uhr zu St. 
Ingbert in der Wirthschaft von 
Fohann Adam Beck Wittwe, 
Der untere Stock 
neines Hauses neben Café Oberhauser, 
eziehbar bis 1. Okt., ist zu ver⸗ 
naiethen.