Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Vom Otterbach, 12. Sept. Die 
Mauseplage, die unsere Getreideernte so erheblich 
schadigte, macht sich nunmehr auch auf den Klee⸗ 
und Kartoffelfeldern recht fühlbar. Wie es scheint, 
hat man mit der Vertilgung dieser Nager vielerorts 
schon nachgelassen und ist dabei überhaupt nicht ge⸗ 
meinsam genug vorgegangen. Während man ein— 
zelne noch energisch an der Arbeit sieht, erhoffen 
andere die Erlösung durch eine Seuche oder von 
dem Eintritt naßkalter Witterung. 
f Metz, 12. Sept. Umgehauene deutsche 
Brenzpfähle brauchen wir nicht erst an der afri— 
kanischen Goldküste zu suchen, das konnen wir ganz 
in der Nähe haben. Ein hiesiger Tourist fand 
gestern die beiden deutschen Grenzpfähle an der 
Straße St. Marie-aux-Chenes — Auboue umge⸗ 
hauen im Graben liegen. Auf die Tafel gekritzelte 
freundliche Wünsche für die Prussiens fehlen natür— 
icch auch nicht. 
F Die „Trierer Ztg.“ erzählt aus Castel⸗ 
saun: In dem benachbarten Orte Ebschied hat 
ich kürzlich ein Fall kaum glaublicher Rohheit er⸗ 
eignet und wieder einmal den Beweis geliefert, wie 
zroße Gefahr die Freiheit, Waffen zu führen, mit 
sich bringt. In dem Wirthshause des genannten 
Irtes saßen mehrere Seminaristen fröhlich bei einem 
Blase Bier und sangen Lieder. Unter andern wurde 
auch das bekannte: „Ich hatt' einen Kameraden“ 
angestimmt; beim Singen der Strophe „Eine Kugel 
kam geflogen“ zieht plötzlich ein an einem andern 
Tische sitzender junger Mensch aus Laubach einen 
charf geladenen Revolver aus der Tasche und feuert 
einen Schuß mitten zwischen die nichts ahnenden 
Säuger, von denen der eine, Seminarist M. aus 
daubach, schwer am Kopfe verwundet zusammensinkt. 
Aus Castellaun wurde sofort ärztliche Hülfe herbei⸗ 
Jeholt, doch gelang es nicht, die Kugel zu ent— 
ernen. Der Unglückliche soll nach Bonn trans— 
yortirt werden, um sich dort der nöthigen Opera⸗ 
ion zu unterwerfen. 
F Mannheim, 12. Sept. Der seit einigen 
Tagen vermißte Hauptlehrer Reiner wurde heute 
VBormittag in einem Gebüsch im Schloßgarten mit 
Jeöffneten Pulsadern todt aufgefunden. Man hat 
s hier mit einem im geistig gestörten Zustande 
»erübten Selbstmorde zu thun. Der Fall erregt 
zier großes Aufsehen und allgemein ist die Trauer 
über den Tod dieses hochverdienten und hochgeach⸗ 
teten Mannes. 
F München, 185. Sept. Heute wurden die 
doose zur III. Münchener Pferde-Lotterie 
zu 1Mark durch die Generalversammlung Agentur 
Alb. Roesl in München ausgegeben. 
Der Sireit mit China bedrohtdi— 
Französinnen mit einer Haarnoth. —R 
werden durchschnittlich 2000 Kilo Haare in Frant 
reich eingeführt, von welchen bei weitem die meisten 
aus China kommen. Die Chinesen haben also in 
gewissem Sinne Recht, wenn sie behaupten, Frant. 
reich müsse im Kampf mit ihnen „Haare lafssen“, 
FGat çontra Kater.) Vor Gericht sind 
ils Parteien Katz und Kater geladen. Zur Ver— 
kretung des Letzteren, der wegen rückständiger Miethe 
verklagt ist, erscheint dessen Ehefrau. Nachdem da 
Aufruf Katz contra Kater durch den Gerichtsboten 
erfolgt ist, treten die Parteien ein. Richter zu der 
Frau: „Sie sind also die Kaz?“ — „Nein, ich 
bin der Kater.“ — Allgemeine Heiterkeit im Ge. 
richtssaale, in welche auch Richter und Parteien 
einstimmen müssen. — Diese heitere Geschichte ist 
als wörtlich wahr aus dem oberschlesischen Grenz 
tädichen M. berichtet worden. 
F Madrid- 13. Sept. In der Provbinz Ali— 
cante sind 9, in Catalonien 1 Person an der Cholera 
gestorben. 
