Full text: St. Ingberter Anzeiger

stimmen, äußerten aber zum Theil ihre Pribvat⸗ 
meinung dahin, daß ihre betrefsfenden Vorstände in 
Folge der heutigen Erörterungen sich voraussichtlich 
nunmehr ebenfalls dem Majoritätsbeschlusse an— 
schließen würden. Demnächst wurden noch die 
vesentlichsten Grundlagen für das aufzustellende 
Benossenschaftsstatut erörtert und dabei bezüglich der 
Sektionsbildung, der Vertheilung der Lasten zwischen 
Sektion und Genossenschaft, der Verwaltung der 
Sektionen, sowie der Genossenschaft und der Ein—⸗ 
heilung der Gefahrenklassen durchweg eine vollkom⸗— 
nene Uebereinstimmung der Ansichten erzielt. Ins— 
oesondere ergab sich hierbei, daß bei Bildung einer 
einzigen Genossenschaft für das ganze Deutsche Reich 
durch die Berücksichtigung der verschiedenen Unfall— 
zefahr und die angemessene Vertheilung der Lasten 
‚wischen der Sektion und der Genossenschaft jede 
Benachtheiligung der einzelnen Zweige des Bergbaues, 
sowie der einzelnen Werke ohne besondere Kompli— 
kation sich wird vermeiden lassen. 
Leipzig, 29. Sept. Das Reichsgericht ver— 
warf den Revisions-Antrag des Redakteurs Sigl zu 
München gegen das Urtheil des Schwurgerichts zu 
München vom 8. Juli, wodurch Sigl wegen ver— 
cumderischer Beleidigung des Kriegsministers ꝛc. 
zu 9 Monaten Gefängniß verurtheilt wurde. 
Ausland. 
Wien, 28. Sept. Die hochoffiziöse, Mon— 
agsrebue“ sagt in einer Besprechung der eghptischen 
Situation: Das Liquidationsgesetz beruht in allen 
seinen Vestinmungen auf internationaler Verein— 
oarung. Eine einseitige Infraktion derartiger Ver— 
einbarungen erheischt nicht eine theoretische Einrede, 
sondern die Annuslirung des betreffeuden Staats- 
aktes und die vollständige restitutio in integrum 
der früheren Sachlage. Europa, welches keineswegs 
gesonnen war, eigenmächtige Entscheidungen von 
England hinzunehmen, kann unmöglich geneigter 
sein, derartige Entscheidungen von Seiten Egyptens 
zu acceptiren; am allerwenigsten dann, wenn gute 
Gründe für den Verdacht vorliegen, daß die egyp— 
ischen Minister bei ihren Beschlüssen doch nur Ma— 
rionetten in den Händen Englands gewesen seien. 
Pest, 29. Sept. Der auf das Ausland be— 
zügliche Passus der ungarischen Thronrede lautet: 
Unsere Beziehungen zu Deutschland sind die möglichst 
nnigsten und stehen wir auch mit den übrigen 
Staaten im besten Freundschaftsverhältnisse, was 
mit Sicherheit erwarten läßt, daß Sie unbeirrt 
durch äußere Verwickelungen Ihre Thätigkeit dem 
Wohle unseres getreuen Ungarns weihen können. 
London, 29. Sept. Die „Times“ veröffent⸗ 
licht Briefe ihres Khactumer Korrespondenten, welche 
bis zum 31. Juli reichen und die letzten Erfolge 
Gordon's, sowie die Aufhebung der Belagerung 
seitens der Rebellen voll bestätigen. Der Verlust 
der Garnison betrug seit dem 7. März 700 Mann 
an Todten. Oberst Steward wurde verwundet. — 
Ein Telegramm der „Times“ aus Hongkong vom 
28. ds. meldet: Die Franzosen hielten zwei englische 
Handelsdampfer im Kanal von Formosa an und 
zahmen eine Durchsuchung derselben vor. 
London, 29. Sept. Samstag Abend um 
11 Uhr fand ein Dynamit-Attentat gegen das 
Rathhaus in Salisbury statt. Das Gebäude wurde 
nur unerheblich beschädigt. Der Thäter ist noch 
nicht entdeckt. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 30. Sept. Nach einem 
storrespondenzartikel der „ß3w. Ztg.“ sollen auläß⸗ 
lich des Zweibrücker Pferderennens am Sonntag 
an der hiesigen Stationskasse 55 Fahrbillete 2. Klasse 
und 590 3. Klasse mit 300 Rennkarten verausgabt 
worden sein. 
