Full text: St. Ingberter Anzeiger

Stumm'schen Eisenwerkes nach Neunkirchen gereist 
ind. Die Rückkehr mittelst Extrazuges via Fisch— 
vachbahn erfolgt wahrscheinlich um 8 Uhr. Der 
Ferr Minister wird dann die Heckel'sche Drahtseil⸗ 
jhrik besichtigen und Abends auf dem Halberg 
in. Dienstag Vormittag endlich wird der Herr 
sinister nach Louisenthal sich begeben, um dort 
ije Wagner'sche Glashütte und später in Burbach 
zie dortige Eisenhütte zu besichtigen. Der Nach- 
aittag ist einem Ausflug ins Sulzbachthal und 
er Inspizirung dortiger industrieller Etablissements 
ewidmet. 
Neunkirchen, 27. Sept. Am nächsten 
ponnerstag wird die „SchlagwetterKommission“ 
er Grube König eine Visite abstatten, um die 
aselbst im Laufe dieses Sommers unternommenen 
zersuche mit schlagenden Wettern in Augenschein 
jehmen; neben anderen wird der Geh. Ober-Berg— 
aty Herr Freund aus Berlin dieser Besichtigung 
noohnen. (S.s u. Bl.3.) 
Neues auf dem Gebiete des Versicherungs— 
Ins planten die Turnvereine des Gaues 
tcheinhessen. Auf der Tagesordnung ihrer letzten 
zersammlung Mainz stand u. a. das Thema: 
Unfallversicherung für beim Turnen verunglückte 
furner.“ Der Gauvertreter legte hierzu einen von 
)em Gauausschuß verfaßten Statutenentwurf vor. 
die Versammtiung nahm den Entwurf vorläufig 
zuf die Dauer eines Jahres an. 
Metz, 24. Sept. Ein gefährliches Ren— 
rontre hatte der am 2. d. Vormittags gegen *210 
ühr in Remilly eintreffende Personenzug. Dicht 
or genanutem Orte hatte ein Stier auf dem Ge— 
eise Posto gefaßt und erwartete trotz aller Prügel, 
welche der Hüter auf sein Haupt regnen ließ, hart— 
zäckig die heranbrausende Lokomotive. Zum Glück 
var der Führer derselben der Vernünftigere, da 
ꝛs ihm gelang, den Zug vor dem wie eine Mauer 
zastehenden Ochsen zum Halten zu bringen. Vom 
Ztandpunkte dieses Ochsen aus muß man jedenfalls 
wnehmen, daß der Lokomotive das Wagniß, seine 
Wenigkeit anzurempeln, hätte gefährlich werden 
tönnen, jedenfalls wäre eine von Beiden auf dem 
Blatze geblieben. 
Heidelberg, 27. Sept. Ein schreckiches 
aunglück ereignete sich hier gestern Abend haib 6 
Uhr in der Ziegelgasse. Es spielten einige Kinder 
in einer Futterschneidmaschine, resp. wollten Futter 
schneiden. Der öjährige Knabe Namens Keil brachte 
einen rechten Arm so unglücklich in die Maschine, 
»aß ihm die rechte Hand am Handgelenk total ab⸗ 
— VV 
sroß, die Mutter lief halb rasend herum, schrie 
und weinte, als sie die Hand ihres Kindes vor der 
Maschine liegen sah. Der Knabe wurde sofort nach 
dem akademischen Krankenhause überführt. 
Der Raubmord in Mittenwald, 
beichen der Geigenmacher Anton Hornsteiner, vulgo 
hebammentoni, an seinem Freund dem Instrumenten— 
macher Christoph Wörle von Mittenwald, ausübte, 
tellt sich nach den bisherigen Erhebungen als eine 
ihnliche Greueltat heraus, wie sie der später hinge— 
ichtete Mörder Ziegelgänsberger an seinem Freund 
eging. Hornsteiner gesellte sich nämlich beim 
dachhauseweg zu seinem Freund, welchen er aus— 
orschte, wie viel er aus der verkauften Kuh erlöste 
ind als er erfuhr, daß derselbe den Erlös mit 
86 M. bei sich trage, rannte er ihm meuchlings 
uas Messer in den Unterleib, infolge dessen Wörle 
ofort todt am Platze blieb. Am 24. d. M. hat 
»r Raubmörder den Ort gezeigt, wo er Geld und 
Messer verwahrt hatte; von der Summe von 183 
MNack hat er 23 Mark verbraucht. Hornsteiner ist 
AJahre alt und der uneheliche Sohn eines 
Udbokaten. 
fStylblüthe. Amtlich wird in der Nr. 
