Full text: St. Ingberter Anzeiger

st. Iugherter Amziger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
der „St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
glatt und Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 M 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.M 75 H, einschließlich 
d A Zustellunasgebuhr. Die Einrückungsgebühr füur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I35 A, NReclamen 30 . Bei a4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechneit. 
⸗—⸗ 152. Donnerstag, 7. Auqust 1884. 
19. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Versailles, 6. Aug. Die Revisions⸗Kommission 
riahm ein Amendement Andrieux an, wonach Pra⸗ 
endenten nicht zu Präsidenten der Republik gewählt 
verden dürfen, womit Ferry sich einverstanden er⸗ 
dlärt hatte. Alle übrigen Anträge wurden abgelehnt 
»der vertagt. Der Bericht wird in der heutigen 
—A 
London, 5. Aug. Der Kredit, den die 
Regierung zum Entsatze des Generals Gordon heute 
in der Unterhaussitzung fordern zu wollen erklärte. 
beträgt 6,000,000 Mt. 
London, 5. Aug. Nach einem Telegramme 
der „Times“ aus Fu⸗tscheu vom 4. ds., habe China 
ꝛine Entschädigung von einer halben Million Taels 
Frankreich angeboten. Vatenotre dieselbe aber ab⸗ 
gelehnt. 
Der Tod des Kaisers von Anam. 
In Paris erregt der nach angeblich langer Krank⸗ 
Jeit erfolgte plötzliche Tod des erst siebzehnjährigen 
aisers von Anam Ueberraschung. Der verstorbene 
aiser, Kienphuoc, war im Dezember v. J. seinem 
vegen Unterzeichuung des Vertrags von Hüe er— 
nordeten Onkel Hiephoa auf dem Throne gefolgt. 
dürzlich hat Kienphuoc einen ihm von dem franzö⸗ 
ischen Gesandten Patenötre vorgelegten neuen Ver⸗ 
trag unterzeichnet und das alte Reichssiegel ausge⸗ 
liefert, und die Vermuthung liegt nahe, daß auch 
er dem Haß der anamitischen Mandarinen gegen 
die Franzosen zum Opfer gefallen ist. Thatsächlich 
varen bereits vor einiger Zeit in Hüe Revolten 
nusgebrochen, die gegen die Franzosen gerichtet 
varen, und der erste Minister des Königs hat stets 
ils ein Feind der letzteren gegolten. Wie ein Tele— 
gzramm meldete, ist ein jüngerer Bruder Kienphuoc's 
zum Kaiser gekrönt worden. 
— Bei Gelegenheit des am 10. in Blieskastel 
tattfindenden Feuerwehrverbandstages des Amtsbe⸗ 
zirks Zweibrücken wird den in Uniform bezw. 
in Feuerwehrdienstmütze reisenden oder sich ander⸗ 
weit legitimirenden Feuerwehrleuten eine Fahrtax⸗ 
ermäßigung in der Weise bewilligt, daß an dieselben 
hei den Stationen St. Ingbert, Hassel und 
Würzbach einfache Fahrbillete nach Lautzkirchen 
ind bei allen übrigen im Amtsbezirke Zweibrücken 
zelegenen, sowie bei den Stationen Saargemünd, 
Zaiserslautern, Landstuhl, Homburg, Berbach und 
Pirmasens einfache Fahrbillete nach Blieskastel ver⸗ 
abfolgt werden, welche durch Aufdruck des Stations⸗ 
tempels zur freien Rückfahrt in den entsprechenden 
Zugs⸗ und Wagenklassen am Tage der Ausgabe 
berechtigen. Die Billete nach Blieskastel — exch. 
derjenigen Stationen der Bliesthalbahn — können 
zur Rückfahrt auch ab Lautzkirchen benutzt werden. 
? Blieskastel, 5. Aug. Von den 58 Prä⸗ 
zaranden, welche sich zur Aufnahmsprüfung in den 
[V. Kurs der Lehrerbildungsanstalt Kaiserslau— 
nern angemeldet hatten, haben 48 die Prüfung 
estanden. 
— Zweibrücken, 6. Aug. Durch Bescheid 
»es k. Justizministeriums wurde dem geprüften 
RKechtspraktikanten Herrn Eugen Hessert die Zu—⸗ 
afsung als Rechtsanwalt am k. Landaericht Zwei⸗ 
brücken ertheilt. 