* Gestern Vormittag fand in der kgl. Latein— 
ichule dahier die Anmeldung der neu in die Anstalt 
eintretenden Schüler und darnach die allgemeine 
Inskription statt. Am Nachmittag und während 
des heutigen Tages wurden die Aufnahms⸗ und 
Nachprüfungen abgehalten. — Für die protestan⸗ 
tischen Volksschulen hier gehen die Ferien mit dem 
heutigen zu Ende und beginnt der Winterschul⸗ 
Unterricht in denselben morgen. 
*Bei Gelegenheit der diesjährigen Herbst— 
sontrol⸗Versammlungen treten diejenigen 
Mannschaften des Jahrgangs 1872, welche in der 
Zeit vom 1. Aprih bis 80. Sept. eingetreten sind, 
owie die vierjährig Freiwilligen der Kavallerie des 
Jahrganges 1873, welche in der Zeit vom J. 
Aprit bis 30. Sept. in den aktiven Militärdienst 
jsetreten sind, zum Landsturm über 
— Bei der am 1. Oktober in Speyer 
beginnenden theologischen Aufnahme— 
Prüfung werden sich diesmal nicht weniger als 
8 protestantische Kandidaten betheiligen, darunter 
nuch einer aus der jenseitigen reformirten Kirche, 
Es ist dieser Zugang eine sehr erfreuliche Etscheinung, 
da der Kandidatenmangel noch immer recht fühlbar 
stt und es in den letzten Jahren sehr an jungem 
NRachwuchs gefehlt hat. Um die erledigten prote— 
tantischen Pfarrcien besetzen zu können, mußte die 
heologische Anstellungsprüfung früher als üblich ist 
ibgehalten werden. Dadurch kam es, daß jugge 
Männer eine Anstellung, im Pfarramt fanden, 
nachdem sie erst vor 22 Jahren die Universität 
»erlassen hatten. Diese günstigen Aussichten be— 
timmten denn Manchen, sich in neuerer Zeit dem 
tudium der Theoiogie zuzuwenden. 
*— In Oberwürzbach gerieth vor einigen 
Tagen einem fünfjährigen Kinde eine Bohne in die 
zuftröhre. Um dasselbe vor dem Erstickungstode zu 
etten und die Bohne zu entfernen, mußte ärztlicher— 
»its eine Operation vorgenommen werden. Der 
Korfall beweist wieder, welch' gefährliches Spielzeug 
BHohnen für Kinder sind und enthält darum für die 
Fltern die ernstliche Mahnung, ihre Kinder ja nicht 
mit Bohnen spielen zu lassen. 
[*]J Schnappbach, 29. Sept. Zwischen 
jier und St. Ingbert auf sechseichener Feld steht 
ein Kartoffelacker in voller Bluthe, was für diese 
Zeit gewiß eine große Seltenheit ist. — Heute 
wurde in dem nahen Altenwald ein Mann beerdigt, 
der am verflossenen Freitage im Walde dadurch 
»erunglückte, daß er durch allzuschweres Heben beim 
Laden von Holz sich einen Leibschaden zuzog und 
war so, daß die Gedärme zum Vorscheine kamen, 
ind er noch in der folgenden Nacht infolge dessen 
terben mußte. 
— Zweibrücken, 29. Sept. Am Sams— 
ag wurde die Musternng der um Preise konkur— 
rirenden Pferde und gestern Vormittag in Anwesen- 
seit Sr. Kgl. Hoheit des Herzogs Max Emanuel 
n Bayern, des k. Regierungsrathes Herrn Späth 
ils Vertreter der k. Kreisregierung, sowie der 
Musterungskommission die feierliche Preisevertheilung 
m Hofe des k. Landgestüts vorgenommen. Die 
Aushändigung der Preise geschah durch Se. Kgl. 
doheit. Die Musterungskommission bestand aus 
»en HH. Adam, kzl. Gestütsdirettor, Dr. Eugen 
Zuhi, Gutsbesitzer in Deidesheim, Heinrich 
draemer, Hüttenwerksbesitzer in St. Ingbert, 
Dr. L. Groß, Bürgermeister in Lambsheim, Otto 
Freudenberg, Gutsbesitzer in Zweibrücken, Karl Hu⸗ 
zer, Posthalter in Kaiserslautern, Heinrich Pleitner, 
Bezirksthierarzt in Zweibrücken. Zur Konkurrenz 
vurden vorgeführt: 60 492 jährige Stuten, 14 Stuten 
nit Saugfohlen, 66 Stutfohlen und 14 Hengstfohlen, 
in Summa 114, gegen 111 im Vorjahre. Bei 
der am Samstag Nachmittag vorgenommenen Ver— 
steigerung von 6 Gestütspferden wurden 3400 Mk. 
