Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts S5t. Ingbertr.
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungt
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 138, bei Neclamen 30 A. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
M 18.
Politische Uebersicht.
Ueber das Befinden des Kaisers, der
ich seit gestern früh unwohl fühlte, liegen heute
——
de uͤnten folgenden Meldungen aus Berlin.
Die Kammer der Abgeordneten hat
vorgestern den Juslizetat größtentheils nach den
Anfrägen des Ausschusses erledigt. Hierauf begann
die Berathung des Antrages Walter betreffend Ab⸗
inderung, resp. Aufhebung des (rechts rheinischen
—
ninister entgegnete in anderhalbstündiger Rede in
ntschiedenster Weise auf den Antrag und legte die
Zweckwidrigkeit und Unausführbarkeit desselben dar.
üuf solchen Flugsand und Motivirung könne die
stegierung den verlangten Gesetzentwurf nicht auf⸗
‚auen. Man möge sich in Bayern endlich abge—
vöhnen, von einem Prinzip zum andern zu taumeln.
Dder Minister erklärt schließlich, er sei nicht in der
Lage, die Krone im Sinne des Antrages zu be—
athen; er wünsche, daß ein gutes Geschick auch
ernerhin die bayerische Rechtspflege vor solchen Rück⸗
chritten bewahre.
Das Referent der Reichssrathskammer
iber das Hagelversicherungsgesetz beantragt, den
von der Abgeordnetenkammer gefaßten Beschluß
zetreffs Errichtung einer staatlichen Mobiliar ver⸗
ücherungsanstalt abzulehnen.
Deutsches Reich.
München, 25. Januar. Der Kaiser von
Desterreich trifft morgen früh zu mehrtägigem
Aufenthalt hier ein. — Der Landtag nahm nach
weitägiger Debatte den Antrag auf Aufhehung des
Notariats mit 80 gegen 59 Stimmen der Linken an.
Berlin, 24. Januar. Der Kaiser leidet
nfolge einer Erkältung an einer leichten Heiser⸗
eit und hütet auf Anrathen seiner Aerzte das
zimmer; er wird also bei der heutigen Cour im
Schlosse nicht anwesend sein. Die Cour wird von
er Kaiserin abgehalten, während die kronprinzlichen
derrschaften dem Hofkonzert beiwohnen werden. Da
der Kaiser den Wunsch hat, dem Subscriplionsballe
im Opernhause persönlich beizuwohnen, so ist der⸗
selbe von morgen auf den 5. Februar verschoben
vorden. Das Unwohlsein des Kaisers ist in keiner
Weise besorgnißerregend, weßhalb Vorträge und
egelmäßige Arbeiten des Kaisers nicht unterbrochen
wvorden sind.
Berlin, 24. Januar. Das Befinden des
daifers, welcher sich heute früh unwohl fühlte,
jat sich bis zum Abend wesentlich gebessert. Heiser⸗
eit und Schnupfen haben abgenommen. Nachmit-
ags erledigte der Kaiser fast ununterbrochen Re⸗
gierungsgeschäfte und empfing auch den Prinzen
Wilhelm.
Berlin, 25. Januar. Der Kaiser hat in
der vergangenen Nacht gut geschlafen und beabsich⸗
igte, um 9 Uhr aufzustehen; sein Vefinden ist besser.
Ausland.
Kairo, 24. Januar. General Gordon ist in
hort Said angekommen. Er gab die bisherige
Ibsicht, sich über Suakim' nach Khartum zu begeben,
n Folge der Mittheilung auf, daß der einzige
raktikable Weg nach Khartum über Korsko zu
ehmen sei Gordon trie beute Abend bier ein.
— — — —
Lokale und pfälzische Nachrichten.
St. Ingbert, 26. Januar. Das Bahn⸗
»rodrett Zveibrücken-Reichslande betref—
Sonntag, 27. Januar 1884.
fend meldet die „Z. Z.“ folgendes: Die für ge—
nianntes Projekt gewählte Deputation, — die HH.
