Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Jnabert. 
der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöoͤchentlich mit Unterhaltungs 
Zlalt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1AM 60 — einschließlich Traägerlohn; durch die Post bezogen 1M 75 4, einschließlich 
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IAMJ. 
Volitische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München. Dahier hat sich unter Herrn v— 
stauß eine nationalliberale Partei gebildet. Die 
parteiverhältnisse in München klären sich deshalb 
nur langsam, weil in dem Fundamentalverein dem 
Wahlverein der liberalen und reichstreuen Wäh— 
er“ der gemäßigte Fortschritt und der National- 
iberalie mus miteinander gingen. Seit der Fusion 
drängt nun dieses fortschrittliche Element immer 
nehr und mehr nach links, so daß endlich Herr 
q. Schauß aus dem Verein ausgetreten ist, dessen 
Tage nunmehr auch gezählt sein werden. DTas 
wäre nun alles ganz recht, bestände nicht daneben 
die „bayerische Reichspartei'. Sie steht zwar auf 
»em Boden der Heidelberger Beschlüsse und soll 
uuch auf dem nationalliberalen Parieitag in Nürn⸗ 
xrg vertreten gewesen sein, aber trotzdem ist sie, 
wie es scheint, der neuen „nationallibetalen Partei“ 
—VD 
rüdfichtlich dieser Thatsachen die Gründung der 
neuen Partei sehr richtig als eine Verschwendung, 
Berlin, 21. Juli. Der Kronprinz ist heute 
rüh um 9*4 Uhr von dem festlich geschmückten 
Stettiner Bahnhof in Begleitung des Prinzen 
heinrich, des Oberpräsidenten Achenbach, des Re— 
zierungsprasidenten Neefe, des Major Rabe und 
oes Hauptmanns Kessel mit dem Kurierzuge nach 
Freienwalde zur Beiwohnung des zweihundertjäh⸗ 
iaen Brunnenfestes abgereist. Ver Kronprinz 
urde dom Publikum lebhaft begrüßt. 
ueber die Kaiserzusammenkunft wird 
us Wien berichtet: Die Begegnung solite sich 
m Salzkammergut dieses Jahr in der Weise voll. 
xhen, daß Kaiser Franz Josef dem befreundeten 
haste einen Besuch in Gastein abstatten würde, 
und wie man erfährt, war auch die Begleitung 
vs Kaisers durch die Kaiserin Elisabeth in Aus 
icht genommen. Es war die Intention des Kai— 
sers Ftanz Josef, dem deutschen Monarchen den 
uiht unbeschwerlichen Umweg über Ischl zu er⸗ 
daten, die bisher gewählte Route war auch noch 
desonders anstrengend, da die Fahrt don Salzburg 
nh Ebenste zu Wagen zum Theil über gebirgiges 
derain geht, während ein Hofzug von Lend via 
Kishofshofen, Steinach und Aussee kaum drei 
kiunden brauchem wurde. Kaiser Wilhelm hal 
ndesen an das Hoflager in Ischlmitiheilen lassen, 
wWeer die freundlichen Intentionen der kaiserlichen 
wnilie herzlich anerkenne, indessen vorziehe, in 
on gewohnter Weise seinen Besuch in Ifchl zu 
naten. Diese Dispositionen des deutschen Mo— 
a sind nun maßgebend. Ueber den Tag der 
reie laßt sich nichts sagen, denn dieselbe hängt 
n Gutachten der kaiserlichen Leibärzte und dem 
en der Kur ab, es ist aber wahrscheinlich, daß 
Segegnung nach dem Ende der ersten Auaust- 
ude atfinden wird 
Ausland. 
ien, 21. Juli. Die Montagsredue theilt 
, Grund direlt bei Professor Drasche eingeholter 
maionen mit, daß bis zur Stunde in Wien 
* einziger Fall von Cholera nostras beo- 
worden sei. Die angeblichen Cholera 
ene von denen einige Blätier meideten, 
unen nach der Sektion der Verstorbenen als 
* e infolge von Hitzschlag oder Sonnenstich 
— Gerade der diesjährige Sommet 
aige! Bezug auf Choleraerkrankungen eine er— 
eAusnahm⸗ genen früher⸗ ANRasypoe 
Dienstag, 22. Juli 1884. 
io. Jahrg. 