447 der „Augsburger Abendzeitung“ bekannt ge⸗ 
Racht: „Die durch Beförderung des Präparanden⸗ 
bhrers Adolf Breuner zum Hauptlebrer an der 
Lrüparandenschule Deggendorf erledigte Stelle eines 
srtparandenlehrers an der Präaparandenschule in 
sreising wurde dem Präparandenlehrer an der 
hräparandenschule zu Oberdorf, Hieron. Neumann, 
einer Versetzungsbitte entsprechend übertragen.“ Bei 
ichtiger Alhemeintheilung geht's! 
kGroße Buchdruckerei in Konstantin⸗ 
Pel. Osman Bey, der erste Kammerherr des 
Sultans interessirt sich für Alles, was Forsschritt 
J auf das Lebhafteste, protegirt Kunst und In— 
trie und bethätigt füt Alles, waz das Land zu 
eben imstande ist, die größte Theilnahme. Er 
equügt sich jedoch nicht, Leute, die er für fähig 
erkennt, dem Lande auf industriellem Gebiete nütz⸗ machen und sich die nöthige Ruhe zu weiterem 
ich zu sein, zu ermuntern und seiner Protektion künstlerischen Schaffen gönnen, als er rechts neben 
heilhaftig werden zu lassen, sondern bringt selbst sich ein herrliches Sujet sieht. Ein kräfliger Büffel 
ie größten Opfer, und er steht jetzt an der Spitze liegt an einem Baumstamme in majestätischer Ruhe 
einer der größten industriellen Unternehmungen in dahingelagert und läßt sich von dem leichten Winde 
)er Türkei. Es ist dies eine Buchdruckerei, ange- hefächeln. Dazu im Hintergrund rechts etwas Busch— 
egt in sehr großem Style, ganz nach dem Vorbilde verk, links die weite Flur mit der untergehenden 
der neuesten und besten Unternehmungen-dieser Sonne; wie gefunden! Der Künstter richtet sofort 
Art in Europa, diese wo möglich übertreffend. einen Apparat und schiebt die Negatioplatte ein. 
Die neuesten Maschinen, 200 bis 8300 Arbeiter, Da hört er einige Schritt von sich entfernt eiwas 
an deren Spitze vorzügliche Kräfte aus Oesterreich rascheln, er blickt hin und ihm erstarrt das Blut 
und Deutschland stehen, ein großangelegtes photo- n den Adern. Dauiedergeduckt zum Sprunge, die 
zraphisches Institut, eine Buchbinderei, Schrifte unkelnden Augen mordgierig rollend, liegt ein ge— 
zießerei u. s. w., sowie eine Organisation, die über valtiger Tiger. Der Photograph denkt: Gilt es 
alles Lob erhaben ist, dies Alles unter der intelli- nir, oder gilt es dir (nämlich dem Buffel), besitzt 
jenten Leitung des Sohnes Sr. Ercellenz, Gewdah iber noch Geistesgegenwart gebug, ganz still zu 
Bey, bildet ein Musterunternehmenn, das nicht nur tehen. Da springt der Tiger mit furchtbharem 
seeignet ist, die Anerkennung des Landes, sondern Satze auf den ruhenden Stier zu, packt ihn im 
zer ganzen intelligenten Welt in vollstem Maße zu Kacken. Dieses herrlichste aller Sujets hringt den 
neanspruchen. Züustler wieder zu sich; er öffnet den Deckel des 
F (Auch ein Reiseabenteuer.) Auf Ubpparats, eine Sekunde oder einen Bruchtheil der— 
einem Dampfschiff hatten sie ihn kennen gelernt, elben, er schließt ihn wieder. — Der Tiger schleppt 
als sie von Swinemünde aus eine Vartie nach eine Beute ins Dickicht und Mr. Jones kann sich 
Rügen unternahmen. Mit galanter Liebenswürdig; ähneklapperud entfernen. Im sichern Heim ange— 