Oskar Krämer, Reichstagsabgeordneter, St. Ing
zert, Freudenberg, Gutsbesitzer, Zweibrücken,
—„chwinn jun., Fabrikant, Irheim, und Bürger⸗
neiste Oberlinger, Hornbach, kehrten gestern
‚on ihrer Reise nach Straßburg zurück. Die
Deputation, vereint mit jener aus Lothringen, hat
zaselbst die maßgebenden Persönlichkeiten aufgesucht,
hre Wünsche vorgetragen und wird auch in Zu—
unft die Sache nach Kräften fördern.
*.St. Ingbertk, 26. Januar. Der Nord⸗
veststurm, welcher namentlich in der Nacht auf
den 24. d. Mts. arg wüthete, hat an vielen Or⸗
en große Verwüstungen angerichtet. So wird
. B. der „S. u. Bl.⸗Zig.“ vom Hochwalde be⸗
ichtet, daß der Sturm im Gebirge Dächer und
zaumgärten schwer beschädigte und Bäume von
a bis 2 Fuß Durchmesser entwurzelte oder am
Boden abknickte. — In Zweibrücken warf der
5turm einen starken Alleebaum um.
— Simten, 28. Januar. Gestern Abend
oll dahier in der Wohnung des Privatmannes
Nartin Matheis eingebrochen und ein Betrag von
2700 Mt. gestohlen worden sein. (P. A.)
D Landau, 24. Januar. In der gestrigen
Sitzung des Schöffengerichts wurden 2 Schüler der
3. Gymnasialklasse der hiesigen Studienanstalt,
velche nach ihrer am 13. d. Mts. erfolgten Dimit⸗
jrung den Professoren Birklein und Baumann die
Fenstern einwarfen, in Anbetracht ihrer bisherigen
S1ütraflosigkeit und hochgradigen Erregung wegen
weier Vergehen der Sachbeschädigung zu je 2
Tagen Gefängniß und zu einer Gesammigefängniß⸗
trafe von 3 Tagen, wegen zweier Vergehen des
zersuchs der Sachbeschädigung zu je 10 Mark
heldstrafe event. 1 Tag Gefängniß und wegen
Werfens mit harten Körpern zu 6 Ml. Geldstrafe
vent. 1 Tag Haft verurtheilt, während Teutsch
vegen zweier Vergehen des Versuchs der Sachbe⸗
chädigung je 10 Mk. Geldstrafe event. je 1 Tag
hßefüngniß erhielt und wurden beiden außerdem
immtliche Kosten solidarisch zur Last gelegt.
— Sembach. Heute Morgen herrschte unter
der hiesigen Einwohnerschaft große Aufregung; es
jatte sich rasch die Kunde verbreitet: der allgemein
jeachtete Ackerer Reich hat sich erhängt. Demselben
var ein Knabe von 12 Jahren morgens um 2 Uhr
in der Halsbräune gestorben. Darüber gerieth er
o in Alteration, daß er 4 Stunden nachher die
inselige That beging, in seiner Scheuer sich er⸗
Jjängte. Wie man sich erzählt, soll er sich Vorwürfe
»arüber gemacht haben, daß der Bube vielleicht
zurch sein Verschulden krank geworden sei und habe
auch Tags vorher geäußert, wenn der Knabe stirbt,
verde ich mit ihm begraben. Reich befand sich in
zuten Vermögensverhältnissen und hinterläßt eine
iefbetrübte, untröstliche Wittwe mit noch drei un⸗
exrzogenenen Kindern. (K. 3.)
— Schaidt, 28. Januar. Endlich athmen
die Tabakbauern etwas leichter. Nächste Woche
oll der erste Tabak verwogen werden und wird
das heißersehnte Geld nicht mehr lange auf sich
warten lassen. (L. Tgbl.)
— Niederlustadt, 23. Januar. In vo—⸗
riger Woche haben mehrere Burschen von hier einem
üngeren Burschen, Namens Benz, eine Tabaks⸗
feife mit Tabak und Pulver gestopft und zwar
o, daß der untere Theil der Pfeife mit Pulver
ingefüllt wat. Der Knabe rauchte, das Pulver
ntzündete sich und die Pfeise explodirte. Der Knabe
19. Jahrg.
wurde schwer verletzt und sollen die Augen beson⸗
ders Noth gelitten haben. Dieser frevelhafte Buben⸗
treich wird für die Betreffenden von schlimmen
Folgen sein. (C. Tgbl.)
