St. Ingherter Amziger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert.
de St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmalz Am Montag, Dieunstatz, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
zlatt und Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1A 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.4 78 4, einschließlich
d A Zustellungsgebüuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 13 4, NReclamen 30 8. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
M 164.
Volitische Uebersicht.
Es scheint sich zu bestätigen, daß die Gerüchte
„on einer nahe bevorstehenden Dreikaiser⸗
zusammenkunft begründet sind. Von deutscher
Seite ist allerdings eine solche Bestätigung noch
nicht erfolgt. Dagegen wird sowohl auf österreich⸗
scher als auf russischer Seite die Wahrscheinlichkeit
eiont, daß die Entrevue in kurzer Zeit zustande
ommen werde. Von Warschau aus wird sogar
creits der Ort der Zusammenkunft bezeichnet; es
zl hierzu Bernewitze im Fürstenthum Lowitsch,
m der Warschau⸗Wiener Eisenbahn gelegen, in
dussicht genommen sein. Es bedarf keiner weiteren
dugführung, wie die Tragweite der Varziner Be⸗
prechungen und ihre hohe Bedeutung für die
Sicherung des Friedens und des guten Einver⸗
iehmens der Ostmächte durch eine bald darauf
olgende Zusammenkunft der Monarchen mächtig
erstärkt werden würde.
Mit den neuesten erfreulichen Nachrichten über
ous Aufhissen der deutschen Flagge an der West—
rüste von Afrika tritt die Kolonialpolitik und
die überseeische Politik Deutschlands überhaupt noch
nehr in den Mittelpdunkt de Wahlbewegung.
ils bisher. Zum ersten Male wieder, nachdem das
dationalgefühl in Deutschland durch die Widrigkeiten
rines kleinlichen Partei- und Interessenkampfes —
janz zu schweigen von den tiefgreifenden Wirkungen
eineß erbitterten Kirchenstreites — ganz zurückge⸗
ängt zu sein schien, weht es, wie die „Nat.⸗Lib.
vorresp.“ ausführt, wieder wie ein frischer Hauch
ationaler Begeisterung, nationalen Lebens⸗ und
chatendranges durch unser Volk. Freilich, die sub⸗
iterne Kritik, welche im letzten Reichstage so höhnisch
on der „Schützenfeststimmung“ sprach und, ihre
ahlentabellen in der Hand, die „Phantasie“ in der
bolitkk der Nationen verspottete, wird darüber
icheln. Das deutsche Volk aber wird sich dadurch
üicht irre machen lassen. Es fühlt, daß das, was
n Afrika geschieht, die ersten, wenn auch winzigen,
o doch bahnbrechenden Schritte einer zuiunftreichen
xuschen Kolonialpolitik sind. Ueber die „Schützen⸗
etttimmung“, in welcher die liberal⸗patriotische Be⸗
nedisamkeit des Herrn Bamberger und seiner Freunde
ainstmals gedieh, sind diejenigen Kreise des deutschen
bolles gluͤcklich hinaus, deren patriotische Empfin⸗
dung sich gestählt hat in der ernsten Schule einer
bohtit der That. Wo Bismard'sche Politik zu⸗
wrift, da gilt es zumeist mehr als ein Schühzen⸗
at. Und dieses Vewußtsein ist eßs eben, was' die
Valion in so lebhafte Bewegung versetzt in dem
lugenblicke, in welchem der Reichskanzler, wie auf
bielen andern Gebieten, so auch auf dem neuen
xt überseeischen Politik die Ziele steckt, die Wege
rezeichnei und mil bewundernswerther Sicherheit die
Lindernisse hinwegräumt, welche sich dem Beschreiten
neser Wege entgegenstellen.
Lüderitzland und Kamerun sollen die
iden Erstlingskolonien Deuts hiande heißen
s der Sprochtünftler der — Kolnischen Zeitung!
nnen Widerspruch erfahrt. Luderißlaud s
wportugiefische Angra Pequena ( kleine Bucht)
geten und damit zugleich den Vorlampfer für das
deschthumn der afrikanischen Westküste ehren.
damerun ist die verdeutschte Schreibung des
aglischen Cameroon (auch Cameroons). Es
ouch der HRan— fuͤr 3 Punkte: 1) für
Sdulkanische Gebirge in der Valrn
Montag 25. Augqust 1884. 19. Jahrg.
