xt. Jugherter Anzeiger
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Jnabert.
hder ‚Et. Ingberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Dounerstag, Samstag und Sonntag; 2mal woͤchentlich mit Unterhaltungs
zuatt und Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich .A 60 4 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 4, einschließlich
d ⸗ Zustellunasagebiihr. Die Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum betrãgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 15 8, Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
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Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Berlin, 8. Aug. Der Kaiser ist heute Morgen
Uhr 23 Min. in bestem Wohlsein in Großbeeren
mgelommen und begab sich alsbald in offenem vier⸗
pannigen Wagen nach Schloß Babelsberg.
Die Gesellschaft für deutsche Kolonisation
vorderte sämmtliche deutsche Vereine, welche kolonial⸗
plitische, überseeische und handelspoliuische Ziele
xetfolgen, auf, sich zu einem allgemeinen deutschen
dolonisationsverband zu vereinigen. Zur Berathung
arüber wird eine Delegirten⸗Konferenz aller Vereine
n Berlin vorgeschlagen.
Ausland.
Ischl, 7. Aug. In dem Dejeuner dinatoire,
u welchen Kaiser Wilhelm vom Kaiser
franz Joseph abgeholt wurde, nahmen auch
disza und Bedecovich Theil. Nach dem Dejeuner
verabschiedete sich der Kaiser Wilhelm von der Kaiserin
clisabeth und der Erzherzogin Valerie und fuhr
mit dem oͤsterreichischen Kaiser nach dem Bahnhof.
hier nahmen die Majestäten herzlichsten Abschied.
Um halb 4 Uhr erfolgte unter enthusiastischen Kund⸗
gebungen des zahlreich anwesenden Publikums die
—*
In Belgien ist gegen das vom klerikalen
MNinisterium den Kammern vorgelegte neue Schul⸗
Jesetz von den Gemeinderäthen fast aller Städte
des Landes entschiedenste Verwahrung eingelegt
worden; auch die Lehrerschaft, welche nicht mehr
unter dem Schutze des Staates steht, sondern dem
hutdünken der meist von der Geistlichkeit beeinfluß
en Landgemeinden preisgegeben werden soll, will
in einer Gesanmtbittschrift die Kammern um Ab—
vendung dieses Looses anflehen.
Bern, 7. Aug. Im internationalen Kongreß
ür Schiedsgerichte wird der Antrag des deutschen
Keichstagsabgeordnelen v. Bühler, den Schweizer
Vbundesrath zu ersuchen, die europäischen Regierungen
u einet Abrüstungskonferenz einzuladen,
mgenommen. Der Schweizer Bundespräsident em⸗
Fing eine Deputation des Kongresses und versprach
teundliche Erwäqung.
Petersburg, 8. Aug. Wie verlautet wird
ie Leiche des Generals Todleben von Riga nach
cebastopol gebracht und daselbst beigesetzt. — Nach
inet Meldung aus Lipesk entgleiste gestern dort
uf der Orloff ⸗ Grajasi - Eisenbahn ein Erpreßgug.
die Lokomotive und drei Waggons wurden zer⸗
ümmert, ein Maschinist wuͤrde gesödtet und vrei
Jabnhenmiß ersinen Nermundungen
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 9. Aug. In der hiesigen
—X gegenwaärtig im; Auftrage der igl.
segierung durch einen Herrn Dr. Leppla geolo—
lische Aufnahmen vorgenommen.
St. Ingbert, 9. Aug. Wie man uns
nithellt, wird im Laufe der nachsten Woche das
hmte Fapf'sche Vokal Quarten aus
lielbaden dahier konzertiren. Die Herren sangen
don einmal hier und sind gewiß die vortrefflichen
eistungen derselben bei Allen, die sie damals hoͤrten,
h im besten Gedächtnisse. Allgemein spendet die
düit den Künstlern das ungetheilteste Lob, und
berall üͤben die von ihnen veranstalteten Konzerte
uf das kunfluebende Publikum die nachhaliigste
niehungefraft aus. Wir bezweifeln nicht, daß
ves auch hier der Fall sein wird. Erwähnt se⸗
od daß schon baldiast ein⸗ Ahonnementfsliste hehufe
Sonntag, 10. August 1884.
19 Jahrg.
TFinzeichnung zirkuliren wird. Der Eintrittspreis
ist für eine Person auf 50 Pfennige festgesetzt, ein
Satz, der es auch dem Minderbemittelien erlaubt,
dem Konzerte anzuwohnen.
