Full text: St. Ingberter Anzeiger

st. Ingherter Amziger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmalz: Am Montag, Dienstag, Donnuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
latt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.M 60 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen L)MX 78 , einschließlich 
d A Zuste lungzgebuühr. Die Eiurückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 4. Meclamen 30 . Bei a4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 173. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 4. Sept. Vor einiger Zeit erregte 
e Nachricht, daß ein englisches Kriegsschiff ,zum 
zchutze der englischen Fischerei“ in der Nordser 
ach Helgoland verlegt werden solle, einigen Un⸗ 
lauben. Die Absicht der englischen Regierung ist 
zt der Verwirklichung nahe. Demnächst wird das 
nonenboot „Elk“, mit 4 Geschützen, mit Noppel⸗ 
hraube 603 t groß, 470 Pf., Capitain⸗Lieutenant 
hinz, bei Helgoland Station nehmen. 
Zerlin, 58. Sept. Der Kaiser empfing heute 
gormitiag die Besuche der von den Manövern zu⸗ 
udgekehrten Prinzen Friedrich Karl und des Kron⸗ 
cinzen und ertheilte dem russischen Militärbevoll⸗ 
nachtigten, Fürsten Dolgoruky, welcher sich heute 
bend nach Warschau begibt, sowie dem neuen 
zesandten von Uruguay, Gregorio Perez Gomar, 
belcher seine Akkredit ive überreichte, Audienzen. — 
Im Diner des laiserlichen Paares nahmen der 
kronprinz und Prinz Heinrich theil. 
Berlin, 5. Sept. Der „Reichsanzeiger“ 
hreibt über den Zusammenstoß des Dampfers 
hohenstaufen“ mit der Corvette „Sophie“ der 
Hohenstaufen“ hätte, obwohl es ihm leicht gewesen 
are, hinter der das lezte Schiff der ersten Ge⸗ 
hwader · Division bildenden „Sophie“ zu passiren, 
zider Erwarten in dem von ihm eingeschlagenen 
Jours verharrt, um zwischen der „Sophie“ und 
ꝛem „Württemberg“ durchzufahren. Er schien dies 
gorhaben erst aufzugeben, als die Kollision unver⸗ 
neidlich war. Die „Sophie“ erhielt ein 142 Mir. 
reiles. vom Deck bis nahe an den Kiel reichendes Leck 
Ausland. 
Wien, 83. Sept. Der Kaiser hat jungst auf 
le Unsprache einer Deputation des katholischen 
lerus in Arad folgendes erwiedert: „Woehlwollend 
mpfange Ich auch inmitten der Manöver, welche 
—X 
er heiligen Kirche vertretenen Apostel des Friedens, 
ud benuüͤtze mit Freude auch diese Gelegenheit zur 
diederholung dessen, daß der katholische Klerus auf 
deine Gnade steis rechnen kann, wenn er im Geiste 
ineß traditionell heiligen und friedlichen Berufes, 
nd sich vor den von den politischen Wogen auf⸗ 
ewühlten Leidenschaften verschließend, unter den 
äubigen die religiöse Moral, den brüderlichen 
stieden und die Achtung vor dem Gesetze nährt 
nd sie von den Nationalitäts- oder konfessionellen 
eidungen fernhält. Befolgen Sie daher auch 
rrner diese, wie Ich glauben will, von der über⸗ 
Riegenden Mehrheit unter Ihnen auch bisher ver⸗ 
lgte Richtung, und wie gegenwärtig, werde Ich 
uch in der Zukunft nicht nur mit Dank ihre Hul⸗ 
igung und die Versicherung Ihrer Treue entgegen⸗ 
ehmen, sondern es wird, wie Ich sagte, Meine 
nade Ihnen gegenüber auch underändert bleiben.“ 
Paris, 4«. Sept. Die „Republique francaise“ 
ult die baldige Besetzung der Jusel Formosa durch 
miral Courdet für wahrscheinlich und erklärt die 
uterwerfung Chinas für unerläßlich, um die Be⸗ 
itigung des Vertrags von Tien⸗Tsin und die offi⸗ 
ele Anerkennung einer Entschädigung herbeizu⸗ 
hren, die China für den Zwischenfall von Bac-Le 
ironkreich schuldig sei. 
Rom, 3. Sept. Die Cholera hat in den 
hten Tagen erhebliche Fortschritte in Italien ge⸗ 
iacht und sich über die ganze Halbinsel verbreilet. 
die Bevoölkerung ist von einer ganz unglaublichen 
durcht von der ECbolera erariffen Ans vablreichen 
Sonntag, 7. September 1884. 
