St. Jugherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der ‚St. Jugberter Rnzeiger“ erscheint wbchentlich funfmalz: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Soc tag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1I A 60 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 75 H, einschließlich
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 3, Reclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
M 182. Samstag, 20. September 1884. 19. Jahrg.
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gt. Ingherter Anzeiger
mit
ilIustriætem Sonntags bIatt
röͤflichst einzuladen.
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leiben wie bisher.
Der „St. Ingberter Anzeiger“ wird sich
jemühen, allen billigen Anforderungen, die
in ein Lokalblatt gestellt werden können,
nöglichst gerecht zu werden. Neben einer
ybjektiv gehaltenen politischen Berichterstattung
wird seine besondere Aufmerksamkeit den lokalen
und provinziellen Angelegenheiten zugewandt
bleiben. In dem illustrirten Sonn—
tagsblatte und in dem 2mal wöchentlich
dem Hauptblatte beigegebenen Unkerhaltungs⸗
zlakke bietet er eine Fülle unterhaltenden
Lesestoffes.
EFInserate finden im „St. Ingberter
Anzeiger“, der in Stadt und Kanton St.
Ingbert das gelesenste Blatt ist, erfolgreiche
berbreitung. Die 4gespaltene Zeile kostet für
die Pfalz 10 Pf., für außerpfälzische 15 Pf.
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jerter Anzeiger“ bitten wir gefälligst bald zu
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neuen Quartal fortgeliefert werden, wenn vor
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Ergebenst
Redaktion u. Expedition
des „St. Jugberter Amziger“.
Volitische Uebersicht.
Im Vordergrunde des Interesses steht auch
eute noch die Drei⸗Kaiser-Zusammenkunft auf dem
Schloßchen Skierniewice, in welches am Montag
ꝛie europäische Politik ihr Lager verlegt hatte.
Troßdem ein Heer von Journalisten den Platz um⸗
agert hatte, ist von den dortigen Vorgängen nichts
reiter als die Beschreibung der Aeußerlichkeiten in
e Oeffentlichkeit gedrungen. Von Berlin aus
wird aber als sehr wahrscheinlich versichert, daß
häter mehr über die Ergebnisse der Besprechung
nn die Oeffentlichkeit gelangen wird, als jonst an—
jenommen wurde. Üeber einen' Punkt ist aber
de gesammte europäische Presse einig, daß nämlich
der große und bedeutsame Vorgang nach jeder
Fichnung hin als eine greifbare Vurgschaft für die
dnungin des europäischen Friedens aufzu⸗
en isf
Der Federkrieg zwischen den Pariser und Lon⸗
doner Blaͤttern dauert mit ungeschwächter Kraft
'ort. Sogar die Kaiser-Zusammenkunft muß der
„Times“ Stoff zu boshaften Bemerkungen über
zie angebliche Isolirung Frankreichs abgeben. Die
Bariser Presse ist natürlich auch nicht faul und
entgegnei, daß wenn die französische Republik dort
nicht vertreten gewesen wäre, auch die Königin von
kngland nicht zu der Kaiser⸗Zusammenkunft ein⸗
zeladen war und daß bei jener Besprechung Fragen
rrörtert wurden, welche England noch viel mehr
interessiren dürften, als Frankreich. England sei
zegenwärtig in der ganzen Welt gehaßt und es sei
demselben unmöglich, mit irgend einer Macht ein
Bündniß abzuschließen. Frankreich habe durch seine
daltung seit 12 Jahren die Achtung seiner Feinde
u gewinnen gewußt, England aber sei dahin ge⸗
langt, sich von einem Ende der Welt bis zum an⸗
)eren Legionen von Feinden und sich überall verhaßt
zu machen. Die gegenseitigen Ausfälle der fran⸗
joͤsischen und englischen Blätter find zwar an und
für sich keiner besonderen Bedeutung, für die in
heiden Ländern herrschende Stimmung aber be—
zeichnend genug.
Zwischen Frankreich und China scheinen
sich die Verwickelungen immer mehr in die Länge
ziehen zu wollen. Kriegerische Operationen sind in
der nächsten Zeit nicht zu erwarten und beide
Gegner scheinen weiter als je davon entfernt, zu
einer Kriegserklärung zu schreiten. Ja, ein in
Haris verbreitetes Gerücht will sogar wissen, daß
Ferry zu der chinesischen Friedenspartei fortdauernd
Beziehungen unterhält. Trotzdem kann die Lage
eineswegs als eine friedliche angesehen werden.
Frankreich kann nach dem was vorgefallen unmöglich
nehr zurück, ohne sich der Gefahr auszusetzen, eine
mpfindliche Niederlage inbezug auf sein Ansehen
ind seine Machtstellung zu erleiden, was es um
o mehr vermeiden muß, als es im Begriffe steht,
ein großes Kolonialreich in Ostasien zu begründen.
Undererseits ist es für Frankreich eine äußerst schwie⸗
rige Aufgabe, China zu einem Eingehen auf seine
Forderungen zu zwingen. Das „Journal des
Debats“ weist dorauf hin, daß jeder Schlag, der
nicht das festländische Gebiet des chinesischen Reiches
reffe, wirkungslos sei. Durch Operationen, wie
ie Admiral Courbet durchgeführt und noch vorhabe,
vürden die Regierungskreise in Peking zu wenig
eingeschüchtert. Selbst die vollständige Besetzung
der Insel Formosa und Hainan würde wenig Ein⸗
)ruck üben. Aehnliche Erwägungen mögen es
vohl sein, welche die französischen Minister des
drieges und der Marine veranlassen, von Ferry
zu fordern, an China den Krieg zu erklären.
