Full text: St. Ingberter Anzeiger

aun hier ruhen! Ja, vergessen wir in diesen Tagen 
der treuen Todten nicht. 
* St. Ingbert, 8. Aug. Unsere gestrige 
Notiz, das Konzert der Dreißiger im Becker'schen 
Biergarten betreffend, war bereits im Drucke, als 
wir hörten, daß das Konzert der regnerischen Wit⸗ 
terung halber für gestern abgesagt sei. Dasselbe 
soll nun im Laufe der Woche, vielleicht schon Donners- 
tag stattfinden. 
—Derpfälzische Herbstsaatgutmarkt 
findet am 2. und 3. September in Kaiserslautern 
statt. Gegenstände des Herbstmarktes sind: Winter⸗ 
frucht, insbesondere Roggen, Weizen, Spelz. Als 
Aussteller wird Jeder zugelassen, der sich den von 
der Marktkommission gestellten Bedingungen unter— 
wirft, gleichviel ob derselbe innerhalb oder außer⸗ 
halb der Pfalz seinen Wohnsitz hat. Der Saat⸗ 
zutmarkt wird nur mit Proben beschickt und sind 
Fieselben bis längstens 27. August d. Is. an die 
Saatgutkommission“ zu Kaiserslautern portofrei 
inzusenden. Das einzusendende Sortenmuster darf 
uicht unter 2 Kilogramm betragen. Jeder Probe 
nuß ein Anmeldezettel beigeschlossen sein, der fol⸗ 
zende Angaben zu enthalten hat; a) Name und 
Wohnort des Ausstellers; b) genaue Bezeichnung 
der ausgestellten Saatwaaren; c) Garantie für Rein— 
Jeit, Keimfähigkeil und Sortenächtheit; d) wer die 
Saatwaare gepflanzt hat und wo sie ge— 
wachsen ist; 6) wie diel von der betreffenden Saat⸗ 
waare verkäuflich ist und um welchen Preis 
der Centner. Nur vollkommen reine Waare wird 
zum Markite zugelassen. Der Preis ist definitiv 
anzugeben und darf während des Marktes nicht 
derändert werden. Der Aussteller verpflichtet sich, 
das der Markttommission zum Verkaufe angemeldete 
Quantum unter allen Umständen zu liefern, wenn 
die Anmeldung nicht vor Eröffnung des Saatgut-— 
marktes zurückgezogen wurde. Ferner verpflichtet er 
sich, sein ausgestelltes Muster zum Zwecke beliebiger 
Untersuchung und Vergleichung der Marktkommission 
zur Verfügung zu stellen. Alle abgeschlossenen 
auf- oder Tauschveriräge müssen in das Markt— 
buch eingetragen werden. Hiebei ist eine Marktge— 
»ühr von 1 pCt. zu entrichten. — Weitere nähere 
Bebingungen sind aus dem Programm zu ersehen, 
welches durch die Saatgutmarkttommission zu be⸗ 
ziehen ist. 
Unser landwirthschaftliches Bezirkskomitee hat 
hor einiger Zeit ein Gesuch an das Kreiskomitee der 
Pfalz gerichtet, in welchem die Errichtung einer 
Hufbeschlaganstalt aus Staatsmitteln in Zwei⸗ 
Frücken beantragt wird. Das Kreiskomitee hat 
nun in seiner letzten Sitzung beschlossen, das Gesuch 
des landwirthschaftlichen Bezirkskomitees Zweibrücken 
der hohen kgl. Regierung unter warmer Befürwor⸗ 
ung vorzulegen. 
— Zn einer kürzlich stattgehabten Sitzung 
äußerte sich das Kreis-Komitee des Landwirthschaft- 
lichen Vereins der Pfalz dahin, daß ein Bedürfniß 
zur Errichtung einer staatlichen Mobiliar⸗Feuerver⸗ 
sicherungs-Anstalt nicht besteht. (Pf. K.) 
— Falsche Einmarkstücke sind seit einigen 
Tagen wieder in Umlauf gesetzt worden. Dieselben 
rragen die Jahreszahl 1875 und sind so täuschend 
nachgeahmt, daß sie mit einem echten verglichen, 
—XDV 
slange gleichen sie den echten. Der einzige Unter⸗ 
chied zwischen ihnen und den giltigen Markstücken 
ssi ihre etwas dunklere Farbe und ein fettiges An⸗ 
fühlen. 