keit hatte er die beiden Töchter des Professors angt, prüft er das Ergebuiß seiner photographischen 
während der ganzen Fahrt unterhalten, ja, als die Bewandtheit, und siehe da“ das Bild war brillant 
üngste eiger Anwandlung von Seekrankheit zu er- jJelungen, nur die Füße des Stiers, die so plötzlich 
iegen drohte, war er unablässig bemüht gewesen, zusammenzuckten, haben etwas gelitien. Mr. Jones 
das drohende Geschick von der Aermsten abzuwen- hat nun einige hundert Abzüge von dem herrlichen 
)en, und glücklich war es ihm auch gelungen. Er Jagdstück gemacht und verkauft sie an Sportfreunde 
jatte sich dem Professor als Regierungshaumeister und andere Gentlemen zu hübschen Preisen; denn 
5. aus Berlin vorgestellt; wie herrlich traf es sich, entgehen läßt sich so leicht Niemand ein so wahr— 
daß er fast ganz in derselben Gegend wohnte, wie haft naturgetreues Konterfei, an welchem man den 
unser Herr Professor. Die Töchter ruhten nicht riesigen Königstiger erst in seiner ganzen Kraft 
»her, als bis Papa in aller Form den „reizenden und Mordltust bewundern kann. Man sieht, ein 
Besellschafter“ zum ersten Theeabend in dieser Saison richtiger Photograph versteht auch die fürchterlichsten 
eingeladen hatte, was derselbe, wenn auch zögernd, Augendlicke seines Lebens künstlerisch und geschäftiich 
innahm. Wie schade, daß er sie nicht weiter auf zu verwerthen. Uezrigens ist die Geschichte nich— 
der Reise begleiten konnte, da ihn dringende Ge- erfunden, sondern Gegenstand eines sehr ausführt 
chäfte noch an demselben Tage weiterzureisen lichen Leitartikels des „Dailty Telegraph“. 
zwangen. Aber in Aurelias, der zjüngeren Herzen, 
var hereits eine innige Zuneigung zu dem inter— 
essanten Reisegefährten erwacht; wie sollte sie ihm 
diese Neigung auf möglichst zarte Weise zu erkennen 
geben? Endlich hatte sie es gefunden. Sie hatte 
in ihrem Besitz ein kleines Täschchen, auf dessen 
Vorderseite ein pfeilschleudernder Amor gemalt war, 
während innen selbst ihre wohlgelungene Photographie 
prangte. Wie wär' es, wenn sie dieses zarte An— 
gjebinde dem Scheidenden verehren würde; müßte er 
nicht den leisen Wink ihres liebenden Herzeus ver— 
stehen? Aber sie wagte es nicht, ihm dieses holde 
Pfand in die Hand zu drücken, leise und unbemerkt 
ieß sie es in die Falten seines Sonnenschirmes 
leiten — dort mußte er es finden! Die Abschieds 
junde nahte heran. Ein Händedruck, Tücherschwenken, 
iin paar zerdrückte Thränen und dahin eilte der 
jeliebte Jüngling, während der Herr Professor mit 
einen Töchtern ein nahegelegenes Hotel aufsuchte. 
der Regierungsbaumeister bildete von nun an das 
ägliche Gespräch der beiden Schönen. Iede glaubte 
ich von demselben besonders bevorzugt und mit 
ehnsüchtiger Freude erwartete man den ersten Sonn⸗ 
ag im September, für welchen derselbe seinen Be— 
uch zugesagt hatte. Endlich nahte der verheißungs— 
osle Tag. Die fünfte Stunde schlug, die Glocke 
vurde gezogen — das mußte er sein. Nun konnten 
ich die beiden Schönen nicht länger halten, in 
eiligem Laufe stürzten sie zur Thür, um den „lieben 
Freund“ selbst zu empfangen. Aber was war das? 
Fin kleiner neunjähriger Knabe stand an der Thür. 