»rlöst. — Das Pferde-Rennen nahm gestern 
zei prachtvollem Wetter den schönsten Verlauf. Viele 
Tausende wohnten dem interessanten Schauspiel 
»ei. Die Preise wurden ausgehändigt von Sr. 
ꝛgl. Hoheit Herzog Max Emanuel in Bayhern, 
velcher vom Pavillon aus sich das Rennen ansah 
ind bis zum Schlusse blieb. Ferner erfreute uns 
nit seiner Gegenwart der allverehrte Herr Regie— 
ungspräsident v. Braun Erz., und als weiterer 
Lertreter der k. Kreisregierung war Hr. Regierungs— 
rath Späth anwesend. Das Resultat ist fol—⸗ 
gendes: 1. Preis der Pfalz, 400 Mark, 
Flachrennen für 4jährige in der Pfalz gezogene 
Zferde, im Besitze von Pfälzer Züchtern oder Land 
dirthen. Sieger ist Jakob Kuhn von Impflingen. 
Die anderen Preise wurden nicht abgegeben, weil 
eitens der betreffenden Reiter Fehler vorkamen 
l. Eröffnungsrennen. Preis 500 Mark 
herren-Reiten. Flachrennen für Pferde aller 
Länder, welche noch kein Rennen im Werth von 
500 Mark und darüber gewonnen haben. Es 
iegten Lieut. Graf Lehndorff's „Barfüßlerin“, dann 
olgte Rittm. Leistner's brauner Wallach „Ajax“, und 
hierauf Lieut. v. Glasenapp's braune StuteMyrthe“. 
III. Preis des Pferdezuchtvereins der 
Pfalz. 400 Mark. Trabreiten für 4., 5. und 
zjährige in der Pfalz gezogene Hengste oder Stuten, 
m Besitze von Pfalzer Züchtern oder Landwirthen. 
Die Pferde müssen bei irgend einer Gelegenheit in 
der Pfalz prämiirt worden sein oder am Morgen 
des Renntages durch eine Kommission als zucht⸗ 
auglich anerkannt werden. Resultat: 1. J. Ad. 
eher-Kindenheim: 2. Jakob KHolter-Wallhalben; 
3. Heene Adam⸗-Haßloch; 4. Kuhn Jakob l.Impf 
lingen. Betheiligung 8 Pferde. 19. Offizer 
dürdenrennen. Preis 600 Mark. Geritten 
yon aktiven Offizieren der deutschen Armee. Sieger 
Lieut. Lang's (28. Drag.) brauner Wallach, Lohes. 
bouraugh“. Lieut. Kraemers br. W. „Pommerauia 
wurde leider im leßten Augenblick vor Beginn des 
Rennens konkurrenzunfähig, indem er zu lahmen 
anfing. V. Jagdreiten. (Fuchs in Sicht, 
Preis im Werthe von 500 Mark. Geritten do— 
Offizieren der bayerischen Armee in Uniform 
Erster: Premierlieut. Hanfstäͤngl von Saargemünd 
VI. Preis der Pfalz, 400 Mark. Fuͤd— 
rennen für 4., 5. und G6jährige in der Pfalz —* 
zogene Pferde, im Besitze von Pfälzer Züchtern oder 
Landwirthen. Resultat: 1. Jatkob Lang · Nünsch. 
weiler; 2. Heene Adam-Haßloch; 8. Nafziger P. 
Eichelscheiderhoff. VlI. Jagdrennen. Preis 
1000 Mark, nämlich 500 Mark dem 1., 300 Mt 
dem 2.,200 Mark dem 3. und dem 4. Pferde die 
Finsätze. Resultat: 1. Lieut. Graf Lehndorff's 
Rosendorn“, 2. Lieut. Liman's Fuchs-Wallach 
„Nessus 11*, 8. Rittm. von Mechow's (lll. R. 7) 
»raune Stute, „Gazelle 11“, 4. Lieut. Gülcher“— 
15. Drag) schwarzbraune Stute „Carmen.“ VIII, 
Ztee ple-chase. Preis der Stadt Zweibrücken. 