— Die Einnahmen des Ludwigshafener 
Central⸗Hilfscomités für die Wosserbeschädigten be— 
rugen nach dem eben veröffentlichten Rechenschafts⸗ 
bericht im Ganzen M. 577,083.75, und es war 
nach Abrechnung besonders gegebener Anweisungen 
zu verfügen über M. 548,455.44. Die Ausgaben 
betrugen 547,709. 05, davon u. a. Saatfrucht und 
Zartoffeln M. 19,593. 63, Mobiliar⸗, Flurschäden 
und Baarunterstützung M. 64. 272.57 und Rechnung 
der Sanitäts- und Baukommissionen M. 403,000, 
io daß der Restbestand von M. 7 46. 93 verbleibt. 
Diese Summe dient auch zur Regelung einiger 
Unkosten, der Rest soll dem von dem Herrn Re— 
gierungspräsidenten gegründeten Nothstandsfonds 
ür die Pfalz zugewiesen werden. 
— Wie das „Pf. Volksbl.“ erfährt ist beim 
Frühzuge Kusel-Landstuhl gestern (Montag) morgen 
m Tunnel zwischen Rammelsbach und Altenglan 
der Heizer des Zuges verunglückt und blieb sofort todt. 
— pPirmasens, 2. Aug. Gestern wurde 
»in gewisser Adolf Türr aus Württemberg wegen 
Furpfuicherei von der hiesigen Polizei verhaftet und 
dem Gerichte eingeliefert. D. hatte Rezepte, 
tamentlich für Augenleidende, in größerer Anzahl 
zusgefertigt. (P. A.) 
— der Aufschlageinnehmerei Pirmasens 
vurde die Befugniß zur Abfertigung von mit dem 
Anspruch auf Aufschlagrückoergütung ausgehendem 
zranntwein und zur Ausstellung von Uebergangs⸗ 
cheinen über Branntwein⸗Sendungen ertheilt. 
— Kaiserslautern, 2. Aug. Der gestrige 
Abendzug, der von Münster a/St. nach Kaisers⸗ 
autern fährt. gerieth noch vor der Station Alsenz 
n eine unangenehme Lage. Der eine der Dampf— 
ahnen an der Lokomotive sprang ab und so konnte 
iller Dampf entweichen. Trotzdem fuhr der Zug 
noch bis Rockenhausen, wo die Passagiere etwa2 
Stuünden warten mußten, bis von hier aus eine 
neue Maschine gesandt wurde. Die Bahnhofpver— 
valtung zeigte sich bei dieser Fatalität den Passa— 
zieren gegenüber äußerst zuvorkommend, wofür ihr 
Dank gebührt. Mit 2 Stunden Verspätung traf 
»er Zug um halb 11 Uhr hier ein. 
— Kaiserslautern, 2. Aug. Aus dem 
hiesigen Lehrerseminar wurden 58 Zöglinge ent— 
sassen, wofür 59 neue sich anmeldeten, von denen 
Finer wegen Krankheit zurückbleiben mußte. In 
Speyer zählt der Oberkurs des Seminars 434 
zchüler. 