Biafra, östlich von der Nigermündung, wo
auch die spanische Insel Fernando Po liegt, 2) für
einen Fluß, welcher, aus dem noch unbekannten
Innern kommend, in die Bai von Biafra mündet,
ind 3) für eine Art von Ortschaft, bestehend aus
der Missionsstation Bethel, Faktoreien der Hamburger
Firmen (Wörmann, Janssen, Thormählen) und
Negerwohnsitzen in ihrer Nähe. Es ist der innerste
Punkt der genannten Bucht. Bimbiag, welches
in Verbindung mit der ersten Nachricht von der
Besitzergreifung durch Dr. Nachtigal genannt wurde,
liegt, die Mündung beherrschend, in dem morastigen
Flußdelta, genau an der Spitze, wo der Hafen von
kamerun beginnt. Es heißt auch Williamstown
Wilhelmsstadt) den Namen Bimbia hat es nach
einem von Norden kommenden Fluß, den die Neger
Bimbia nennen.
Uhr auf. Das Arsenal wurde zerstört und sieben
hinesische Kanonenboote in den Grund gebohrt,
zwei sind entkommen. Die Nachricht von dem
Verluste zweier französischer Schiffe bestätigt sich nicht.
London, 283. Aug. Nach einer Meldung
der „Times“ aus Futscheu vom 283. d. Vormittags
11 Uhr ist Li⸗Fong-Pao durch kaiserlichen Be—
fehl angewiesen worden, die Differenzen zwischen
China und Frankreich bestens zu ordnen. Die
offizielle chinesische Depesche melde, auch von fran⸗
zösischer Seite werde ein Ausgleich gewünscht.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 25. Aug. Zu Ehren des
Allerhöchsten Geburts- und Namensfestes prangt
heute unsere Stadt in reichem Flaggenschmucke.
Böllerschüsse, Zapfenstreich und Tagreveille, ausge⸗
führt von der hiesigen Bergkapelle, sowie feierliches
Blockengeläute bildeten gestern Abend, bezw. heute
Morgen den Anfang der Feier. Heute Vormittag
fand in beiden Kirchen feierlicher Festgottesdienst
statt, zu dem die gesammte Knappschaft in Parade
ausgerückt war. Für die Knappschaftsangehörigen
stand später in den Lokalitäten der Herren Bau⸗
mann und Horst das „Ludwigsessen“ bereit,
während im „Hotel zur Post“ für Beamte und
Bürger ein Festessen arrangirt war.
* St. Ingbert, 25. Aug. Am Samstag
zegen Abend wurden im Walde in der Ruhbach
durch das Krämer'sche Forstpersonal zwei Wil derer
aus Altenwald festgenommen und gefänglich hier
eingebracht. Im Augenblicke ihrer Gefangennahme
waren sie gerade damit beschäftigt, ein zerlegtes
Gewehr zusammenzusetzen. Wie wir hören, sollen
sie, nachdem sie richterlich vernommen waren, wieder
auf freien Fuß gesetzt worden sein.
88 St. Ingbert, 25. Aug. Gestern Vor⸗
mittag hielt, wie bereits in einer früheren Nr. er⸗
wähnt, Herr Warken in der hiesigen Pfarrkirche
seine Primiz. In feierlicher Prozession wurde um
9 Uhr der Primiziant in seinem Elternhause abge⸗
holt und in die Kirche geleitet, wo unter großartiger
Betheiligung der hiesigen kath. Pfarrgemeinde der
heilige Aklt vorgenommen wurde. Zur Ehre der
Feier war ein großer Theil der Stadt, besonders
die Straßen, durch welche sich der Zug bewegte,
festlich mit Fahnen geschmückt.
*— Wie uns mitgetheilt wird, hat in Zwei—
brücken ein bisher sehr renommirtes Kleider—⸗
geschäft seine Zahlungen eingestellt. Die Passiven
sollen weit über 100,000 Mk. betragen; doch soll
ein gütlicher Vergleich mit den Glaͤubigern nicht
ausgeschlossen sein.
