Weiter und weiter glimmte der Faden, sachte, lang⸗
sam aber sicher. Minute auf Minute verrann, er⸗
aeuter Jubel dort oben verkündete dem waldein—
wärts fliehenden Küchler, daß das Fest zu Ende,
die von Mund zu Mund sich fortpflanzenden Hoch—
rufe, daß der Kaiser auf dem Wege zurück. Doch
was war das! Noch immer kein Knall! Weiter,
immer weiter eilt Küchler querbuschein hinab nach
Rüdesheim, zusammenzutreffen mit Rupsch. Wohl⸗
behalten ist auch der Festzug unten angelangt, das
Attentat mißglückt. Ja, der Himmel hatte es
anders gelenkt. In der Brust des Rupsch, als er
die Mine legte, hatte das letzte Fünkchen eines
besseren gesiegt; rasch wie der Blitz, daß nur Küchler
es nicht merke, hat er die Zündschnur unter dem
Gewölbe entzweigeschnitten. Nun aber, nachdem
der Plan gescheitert, überkam ihn heftige Angst vor
seinen Auftraggebern. Um den Schein des Ver—
dachts von sich abzuwenden, half er am Nachmit-
sage eifrig mit an den Vorbereitugen zu jenem
(anfänglich wohl gar nicht geplanten) Attentat an
dem einen der Restaurationszelte. Die Ursache
aber, warum die Mine oben auf dem Berge nicht
zündete, suchten die anderen darin, daß der Regen
das Feuer an der Zündschnur ausgelöscht habe. —
So ungefähr stellt Rupsch selber den Fall dar.
F Ein entsetzlicher Unglücksfall wird
ruus Kairo gemeldet. Durch den Einsturz des
Minarets einer dortigen Moschee wurden 30 Personen
getödtet und viele schwer verwundet.
F In Calvados, in den Ver. Staaten ist
ein Kind geboren worden, welches kaum 6 Zoll
ang ist und ein Körpergewicht von nur 19) Pfund
vesitzt. Trotz dieser winzigen Dimensionen ist der
SZäugling ungewöhnlich munter und schreit so laut
vie ein völlig ausgewachsenes Kind. Welchen Ge—
ichlechts es ist, besagt der Vericht nicht.
F Giebstahl aus Enthusiasmus.)
Die Fanny Elßler besaß eine sehr geräumige Gar—⸗
derobe, an deren Eiagang zwei große Lakaien Wache
hielten, aber man sah darin keine Teppiche, sondern
nur — Kreide. Kreide auf dem Tische, Kreide
auf dem Boden, auf der Toilette, denn die Kreide
ist das unentbehrlichste Hilfsmittel jeder Fußkünst—
lerin, die sich die Sohlen ihrer Schuhe damit reibt,
um keinen — faux pas zu machen. Eines Abends
kam ein Bühnendichter, Namens Bural, zu Fanny,
die ihm mit den Worten entgegenstürzte: „Ich bin
außer mir; ich soll sogleich auftreten und man hat
mir meine Kreide gestohlen. Ich habe Alle schon
im Kreide bitten lassen, aber Niemand will welche
jaben. — Man hat sich gegen mich verschworen,
um mich zu hindern, gut zu tanzen. Sie schaffen
mir Kreide nicht wahr?“ — Aber, theueres Fräu—
sein, ich weiß nicht, wo ich sie finden soll?“ —
„Gehen Sie, ich zahle jeden Preis. Sie haben
noch eine Viertelstunde Zeit, ehe der Vorhang auf—⸗
zjeht; ich erwarte Sie.“ — Es war elf Uhr und
edes Geschäft geschlossen. Herr Bural hatte keine
Ahnung, wo er den ersehnten kohlensauren Kalf
8 sollte. Er eilte jedoch fort, kehrte *
der Viertelstunde zurück und hrachte zwanzig Stig
hen Kreide mit. — „Was bin ich Ihnen squ.
dig?“ fragte sodann Fanny. — Zehn —
Zuckerwasser“, antwortete der Dichter, denn ich muhn
in 10 Kaffeehäuser gehen, um diese Kreiden
tehlen.“
Sterbefälle.
Gestorben: in Landau Frau Apollonia Car—
tharius, geb. Seeland, 29 J. a.; in Rheinzabern
Franz Joseph Schwein; in Worms Heinr. Elz
19 J. a.; in Böbingen Adam Vogel J., 740
J. a, in Edesheim Jakob Jakobli; in Ungste
daroline Kieß, 25 J. a.
Fur dieRedaktion veranmworiuich: F. X. Demeg
Wie aus dem heutigen Juseratentheile ersich—
lich ist, will Herr J. Hoffmann, frühei
dehrer von der Dresdener Zeichen-Akademie, auch
hier einen Kursus im Zuschneiden und Einrichte
h»on Frauenkleidern nach allerneuester Methode a.
zffnen. Der gute Ruf, die mehr als 806jährige
Praxis und die vielen von Instituten und Privahn
ausgestellten, amtlich beglaubigten Zeugnisse sim
die besten Beweise für den guten Erfolg diese
Methode. Es ist somit, vielleicht das einzige Mal
den hiesigen Damen Gelegenheit geboten, sich jr
diesem für sie so nützlichen Fache bei verhältniß—
näßig sehr geringen Kosten, gründlich auszubilden
zumal genannter Herr keine Dame aus dem Kursus
entläßt, die nicht vollständig und selbstständig zu—
chneiden kann.
4 Düsseldorf, 8. Juli. Eine Frau, die
den Offenbarungseid leisten sollte, erschien in großer
Toilette und mit goldener Uhr und Kette geschmückt.