— Kaiserslautern. (reisrealschul⸗Jubi— 
äum.) Die am Samstag als Vorfeier Statt ge⸗ 
sabte Garten-Reunion öei Schuck war sehr 
dark besucht. Bürgermeister Neumayer begrüßte 
ie ehemaligen Schüler der Anstalt Namens der 
Ztadt mit einer Ansprache; in derselben wurde nament⸗ 
ich betont, daß, ob man in der Stadt gegen früher 
uuch Vieles verändert finden möge, Etwas doch 
zas Gleiche geblieben sei: die bietere Charakterfestig- 
eit und die Gastfreundschaft der Einwohner; sein 
hdoch galt den auswärtigen Festgästen. Dernk 
deallehrer Dr. Wilh. Medicus, welcher seit fast 
10 Jahren an der Anstalt wirkt und wohl die 
neisten Festgäste als seine Schüler gekannt hat, 
hegrüßte die ehemaligen Schüler Namens des Fest⸗ 
omitees, dankte ihnen warm für ihr Erscheinen und 
ieß die Schüler der Anstalt hochleben. Der Abend 
derlief aufs angenehmste. — Böllerschüsse verkün— 
digten am Sonntag-Morgen den Anbruch des Fest— 
ages. Die Vormuͤtagsstunden wurden mit Besich— 
igung der ausgestellten Schülerarbeiten und Lehr⸗ 
nittel in der Kreisrealschule ausgefüllt. Um 11 
Uhr begann im Saale der Fruchthalle der Schul⸗ 
restakt. Nach dem Vortrage eines von Herrn Real⸗ 
ehrer Geiler gedichteten Prologs hielt Herr Rektor 
stohe die Festrede. Nach derselben folgten ver— 
chiedene Glückwünsche: von Herrn Regierungsrath 
Beib als Vertreter der kgl. Kreisregierung, von 
Bürgermeister Neumaher-Kaiserslautern, den Rektoren 
der Industrieschule zu Kaiserslautern, des Gymnasi— 
ims daselbst, der Realschule zu Neustadt. Dieser 
Theil der Feier schloß mit einem Hoch auf S. Maj. 
en König. Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr fand 
eiin Schauturnen der Realschule auf dem Marplatze 
tatt. Um 8 Uhr begann das Festbankett. Eine 
zrötzere Zahl Glückwunschtelegramme kamen zur Ver⸗ 
esung, u. A. auch ein solches von Sr. Erzellenz 
em kgl. Regierungspräsidenten v. Braun, und bei 
Toasten und musikalischen Vorträgen nahm das Ban— 
ett einen großartigen Verlauf. 
Pf. L.6. Kaiserslautern, 3. Aug. Die 
5tadt Kaiserslautern hat soeben eine Reihe fest⸗ 
icher Tage durchlebt, an denen die ganze Pfalz, 
om südlichsten Ausläufer des Bienwaldes bis zum 
AIusgang des schönen Alsenzlhales, von den Wein— 
leländen des Rheinthales bis zu den Kohlenlagern 
5t. Ingberts freudigen Herzens theilgenommen 
Wir meinen die Feier des fünfzigsten Jahrestages 
er Begründung unserer früheren Kreislandwirth 
chafts⸗ und Gewerbeschule bezw. der heutigen 
dreisrealschule daselbst. 3658 Pfälzer oder 
jei uns allmälig heimisch gewordene Landsleute 
sjaben vom Jahre 1834 ab an dieser Stätte die 
grundlagen ihrer Bildung empfangen und erhielten 
—D00— 
ims Dasein“ wohlgemuth aufnehmen durften; ein 
roßer Prozentsatz der ehemaligen Anstaltszöglinge 
jat also gewappnet sich eine ehrenvolle Stellung im 
deben erobert und erinnert sich — wie die leuch⸗ 
enden Augen vieler der als Festgenossen bei der 
jestrigen Schulfeier zugegen Gewesenen bezeugten 
— mit heißem Dank der Lehrer noch, die ihn vor ⸗ 
jehmlich mit zu dem gemacht, was sie heute sind 
Mit Erkenntlichkeit aber gedachte auch ein Jeder 
dzer Festgenossen an diesem Taae der liebevollen 
zürsorge unseres Herrscherhauses für die freund— 
ichen Gefilde der Pfalz und dieses Gefühl — s 
venken wir — sollte vorhalten allezeit und Jeden 
rach der Seite hin freudigen Anschluß suchen lassen 
vo die Pflege des aationalen Gedankens, des ha. 
riotismus im engeren mie im weiteren Sinm 
soch obenan steht. 
— Dürkheim, 4. Aug. Gestern —XX 
ind spät Abends gingen abermals außerordentüg 
chwere Wetter über unsere Gegend. Orkam 
irtiger Sturm, Hagel eend gewaltige Regenmengen 
zrachten der Vegetation wiederum, wie erst neulich, 
größten Schaden. D. A.) 
— Arzheim, 3. Aug. Dem Orktsbürger 
Matthäus Kiefer wurde gestern Vormittag, als“er 
sich mit seinen Angehörigen auf dem Felde befand, 
ein Pferd, eine Kuh und ein Kalb durch Messer 
stiche verwundet. Die Entrüstung über diese bübische 
That ist eine allgemeine, ebenso allgemein aber auch 
der Wunsch, daß es der Untersuchung gelingen 
werde, den Thäter zu ermitteln und zur Rechen⸗ 
sichaft zu ziehen. Eilb.) 