„Papa kann heute leider nicht kommen,“ so lautete 
ein Auftrag, „er ist etwas erkältet, aber hier schickt 
er das kleine Täschchen, was eines von den gnä— 
digen Fräuleins wohl verloren haben muß — —“ 
Tableau! Aurelie war am betr. Theeabend voll⸗ 
tändig unpäßlich, aber auch die ältere nahm sich 
'est vor, sich nie wie wieder mit einem Herrn ein⸗ 
zulassen, der so dicke Handschuhe trägt, daß man 
»en Trauring darunter nicht erkennen kann. 
fF (Ein photographisches Unikum.) 
Fin geschickter englischer Photograph; Mr. Jones, 
vefindet sich seit einiger Zeit auf einer Kunstreise 
durch Indiens malerische Gegenden. Er sucht sehr 
ifrig nach geeigneten Sujets und hat deren auch 
chon eine ganze Menge von interessanter Originalität 
gefunden. Aber eins war ihm doch noch vorbe— 
Jalten und das eine stellt auch alles bisher Dage⸗ 
wesene in den Schatten. Mr. Jones befand sich 
nach langer und mühseliger Wanderung in einer 
etwas sehr oͤden Ebene und zwar am Rande eines 
kleinen Gehölzes. Eben will er eine kleine Pause 
fNeapel, 29. Sept. Vom Samstag Nach— 
mittag 4 Uhr bis Sonntag Nachmittag 4 Uhr sind 
hier 123 Erkrankungen und 64 Todesfälle an der 
Tholera vorgekommen. Gestern wurden alle Wirth— 
schaften militärisch besetzt, um eine Wiederholung 
der Ausschreitungen vom letzten Sonntage zu ver— 
hindern. 
F Genua, 29. Sept. Von Samstag Nachts 
10 Uhr bis gestern Nachmittag 4 Uhr sind hier 
15 Erkrankungen an der Cholera vorgekommen. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Pirmasens David König, 57 
J. a.; ebendaselbst Katharina, 14 J. a., T. v. 
Ludwig Theobald, Schreiner; auf Riedenmühle 
zei Marnseim Ph. A. Baab. 82 J. a. 
Für die Redaktion veraniwortlich: F. X. Demetz. 
Nr. 104 des praktischen Wochenblattes flͤr 
alle Hausfrauen „Fürs Haus“ enthält: 
Hüte Dich! — Mein Luftschloß. — Billiger 
Fruchtwein. — Kindergebete. — Hühnerzucht. — 
Vorschneiden. — Schwarze Figuren auf Holz auf⸗ 
utragen. — Deutsche Lehrerinnen nach Griechen— 
and. — Gang- oder Zimmerläufer aus altem 
Zeuge. — Streichholzschachteln zu verwenden. — 
Muster zu einer gestrickten Estremadura-Bettdecke. 
— Farbige Fenster. — Lederschürzen. — Grude— 
fen. — Streichhölzer. — Saftpressen. — Kohl⸗n⸗ 
imer. — Weiße, durch Feuchtigkeit entstandene 
Flecke aus Möbeln zu entfernen. — Entfernen von 
Lintenflecken. — Rosten eiserner Oefen zu verhüten. 
— Schwarzen Krepp aufzufrischen. — Weiße wol⸗ 
ene Gegenstände zu reinigen. — Messer zu putzen. 
— Eiserne Oefen zu schwärzen. — Oelgemälde 
zu reinigen. — Vermeidung von Beschädigungen 
»er Wandtapeten beim Einschlagen von Näzgeln. — 
Flecke aus Kaschemit zu entfernen. — Tiute längere 
zeit zu erhalten. — Wischeschrank. — Ein vor— 
üglicher Kaffeezusatz. — Pikantes Theebroot. — 
JZilav. — Griesflammerie mit Kirschgenuß. — 
Rezept zu Zwiebackchen. — Quittenkompott. — 
Heschältes Pflaumenmuß. — Westfalische Butter— 
nilchsuppe. — Kalte Sahnenspeise. — Kartoffel⸗ 
mehl zu bereiten. — Einfacher Küchenzettel. — 
Räthsel. — Fernsprecher. — Echo. — Der Markt. 
Anzeigen. — Probenummer gralis in allen Buch⸗ 
handlungen. — Preis vierteljährlich 1 Mark. — 
otariell beglaubigte Auflage 40.000