— Zweibrücken, 5. Aug. Programm zu 
dem Rennen in Zweibrücken am 28. September, 
Nachmittags 8 Uhr: 1. Preis der Pfalz. 400 M. 
Flachrennen für 4jährige, in der Pfalz gezogene 
Bferde, im Besitze von Pfäͤlzer Züchtern oder Land⸗ 
virthen. 3 Uhr 10 Minuten: 2. Eröffnungsrennen. 
Preis 5300 M. Herren⸗Reiten. Flachrennen für 
Pferde aller Länder, welche noch kein Rennen im 
Werthe von 500 M. und darüber gewonnen haben. 
3 Uhr 25 Minuten: 3. Preis des Pferdezuchtver⸗ 
ins der Pfalz. 400 M. Trabreiten für 4-, 50 und 
zjährige in der Pfalz gezogene Hengste oder Stuten 
m Besitze von Pfaälzer Züchtern oder Landwirthen. 
3 Uhr 40 Minuten: 4. Offiziers⸗-Hürdenrennen. 
Preis 600 M. Geritten von aktiven Offizieren der 
deutschen Armee. 4. Uhr: 5. Jagdreiten (Fuchs in 
—Zicht). Preis im Werthe von 500 M. Geritten 
»on Offizieren der bayerischen Armee in Uniform. 
1Uhr 15 Minuten: 6. Preis der Pfalz. 400 M. 
Flachrennen für 4., 5. und Gjährige in der Pfalz 
gezogene Pferde, im Besitze von Pfälzer Züchtern 
oder Landwirthen. 4 Uhr 30 Minuten: 7. Jagd⸗ 
rennen. Preis 1000 M., nämlich 500 M. dem J., 
300 M. dem 2. 200 M. dem 3. und dem 4. 
Pferde die Einsätze. Für Pferde im Besitze von 
aktiven Offizieren der deutschen Armee und nach— 
weisbar im Dienste geritten, welche weder ein Flach⸗ 
noch ein Hindernißrennen im Werthe von 500 M. 
und darüber gewonnen haben. 4 Uhr 45 Minuten: 
8. Steeple chase. Preis der Stadt Zweibrücken. 
2000 M. HerrenReiten für Pferde aller Länder. 
— Der Heizer, welcher am 4. d. im Tunnel 
bei Kusel verunglückte, heißt Nikolaus Klöpfel; 
derselbe wohnte in Kaiserslautern; er hinterläßt eine 
Wittwe und 6 Kinder. 
— Bei Dahn schoß dieser Tage der Wald⸗ 
arbeiter Haag vom Wolfsägerhof ein Wildschwein 
an. Bei dem Versuche, dasselbe mit der Art vol⸗ 
lends zu tödten, setzte sich das Thier zur Wehre 
ind fügte dem Haag nicht unbedeutende Verletzungen 
nit seinen Hauern an den Beinen zu. 
— Kaiserslautern, 6. Aug. Gestern 
MAG in Mann vhvor äun var Nohin⸗tor 
Deutsches Reich. 
Berlin, 5. Aug. Der Kaiser hat an den 
vorstand des Centralvereins der deutschen Luther⸗ 
fifung ein Schreiben gerichtet, worin er als er⸗ 
hebenden Gedanken für ihn die stets lebendige Er— 
jaltung des Gedächtnifses des großen Reformators 
bezeichnet. Der Kaiser nimmt das Protektorat über 
den neubegründeten Verein in der Hoffnung von 
„essen gedeihlicher Entwickelung zu erfolgreicher Wirk⸗ 
amkeit an. 
die Reichstagswahlen sollen, wenn ein 
dem bayerischen Bundesbevollmächtigen nahestehendes 
Münchener Blatt recht berichtet ist auf Montag 
den 13. Oktober anberaumt werden. Die An— 
gabe wird wohl mit einigem Zweifel aufgenommen 
werden dürfen, da es kaum wahrscheinlich ist, daß 
ein bestimmter Termin jetzt schon fest beschlossen 
ein sollte. 
Der Einweihungsfeier der neuen Uni⸗ 
zersität in Straßburg wird nach der „Str. Post“ 
— 
nicht beiwpohnen. Wie verlautet, wird auch keiner 
der Prinzen des kaiserlichen Hauses nach Straß⸗ 
hurg gehen, da der gegebene Vertreter des Kaisers 
vei dieser Gelegenheit der kaiserliche Statthalter ist. 
Berlin, 5. Aug. Professor Franz v. 