F Rom, 13. Sept. Wie verlautet, wird der 
Zönig noch zwei bis drei Tage in Neapel verweilen 
und sodann hierher zurückkehren. — Der Kaiser 
»on Oesterreich hat dem Könige seine Theilnahme 
an den Leiden der Bevölkerung Neapels und seine 
Bewunderung für die persönliche Mitwirkung des 
dönigs zu deren Linderung auf telegraphischem Wege 
ausgesprochen. — Der König, der Herzog von 
Aosta und die Minister befinden sich wohl. 
F Rom, 13. Sept. Gestern kamen in den 
don der Cholera infizirten Provinzen 1015 Er— 
krankungen und 447 Todesfälle, davon in der 
Stadt Neapel 872 Erkrankungen und 8395 Todes⸗ 
älle vor. Hier kam kein Cholerafall vor. 
FNeapel, 13. Sept. Muunicipalbericht. 
Vom 11. d. Mitternacht bis 12. d. Mitternacht 
ind 814 Erkrankungen und 341 Todesfälle an der 
Tholera vorgekommen. 
— — — 
Vermischtes. 
— Der Vizepräsident der bayerischen Kammer 
der Reichsräthe, Freiherr v. Schrenk, ist, wie 
bereits in voriger Nummer berichtet wurde, am 
Donnerstag in Münch en im Alter von 78 Jahren 
gestorben. Derselbe hat mehrfach eine hervorragende 
holitische Rolle in Bayern gespielt. Im Jahre 
1846 übernahm er an Stelle seines Vaters das 
Portefeuille des Justiz- und Kultusministeriums, 
mußte dies jedoch bereits nach Jahresfrist nieder— 
legen, weil er sichh dem Memorandum des Mini— 
steriums gegen die Tänzerin Lola Montez ange⸗ 
schlossen hatte. Von 1850 bis 1859 vertrat er 
Bayern beim Frankfurter Bundestag, von wo er 
an die Spitze der auswärtigen und Handels-Ange⸗ 
legenheiten nach München zurückberufen wurde. Als 
auswärtiger Minister verfocht er die Traisidee und 
stellte sich in dem preußisch-oͤsterreichischen Konflikt 
so entschieden auf die Seite Oesterreichs, daß er im 
Jahre 1864 zurücktreten mußte. Er übernahm nun 
wieder den Posten eines Bundestagsgesandten. Seit 
1866 war er Staatsrath und lebenslängliches Mit⸗ 
glied des bayerischen Reichsraths. Gewählten par⸗ 
lamentarischen Körperschaften hat er zweimal in 
seinem Leben angehört, 1848 der Nationalversamm⸗ 
lung als Vertreter eines bayerischen Wahlkreises 
und 1860 dem Zollparlament für einen oberpfäl⸗ 
zischen Kreis. — Die sterbl. Reste des Frh. v. 
AC 
Allstadt verbracht, wo seit 15 Jahren auch seine 
Battin, eine Schwefier des Frh. von Frankenstein ruht. 
2 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demet. 
— ⸗ 
FT J * * 
Vertragsmäßige 
Wiederversteigerung. 
Dienstag, den 30. Septem ber 
nächsthin, Nachmittags 8 Uhr, zu 
St. Ingbert in der Wirthschaft von 
Dauiel Baumann (Cafe Oberhauser) 
wird gegen Rudolf Munzinger, 
Bierbrauer, in St. Ingbert wohnhaft, 
wegen Nichtbezahlung des Erwerbs⸗ 
preises, auf Eigenthum vertragsmäßig 
wiederversteigert. 
Steuergemeinde St. Ingbert. 
Plan Nr. 4385 u. 4386 (1 Tagw. 
37 Dez.), 46 a 68 qm Acker 
im Rodt, neben Munzinger selbst 
und Magdalena Hellenthal 
Erben. 
St. Ingbert, den 15. Sept. 1884 
Kemmer, 
Nyotar, 
Auflage 321,000; das verbreitetste aller 
deutschen Blätter überhaupt; außerdem er⸗ 
en Uebersetzungen in zwölf fremden 
drobern 
Gelesenste Zeitung Deutschlands. 
Bekanntmachung. 
X 
Jerliner 
ageblatt. 
Die Feldtauben müssen während 
der Saatzeit eingeschlossen gehalten 
werden und zwar, von heute mit 31 
Oktober nächsthin. 
St. Ingbert, 13. Sept. 1884 
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Inhalt: Eine vollständige Handelszeitung, sowohl die Börse 
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—XX Aufnahme: 
Eroi. — April u. Octobar. 
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