— Aus der Südpfalz, 24. Januar.
Gestern wurde in Schweighofen das 50jähr. Dienst⸗
ubiläum des kath. Lehrers Franz Josef Beck da⸗
elbst gefeiert. Zahlreich hatten sich dessen Collegen
uus Nah und Fern, insbesondere auch aus Elsaß
eingefunden, um dem ehrwürdigen Jubilar ihre
Bluͤckwünsche darzubringen.
A Grunstadt, 25. Januar. Eine Roh⸗
hJeit ohne Gleichen beging gestern ein hiesiger etwa
10 Jahre alter Knabe, der dem bjährigen Söhnchen
eines Schmiedes eine glühende Holzkohle zwischen
Zals und Hemdkragen auf die bloße Haut steckte.
der Knabe, welcher fürchterlich schrie bis man ihm
den Hemdkragen vom Halse riß und die noch heiße
Zohle entfernte, hat eine nicht unbedeutende Brand⸗
vunde davon getragen und befindet sich in ärztlicher
Behandlung. Eine exemplarische Strafe wird den
cohen Thäter wohl treffen.
2 Frankenthal, 25. Januar. Die Fa⸗
milie eines hiesigen armen Arbeiters erhielt über
Nacht einen großen Zuwachs, indem der Storch
Drillinge (2Knaben und 1 Mädchen brachte.)
Es sollen gerade nicht Freudenthränen gewesen sein,
A
zergossen.
Vermischtes.
fF Neunkirchen, 23. Januar. Der Minister
der öffentlichen Arbeiten hat die Eisenbahn⸗ Direlk⸗
tionen ermächtigt, den außerhalb des Stationsortes
wohnenden Arbeitern der Staats-Eisenbahnen in
allen Fällen, in welchen ein Bedürfniß hierzu vor⸗
handen ist, freie Eisenbahnfahrt zwischen ihrem Wohn⸗
ort und dem Orte ihrer dienstlichen Beschaftigung
zu gewähren. (GBisher wurden denselben nur
Abonnements zum halben Preise verabfolgt.)
(S. u. Bl.⸗3.)
f Eisenach, 24. Januar. In dem benach⸗
harten Städtchen Kreuzburg ist vorige Nacht Feuer
aus gebrochen, wodurch 80 Gebäude mit Nebenge⸗
bdäuden zerstört worden sind; der Schaden ist sehr
veträchtlich. E
FBremerhaven, 25. Januar. Dampfer
„Neckar“ mit der Leiche Laskers hat soeben auf der
Rhede Anker geworfen. Die Ausschiffung der Leiche
erfolgt im Hafen.
Wir machen unsere Leser auf die der heutigen Kum⸗
mer beiliegende Extra⸗Beilage des Versand⸗Geschafts Meiy
und Edlich, Königl. Sächs. Hoflieferanten, Plagwitz⸗Leip⸗
zig, aufmerksam.
Das Versand⸗Geschäft Mey und Edlich hat die strengste
Rechtlichkeit zum Fundamentaiprincip.
Das Versand⸗Geschäft Mey und Edlich hat weder
Reisende noch Agenten, verkauft nur direct an Consumenten
ind lenkt die Aufmerksamkeit des kaufenden Publikums nur
durch Versenden von Prospecten auf sich. Jede nicht ge⸗
— * wird anstandslos zurückgenommen oder um⸗
etau
Das im Versand⸗Geschäft Mey und Edlich angestellte
Perfonal aäblt schon nabe an 300 Personen.
Sterbefälle.
Gestorben: in Winzingen Maria Elisab. Koch,
geb. Nuß, 67 J. a.; in Miesenbach Caroline Feil,
geb. Rübel, 46 J. a.; in Reichenbachstegen Johaan
dam Mühler, 49 J. a.; in Zweibrücken August
dien, Metzger; in Herrxheim Maria Gauly,
20 J. a.
Fuür die Redaltion verantworilich: F. X. Dem.