19. Jahrg. 
Orten werden Tumulte gemeldet, die das Ein⸗ 
chreiten des Militärs hervorrufen und nicht immer 
inblutig verlaufen. Eine große Anzahl kleinerer 
„tadte hat eigenmächtig Quarantäne-Maßregeln, 
uweilen der lächerlichsten Art, ergriffen und sich 
jegen jeden Verkehr abgesperrt. Aus anderen 
Irten flüchten die Einwohner, indem sie den Cordon 
urchbrechen. In Neapel läßt man, sobald in einem 
dause ein Cholerafall vorkommt, den Geistlichen 
ufen, damit er die Cholera austreibe; die Aerzte 
ber gerathen in Lebensgefahr, weil das Volk sie 
inklagt, „sie machten die Cholera“. In Reggio 
nuß ein ganzes Infanterieregiment um den Bahn⸗ 
jof kampiren, damit die Züge der südlichen Eisen⸗ 
zahnen verkehren können. Ein zu demselben Zwecke 
ahin abgeschicktes Panzerschiff konnte nicht in den 
Zafen einlaufen, weil die Bevölkerung mit einem 
lufstand drohte, wenn das von Castellamare kom⸗ 
nende Panzerschiff der Stadt nahekäme. (In 
Tastellamare herrscht nämlich bereits die Cholera.) 
durz, es ist ein Zustand eingetreten, wie er sonst 
n zivilisirten Ländern auch während stärkerer Epi⸗ 
demien nicht erlebt wird. 
London, 5. Sept. Nach einem Telegramm 
der „Times“ aus Hongkong vom 4. dse. bombar⸗ 
diren die Franzosen auf's Neue Kelung. 
London, 5. Sept. Ein Telegramm des 
Reuter'schen Bureaus aus Suakin von heute früh 
3 Uhr meldet: Die Aufständischen griffen Kassala 
nit großer Macht an, wurden aber mit bedeutenden 
Herlusten zurücqeschlagen. 
vertheilung beim pfälzischen Landgestut in Zweibrücken 
betreffend: die Vertheilung der Preise an die Eigen⸗ 
thümer der schönsten in der Pfalz gezogenen, sowie 
zur Nachzucht verwendeten Pferde wird für das 
laufende Jahr Sonntag den 28. September l. J., 
Vormittags 11 Uhr, im Gestütshofe zu Zweibrücken 
tattfinden. Die Musterung und Auswahl der zur 
Preisvertheilung gebrachten Pferde wird am vorher⸗ 
zehenden Tage, Sonntag den 27. September, Vor⸗ 
nittags 8 Uhr, ebendaselbst durch die hierzu ernannte 
dommission erfolgen. Zur Vertheilung gelangen 
olgende Preise: 1. 10 Preise für 493 jährige 
Stuten, welche das erste Mal trächtig gehen: 1. Preis 
170 Mk.; 2. 150 Mk.; 83. 130 Mk.; 4. 120 
Mark; 5. 110 Mk.; 6. 90 Ml.; 7. 70 Mk.; 8. 
50 Mk.; 9. 50 Mk.; 10. 40 Mk. .II. 10 Preise 
jür Stuten, welche früher schon einen Preis erhielten 
und mit einem Fohlen vorgeführt werden: 1. Preis 
100 Mk.; 2. 90 Mk.; 3. 80 Mt.; 4. 70 Mk.; 
5. 60 Mk.; 6. 50 Mk.; 7. 45 Mk.; 8. 35 Mk.; 
9. 30 Mk.; 10. 25 Mtk. III. 15 Preise für Stut⸗ 
fohlen: 1. Preis 90 Mk.; 2. 80 Mk.; 3. 70 Mk.; 
14. 60 Mk.; 5. 50 Mt.; 6. 40 Mk.; 7. 35 Mk.; 
3. 30 Mk.; 9. 25 Mi.; 10. 20 Mk.; 11. 20 
Mk.; 12. 20 Mk.; 13. 20 Mk.; 14. 20 Mk.; 
15. 10 Mtk. IV. 4 Preise für Hengstfohlen: 1. 
Preis 70 Mk.; 2. 60 Mk.; 3. 50 Mk.; 4. 40 
Mark. V. Für Weitpreise im Betrage von 10 bis 
15 Mk. nach dem Ermessen der Kommission sowie 
für Medaillen 183 Mk. Summa aller Preise 
2570 Mk. Für die Bewerber sind außerdem fol⸗ 
zende Bedingungen festgesetzt: a) die Mutterstuten 
mnüssen von Haupt⸗ und Erbfehlern frei und gut 
gehalten sein, von Beschälern des Landgestütes oder 
einem angekoöͤrten Privatbeschäler trächtig gehen und 
»as vierte Jahr bereits zurückgelegt haben. b) 
Fohlen können konkurriren, wenn sie auch von Pri—⸗ 
zatbeschälern abstammen. Hierbei wird bemerkt, 
»aß Stut⸗ und Hengstfohlen vor zurückgelegtem 2. 
debensjahre nicht zur Preisbewerbung zugelassen 
verden; c) von den zur Konkurrenz bestimmien 
Pferden muß nachgewiesen werden, daß sie ansässigen 
Personen der Pfalz gehören, was durch ein Zeug⸗ 
aiß des betreffenden Bürgermeisteramtes bei der 
xxpertenkommission darzuthun ist. 