— Der Jahresbericht derpfälzischen
sandels-⸗und Gewerbekammer pio 1883
st soeben erschienen; derselbe bietet wiederum eine
Fülle interessanten und gewissenhaft bearbeiteten
Materials. In der Einleitung wird mit Bedauern
onstatirt, daß die Ergänzungswahlen für die Han⸗
»elskammer wie für die Bezirksgremien unter sehr
hwacher Betheiligung vor sich gegangen sind. Be—
üglich der Nichtanerkennung des bayerischen Aich—
tempels in Württemberg wird auf eine Mittheilung
»es k. württembergischen Ministeriums des Aus—
värtigen verwiesen, der zufolge die Zulieferung von
Wein in Fäfssern mit dem bahyherischen Aichstempel
und die Einkellerung von Wein in solchen Fässern
aicht mehr zu beanstanden sei. In Bezug auf einen
zu erhebenden Zoll auf Erzeugnisse des Gartenbaues
pricht sich die Handels- und Gewerbekammer dahin
aus, daß ihr ein Bedürfniß für einen solchen Joll
nicht vorhanden zu sein scheine. Nach Ansicht der
Zdammer könnten die Gärtnereien die Einfuühr von
Blumen zu einer Zeit, in welcher es bei uns keine
zibt, selbst nicht entbehren und in den Sommer⸗
nonaten, wo es bei uns Blumen genug gibt, denke
hnehin kaum Jemand daran, sich solche etwa aus
Italien kommen zu lassen. Aehnlich verhalte es
ich auch mit der Einfuhr junger Gemüse, welche
ebenfalls nur zu einer Zeit erfolge, in welcher sie
bei uns nicht zu haben sind. Von einer drückenden
stonkurrenz könne demnach keine Rede sein. Eben⸗
so spricht sich der Jahresbericht gegen einen Zoll
auf kunstgewerbliche Erzeugnisse aus. Mit beson—
derem Nachdruck tritt der Jahresbericht für die Er—
richtung einer pfälzischen Boden- und Gemeinde—⸗
sreditanstalt ein, vorausgesetzt, daß die von ihr
auszugebenden Pfand- und Kreditbriefe, als zuͤr
Anlage von Mündel⸗, Stiftungs⸗, Sparkassen⸗ und
Bemein degeldern geeignet, zugelassen werden, da
aur so ohne große Provisionskosten ihre Unterbring⸗
ing leicht bewerkstelligt werden könnte. „Eine solche
Anstalt würde in ihren Pfand- und Krieditbriefen
»em Anlage suchenden Kapital, neben denkbar hoher
Sicherheit und befriedigendem Zinsfuß, die leichte
Imsatzfähigkeit zugestehen, also eine Erleichterung
ieten, welche beim Erwerb von Hypotheken aus—
zeschlossen ist. Dem Grundbesitz aber — und da—
rauf ist unseres Erachtens der Schwerpunkt zu
egen — würde dieselbe fortdauernd thunlich billiges
—XX Rückerstattung bezw. Gut⸗
schrift der Erübrigungen, nach Abzug der Verwal⸗
ungskosten und eines zu bildenden Reserbefonds
ieser Aufgabe gerecht zu werden, ist aber eine un⸗
ibweisbare Pflicht von Staat und Gesellschaft.“
Sehr kraftig tritt der Jahresbericht für die deutsche
dolonialpolitik ein; die betreffende Auslassung wer⸗
den wir in nächster Nr. veröffentlichen. D. Red.)
—. Aus den Waldungen, die den 8 Forstämtern
der Pfalz unterstellt sind, wurden während des
Jahres 1883 156, 106,42 Kubikmeter Holz ver⸗
teigert und daraus Mk. 2,520, 108 erlöst. Davon
entfallen Mk. 1,458,7 11. 92 Pfg. auf Siaats- und
Mt. 1,001,396.72 Pfg. auf Gemeindebetrieb. Der
Erlös aus Lohrinde beirug: a. in Staatswaldungen
Mt. 109, 109; b. in Gemeindewaldungen Mk. 264 4836
zusammen Mk. 373,535.