Paris, 19. Juli. Das von der „Pekinger 
Zeitung“ am 16. veröffentlichte Dekret des Kau— 
ers von China über die Zurückziehung der 
Truppen war auf Anstehen Frankreichs erfolgt, das 
in einem Ultimatum diese erste Genugthuung aus 
drücklich in amtlicher Form geforderi hatte. Ad— 
miral Courbet hat mit seinem Geschwader den Zu⸗ 
zang von Futscheu besetzt und ist vollständig Herr 
desselben. Spätestens Dienstag, meint man, wird 
die Entscheidung über die chinesische Entschädigung 
erfolgen. Dieselbe soll einen doppelten Zweck haben, 
einmal, den Familien der bei Langson gefallenen 
französischen Soldaten eine baare Unterstützung zu 
gewähren und dann auch die außerordentlichen Kosten 
zu decken, welche der Vorfall erfordert hat, indem 
er Frankreich nöthigte, Tonking und die chinesischen 
Bewässer mit stärkerer Macht zu halten, als vor 
der Unterzeichnung des Friedens anzuwenden gewesen 
var. Es ist die Rede davon, eine Denkmünze für 
den Feldzug von Tonking zu fliften. 
treffenden Eltern ist dies ein sehr harter Fall, da 
diese in ihm einen hoffnungsvollen Sohn verloren, 
und ist ihnen gewiß für diesen schmerzlichen Verlusi 
das innigste Mitleid zu zollen. 
— Aus der Pfalz. Bekanntlich glaubt 
man in gewissen Kreisen, das aus dem jenseitigen 
Bayern kommende Papier sei solider als das in 
der Pfalz fabrizierte. Wir entnehmen darum einem 
Handelskammerbericht die Mittheilung, daß eine 
jenseitige Papierfabrik, die ca. 295,000 Ko. Lumpen 
verarbeitet unter solche 592,000 Ko. Holzschliff, 
84,000 Ko. chem. gelöstes Holz, 512,000 Ko. 
Stroh und 12,000 Ko. Thonerde gemischt hat. 
— Pirmasens, 18. Juli. Im Verwahr—⸗ 
ungslokale des hiesigen Stadthauses erhängte sich 
in letzter Nacht an seiner Arbeitsschürze der 48 
Jahre alte Gerbertagner Joh. Bapi. Feiner aus 
Borsdorf, Bez.⸗Amts Waldmünchen. F., ein dem 
Schnapstrunke ergebener Mensch, war gestern Abend 
wegen eines bei M. Roth in der Bergstraße ver— 
übten qualifizirten Diebstahls festgenommen und in 
Polizeigewahrsam verbracht worden. Der Selbst⸗ 
mörder hinterläßt Familie. — Wegen Verdachtes 
eines unter 8 173 fallenden Vergehens wurde gesiern 
Abend der Schuster Wilhelm Winkmann dahier 
verhaftet. (P. A.) 
— In Kaiserslautern schätzt ein Guts- 
besitzer sene Ernte von 7 Morgen mit Kohl be— 
pflanzten Aeckern auf — 2000 Mark. 
— In der Schule zu Astheim ist der Veits- 
tanz leine Nervenkrankheit, welche sich gewöhnlich 
Rurch Verzerrungen und Zuckungen, erschwertes 
Sprechen und Schlingen äußert] ausgebrochen. Den 
Hrund glaubt man in der aroken Hitze fuchen zu 
müssen. 
— Untersulzbach, 17. Juli. In dem 
Steinbruch des Herrn Johannes Wilking ereignete 
ich hente Morgen um halb 8 Uhr ein Unglück, das 
eicht schwere Folgen hätte haben können. Drei 
Steinbrecher aus Schallodenbach waren damit be— 
chäftigt, auf der ziemlich bedeutenden Höhe des 
Bruches einen Stein zu lösen, als derselbe plötzlich 
losbrach und sammt den drei Arbeitern in die Tiefe 
stürzte. Zweien dabon gelang es, sich beim Fallen 
an einigem Gestrüpp festzuhalten, während der 
Dritte mit einem Fußbruch und Verletzungen an 
Kopf und Brust vom Platz getragen werden mußte. 
— Wolfstein, 17. Juli. Eine Wittwe zu 
Oberweiler-Tiefenbach hat 7 Söhne, von welchen 
vier schon den aktiven Militärdienst abgeleistet haben 
und zwei denselben gegenwärtig noch ableisten. Der 
siebente wurde heuer ebenfalls zur Armee eingereiht. 