2000 Mark. Hercen-Reiten für Pferde aller Länder 
Resultat: 1. Lieut. Zierold's Fuchs-Stute „Prinzeß“. 
2. Premierl. von Chelius braune Stute „Beß“ 
3. Lieut. Freiheren Löw's von und zu Steinfurth 
Fuchs-Wallach „Belfort“. Bei diesen Rennen kamen 
zinige Stürze vor, jedoch ohne nachtheilige Folgen 
iür die Reiter. — Von den Pferden, welche hier 
iefen, nehmen mehrere in der Liste der deutschen 
Renner hervorragende Ptätze ein, und in Süddeutsch 
and ist es, wie versichert wird, nur Baden-Baden, 
tesp. Iffezheim, auf dessen Bahn sich manchmal 
noch edlere und leistungsfähigere Thiere sich zeigen. 
— Pirmasens, 29. Sept. Am Samftag 
Abend nach 8 Uhr brach in der in der Pirminius— 
traße stehenden Scheune des Messerschmieds Hoff— 
mann ein Brand aus, der in kurzer Zeit dieselbe 
sammt ihrem Inhalte bis auf die Umfassungsmauern 
zerstörte. Das Feuer theilte sich auch dem Dach 
des n'benanstehenden Wohnhauses Hoffmanns mit. 
doch gelang es den Bemühungen der Feuerwehr, 
das Wohngebäude zu retten, von welchem nur das 
Dach zerstört wurde. Die Entstehungsursache des 
Feuers ist noch unaufgeklärt. (P. A.) 
— Vom Königsberg, 20. Sept. Heulr 
erhängte sich in dem benachbarten Orte Nerzweiler 
ein 75jähriger Mann. Motiv: unbekannt. Die 
S„chnapsflasche wurde neben ihm gefunden. 
** Ludwigshafen, 28. Sept. Um mehr⸗ 
'achen Aufragen des reisenden Publikums zu be— 
zegnen, diene zur Mittheilung, daß der Winterdiens 
»er pfälzischen wie sämmtlicher deutscher Bahnen 
nit dem 15. Oktober nächsthin beginnt. Das 
pfälzische Kursbuch wird infolge mannigfacher Aen— 
derungen bis zu jenem Termine neu herausgegeben 
verden. und dann zum erstenmale in einer jähr— 
ichen Auflage von 15,000 Exemplaren erscheinen. 
hdinsichtlich der Privatinserate möge auch diesmal 
»arauf aufmerksam gemacht sein, daß diese nur in 
veschränkter Anzahl aufgenommen werden können 
ind dürfte es sich daher empfehlen, solche gegebenen 
Falles in kürzester Zeit der Redaktion des Kurs— 
rnuches überseuden zu wollen. 
Vermischtes. 
F Saarbrücken, 29. Sept. Der Hert 
Staatsminister v. Bötticher traf am Samstag 
Abend in Begleitung des Herrn Oberregierungs 
raths Lohmann und des Herrn Geheimen Kom⸗ 
nerzienraths C. Stumm, um 7 Uhr 10 Min. von 
Dillingen kommend, auf hiesigem Bahnhofe ein 
sNach herzlicher Begrüßung der zum Empfang er—⸗ 
chienenen Bürgermeister unseret beiden Städte und 
)es Herrn Landraths Frehr. v. Richthofen, bracht 
der Extrazug die hohen Reisenden nach Brebach 
von wo aus ein nach Hunderten zählender Fackel⸗ 
zug dieselben nach Schloß Halberg begleitete. 
Morgens wurde dem Herrn Minister von dem 
Brebacher Gesangverein ein Ständchen gebracht und 
ein Arbeiter hiele eine Ansprache, welche freundlichf 
erwidert wurde. Der Herr Minister wohnte dann 
dem Gottesdienst in der Stumm'schen Kirche bei 
und unternahm Nachmittags 1 Uhr einen Ausflug 
zur Besichtigung des Spicherer Schlachtfeldes. — 
Ueber die ferneten Dispositionen für die Anwesen 
heit des Herrn Ministers hört die „Saarbr. 319. 
Zaß Se, Exrcellenz heute ftüh zur Besichtiaung des