— Herxheim, 3. Aug. Im Laufe der 
bergangenen Woche (also von Montag bis Samfstag) 
wurden hier über 300,000 Feldmäuse abgeliefert. 
— In Frankenthal fand unter Vorsitz des 
Derrn Kreismedizinalrathes Karsch die Prüfung vor 
19 jungen Badern, die sich dem jüngsten Bader— 
kurs unterzogen, statt, und bestanden sämmtlich— 
mit der Note „befähigt“. 
Bermischtes. 
St. Johann, 4. August. In der Nacht 
zom Samstag auf Sonntag wurde auf eine— 
diesigen Straße ein Kaufmann von einem Mann— 
ingefallen. Der Angefallene rief um Hülfe und 
ils solche herbeigeeilt, gelang es den Tböäter zy 
assen und zu verhaften. 
. Malstatt-Burbach, 4. August. Eir 
)iesiger Arbeiter, welcher es mit den Verpflich 
iungen seiner Familie gegenüber sehr leicht aimmt 
d. h. das Geld, welches er verdient verjubelt und 
eine Familie im bittersten Elend darben läßt 
vurde, nachdem mehrere polizeilicherseits ertheilte 
Warnungen nichts halfen, wie es sich für so einer 
pflichwergessenen nach Recht gebührt, eingesperr⸗ 
pTrier, 1. August. Heute Vormittag hatt— 
in Fuhrmann aus St. Barbara, Namens Miche! 
-chuwel, auf dem Neuenweg bei Pallien das Un 
zlück, daß ihm die Hemmschraube riß. Er wurd 
iberfahren und ihm ein Bein mehrfach gebrochen. 
odaß im Mutterhause, wohin er gebracht wurde, die 
Amputation desselben vorgenommen werden mußte 
deider sollte er dieselbe nicht lange überleben. Nach 
wenigen Stunden erlöste ihn der Tod von seinen 
Leiden. 
In der Nähe von Dillingen a. d. S 
jat sich ein 40jähriger Junggeselle erhängt. Der 
elbe soll in Folge vielen Romanlesens an zeitweilige 
Heistesstörung gelitten haben. 
4 Der im Jahre 1880 ausgebrochene Konkure 
der Volksbank in Hagen ist nunmehr bendet. Er 
hat sich ein Defizik von Mk. 163.000 herausgestell 
hovon auf jeden der 250 Genossenschafter Mt— bõ⸗ 
ntfallen. 
4 (Was vom Fürsten BismarckAlle⸗ 
»erlangt wird! Die Zeitschrift für Instto 
nentenbau fordert zur Unterzeichnung einer Petitior 
in den Reichskanzler auf, worin derselbe ersuch 
vird, im deutschen Reich eine allgemeine Normal 
timmung einzuführen. Fürst Bismarck gibt zwar 
in europäischen Konzert den Ton an, allein e 
ird kahm ilen Musikern und Sängern die Top. 
qöhe vorschreiben können. 
4 Vom Resultate des schwäbischen Liederfester 
n Ulm gibt ein „Festbummler“ im „B. Landb. 
algenden dustigen vericht 10,000 Mk. Denn 
In Folge der Hitze vom Schlage getrosfen zwu 
Nange Vin Kindüberfahren. Diverse Eheftauen 
son den nachgereisten Männern ertappt. Fun 
Taschendiebe eingesperrt, zwanzig ditto entwisch 
3000 bis 8000 verwelkte Kränze und Guirlanden 
00 bie 3000 in schonster Ennvicklung abgehauen 
Alen und VirhenGh dod Vier Bier ceug 
3000 heisere Kehlen und Magen, dabei 60, Rill 
Figarren verdampft. 3000 leere Gelobeutel. —— 
luß an Würsten,, die jetzt wir verzebten müůne 
hurrah!“ enfeft 
4 Das Defizit beim Leipziger Squgu 
stellte fich auf ca. 80,000 Mack. Die Ausga⸗ 
n ee e uihe ieee et Das Deftzun