Solche Fälle sind gewiß selten. Die betagte Wittwe 
darf stolz darauf sein, dem Staate sieben kräftige 
und zu den Waffen fähige Söhne zugeführt zu 
hoben. (Pf. Vz.) 
— Einen Selbstmord versuchte am 17. d. 
M. der schon 71 Jahre alte frühere Musiker Ludwig 
Pfaffmann aus Walsheim, indem er zwischen 
Edenkoben und Edesheim nahe dem Bahnviadukte 
sich einen Schuß in den Mund gab. Bewußtlos 
und sterbend wurde er im Edenkobener Spital un— 
tergebracht. 
— Vom mittleren Gebirge, 17. Juli, 
läßt sich die „Allg. Wein-Revue“ berichten: Vor 
Eintritt des Gewitter-Regens hatte das Durchfallen 
in manchen Lagen stark zugenommen, so daß es 
bezüglich der Quantität mannichfach kaum noch die 
Hälfte der vorjährigen Crescenz geben dürfte. Viel— 
leicht stellt sich das schließliche Herbstergebniß doch 
noch hessor herauus wenn di⸗ Mifterirußn anßaltens 
SZokale und pfaälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 22. Juli. In Ergänzung 
unseres gestrigen Berichtes über die Iojahrige Stif— 
ungsfeier des hiesigen Kriegervereines tragen wir 
jeute nach, daß sich am Fesizuge 22 Kriegervereine 
»etheiligten und zwar in einer Stärke von circa 
900 Mann. Vertreten waren: Elversberg mit 
94 Mann, Burbach m. 15 M., Friedrichs⸗ 
thalem. 40 M. Halberg-Brebach m. 2M., 
Bischmisheimem. 40 M., Völklingen m. 15 
M., Kirkel Neuhäusel m. 6 M., Jägers— 
freude m. 55 M., Dudweiler m. 15 M. 
Malstatt (Kriegerverein) m. 25 M. und Mal— 
tatt (Landwehrverein) m. 25 M., Spiesen m. 
15 M., Saarbrücken m. 30 M. Zweibrücken 
Kriegerverein) 2 M., Hassel m. 16 M., For— 
»achem. 60 M., Bildstockem. 30 M., Rohr⸗ 
bach m. 70 M., Altenwald m. 40 M. 
Ballweiler m. 20 M., Städte Saarbrückem 
5t. Johann m. 20 M., St. Ingbertm. 
220 M. — Eine Erscheinung, die sich bei hiesigen 
Festen schon wiederholt gezeigt hat, ist auch am 
Sonntag wieder aufgefalen, nämlich die schwache 
Vertretung unserer Bezirkshauptstadi Zweibrücken 
Als wahrheitsliebender Berichterstatter dürfen wir 
dieses nicht verschweigen. 
* St. Ingbert, 22. Juli. Die am Sonn⸗ 
tag stattgehabte Prüfung des aktiven Chores der 
„Gemüthlichkeit“ behufs Aufnahme desselben in den 
pfälzischen Sängerbund als aklives Mitglied wurde, 
wie uns mitgetheilt wird, von den Saͤngern aufé 
Beste bestanden. Die beiden Herren Prüfungs- 
ommisiäre, Damian aus Kaiserslautern und 
dützzel aus Zweibrücken, sprachen sich sowohl in 
Bezug auf Stimmenmaterial, wie auf Vortrag und 
Direltion der Gesänge sehr befriedigt über die Lei⸗ 
tungsfähigkeit des aktiven Chores der „Gemüth— 
ichkeit“ aus. 
[1I Schnappbach, 21. Juli. Am nächsten 
Sonntage, den 27. Juli, findet auf den königlich 
preußischen Kohlengruben das jährliche Beramauns— 
fest statt. 
l] Schnappbach, 20. Juli. Am ver— 
flossenen Donnerstage erirank in Metz beim Baden 
in der Mosel der 17 Jahre alte Sohn des Berg— 
mannes Jakob Klein von hier. Derselbe erlernte 
das Kaufmannsgeschäft bei den Herren Frank in 
Völklingen, hatte jetzt ausgelernt und sollte mit 
zächstem als selbstständiger Führer einer Filiale des 
denannten Haufes anoestesst werron AbGe die vsoe.