Lenbach traf gestern aus München hier ein und 
degab sich heute nach Varzin, um ein Porträt des 
Reichskanzlers Fürsten Bismarck anzufertigen, zu 
welcher dieser dem Künstler mehrere Sitzungen ge⸗ 
waͤhrt hat. Dem Vernehmen nach ist dieses Por⸗— 
sät für den Papst bestimmt, welcher den Professor 
benbach mit der Anfertigung diefes Porträts be— 
wuftragt hat. 
Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht die Ernen⸗ 
uung des Professors Schweninger zum außer⸗ 
udentlichen Professor an der medizinischen Fakultät 
der Berliner Universität. 
Ausland. 
Wien, 5. Aug. Aufsehen macht die kaiser⸗ 
che Verordnung, daß künftighin kein Orden mehr 
ine Standeserhöhung involvirt. 
Wien, 6. Aug. Die Kaiserbegegnung erfolgte 
n Ebensee. Kaiser Franz Josepheilte auf das 
Begentritibrett. Kaiser Wilbelm fiehi vortrefflich 
us. Die Monarchen begrüßten, umarmten und 
iften sich. Kaiser Wilhelm trug die österreichische 
niform und das Band des Stephanordens, Kaiser 
sranz Joseph die preußische Infanterie-Uniform 
ud das schwarze Adlerordeuband. Um . 12 Uhr 
uhren die Monarchen nach Ischl weiler. 
Gastein, 5. Aug. Kaiser Wilhelm nahm 
xute das letzte Bad und unternahm danach den 
wohnten Spaziergang. Nachmiltags 13, Uhr 
r r unter begeisterten Kundgebungen der auf 
dn Straubinger Platze zahlreich anwesenden Be— 
Alerng mittelst Extrapost ab. Vor dem Bade⸗ 
doß hatten die Spitzen der Betzörden und andere 
nmagende Personlichkeiten zur Verabschiedung 
iistellung genommen. 
n dchi 5. Aug. Kalnochh ist hier eingetroffen 
Vormittags beim deutschen Kaiser in Nudieng 
wird morgen hier erwartet. 
noniggraͤt 5. Aug. Das Korpskommando 
un dosephsadi theilte dem Bürgermeister von 
ß mit, daß die Auflassung der Stadt und 
auemeise Demolirung der Schanzen beschlossen 
Honiggrätz habe nicht mehr ais befestigter Ort 
* 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Wir haben in vor. Nr. bereits den Gnaden— 
Erlaß des Kaisers zu Gunsten derjenigen Theil— 
ehmer am Kriege 1870,71, die infolge innerer 
Dienstbeschädigung Invalide geworden sind, zur 
denntniß unserer Leser gebracht. Wir theilen nun 
ergänzend mit, daß Unterstützungsgesuche der be— 
‚eichneten Invaliden bei denjenigen Bezirkskomman— 
zos bezw. Bezirksfeldwebeln anzubringen sind, in 
deren Bezirk die Betreffenden wohnen. Derartige 
Hesuche werden unter der Voraussetzung, daß ein 
Lebenswandel des Bittstellers vorliegt, welcher diesen 
einer allerhöchsten Gnadenbewilligung nicht unwürdig 
erscheinen läßt, nur bei Erfüllung folgender Be—⸗ 
»ingungen: a. einer durch Krankheit aufgehobenen 
oder verminderten Erwerbsfähigkeit, welche eine 
Unterstützungsbedürftigkeit begründet, b. dem Nach— 
veis von Thatsachen, welche die Ueberzeugung von 
dem ursächlichen Zusammenhange der Krankheit mit 
einer im Kriege von 1870,71 erlittenen inneren 
Dienstbeschädigung zu begründen vermögen, Seiner 
Majestät dem Kaiser befürwortend vorgelegt werden. 
In diesem Jahre werden die königlichen General⸗ 
tommandos durch besondere Superrevisions-Kom— 
nissionen die Gesuchsteller militärärztlich untersuchen 
lassen und vorher Zeit und Ort der Untersuchung 
dekannt machen. Vom nächsten Jahre ab dagegen 
ind etwaige derartige Gefuche so frühzeitig bei den 
Bezirkkkommandos bezw. Bezirksfeldwebeln anzu⸗ 
melde, daß die Prüfung derselben bei dem Ersatz⸗ 
geschäfte vorgenommen werden kann. Gesuche, denen 
es ersichtlich an jeder thatsächlichen Begründung 
fehlt, werden schon in der Instanz der Bezirkskom— 
nandos ahnewi⸗son