* Die „Zw. Z.“ schreibt: Am Mittwoch den 
3. September, Nachmittags 4 Uhr hielt Herr Kreis⸗ 
urnwart Räuber aus Straßburg in Zwei— 
zrücken für den Bezirk Zweibrücken⸗Pirmasens 
eiinen Bezirks-Vorturner-Kurs ab. Es 
jatten von den 10 zum Bezirke gehörenden Vereinen 
'olgende ihre Vertreter gesandt: Männer⸗Turnverein 
Pirmasens, Turnvereine Pirmasens, Homburg, St. 
Ingbert, Rodalben, Thaleischweiler und Zweibrücken 
n einer Gesammtstärke von 22 Mann. Herr 
däuber nahm der Reihenfolge nach Ordnungs⸗ und 
Ztabübungen, ferner Uebungen am Pferd, Reck und 
Barren vor. Der Kurs dauerte 29 Stunden; 
die Leistungen unseres Bezirks waren durchweg be⸗ 
friedigend. Unser Wunsch aber geht dahin, daß 
die Vorturner das Gesehene und Neugelernte in den 
hdetr. Vereinen üben und weiter verbreiten. 
P. Bisher sah man Eier mit einem Gewichte 
»on 90 — 100 Gramm als große Seltenheit an. 
Hestern aber zeigte uns Herr Metzger Kneib zwei 
hühnereier, die die bisher gesehenen an Größe und 
Bewicht noch übersteigen. Eines derselben wiegt 
125, das andere 110 Gramm. An Größe kommen 
diese Abnormitäten fast Gänseeiern gleich. 
— Pirmasens, 2. Sept. Heute Mitlaqg 
1 Ubr wurd⸗e Trieprich Schmidt Mteree 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 6. Sept. Morgen, Sonn⸗ 
ag, feiert der hiesige Turnverein sein Ul. 
S5tiftungsfest. Zu demselben haben bis jetzt acht 
Bereine ihr Erscheinen zugesagt und zwar: Zweibrücken, 
zirmasens, St. Johann a. /S., Malstatt, Sulzbach, 
zildsiock, Elversberg und Schnappbach. Nach er⸗ 
olgtem Umzug durch die Straßen der Stadt um 3 Uhr 
dachmittags, findet Schauturnen im Becker'schen 
harten (Unterstadt) statt. Während des Turnens 
st Konzert und Abends Fest ball im Baumann⸗ 
chen Saale. Wir vereinigen unsere Bitte mit der 
»es Turnraths an die geschätzten Einwohner unserer 
Z„tadt, ihre Häuser gefl. beflaggen zu wollen, da⸗ 
nit auch sie ihr Scherflein zur Verschönerung dieses 
Festes beitragen. Hoffentlich hat auch Jupiter 
luvius ein Einsehen und läßt unseren wackern Jün⸗ 
sern Jahn's ihre Festfreude nicht zu Wasser werden. 
zm Uebrigen wünschen wir dem Turnverein zu 
einem III. Stiftungsfeste ein herzliches „Gut Heil!“ 
*Wie wir bereits in unserem Blatte mitge⸗ 
heilt, feiert die hiesige protestantische Ge⸗ 
neinde morgen, Sonntag den 7. Sept., den 
Bedenktag des 25jährigen Bestehens ihrer Kirche. 
Unläßlich dieses Festes findet feierlicher Gottes⸗ 
ienst statt, in welchem Herr Dekan Krieger von 
dirchheimbolanden, der als langiähriger früherer 
gfarrer dahier sich um die Erbauung der Kirche 
zroße Verdienste erwarb, die Festpredigt hält. Herr 
Pfarrer Krieger ist gestern Abend schon angekommen. 
die von Frau Oskar Krämer gelegentlich dieses 
Festes gestiftete Thurmuhr, welche Herr Uhrmacher 
Seybold von Landau in Arbeit hat, konnte leider 
nicht, wie beabsichtigt, bis zum 28 jährigen Jubi⸗ 
aum der Einweihung der prot. Kirche fertiggestellt 
werden, was wohl aber noch im Laufe dieses 
Monats geschehen dürfte. 
* Das Kreis⸗Amisblatt der Pfalz 
eröffentlicht Folaende Bekaäannimochung di⸗ Mroeis- 
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