„Journal des Debats“ führt indessen weiter aus,
daß selbst eine Kriegserklärung nicht zum Ziele
führen würde, da der nahende Witterungswechsel
n diesem Jahre jede Erbedition nach Veking un⸗
nöalich mache.
Deutsches Reich.
Berlin, 17. Sept. Der Bundesrath hat
eine Arbeiten wieder aufgenommen und wird zu—
nächst sich mit den Anträgen der betreffenden Regie—
rungen über die Verlängerung des „kleinen Be—
lagerungszustandes“ für Berlin, Hamburg und
Leipzig zu beschäftigen haben. Die Verlängerung
ritt bekanntlich ein für die Zeit vom 1. Oktober
1884 bis 30. September 1885
Berlin, 18. Sept. Kaiser Wilhelm ist
heute früh 7 Uhr über Hannover nach Schloß
zenrath (bei Dusseldorf) abgereist, wo er Nach⸗
nittags 4 Uhr eintrifft.
Benurath, 17. Sept. Die Kaiserin begab
iich heute Morgen von Schloß Benrath nach
duͤsseldorf und empfing im Regierungsgebäude den
Borstand des ebangelischen Krankenhauses, die Oberin
des Diakonissenhauses in Kaiserswerth, die Vorstände
des Hospitais der Kreuzschwestern und des Marien⸗
Jospilals, ferner mehrere Vorsißende von lokalen
vohlthätigen Vereinen und Anstalten, sowie den
Borstand des Bezirksverbandes des Vaterländischen
Frauen⸗ Vereins. Sodann hatten einige Damen
der höheren Militärs und Regierungsbeamten, so⸗
wie der künstlerischen, industriellen und städtischen
sreise die Ehre des Empfanges.
Bremen, 17. Sept. Die Bürgerschaft ge⸗
gehmigte die Beantragung des Zollanschlusses und
nrahm eine Resolution an, daß die Genehmigung
erfolgte in der Ueberzeugung, daß die mit dem
Reich vereinbarten bezüalichen Einrichtungen dauernde
seien.
Ausland.
Wien, 16. Sept. Bezüglich der Dreikaiser—
Zusammenkunft berichtet ein Korrespondent
Fdiesiger Blätter über eine Unterredung mit einer
dem Herrn v. Giers nahestehenden Persönlichkeit.
Diese erzählte, daß Herr v. Giers unmittelbar nach
der Thronbesteigung Alexanders III. die Entrevue
der drei Monarchen angeregt habe. Fürst Bismarck
var dem Plane geneigt, Graf Andrassy aber oppo⸗
nirte heftig, obwohl der Wiener Hof dafür war.
Auch Herrn Haymerle, Andrassy's Nachfolger, wollte
das Projekt nicht recht goutiren; erst unter Graf
Zalnotytam der für die Verwirklichung geeignete Zeit⸗
punkt. Gelegentlich der vorjährigen Anwesenheit
des Herrn v. Giers in Wien wurde die Entrevue
für den Herbst vorbereitet. Fürst Bismarcks In⸗
disposition verhinderte jedoch die Zusammenkunft.
In Varzin wurde sodann jüngst zwischen Bismarck
und Kalnoky die Dreikaiser-Begegnung entgiltig
festgestellt, wobei Datum und Ort mit Rüchsicht auf
den deutschen Kaiser offen gelassen werden mußten.
Den Hauptgegenstand der Berathung werde es
hilden, das monarchische Prinzip in Europa gegen
den dasselbe von allen Seiten bedrohenden Republi—
kanizmus und Anarchismus zu schützen.
Wien, 17. Sept. Die Konferenzen der
Minister in Skierniewice fanden gestern Vormittags
uind Nachmittags je zwei Stunden in Bismard's
Wohnung statt. Nach Beendigung der Nachmittags-
onferenz war Bismarcsichtlich ausgezeichneter Laune
ind forderte die im Schloßgarten arbeitenden Photo—
zraphen auf, ihn, Giers und Kalnoky zu photo⸗
graphiren.
Brüsffel, 17. Sept. Der König empfing
Jeute in Brüssel die Deputation der Bürgermeister,
velche dem Kompromiß gegen das Schulgesetz unter⸗
jeichnet haben.
Bruüssel, 18. Sept. Die meisten liberalen
Journale fordern die Bevölkerung zur Ruhe und
sur Anwendung nur gesetzlicher Mittel bei der Be—
ämpfung des Schulgesetzes auf.
Paris, 17. Sept. Dem Marineminister ist
jestern eine Depesche zugegangen, in welcher Ad—
niral Courbet meldet, daß die Chinesen von den
oöhen der Kumpai⸗Durchfahrt, auf ein franzoͤsisches
Schiff, welches den Dienst zwischen der Flotte und
zer ielegraphischen Station Piciagu unterhält, ge—
chossen hätten. Das Fahrzeug sei gezwungen ge—