Die beiden letzteren Gegenstände beschlagnahmte der
Gerichtsvollzieher sofort. Die „feine“ Frau sah
verdutzt drein, sah aber doch schließlich ein, daß
zegen diese Maßregel nichts zu machen war.
ο
Versteigerung.
Freitag, den 18. Juli nächst—
hin, Nachmittags 8 Uhr zu St. Ing
bert in der Wirthschaft von Johann
Joseph Heinrich, läßt Joseph
Jung, Schmelzarbeiter in St. In g
bert wohnhaft,
die nachbeschriebenen Liegenschaften
in der Sieuergemeinde St. Ingbert
öffentlich auf Eigenthum versteigern,
nämlich:
. Plan Nr, 280962 und Plan
Nr. 28095b, 2 4 20 qm
Fläche mit Wohnhaus, Stall, Hof⸗
raum und Pflanzgarten, gelegen
zu St. Ingbert an der Kaiser—⸗
straße neben Kaminkehrer Adt;
2. Plan Nr. 2702, 18 a 80 qm
Acker in der Dreispitz.
St. Ingbert, den 12. Juli 1884
Kemmer,
k. Notar.
Zwangs⸗
Versteigerung.
Mittwoch, den 16. Juli nächst⸗
hin, vormittags 10 Uhr versteigere
ich vor der Wirthsbehausung des Herrn
Nikolaus Becker in Hecken—
dalheim
2 Pferde, 2 Kühe und
1 Stier
zwangsweise gegen Baarzahlung.
Keck
Stellvertreter des Gerichtsvollziehers
Faßbender
in St. Ingbert.
ISiCVbbl Pithh
——
Sonntag, den 13. Juli, Abeno
Uhr im Schweitzer'schen Saale
musikalisch⸗theatralische
S Unterhaltung. S
Höfl. ladet ein
Der Vorstano
Todes-Anzeige.
Theilnehmenden Freunden, Bekannten und Verwandten die
betrübende Mittheilung, daß unser lieber Vater, Sohn, Bruder
und Onkel
0
Ludwig Poller,
28 Jahre alt, gestern Abend *28 Uhr gestorben ist.
St. Ingbert, 12. Juli 1884.
Um stilles Beileid bittet
Die tieftrauernde Familie Poller.
Die Beerdigung findet morgen, Sonntag, Nachmittag um 4
Uhr statt.
ß bn
Harry AUnna in Altona
dersendet zollfrei gegen Nachnahm⸗
nicht unter 10 Pfd.) gute neu⸗
Bettfedern für 60 Pfe
das Pfund —
vorzüglich gute Sort⸗
1,25 Pf, A
Prima Halbdaunen m
1,60 pf.
Verpackung zum Kostenpreis
Bei Abnahme von 50 Pfd. 5*
Rabatt.
Veérein „Gemüthlichkeitf“.
den 13. d. Mis. Nachmittags
4 6
Valdparkthie
oer Nähe des Schlosses Elsterstein am Schürerweg.
Versammlung Nachmittags 210 Uhr im Vereinslokal.
Abmarsch 293 Uhr mit Musik im Zuge in den Wald.
Nichtmitalieder haben Zutritt. Der Vorstand.
n
Lehr-Cursus für Damen im Maaßnehmen,
Zuschneiden und Einrichten von Frauen- und
Kinder-Garderobe
nach akademischer neuer Methode leicht faßlich und nie zu verlernen.
Dienstag, den 15. Juli, Nachmittags 2 Ahr
rängt der Lehr Cursus an. Lehrlokal: kleiner Saal Café
Oberhauser. Damen, die diese nützliche Beschäftigung gut und
gründlich erlernen wollen, bitte sich bis dahin zu melden.
Honorar 15 Mark ist erst zu zahlen, wenn die Damen gelernt
haben, und es gut können.
Ju läus HLoftmmaum PFrau,
akademischer Zeichenlehrer für Damengarderobe.
in 80107678 PaBiltenlege
wird im neuen Quartal veröffentlicht
Der Gnadenlöhner
von k. VELV.
Die ruühmlichst bekannte Schriftsteller
zchildert in dieser Erzählung ein erschün
terndes Familienschicksal aus dem burer
lichen Leben der Rauen Alb, velches gie
farbenfriscn vor unsern Lugen entwiebe
und Phantasie wie Gemũt in Zleicher Weis
anregt.
PFerner erscheint die Portsetzung de—
Memoiren der Mouche
dor letston Liebo Heines
und eine ãusserst spannende Przuhlung
Der verkaufte Appetit
von Besant und Biceé,
sowie neue Novellen von J. Niemani
M. v. Reichenbaeh, IIse Prapan
Hermann Heiberg u. s. w.
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Reinhold Diezmann, Plauen i. V.
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EC. Hoĩmanun.
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ächt Häusler'sche. Ausk. erth.
C. N. Been. Dunmnen.
Attest. Mit Vergnügen bescheinigen wir Herrn Hossinann,
daß er uns in ganz kurzer Zeit, im Maaßnehmen wie im Einrichten
und Zuschneiden von Damen- und Kindergarderobe, ‚so gelernt hat,
daß wir es sicher und gut ausführen können und dürfen wir Herrn
Hoffmann mit gutem Gewissen und eigener Ueberzeugung bestens empfehlen.
Schnappbach, den 8. Juli 1884.
Lina Günther. Victorine Graffion. Lina Günther. Anna Günther.
dara Koch. Louise Koch. L. Gehrhard. Wilhelmine Zim-
mermann. Chaerlotte Koch.
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