— Der Kreisfondszuschuß für Di—
striltsstraßen-⸗Neubau des Jahres 1884 im
Betrage von 14,000 Mark wurde folgendermaßen
vertheilt. Es erhielten die Distriktsgemeinden:
Annweiler 1100 Mk., Grünstadt 700, Homburg
1000, Landstuhl 2100, Waldmohr 2400, Otter-
herg 400, Göllheim 900, Obermoschel 900, Rocken⸗
jausen 500. Kusel 700, Wolfstein 1400, Dahn
500. Waldfischbach 200, Hornbach 200 und Zwei⸗
rücken 1000 Mark.
— Die diesjährige Hauptversammlung des
Pfälz. Bienenzuchtvereins wird am 18.
Sept. l. J. zu Wolfstein abgehalten. Mit der
Versammlung wird auch wieder ein Honigmarkt,
sowie eine Ausstellung von Bienenwohnungen,
Werkzeugen und Bienenproduktion verbunden.
*Schnappbach, 25. Aug. Unser Kirch⸗
veihsonntag war. wie in früheren Jahren, so auch
Deutsches Reich.
Das bayer. Ministerium des In—
nern hat ein generalisirtes Ausschreiben an die
Kreisregierungen erlassen, demzufolge Innungen
und Innungsverbände als wirksames Mittel zur
debung des Handwerks bezeichnet werden und der
Zusammentritt solcher von den Behörden in An—
regung gebracht werden soll.
Dem Vertreter der bayerischen Ar—⸗
utee bei den Kaiser-Manövern, Generallieutenant
Prinzen Leopold, werden für die Dauer der Uebungen
beigegeben sein: die Obersten und Regimentscom⸗
mandeure v. Nagel des 3. Chevauxlegers⸗ und Frei⸗
jerr v. Laroche des 1. Feld-Artillerie-⸗Regiments
Berlin, 283. Aug. Die Gerüchte über eine
Zusammenkunft des Kaisers Wilhelm mit Kaiser
Alexander III. gewinnen mehr und mehr Bestand.
Daß für dieselbe die ersten Tage des September
in Aussicht genommen worden sind, darf wohl als
icher angesehen werden. In Betreff des Ortes
auten die Angaben verschieden, neuerdings wird
auch Stettin genannt.
Wenn die „Kreuzztg.“ richtig unterrichtet ist.
so wird sich der nächste Reichstag mit der Aufgabe
der Erhöhung des kaiserlichen Dispositi onsfonds
aus dem Reichsinvalidenfonds zu beschäf⸗
igen haben. Der bisherige Fonds ist nicht hin⸗
reichend, um denjenigen Theilnehmern an dem Kriege
von 1870,71, welche infolge erlittener innerer
dienstbeschädigung invalide geworden, wegen Ab—
aufs der gesetzlichen Präklusivfrist aber zur Geltend⸗
machung von Versorgungsansprüchen nicht berechtigt
sind, durch Gnadenbewilligungen zu Hilfe zu kommen.
Berlin, 283. Aug. Die Ratisikationsurkunden
der deutsch⸗italienischen Literarkonvention wurden
heute hier ausgetauscht.
Karlsruhe, 23. Aug. Der deutsche Kron⸗
hrinz trifft morgen Vormittag von England kom⸗
mend auf der Mainan ein. Von dort reist derselbe
zu Truppen⸗Inspektionen nach Würitemberg und
Bayern.
Ausland.
Paris, 28. Aug., Abends. Der chinesische
Gesande Li⸗Fong⸗Pao hat Paris heute Abends 8
Uhr verlassen. Ein chinesischer Quelle entstammen⸗
des Telegramm der Agence Havas aus Shanghei
don heute Abend 6 Uhr sagt: Die chinesische Flotte
vor Futscheu ist von den Franzosen genommen; zwei
französische Fahrzeuge geriethen auf den Grund.
Paris, 24. Aug. Ein Telegramm aus
Shanghai von heute Vormittag 111/0 Uhr meldet:
das Bombardement von Futscheu begann
gestern Nachmittag 2 Uhr und hörte Abends 2