— Die „Pf. Ztg.“ sagt von den Vorberei—
zungen zu den Gemeindewahlen: „Im laufen⸗
den Herbste sossen mi⸗eder di⸗ Gomeindewahlen
der Pfalz stattfinden. Man faängt jetzt schon an
sich darauf vorzubereiten. Da wird Mancher, den
man sonst kaum ansah, jetzt schon freundlich ge—
zrüßt, der Wirthshausbesuch nimmt zu, mancher
Erxtraschoppen wird dem „guten Freunde“ bezahlt.
Auf der anderen Seite sucht man einflußreiche
Gegner unschädlich zu machen auf jede erlaubte und
unerlaubte Weise. Versprechen werden gemacht, an
deren Halten man nach geschehener Wahl nicht mehr
denkt. Da werden Darlehen gewährt, Kredit ge—
zeben, alles auf die Wahl hin; Geschenke gemacht
und um jeden Preis Anhänger geworben. Besonders
ebhaft wird es in jenen Orten, wo man damit
amgeht, das bestehende Regiment zu stürzen. Da
Jeißt's halt auf beiden Seiten: „Helf, was helfen
ann.“ Das Juteresse der Gemeinde ist vielfach
Nebensache, das persoͤnliche Interesse oder auch Ehr—
geiz die Hauptsache.“
t Blieskastel, 9. Aug. Dem Jahres—
berichte der kgl. bayer. Lehrerbildungsanstalt Speyer
und der ihr zugetheilten kgl. Präparandenschulen
Blieskastel und Kirchheimbolanden entnehmen wir
für die hiesige Präparandenanstalt Folgendes:
Am Schlusse des Schuljahres 188384 waren in
den 3 Kursen 47 Zöglinge vorhanden und zwar
im 1. Kurse 17 (12 kath. und 5 prot.), im 2.
Kurse 150 (10 kath. und 5 prot.) und im 3.
durse 15 (8 kath. und 7 prot.). Von den 15
Schülern des 8. Kurses betheiligten sich 8 Zog⸗
linge an der heurigen Seminaraufnahmeprüfung
ju Speyer und 7 an der zu Kaiferslautern. —
Dem Jahresbericht ist eine Abhandlung „Die for⸗
nale Gliederung einer unterrichtlichen Einheit“ dei—
gegeben.
*t Blieskastel, 8. Aug. Dem soeben aus⸗
zegebenen Jahresberichte der hiesigen kgl. Latein⸗
shule entnehmen wir Folgendes: Die Anstalt er⸗
offnete das Schuljahr 1883,84 mit 33 Schülern
von denen im Laufe des Jahres 2 austraten und
Jentlassen wurde, so daß am Jahresschlusse noch
30 vorhanden waren. Von diesen gehören 12
der J., 8 der II., 8 der III., 7 der V. unde3
der V. Klasse an. Nach den Konfessionen ver⸗
heilen sich die Schüler wie folgt: 18 Katholiken,
10 Protestanten, 2 Israeliten. Für das Schuljahr
188485 werden die Aufnahms⸗ und Nachprüfungen
am 29. September von Morgens 8 Uhr an vor—
Jenommen. Die Inskription sindet am 80. Sep⸗
ember, Morgens 8 Uhr statt, der Unterricht beginnt
am 1. Oktober.
m. Schönenberg. Am 6. d. M. fand man
den Ackerer Peter Bach von hier im Hausgang
seines Hauses erhängt. Am selbigen Tage wurde
nn Gries ein Kind von einer Pferdefuhr überfahren,
edoch zum Glück nicht lebensgefährlich verletzt.
— Als Zeichen einer auf's Aeußerste getriebenen
donkurrenz verdient erwähnt zu werden, daß im
Inseratentheile der Reustadter Zig.“ Postkarten
nit 5 Pfennig-Marke für 4 Pfennige angeboten
verden. Wie der Verkäufer dieses Kunststüd ferlig
zringt, ist uns nicht ganz klar.
— Oerxheim, 7. Aug. Heute Nacht ist
hier der älteste Mann, Peter Mühl im Alter von
36 Jahren gestorben. Seine Schwester im Alter
zon 98 Jahr erfreut sich noch eines guten Wohl⸗
seins und bedauert das frühe Hinscheiden ihres
Bruders. (8. T.)
— In Waldsee wurde der Schneider Nik.
Ritzer durch die Gendarmerie verhaftet und in das
Amtsgerichtsgefangniß nach Speyer abgeführt. Wie
ie Pf. ⸗ schreiht eht derseihbe— im Mord 4